Apologetik

Mit ungeteiltem Herzen

Ich bin am Samstag in Hamburg beim Christlichen Techniker-Bund (DCTB) und spreche über Apologetik und die gesellschaftliche Verantwortung der Christen. Zum Programm heißt es:

Christen denken in vielen Bereichen anders als Nicht-Christen. Diese Spannung zwischen der „Kultur der Christen“ und der „Kultur der Welt“ berührt das gesamte Leben. Wie antworten wir auf Fragen wie: Kannst Du beweisen, dass Gott existiert? Führen nicht alle Religionen zu Gott? Warum sollten wir der Bibel mehr Vertrauen schenken als anderen bewährten Büchern? Gibt es so etwas wie Gewissheit? Wie verhält sich der Glaube zur Vernunft, wie zur Erfahrung? Mit solchen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich der Vortrag zur christlichen Apologetik, der Verteidigung des Glaubens gegenüber Anfragen und Anklagen Andersdenkender. Christen sind darüber hinaus Wegbereiter mit Verantwortung. Wie können wir als Christen Weltverantwortung übernehmen, ohne dabei Profil und den Verkündigungsdienst aus den Augen zu verlieren?

Die Veranstaltung geht von 10.00 bis ca. 16.30 Uhr. Noch sind Anmeldungen möglich: www.dctb.de.

John Frame: Apologetics

51c4Jct2ATL SX330 BO1 204 203 200John Frames Apologetik Apologetics: A Justifikation of Christian Belief ist 2015 in einen neuen, erweiterten Auflage unter Mitwirkung eines Freundes erschienen. Im Vorwort heißt es:

I am delighted to see this new edition of my book. It is an anniversary celebration; the original book was published in 1994, and this one now appears twenty years later. During that period I have done more writing in apologetics, and I am very thankful to the editor, Joe Torres, for adding that material to this book, with his own editorial notes. Joe has been a good friend and correspondent for maybe ten years, has worked with me as a teaching and research assistant, and who understands my apologetic approach as well as anyone else in the world.

My prayer for this book is that it will motivate believers to take the gospel to the streets, even to the world, without fear. Among Christian apologists there are “not many . . . [who] were wise according to worldly standards” (1 Cor. 1:26), but those worldly standards themselves are foolishness in God’s estimation. So we should expect apologists faithful to the Lord to “destroy arguments and every lofty opinion raised against the knowledge of God, and take every thought captive to obey Christ” (2 Cor. 10:5). May God use this book to help believers to present the gospel with such power.

Ich habe die erste Auflage mehrmals gelesen. Es ist eine (leicht) selbstkritische Einführung in die voraussetzungsbewusste Apologetik, wie sie von Cornelius Van Til entwickelt wurde. Ein hilfreiches Buch, das in die Bibliothek von Leuten gehört, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Hier gibt es die Titelei mit dem Inhaltsverzeichnis und der Einführung: 9781596389380.pdf.

Gott schenk uns Sinn

Francis Schaeffer (Gott ist keine Illusion, 1974, S. 78):

Wenn Gott existiert und wir in seinem Bilde geschaffen sind, dann kann unser Leben einen wirklichen Sinngehalt haben, und wir können durch das, was er uns mitgeteilt hat, wahre Erkenntnis erlangen. Wer das leugnet, dem bleibt nur noch der Mensch und sein begrenzter Selbstausdruck, der Ausdruck des einzelnen Menschen.

Keine Angst vor kritischen Fragen

ScanDie Verteidigung des christlichen Glaubens, in Fachkreisen Apologetik genannt, ist heutzutage wenig beliebt. Manche Theologen, zum Beispiel diejenigen, die in der Tradition der Neo-Orthodoxie stehen, lehnen sie aus Überzeugung ab. Der Glaube braucht ihrer Meinung nach nicht rational verteidigt zu werden. Die Verkündigung des Wortes Gottes reicht: „Von der heiligen Schrift her sind wir weder aufgefordert noch auch nur autorisiert, uns nach einer Bereitschaft Gottes für den Menschen umzusehen, die von der in der Gnade seines Wortes und Geistes verschieden wäre“, schrieb Karl Barth.

Die meisten Christen lehnen die Apologetik freilich nicht ab, weil sie Sören Kierkegaard oder Karl Barth gelesen haben, sonders deshalb, weil ihnen die Verteidigung des Glaubens zu knifflig erscheint. „Warum soll ich mich mit solchen anstrengenden Themen herumschlagen und auch noch glaubenskritische Bücher lesen?“, denken etliche unserer Mitarbeiter in den Gemeinden. Das ist natürlich schade, denn Fassetten der Apologetik gehören in alle Bereiche des Gemeindelebens, etwa zur Kinderarbeit, Predigt oder Seelsorge. Trotzdem kann ich die Zurückhaltung verstehen. Viele apologetische Bücher sind ziemlich dick und delikat, zahlreiche Ressourcen zudem nur in englischer Sprache zugänglich.

