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Die beunruhigende Nähe Jugerndlicher zum Chatbot

Jugendliche vertrauen ChatGPT nahezu blind, was zu allerlei Problemen. Sandra Kegel schreibt dazu:

KI-Modelle wie ChatGPT oder Character.AI kann man auch als Speichellecker bezeichnen. Weil sie so programmiert sind, dass sie ihre Nutzer nicht etwa hinterfragen, sondern ihnen genau das sagen, was diese hören wollen. Das bleibt nicht folgenlos. So stand 2023 ein Engländer vor Gericht, der Elizabeth II. in Schloss Windsor ermorden wollte. Laut Staatsanwaltschaft wurde er von einer KI namens „Sarai“ dazu angestiftet.

Im selben Jahr nahm sich ein Belgier das Leben, nachdem er mit einem Chatbot namens „Eliza“ wochenlang korrespondiert hatte. Die Chatprotokolle wurden von der Witwe veröffentlicht. Demnach befeuerte der Bot die Ängste des Mannes und bot an, zusammen mit ihm zu sterben. Im Oktober vergangenen Jahres verklagte eine Mutter in Florida Character.AI wegen Totschlags. Sie behauptet, der Algorithmus habe ihren vierzehnjährigen Sohn in eine derart missbräuchliche Beziehung verstrickt, dass dies seinen Suizid ausgelöst habe.

Vor diesem Hintergrund ist eine Studie bemerkenswert, die sich mit dem blinden Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in KI-Modelle wie ChatGPT beschäftigt. Der Algorithmus „erklärt“ Dreizehnjährigen auf Anfrage demnach nicht nur, wie sie sich betrinken und high werden können, sondern gibt auch Anleitungen, wie man Essstörungen verbergen kann, und verfasst auf Wunsch „Abschiedsbriefe“, die ein suizidgefährdeter Jugendlicher seinen Eltern hinterlassen möchte.

Inzwischen nutzen 800 Millionen Menschen allein ChatGPT, gut zehn Prozent der Weltbevölkerung. In Deutschland sind es knapp zwei Drittel aller Kinder und Jugendlichen. Zwar ist es das Privileg der Jugend, sich neuesten Entwicklungen weniger misstrauisch zuzuwenden als Ältere, schon allein, weil sie mit Technologie aufgewachsen sind. Die mangelnde Distanz führt jedoch zu einer riskanten Nähe und beunruhigenden Vertrautheit, die Kinder und Jugendliche heute wie selbstverständlich sagen lässt, sie hätten sich mit ChatGPT „unterhalten“.

Mehr: www.faz.net.

Alles falsch

Jan Wiele warnt in den Artiel „Alles falsch“ vor zu viel Grundvertrauen in die Leistungen von KI (FAZ vom 19.05.25, Nr. 114, S. 9):

Die sogenannte Intelligenz, die einige Menschen bewusst noch immer nicht als solche bezeichnen wollen, kann, das muss man zugeben, aus dem Material, mit dem sie „trainiert“ wird, ganz Erstaunliches neu zusammensetzen: Gedichte, die nach Rilke klingen, Songs in bestimmten Genres oder mit bekannten Stimmen, die täuschend echt klingen, maßgeschneiderte Bewerbungsanschreiben und sogar Sachbücher. Freilich alles ohne Rücksicht auf geistiges Eigentum und ohne Gewähr auf Richtigkeit. 

Aber man muss gar nicht die weitreichenden Fragen nach einem „Bewusstsein“, nach Autonomie der KI und nach ihren Risiken mit Horrorszenarien wie in den „Terminator“-Filmen stellen, um zu sehen, welchen Schaden diese Technik schon jetzt im Alltag anrichtet. Ob damit die Urheberrechtsverletzungen gemeint sind, die KI serienmäßig millionenfach begeht? Oder Menschen, deren Ansehen durch Deepfakes zerstört wird? Analysten, Programmierer, Designer und Übersetzer, deren Arbeit die KI ersetzt, vielleicht doch nicht immer zu deren Freude, obwohl dies ständig gepriesen wird?

