Alles falsch

Jan Wiele warnt in den Artiel „Alles falsch“ vor zu viel Grundvertrauen in die Leistungen von KI (FAZ vom 19.05.25, Nr. 114, S. 9):

Die sogenannte Intelligenz, die einige Menschen bewusst noch immer nicht als solche bezeichnen wollen, kann, das muss man zugeben, aus dem Material, mit dem sie „trainiert“ wird, ganz Erstaunliches neu zusammensetzen: Gedichte, die nach Rilke klingen, Songs in bestimmten Genres oder mit bekannten Stimmen, die täuschend echt klingen, maßgeschneiderte Bewerbungsanschreiben und sogar Sachbücher. Freilich alles ohne Rücksicht auf geistiges Eigentum und ohne Gewähr auf Richtigkeit. 

Aber man muss gar nicht die weitreichenden Fragen nach einem „Bewusstsein“, nach Autonomie der KI und nach ihren Risiken mit Horrorszenarien wie in den „Terminator“-Filmen stellen, um zu sehen, welchen Schaden diese Technik schon jetzt im Alltag anrichtet. Ob damit die Urheberrechtsverletzungen gemeint sind, die KI serienmäßig millionenfach begeht? Oder Menschen, deren Ansehen durch Deepfakes zerstört wird? Analysten, Programmierer, Designer und Übersetzer, deren Arbeit die KI ersetzt, vielleicht doch nicht immer zu deren Freude, obwohl dies ständig gepriesen wird?

Nein, gemeint ist eine neue, bestürzende Unzuverlässigkeit. Es ist ein entscheidender Schritt, dass die größte Suchmaschine unserer Zeit, vielleicht der Inbegriff von Suchmaschine, nämlich Google, auch in Deutschland seit einigen Wochen bei Fragen an sie zuoberst eine „Übersicht mit KI“ ausspuckt. Also keinen Link zu einer Quelle, sondern einen automatisch von der KI „Gemini“ generierten Text. Der erweckt den Anschein, er stamme aus einem Lexikon, darunter steht allerdings ein Warnhinweis: „KI ist experimentell.“ Das ist Deutsch und bedeutet so viel wie: Glaube bloß nicht, was du hier liest, es kann auch totaler Quatsch sein. Ist es in vielen Fällen auch, wie jeder weiß, der eine Zeit lang mit den Softwareprodukten sogenannter „großer Sprachmodelle“ hantiert hat. Sie antworten den größten Mist, ohne rot zu werden.

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11 Kommentare
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FrankS
29 Tage zuvor

Im Bereich der Theologie empfehle ich KI nur dort, wo man selber weiß worum es geht, welche Antworten möglich sind und welche nicht. KI kann eine Zeitersparnis sein, aber sie wird die eigene Recherche, eigenes Gebet und die eigene tiefgehende Beschäftigung mit dem Wort Gottes nicht ersetzen. Denn dabei geht es nicht um das reine Ansammeln und analysieren von Wissen oder die korrekte grammatische Bestimmung vom Grundtext. Es geht um geistliche Entwicklung, die eine KI naturgemäß nicht ersetzen oder „boostern“ kann. Ich nutze KI inzwischen sehr viel. Man muss sie trainieren, damit nicht so viel Unsinn oder oberflächliches Gewäsch dabei herauskommt. Das bedeutet, man muss die Ergebnisse überprüfen, die KI auf Fehler hinweisen und sich nicht scheuen, ihr zu widersprechen. Da die KI lernfähig ist, werden die Ergebnisse immer besser. Es ist längst erschreckend, was man an guten Ergebnissen bekommen kann. Ich habe gestandenen Christen und geschulten Theologen bereits Andachten vorgelegt, deren Qualität durch nichts auf eine KI hindeutet und… Weiterlesen »

Matze
28 Tage zuvor

Danke für den Beitrag aber mich beschäftigt nicht nur die Gehleranfälligkeit, sondern dass ohne der KI hinter dem erzeugten Produkt viel eher ein Individuum steht, das sich selbst Gedanken gemacht hat, seine Empfindungen und einen Teil seiner Persönlichkeit mit reingepackt hat. Lieber ein Gedicht mit Schreibfehlern als glattgebügelt mit Gemini. Oder angelehnt an Reinhard Mey “ ein Stück Musik von Hand gemacht“

Jan Malcolm
28 Tage zuvor

Ich habe gestandenen Christen und geschulten Theologen bereits Andachten vorgelegt, deren Qualität durch nichts auf eine KI hindeutet und die inhaltlich völlig einwandfrei sind. Letztendlich dreht es sich immer um Gate-Keeping. Bevor der Buchdruck den biblischen Text einer breiten Masse verfügbar gemacht hat, war er nur Privilegierten zugänglich. Der konnte daraus dem Rest erzählen, was er wollte. Und bevor das Internet Laien die heutigen Recherchemöglichkeiten bot, waren sie nur Privilegierten bestimmter gesellschaftlicher Schichten zugänglich. Und wer nicht wusste, wie man recherchiert, bekam zu allen Zeiten nur völlig ungenügende Ergebnisse. Solche technischen Umbrüche drehen also immer auch um den Verlust von Macht und Einfluss, der sich auf den gegenwärtigen bzw. früheren Stand der Technik bezieht. Heute gelingt die Täuschung per Pseudepigraphie niemanden mehr. Es ist einfach genug zu prüfen, ob der Autor etwas selbst geschrieben hat und ob er überhaupt noch am Leben ist. In der Antike war das nicht so. Für die Arbeit mit Sprachmodellen gibt es aber auch andere… Weiterlesen »

