IT

Informationstechnologie

Weg war er, der Blog

Ohne Vorwarnung wurden bei dem U.S.-amerikanischem Web-Dienstanbieter Blogetery.com tausende Webblogs abgeschaltet, da auf einigen dort verwalteten Internet-Tagebüchern islamistische Inhalte verbreitet worden sein sollen (ein BBC Bericht hier). Der Informationsdienst von Heise schreibt:

Der Webhoster Burst.net habe ohne Ankündigung und Begründung den zuständigen Server vom Netz genommen, erläuterte der Blogetery-Betreiber in einem Forum. Später habe der Hoster die Begründung nachgeliefert, dass sich Strafverfolger über »Material« beschwert hätten, das innerhalb von Blogetery.com veröffentlicht worden sei. Der Blogetery-Betreiber hat nun das Problem, dass er auf den Server nicht mehr zugreifen kann und auch kein vollständiges Backup der dort vorgehaltenen Daten besitzt.

Das US-Newsmagazin CNet berichtete, die US-Polizeibehörde FBI habe am 9. Juli Burst.net darüber informiert, dass innerhalb von Blogetery.com Verlinkungen zu Inhalten des Terrornetzwerks al-Qaida gefunden worden seien. Darunter habe sich eine Liste von Namen von US-Bürgern befunden, die im Visier von al-Qaida stünden, Botschaften von Osama bin Laden und anderen Führern des Terrornetzwerks sowie Bombenbauanleitungen. Joe Marr, Chief Technology Officer von Burst.net korrigierte laut dem Bericht die Darstellung seiner Kollegen, Blogetery.com sei auf Veranlassung des FBI geschlossen worden. Vielmehr habe Burst.net aus eigenem Antrieb gehandelt. Damit trat Marr auch Spekulationen entgegen, das FBI habe Bestimmungen der US-amerikanischen Antiterror-Gesetze genutzt, um Blogger zum Schweigen zu bringen. Das FBI müsse, um eine Website schließen lassen zu können, den legalen Weg gehen und benötige einen Gerichtsbeschluss.

Hier: www.heise.de.

Wer bin ich, wenn ich online bin

41li7oQqEIL._SL160_.jpgDurch das Internet akzeptieren wir bereitwillig den Verlust von Konzentration und des Fokus bei unseren Denkprozessen, behauptet Nicholas Carr in seinem letzten Buch The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains. Das Internet verändert aber nicht nur unsere Denkkultur, es verändert auch unser Hirn. Neuesten Studien zufolge, so zeigt der Literaturwissenschaftlicher und IT-Experte, bewirkt bereits eine Onlinestunde am Tag erstaunliche neurologische Prägungen in unserem Gehirn.

Ich glaube, dieses Buch zeigt eindrücklich auf, dass die (Internet-)Kultur die Art und Weise, wie wir uns selbst, die Welt (und Gott) sehen, verändert. Leider sind dies nicht nur Veränderungen zum Guten. Zur deutschsprachigen Ausgabe des Buches, die im Herbst 2010 im Blessing Verlag erscheinen soll, heißt es:

Wer das Internet nach Informationen, sozialen Kontakten oder Unterhaltung durchforstet, verwendet, anders als beim Buch- oder Zeitunglesen, einen Großteil seiner geistigen Energie auf die Beherrschung des Mediums selbst. Und macht sich um die Inhalte, buchstäblich, keinen Kopf. Die Folge: Im Internetzeitalter lesen wir oberflächlicher, lernen wir schlechter, erinnern wir uns schwächer denn je. Von den Anpassungsleistungen unseres Gehirns profitieren nicht wir, sondern die Konzerne, die mit Klickzahlen Kasse machen.

In seinem neuen Buch verbindet Carr, zwanzig Jahre nach Entstehung des World Wide Web, seine medienkritische Bilanz mit einer erhellenden Zeitreise durch Philosophie-, Technologie- und Wissenschaftsgeschichte – von Sokrates’ Skepsis gegenüber der Schrift, dem Menschen als Uhrwerk und Nietzsches Schreibmaschine bis zum User als Gegenstand aktueller Debatten und Studien. Und er vermittelt – jenseits von vagem Kulturpessimismus – anhand greifbarer Untersuchungen und Experimente, wie das Internet unser Denken verändert.

Hier gibt es eine lesenswerte Rezension des Buches und ein Kurzvorstellung des Buches durch den Autor:

Die Welt bleibt unberechenbar

Immer mehr Entscheidungen werden von rechnenden Maschinen getroffen. Längst greifen sie auch in unsere Alltagswelt ein. Aber wer von uns weiß schon, was ein Algorithmus ist, wie er funktioniert und vor allem, wo seine Grenzen liegen? Was wir brauchen, ist ein Zeitalter der digitalen Aufklärung.