Oliver Lutz, Leiter des Schweizer Netzwerks „Züri Oberland“, hat vor einigen Wochen ein Buch veröffentlicht, das die Lücke zwischen den akademischen Abhandlungen und den Bedürfnissen von Jugendleitern oder Hauskreismitarbeitern schließt. Das Buch Keine Angst vor kritischen Fragen: Apologetik ganz praktisch ist als Kleingruppenheft konzipiert. Es greift viele der Fragen auf, mit denen sich Gruppenleiter herumplagen. Aufgegriffen werden etwa „Warum lässt Gott das zu?“, „Ein grausamer Gott im Alten Testament?“, „Ich bin Atheist“, „Führen alle Religionen zum selben Gott?“ oder „Ich bin ein guter Mensch“.

Seite77Konzipiert sind die Lektionen so, dass zunächst in das Thema eingeführt wird. Anschließend werden vertiefende Denkanstöße geliefert und die Leser mit dem Blickwinkel ihrer kritischen Freunde vertraut gemacht. Der zweite Punkt ist belangvoll, da er hilft, uns in die „Denke“ unserer Kritiker hineinzuversetzen. Der biblisch begründeten Erörterung wird trotzdem besonders viel Raum gegeben. Oft werden Bibelstellen angeführt, die zu studieren sind und die die aufgeworfenen Fragen, oder zumindest Aspekte von ihnen, beantworten. Schließlich gibt es Anregungen für das Einüben der Antworten, gelegentlich wird dafür ein Rollenspiel vorgeschlagen.

Experten werden hier und da Feinheiten vermissen oder mit der ein oder anderen Antwort nicht zufrieden sein. Aber das spricht im Grunde für das Buch. Denn es ist nicht für Spezialisten geschrieben, sondern will eine alltagstaugliche Apologetik trainieren. Fallen dem ein oder anderen Leser oder Kleingruppen-Teilnehmer die Antworten zu simpel aus, findet er genug Hinweise auf vertiefende Literatur, die zusätzlich studiert werden kann.

Erfreulich ist, dass der Autor davon ausgeht, dass jeder Mensch von bestimmten Denkvoraussetzungen her argumentiert, es also keinen neutralen Standpunkt gibt, von dem aus Glaubensfragen beantwortet werden. Apologetik zielt genau auf diese Denkvoraussetzungen ab, nimmt also den Standort des Ungläubigen unter die Lupe und prüft ihn an der durch und durch vernünftigen christlichen Offenbarung. Ich hoffe, das Buch stimuliert Gemeinden und Kleingruppen dazu, apologetisch zu denken und damit gegenüber einer immer kritischer werdenden Gesellschaft sprachfähiger zu werden.

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Francis Schaeffer: Relativismus und Evangelikalismus

Francis Schaeffer hat 1974 auf dem Kongress für Weltevangelisation in Lausanne über die Orthodoxie der Lehre und der Praxis gesprochen. Hervorgehoben hat er, wie problematisch es werden kann, wenn Christen die bürgerliche Moral mit dem Moralgesetz Gottes verwechseln. Christen folgen dann nämlich schnell – weil es bequemer ist – der wechselnden Sitte und sind so leicht verführbar. Rückblickend ist zu erkennen, wie genau er damals den wunden Punkt getroffen hat und dass seine Befürchtungen leider in Erfüllung gegangen sind.

Hier Auszüge aus seinen Redebeiträgen:

Sein Hauptvortrag wurde später auch in Schriftform herausgegeben. In dem Buch Wahrheit und Liebe: Was wir von Francis Schaeffer lernen können ist der Text im Anhang zu finden. Hier eine wichtige Stelle (S. 237–239):