Stephan
27 Tage zuvor

“ … entkommt auch der Laie nun dem Gefängnis des neutestamentlichen Kanons …“

Wow, Gefängnis des neutestamentlichen Kanons. Zumindest Deine Lobhudeleien auf Kirchenväter lassen erkennen, dass Du anscheinend Sekundärliteratur den Vorzug gibst vor Primärliteratur. Ich hätte auch eine Vermutung warum: Du suchst Dir eine menschliche Autorität (Kirchenvater) in der Sekundärliteratur, die genau die Dinge wegredet, bei denen die Primärliteratur für Dich vermeintlich einengend ist. Also Rosinenpickerei.
Nun ist das aber kein Arbeiten nach wissenschaftlichen Standards, dafür sagt es viel über Dein Verhältnis zur Bibel aus.

Jan Malcolm
27 Tage zuvor

Nun ist das aber kein Arbeiten nach wissenschaftlichen Standards Dass die Bibel nur nach wissenschaftlichen Standards gelesen und interpretiert werden dürfe, war 1500 Jahre die Meinung der Gelehrten an den Klostern, wo die Texte gelesen und abgeschrieben wurden. Genau das ist war das Gate-Keeping, dass der Buchdruck und die protestantischen Übersetzungen dann für immer beendet haben. Seitdem stand Laien der biblischen Kanon offen, der Rest der christlichen Tradition aber natürlich nicht. Dementsprechend hilflos wirken heute „KJV-only“ Gruppen. Natürlich arbeiten Laien nicht nach wissenschaftlichen Standards und Sprachmodelle werden es ihnen künftig ermöglichen, genau das nicht tun zu müssen. Natürlich kommt da dann zu 80 % Unfug raus, genauso wie beim Bibellesen durch Laien zu 80 % Unfug rauskommt – das kann man in jedem Bibelkreis live und Farbe beobachten. Das macht aber nichts, weil der Heilige Geist hat da ja auch noch ein Wörtchen mitzureden. Das Heulen und Zähneklappern in den sterbenden Kirchen kann ich aber jetzt schon hören. Denn das… Weiterlesen »

Stephan
27 Tage zuvor

Du verstehst es, hervorragend nicht an zu antworten. Erinnert mich an das Sprachmodell Eliza.

Das Heulen und Zähneklappern in den sterbenden Kirchen kann ich aber jetzt schon hören“
Und was tust Du dagegen? Und damit meine ich nicht primär die Institutionen, sondern es geht um Menschen, die nicht errettet sind.
Mit Deiner Meckerei an allen und allem bist Du zumindest nicht missionarisch unterwegs.

Jan Malcolm
27 Tage zuvor

Und damit meine ich nicht primär die Institutionen, sondern es geht um Menschen, die nicht errettet sind.

Über die kommt gerade das Gericht. Im Haus Gottes geht es damit zuerst los. (1.Petrus 4,17)

Zeit genug zur Umkehr war ja jetzt wohl auch.

Natürlich würde die ältere Generation gern im evangelikalen Dauerverkündungsmodus verbleiben, aber die Botschaft dürften nun wirklich alle Betroffenen gehört haben. Sie ist anscheinend nicht angekommen.

Udo
26 Tage zuvor

@Stephan: Jan Malcolm ist ein Troll, der mit seinen KI-Beiträgen überwiegend destruktiv unterwegs ist. Einfach ignorieren.

Jan Malcolm
26 Tage zuvor

Jan […] mit seinen KI-Beiträgen

Er merkt nicht einmal, dass das ein Kompliment ist.

Ernst
22 Tage zuvor

@Jan

Hast Recht. So einen Schwachsinn verzapft nicht einmal die KI.

Jan Malcolm
22 Tage zuvor

Hast Recht. So einen Schwachsinn verzapft nicht einmal die KI.

„KI“ ist Marketingbegriff und wer ihn unkritisch verwendet, offenbart die völlige Unkenntnis über die Fähigkeiten und Grenzen dieser Technologien.

Allgemein zugängliche große Sprachmodelle werden mit frei zugänglichen Texten aus dem Internet trainiert, auch mit pseudonymen Kommentaren unter theologischen Blogs. Diese finden sich dann auch in den generierten Andachten dieser Chatbots wieder. Das liegt nicht daran, dass die künstliche „Intelligenz“ irgendwas von Theologie versteht, sondern dass sie auch diese Webseiten verarbeitet hat.

Um nützliche Ausgaben zu erhalten trainiert man sie natürlich fachspezifisch mit etwas anderem, z. B. patristischen Texten und erhält dann entsprechende Ergebnisse. Das ist es dann, was unter „richtige Anwendung“ fällt und die Allgemeinheit noch lernen muss.

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