Seit Jahren erleben wir in den öffentlichen Diskursen, dass Kritiker der sexuellen Vielfalt durch Eliten und Medien psychopathologisiert werden. Wer diese bunte Leitkultur ablehnt, wird als homophob oder transphob hingestellt. Hat jemand Rückfragen an die Genderforschung mit ihrer Dekonstruktion der Geschlechter, ist er für eine offene Gesellschaft gefährlich. Wer die Freigabe der Adoption für unverheiratete Partner beanstandet, wird wahrscheinlich demnächst als intolerant hingestellt.
Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat im Bundestag 2019 den Antrag gestellt, die Kultur der sexuellen Vielfalt zu immunisieren. Kritiker sollen aktiv bekämpft werden. Die GRÜNEN fordern deshalb einen bundesweiten Aktionsplan für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Das darf dann jährlich 35 Millionen Euro kosten. In dem Antrag heißt es:
Um eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von LSBTI zu ermöglichen, ist die Stärkung der Zivilgesellschaft in der Auseinandersetzung mit LSBTIFeindlichkeit und Mehrfachdiskriminierung notwendig. Dafür braucht es eine langfristige Strukturförderung für Verbände, die seit Jahren komplett oder zum Teil nur dank des ehrenamtlichen Engagements ihrer Mitglieder funktionieren. Für Selbstorganisationen von LSBTI sind zudem Fördermittel zum Strukturaufbau und für Empowerment-Strategien zur Verfügung zu stellen. Die Medien stehen in besonderer Verantwortung, LSBTI-Diskriminierung aktiv entgegenzuwirken. Die Gesellschaft sollte dabei in ihrer Vielfalt abgebildet sein, sowohl in den Redaktionen als auch bei der Besetzung von Aufsichtsgremien. Die Bekämpfung von LSBTI-Feindlichkeit ist Teil der meisten Programmgrundsätze und muss weiter mit Leben gefüllt werden.
Ich befürchte, dass auch für Kritiker der Pornographie bald eine passende Zuschreibung gefunden wird. Wie wäre es mit „pornophob“? Die Botschaft lautet: Das Problem ist nicht die Pornographie. Das Problem ist eine Gesellschaft, die ein Problem mit der Pornographie hat.
Es gibt an einigen Universitäten und in avantgardistischen Zirkeln bereits erste Veranstaltungen, in denen für eine gesellschaftliche Akzeptanz und Förderung von Pornographie geworben wird. Die Pornoregisseurin Paulita Pappel erklärte kürzlich in so einem Forum, warum es einen politischen Auftrag gibt, Pornos unters Volk zu bringen:
Pornos sind für mich eine politische Sache, weil in den meisten Gesellschaften Sex ein Tabuthema ist. Als ich anfing Pornos zu drehen, habe ich das nicht für das Geld gemacht, sondern rein für die Botschaft. Also für die Idee, andere Körper, andere Sexualitäten darzustellen, als die, die man sonst sieht. Anfangs dachte ich noch, nur das sind dann auch gute Pornos, aber davon habe ich mich entfernt … Die Einteilung in Gut und Böse ergibt für mich keinen Sinn mehr. Das Problem der Pornografie ist doch, dass in der Gesellschaft nicht offen über Sex geredet wird und nicht die Pornografie selbst. Wenn es um Sexualität geht, ist das Schlimmste, was man verbreiten kann, Schuldgefühle. Die schaden uns mehr als irgendein superbrutaler Porno.
An dem Gespräch der ICONIST-Veranstaltungsreihe „Sex Education“ nahm auch der Sexualwissenschaftler Alexander Korte teil. Der sagte übrigens etwas sehr Interessantes:
Gerade für sexuelle Minderheiten könnte Pornografie hilfreich sein für die Selbstfindung, eine Art virtuelles Probehandeln. Homosexuelle Jugendliche, und zwar sowohl Mädchen als auch Jungs, konsumieren nachweislich mehr Pornografie.
Mann kann ja die Korrelation auch anders deuten als Herr Korte.
Also, wer nicht damit überrascht werden möchte, dass seine Kinder in den Schulen staatlich subventionierte Pornofilme konsumieren, um eine Erweiterung ihres Lustrepertoires zu stimulieren, der sollte jetzt nicht still abwarten, sondern sich einmischen. Die sexuelle Verwahrlosung hat Gründe!
Hier das Interview mit Paulita Pappel und Alexander Korte: www.welt.de.