Nein, gemeint ist eine neue, bestürzende Unzuverlässigkeit. Es ist ein entscheidender Schritt, dass die größte Suchmaschine unserer Zeit, vielleicht der Inbegriff von Suchmaschine, nämlich Google, auch in Deutschland seit einigen Wochen bei Fragen an sie zuoberst eine „Übersicht mit KI“ ausspuckt. Also keinen Link zu einer Quelle, sondern einen automatisch von der KI „Gemini“ generierten Text. Der erweckt den Anschein, er stamme aus einem Lexikon, darunter steht allerdings ein Warnhinweis: „KI ist experimentell.“ Das ist Deutsch und bedeutet so viel wie: Glaube bloß nicht, was du hier liest, es kann auch totaler Quatsch sein. Ist es in vielen Fällen auch, wie jeder weiß, der eine Zeit lang mit den Softwareprodukten sogenannter „großer Sprachmodelle“ hantiert hat. Sie antworten den größten Mist, ohne rot zu werden.

KI ist von vorn bis hinten Politik

ChatGPT ist nicht vom Himmel gefallen. Kate Crawford erforscht seit zwei Jahrzehnten die materiellen und politischen Fundamente großer Datensysteme und erklärte kürzlich in einem Interview, dass die KI-System gar nicht weltanschaulich neutral sein können. Ich denke, dieser Punkt wird bisher in der Diskussion leider vernachlässigt. 

Sie sagt:

In den Jahren, in denen ich diese Systeme erforscht habe, ist mir wirklich klar geworden, dass KI von vorn bis hinten Politik ist. Wenn man ein KI-System trainiert, kommt man nicht umhin, dass man es auch mit einer Weltanschauung trainiert. Die Entscheidungen, die Sie als Ingenieur darüber treffen, welche Datensätze Sie verwenden, welche Sprachen und welche Kulturen vertreten sind, werden die Art der Fähigkeiten Ihres KI-Modells grundlegend verändern, und es wird die Texte und Bilder verändern, die es produziert. Sie legen die Parameter einer Weltanschauung fest, und das ist eine politische Entscheidung. Es gibt kein perfektes, neutrales System, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Das bedeutet, dass wir uns große Sorgen darüber machen müssen, dass die Konzentration in der KI-Industrie so groß ist. Es gibt wirklich nur eine Handvoll Unternehmen, die KI im globalen Maßstab anbieten können und die daher eine enorme Macht haben, darüber zu entscheiden, wie die Welt aussehen wird. 

Mehr: zeitung.faz.net.

Frei erfundene Forschung

Martin Amrein berichtet in der NZZ über den Trend zu KI-Fälschungen in der Wissenschaft. Bis zu fünf Prozent der Fachartikel könnten Textteile oder auch Bilder enthalten, die von künstlicher Intelligenz stammen. Fälschungsjäger können mit den neusten technischen Entwicklungen nicht mehr mithalten.

Zitat: 

Manipulationen in Fachartikeln sind gar nicht so selten. Bei einer anonymen Umfrage in den Niederlanden gaben acht Prozent der Forscherinnen und Forscher zu, schon mindestens einmal Daten gefälscht oder erfunden zu haben. Wollen Wissenschafter Karriere machen, müssen sie Studien veröffentlichen. Um sich um Fördergelder oder neue Stellen zu bewerben, brauchen sie Publikationen für ihren Lebenslauf. Dieser Druck ist mancherorts so gross geworden, dass eine wahre Fälschungsindustrie entstanden ist. So müssen in China auch Spitalärzte, denen es an Zeit oder Kompetenz für Forschung mangelt, immer wieder Artikel in Fachzeitschriften vorweisen. Sogenannte „Paper Mills“ bieten dafür eine einfache Lösung an: Sie verkaufen gefälschte Artikel.