Wenn wir aber eine inhaltlich klar umrissene Lehre verkündigen, müssen wir diesen Inhalt auch in die Praxis umsetzen, also die Wahrheit ausleben, an die wir zu glauben behaupten. Wir müssen unseren Kindern und der Welt, die uns beobachtet, zeigen, dass wir die Wahrheit ernst nehmen. In einem relativistischen Zeitalter verhallen Lippenbekenntnisse zur Wahrheit ungehört, wenn wir nicht sichtbar und ohne Furcht vor möglichen Konsequenzen diese Wahrheit praktizieren. Als Christen behaupten wir zu glauben, dass Wahrheit existiert. Wir erklären, die Bibel vermittle uns diese Wahrheit in logischer, sprachlicher Form, die wir anderen Menschen weitergeben können. Genau diesen Anspruch erhebt das Evangelium, und dieser Aussage schließen wir uns an. Damit stehen wir aber im Widerspruch zu einer relativistischen Zeit. Können wir dann auch nur einen Augenblick annehmen, wir seien glaubwürdig, wenn wir angeblich an die Wahrheit glauben und doch die Wahrheit in religiösen Dingen nicht praktizieren? Wenn wir hier versagen, können wir nicht erwarten, dass uns die kritischen jungen Menschen des 20. Jahrhunderts, auch die jungen Leute in unseren eigenen Gemeinden, denen von allen Seiten eingehämmert wird, dass es keine Wahrheit gibt, ernst nehmen, wenn wir behaupten: „Hier ist die Wahrheit.“

Was das praktisch bedeuten kann, möge folgendes Beispiel verdeutlichen: Eine sehr begabte junge Frau, die überzeugte Christin war, erhielt einen Lehrauftrag für Soziologie an einer der großen englischen Universitäten. Der Leiter ihrer Abteilung, ein Behaviorist (sozialpsychologische Verhaltensforschung bei Mensch und Tier), stellte sie vor die Alternative, entweder von behavioristischer Grundlage her zu lehren oder ihre Stellung zu verlieren. Unvermittelt stand sie also vor der Frage, ob sie sich in ihrem Handeln zur Wahrheit stellen solle oder nicht. Sie lehnte es ab, den Behaviorismus zu lehren – und verlor ihren Posten. Das meine ich, wenn ich sage: Wir müssen ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen der Wahrheit entsprechend handeln. Und vor solche Entscheidungen werden wir immer häufiger und in immer mehr Situationen gestellt werden. So werden wir z. B. in einer Umgebung, die sexuelle Zügellosigkeit propagiert, eindeutig zur Frage der sexuellen Lebensform Stellung beziehen müssen. Wir müssen darauf bedacht sein, mit Gottes Hilfe so zu leben wie es die Bibel lehrt, nämlich in der Partnerschaft eines Mannes mit einer Frau; andernfalls zerstören wir die Wahrheit, an die wir angeblich glauben.

Nirgends aber ist die Praxis der Wahrheit wichtiger als auf dem Gebiet der religiösen Zusammenarbeit. Wenn ich nämlich einerseits behaupte, dass die christliche Lehre wirklich ewig gültige Wahrheit ist und dass der liberale Theologe eine falsche Lehre vertritt – so falsch, dass sie nicht mehr mit dem Wort Gottes vereinbar ist –, andererseits jedoch bereit bin, bei irgendeinem Anlass (und sei es bei einer Evangelisation) öffentlich so aufzutreten, als vertrete dieser Mann dieselbe religiöse Position wie ich selbst, dann bleibe ich die Demonstration der Wahrheit schuldig, die meine Generation von mir erwarten kann und verlangen wird, wenn ich glaubwürdig sein will. Wo bleibt in einer relativistischen Zeit unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir auf religiösem Sektor mit Männern zusammenarbeiten, die in ihren Büchern und Vorträgen unverblümt zu verstehen geben, dass sie vom Inhalt der Heiligen Schrift wenig (oder nichts) glauben?

Wenn wir in der religiösen Zusammenarbeit ‚Weitherzigkeit‘ praktizieren, wird im Übrigen die folgende Generation mit ziemlicher Sicherheit in Fragen der Lehre ‚großzügig‘ sein und die Autorität der Bibel abschwächen. Diese Entwicklung lässt sich auch in evangelikalen Kreisen beobachten. Wir müssen deshalb den Mut haben, klar Stellung zu beziehen.

Der Preis der Reinheit

Francis Schaeffer schreibt:

Biblische Liebe ist nicht nur fader guter Wille oder eine vage Freundlichkeit. Biblische Liebe ist etwas sehr Wirkliches und Realistisches. Gott liebt seine Kinder, die Christus als ihren Retter angenommen haben, so sehr, dass er manchmal Schmerzen durch Züchtigung verursacht. Und wahre biblische Liebe in uns muss auch manchmal zu Schmerz bei Menschen führen, unsere Brüder in Christus mit eingeschlossen. Wenn ein Vater sein Kind züchtigt, tut er es, weil er es liebt. Als Spurgeon zu seiner Zeit seine Stimme erhob, tat er das, weil er sowohl die Lehre über biblische Reinheit als auch die Lehre über biblische Liebe verstand. Wenn wir wahre Liebe zum Herrn, zu den Verlorenen und zu unseren Brüdern in Christus haben, dann werden wir bereit sein, einen großen Preis für persönliche Reinheit und für die Reinheit der Gemeinde zu zahlen. Wenn wir nicht dazu bereit sind, dann fehlt unserer Liebe etwas. Das Ziel muss sein, dass sich unsere Liebe auf praktische Weise so zeigt, dass wir gemeinsam untadelig in Heiligkeit vor Gott, unserem Vater, gegründet sind, – und wie viel mehr ist das wichtig, wenn das Kommen unseres Herrn Jesus Christus so nahe scheint.

