Wie kann Mission in der Volkskirche praktiziert werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern auf ihrer Tagung vom 3. bis 8. April in München. Vor den 108 Synodalen sprach am 6. April unter anderem Pfarrer Ulrich Parzany aus Kassel. Er kritisierte zunehmende »Tendenzen zur Beliebigkeit« in der gottesdienstlichen Verkündigung.
Wieder einmal trifft Ulrich Parzany den Nagel auf den Kopf:
Als Beispiele nannte er Themen wie die Jungfrauengeburt, das leere Grab nach der Auferstehung Jesu oder das Verständnis der Bibel als Wort Gottes. Viele Pfarrerinnen und Pfarrer versuchten, die Menschen mit niedrigschwelligen Angeboten für die christliche Botschaft zu gewinnen. Doch verschwiegen sie dafür oft vermeintlich unbequeme biblische Inhalte und versuchten, zu vermeiden, dass sie damit Anstoß erregen. Zwar sei in der Konsumgesellschaft der Kunde König, und das gelte auch für den religiösen Supermarkt. »Aber Gott ist keine Ware«, so Parzany. In Fragen der gottesdienstlichen Liturgie oder des Amtsverständnisses seien Pastoren und Gemeinden hingegen relativ starr. »Umgekehrt sollte es sein: treu im Inhalt und flexibel in den Formen«, betonte Parzany und verwies auf den Apostel Paulus, der sagte: »Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.«
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Ich finde es wirklich gut. Aber ich frage mich, warum Parzany dann nicht das Evangelium bei ProChrist predigt? Es ist leider ein klassisches Bsp. dafür, dass Reden und Handeln (Predigen) nicht übereinstimmen.
@Simon: Also ich habe in den letzten Jahren einige Veranstaltungen besucht oder gesehen und dabei Predigten mit Evangelium gehört.
Liebe Grüße, Ron
Eines sollte doch klar sein: Ulrich Parzany verdient unseren größten Respekt! Nicht nur vor der Bayrischen Synode spricht er aus, was sich (allzu)viele verkneifen. Damit löst er das ein, was Paulus meint, wenn er sagt, er schäme sich des Evangeliums nicht. Er war übrigens einer der ganz wenigen ´evangelikalen´ Repräsentanten, die seinerzeit sowohl das „christival“ (Bremen) verteidigten als auch den „Kongress für Psychotherapie und Seelsorge“, der 2009 in MArburg stattfand und vor allem von Lesben und Schwulen wütend attackiert wurde.
@ Simon: Bei ProChrist hätte er nicht das Evangelium gepredigt? Das ist eine Unterstellung, die man nicht so forsch in die Welt setzen sollte! Und ich finde es überhaupt nicht angebracht einem solchen Bruder und alten Kämpfer für Christus eine Diskrepanz zwischen Reden und Handeln (sic!) vorzuwerfen. Da sollte jeder erst mal bei sich selbst anfangen…
Parzany ist jemand, der in Sachen Evangelium kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht scheut, in Evangelisationsveranstaltungen auch unbequeme biblische Wahrheiten anzusprechen.
Ich frage mich, ob Parzany wirklich das ganze Evangelium verkündigt. Zwar enthalten seine Predigten viele Momente des Evangeliums, aber soweit ich mich an seine Predigten (v.a. auf dem letzten ProChrist) erinnern kann fehlten ihnen die Tiefe der Erkenntnis der Sündhaftigkeit des Menschen. Sobald aber dieser Punkt auch nur unscharf wird, verflacht auch die Gnade, von der man redet!
Ich finde nur noch wenige Prediger, selbst im konservativen Evangelikalismus, die ein klares Verständnis von der Sündennot des Menschen, ja des Christen, haben.
Oder habe ich jemanden übersehen?
Wolfgang Nestvogel hat in seinem Buch „Evangelisation in der Postmoderne“ die Problematiken der postmodernen Evangelisationskonzepte, wie auch von ProChrist eindeutig heraus gearbeitet. Parzany mag im Vergleich zu anderen Vertretern der evangelischen Kirche noch sehr „nah“ am Evangelium sein, negative Tendenzen sind meiner Meinung nach aber offensichtlich.