Anfang 2020 stiessen Elisabeth Bik und andere Gleichgesinnte auf Bildfälschungen in Hunderten von Artikeln die alle von einer solchen Publikationsfabrik stammten. Dabei ging es um sogenannte „Western Blots“, die Muster von Proteinen auf einem Trägermedium darstellen. Bildmanipulationen von „Western Blots“ gehören zum Alltag von Bik. In diesem Fall waren für einmal aber nicht die Proteinflecken selbst verdächtig. „Diese hatten die Fälscher mit einer Software gut hinbekommen“, erklärt Bik. „Die Manipulationen waren nur zu entdecken, weil in den Bildern immer der genau gleiche Hintergrund vorkam.“

Mehr: www.nzz.ch.

Aus der Steuer-ID wird allumfassende Personenkennziffer

Ohne gesellschaftlichen Diskurs und trotz massiver datenschutzrechtlicher Bedenken soll die Steuer-ID mit privaten Kontoverbindungsdaten zusammengeführt werden, zum Beispiel, um Klimageld zahlen zu können. Wird uns nicht seit Jahren erzählt, dass die Grundrechte und Grundfreiheiten natürlicher Personen und insbesondere deren Recht auf Schutz personenbezogener Daten enorm wichtig sind?

Der Datenschützer Oliver Stutz schreibt:

Um dies zu ermöglichen, werden die Banken verpflichtet (!), ein Verfahren zu entwickeln, mit dem sie die Kontodaten ihrer Kunden (also die IBAN-Nummer und den Bank-Code BIC) an das Bundes­zentral­amt für Steuern übermitteln. Die bisher ohnehin nur noch sehr lose Zweckbindung wird hierdurch nun völlig aufgehoben: Auf die zur umfassenden Personenkennziffer gewandelte Steuer-ID werden ab 2024 geschätzt mindestens fünfzig Behörden zugreifen können. Bereichsspezifische Nutzung Anno 2007: Ade!

Jeder, dem das (wie mir) mindestens prüfungswürdig erscheint, fragt sich ggf. als Erstes, ob nicht der Bundes­datenschutzbeauftragte, der in solche Verfahren ja einbezogen wird, hierzu Einwände hatte? Prof. Kelber dazu: „Die Bundes­regierung hat mit ihrem Entwurf datenschutzrechtlich nicht den optimalen Weg gewählt.“ Ja, äh, kann man so sagen. Aber… ist das wirklich alles an Kritik? Nicht den optimalen Weg?

Mehr: www.datenschutz-notizen.de.

Die „Twitter Files“

Jahrelang haben Regierungen weltweit beeinflusst, welche Informationen die Bevölkerung zu sehen bekommt und welche nicht. In Deutschland interessiert sich allerdings kaum jemand für die sogenannten „Twitter Files“. Dabei dürfen wir vermuten, dass diese Praxis auch hierzulande zum Einsatz kommt.

Jakob Schirrmacher hat für DIE WELT einige Erkenntnisse zusammengetragen und folgert: 

Transparenz. Die Glaubwürdigkeit verliert sich in der Verschleierung. User, die nicht wissen, ob und warum sie „geblacklistet“ wurden, oder der Ausschluss von Wissenschaftlern aus der Diskussion über global relevante Themen sind durchaus als demokratiegefährdend zu betrachten. Hier sollten aber vor allem auch regierungsnahe Organisationen dafür zur Rechenschaft gezogen werden, eine so stringente Content-Politik einzufordern. Nicht zuletzt hat die Europäische Kommission Elon Musk mit harten Sanktionen gedroht, falls dieser nicht härter gegen „Desinformationen“ im Kontext der Corona-Pandemie vorgeht. Doch wer bestimmt hier eigentlich, was Desinformation ist und was nicht?