»Du kannst dein eigenes Gehirn mit deinem eigenen Gehirn erforschen, aber nicht ganz« – so übersetzte Hans Magnus Enzensberger den Gödelschen Unvollständigkeitssatz. Er lautet: »Jedes hinreichend mächtige formale System ist entweder widersprüchlich oder unvollständig.« Jedes interessante System produziert entweder Widersprüche, oder es enthält Aussagen, die sich nicht beweisen lassen. Es muss unentscheidbare logische Aussagen geben, folgerte Alan Turing, der britische Mathematiker, dessen Konzepte von Algorithmus und Berechenbarkeit eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Computers spielten. In bestimmten Fällen kann man nicht vorhersagen, ob ein Programm beendet wird oder in eine Endlosschleife gerät. Es gibt auch keinen allgemeinen Algorithmus, der dies berechnen könnte. Aber die Annahme des interessierten Publikums und der Entscheidungsträger lautet, dass Simulationen Algorithmen zur Basis haben, die berechenbare Probleme beschreiben und entscheidbar sind.

Hier der Artikel von Jürgen Kuri, stellvertretender Chefredakteur des Computermagazins c’t: www.faz.net.

VD: TD

Die gefährdete Internetfreiheit

37 Nationen führen Geheimverhandlungen über neue Grundregeln des Internets. Die Internetrechtlerin Gwen Hinze hat sich in der SZ zum Stand der Diskussion geäussert:

Auf Initiative der Industrienationen verhandlen seit dem Jahr 2008 inzwischen 37 Länder, angeführt von den USA und der EU, über Produktpiraterie. Die Öffentlichkeit hat zwei Jahre lang nichts darüber erfahren, was bei den Treffen passiert. Durch verschiedene undichte Stellen ist aber inzwischen klar: Eigentlich sollte es dabei um Zollkontrollen und Ähnliches gehen – doch längst steht das Urheberrecht im Mittelpunkt, wobei hier die Luxusgüter- und Unterhaltungsindustrie augenscheinlich mächtig Druck auf die Delegationen der Industrienationen macht. Dabei geht es um Forderungen, die für die Internetfreiheit schwere Folgen hätten.

Auch die FAZ warnt vor unkalkulierbaren Risiken einer Überregulierung:

Das Internet ist die zentrale Infrastruktur der Informationsgesellschaft. Bildung, Information, Unterhaltung, aber auch Politik und die öffentliche Verwaltung verlagern sich immer mehr ins Netz. Die Netzneutralität ist bisher ein Garant für wirtschaftliche Entwicklung und Freiheit im Internet gewesen. Die Europäische Union und die schwarz-gelbe Bundesregierung haben sich daher die Wahrung der Netzneutralität auf die Fahnen geschrieben. Sie wären gut beraten, an dieser Position festzuhalten. Die Risiken einer Abkehr vom Prinzip der Netzneutralität wären zu groß.

iPad, Kindle, Google und die Zukunft des Verlagswesens

Ken Auletta eröffnet in ihrem Artikel für den The New Yorker einen Blick hinter die Kulissen:

According to the American Booksellers Association, the number of independent booksellers has declined from 3,250 to 1,400 since 1999; independents now represent just ten per cent of store sales. Chains like Barnes & Noble and Borders account for about thirty per cent of the market, and superstores like Target and Wal-Mart, along with clubs like Costco, account for forty-five per cent, though they typically carry far fewer titles. As a result, publishers, like the Hollywood studios, are under enormous pressure to create more hits—more books like “Twilight”—and fewer quiet domestic novels or worthy books about poverty or trade policy.

Hier der vollständige Artikel: www.newyorker.com.

VD: JT

Zondervan goes to iPad

6a00e54fc7cbdb88340133ec61e9eb970b-450wi.jpgDer amerikanische Verlag Zondervan hat damit begonnen, akademische Literatur für Theologen und Pastoren für das iPad verfügbar zu machen. In einer Mitteilung heißt es:

In the iBookstore, you will see many titles available for purchase, including full-color textbooks like The New Testament in Antiquity and popular reference works like The Inklings of Oxford. In addition, we look forward to seeing Zondervan titles on the iPad through some of our partners‘ apps (like Logos Bible Software and Olive Tree).

Mehr Informationen dazu hier: www.zondervan.com.

Das iPad und die geistliche Transformation

Zum Verkaufsstart des iPad hat der falsche Steve Jobs einen persönlichen Brief im Internet publiziert. Darin heißt es:

The truth is, this is all about spiritual emptiness. That is why you’re standing in line. Except for Scoble, who is an attention whore and just doing it to get attention. The truth is, all over the world, across every culture, there exists a sense of yearning. A kind of malaise. An emptiness. At the risk of sounding like Dr. Seuss: There is a hole in your soul. That is what we’re addressing at Apple. That is the hole we aim to fill. Sadly, as you may have begun to suspect, that hole can never really be filled. The truth is that modernity, the condition of living in our modern world, has inflicted terrible wounds on your inner self. These wounds can never be healed. They can only be treated. At best we provide palliative care. Not a cure. Because, my dear fellow human beings, there is no cure for what ails you. The products we create provide only temporary relief. Their magic eventually wears off. The sense of childlike wonder they impart will, over time, begin to fade. And then you need a new product. Think back to June 29, 2007. Do you remember the rapture? The wonder of iPhone? The magic? Now that is gone, but here we come with another shot of digital Dilaudid. Sleep well, my friends. Sleep deeply and rest, cradled in the arms of my electronic medicine.

Er legt noch eine Schippe drauf: »Hold your iPad. Gaze at it. Pray to it. Let it transform you.«

Ist natürlich alles Quatsch.

VD: JA

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