Der schottisch-amerikanische Philosoph trug wesentlich zur heutigen Wiederentdeckung einer zielgerichteten Ethik bei. DIE TAGESPOST erinnert an seine Leistungen:
MacIntyre, der 1929 in Glasgow geboren wurde und während der Great Depression in England aufwuchs, beschäftigte sich während seines Studiums der klassischen Philologie und Philosophie zunächst mit dem Marxismus und trat für kurze Zeit sogar der Kommunistischen Partei Großbritanniens bei. Seine philosophische Kritik an den Gräueln des Stalinismus und das Studium klassischer Autoren wie Aristoteles und Thomas von Aquin führten ihn jedoch dazu, seine Positionen anzupassen.
Im Jahr 1969 zog es MacIntyre als Hochschullehrer in die USA, wo er sich vom Marxismus distanzierte und begann, für ein aristotelisch-thomistisches Verständnis von Ethik und Politik zu argumentieren. In den 1980er Jahren konvertierte er schließlich zum Katholizismus. Der Lebensweg MacIntyres weist so, gerade in Hinblick auf die prägende Kraft der Philosophie, Parallelen zur Biografie einer anderen großen Philosophin und Konvertitin des 20. Jahrhunderts auf – Edith Stein, deren frühem Denkweg der schottisch-amerikanische Philosoph 2005 ein eigenes Buch gewidmet hat.
Das wohl bekannteste und einflussreichste Werk MacIntyres ist After Virtue (deutsch: Der Verlust der Tugend) aus dem Jahr 1981. Es beginnt mit der Diagnose, dass unser Reden über moralische Fragen – sowohl im Alltag als auch in der Philosophie – heute mit Begriffen operiert, die einem philosophischen Denkrahmen entstammen, der spätestens seit dem Zeitalter der Aufklärung verloren gegangen ist. Das zeige sich daran, so MacIntyre, dass moralische Debatten in den meisten Fällen rational nicht abschließend entschieden werden könnten, da jeder moralische Standpunkt letztendlich auf einer subjektiven Festlegung zu beruhen scheint.
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Der Einfluss MacIntyres reicht jedoch weit über den Bereich der akademischen Philosophie hinaus. Besonders der Gedanke, dass Moral in sozialen Praktiken und Gemeinschaften als Teil konkreter Traditionen gelebt wird, hat in christlichen Kreisen durchaus Widerhall gefunden. So ruft MacIntyre selbst am Schluss von After Virtue dazu auf, Formen von Gemeinschaft zu schaffen, in denen heute ein Verständnis moralischer und intellektueller Tugenden kultiviert und weitergegeben werden könne.
Die Bedeutung Alasdair MacIntyres wird übrigend von Carl Trueman in dem Buch Der Siegeszug des modernen Selbst herausgearbeitet.
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