Wir sollten hellhörig werden, wenn Big-Tech-Unternehmen auf Druck von Regierungsapparaten ihre Content-Politik anpassen müssen – vor allem, wenn die Grenzen des ethisch Vertretbaren immer weiter ausgereizt werden. 

Mehr (allerdings hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Täglicher Newsletter

Vor einigen Tagen hat mich ein Leser des TheoBlogs darauf hingewiesen, dass seit einiger Zeit keine Beiträge via Feedburner mehr versendet werden. Tatsächlich hat der Feedburner-Dienst von Google den Versand von E-Mails im Sommer eingestellt, sodass jene, die Beiträge auf diese Weise abonniert haben, keine Zusendungen mehr erhalten. Daher an dieser Stelle der Hinweis, dass die Beiträge auch über einen wöchentlichen Newsletter bestellt werden können. Der Newsletter kann in der rechten Seitenspalte abonniert werden.

Zusätzlich zum wöchentlichen Newsletter habe ich noch einen täglichen Newsletter eingerichtet, der quasi als Ersatz für den Feedburner-Dienst gedacht ist. Wer diesen Newsletter abonniert, erhält täglich einen Hinweis auf neue Beiträge (insofern welche veröffentlicht worden sind). Selbstverständlich können auch beide Newsletter abonniert werden.

Wichtig: Für beide Newsletter wurde aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) das sogenannte „Double-Opt-in“-Verfahren aktiviert. Ein Nutzer, der sich mit seiner E-Mail-Adresse in den Verteiler eingetragen hat (Single Opt-in), erhält durch eine anschließende Bestätigungs-E-Mail die Möglichkeit, die Anmeldung zu bestätigen. Die Anmeldung ist erst abgeschlossen, wenn die Anmeldung durch den Link, der über die Bestätigungs-E-Mail versendet wird, bestätigt wurde. In der Abonnentenliste sind etwa 2/3 der Anmeldungen unbestätigt geblieben. Falls sich also jemand darüber wundert, dass er keinen Newsletter erhält, könnte es an der bisher fehlenden Bestätigung liegen. Ich empfehle in so einem Fall die erneute Anmeldung.

Alternativ können die Beiträge und Kommentare nach wie vor über einen RSS-Feed abonniert werden.

Danke für die Geduld!

Logos-10-Weihnachtspaket

Die Firma Faithlife hat für Weihnachten ein Logos-10-Paket geschnürt, welches jedem ernsthaften Bibelleser Freude bereiten wird.

Doch es gibt eine Ausnahme! Wenn Du ein höheres Paket als Logos 10 Einsteiger (Deutsch) besitzt, dann lohnt sich die Investition wahrscheinlich nicht für Dich persönlich. Möglicherweise eignet es sich als ein Geschenk, um erste tiefere Bibelstudien in Logos zu ermöglichen.

Hier mehr Infos: de.logos.com.

Der Bauer/Aland unter der Bibel-Software Logos

In dem Artikel „Why Did John Piper Say He Hardly Needs BDAG?“ beschreibt Mark Ward, weshalb er das Wörterbuch A Greek–English Lexicon of the New Testament and Other Early Christian Literature, 3rd ed. (BDAG) dreimal erworben (Buch, BibleWorks u. Logos) hat und wie John Piper und er selbst es unter der Bibel-Software Logos einsetzen.

Das deutschsprachige Ursprungswerk, den sogenannten Bauer/Aland, gibt es ebenfalls unter der Bibel-Software Logos. Zusammen mit dem The New Treasury of Scripture Knowledge (NTSK) kommt er bei mir auch oft zur Anwendung. Eine feine Sache, auch beim Bibellesen mit dem iPad! Es braucht nur ein paar Klicks, um die Wörterbücher durchstöbern zu können.

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Wie man den Bauer/Aland unter Logos priorisiert, um ihn als Standardwörterbuch zu verwenden, erkläre ich in diesem kurzen Video:

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