Der Aufsatz aus dem Jahr 1951 erschien 2009 erstmals in deutscher Sprache und kann hier heruntergeladen werden: SchaefferReinheit.pdf.

Mit Präzision den Glauben verteidigen

Hanniel hat das Buch On Guard von William Lane Craig rezensiert:

NewImageMit Präzision den Glauben verteidigen

William L. Craig (geb. 1949), Philosoph und Theologe, legt mit diesem Buch in verständlichen Worten die Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten vor. Eine „Stimme zum Buch“ kündigt an, dass hier der christliche Glaube „mit Leidenschaft und Verstand“ verteidigt werde. Nun, manche Zeitgenossen sprechen Christen ja vor allem den Verstand ab; andere beides! Um es vorwegzunehmen: Ich fand Verstand und Leidenschaft. Nicht nur tauchen schnauzende Professoren (S. 66) und ein Craig auf, der vor Verwunderung schon mal fast vom Stuhl fallen kann (S. 237). Das Buch trägt eine aussergewöhnlich persönliche Note. In zwei Einschüben beschreibt der Autor seinen persönlichen Weg. Zu den besonders berührenden Abschnitten gehört zweifellos die Geschichte einer schwerkranken alten Dame (S. 184–186).

Natürlich kommt auch der Verstand kommt auf seine Rechnung. Die Fragen sind so klar gestellt, dass sie es wert sind, wiedergegeben zu werden: Welchen Unterschied macht es, wenn Gott existiert? Warum existiert überhaupt etwas? Warum begann das Universum zu existieren? Warum ist das Universum so fein abgestimmt, dass Leben möglich ist? Können wir ohne Gott gut sein? In diesem ersten Teil werden die wichtigsten Argumente für Gott – das ontologische, kosmologische und moralische Argument – besprochen. Wer die Antworten überblicken möchte, kann sich am Anfang und am Schluss der Kapitel einen Überblick verschaffen. Craig baut gern persönliche Erlebnisse, kurze Geschichten und Vergleiche ein, was die Lektüre erleichtert. Um persönliche Stellungnahmen ist er nicht verlegen. Zum Beispiel: „Meiner Erfahrung nach ist das moralische Argument von allen das wirksamste Argument für die Existenz Gottes. Ich sage dies nur widerwillig, weil das kosmologische Argument mein Lieblingsargument ist“ (S. 155).

Leider sind wir die logischen Beweisführungen zu wenig gewohnt. Insofern muss sich der Nichtkundige erst mit diesem Vorgehen vertraut machen. Das Argument für die Feinabstimmung wird beispielsweise so aufgebaut (S. 118):

(1) Die Feinabstimmung des Universums ist entweder auf physikalische Notwendigkeit, Zufall oder Design zurückzuführen.

(2) Sie ist nicht auf physikalische Notwendigkeit oder Zufall zurückzuführen.

(3) Also ist sie auf Design zurückzuführen. Einwände darauf gehören selbstverständlich mit zur inhaltlichen Auseinandersetzung. Hier beeindruckt die Leichtigkeit, mit welcher der debattenerprobte Craig die Widerlegung vornimmt.

Im zweiten Teil entwickelt Craig schrittweise einen Überblick für die Glaubwürdigkeit der Person und Auferstehung Jesu. Er stellt fest: „Wir haben einen Mann vor uns, der sich selbst für den verheißenen Messias, Gottes einzigen Sohn und Daniels Menschensohn hielt, dem alle Herrschaft und alle Autorität gegeben würde, der den Anspruch erhob, mit göttlicher Autorität zu handeln und zu sprechen, der sich selbst für einen Wundertäter hielt und der glaubte, dass das ewige Schicksal der Menschen davon abhing, ob sie an ihn glaubten“ (S. 235). Die Auferstehung ist nach den Massstäben zeitgenössischer Geschichtswissenschaft so gut wie kein anderes Ereignis belegt.

Craig weiss natürlich nur zu gut, dass nach der Beantwortung der sachlichen Fragen zwei wichtige emotionale Themen im Raum stehen bleiben: Die Frage nach dem Leid und die nach der Exklusivität des christlichen Glaubens. Diese nimmt er sich am Schluss der beiden Teile gesondert vor.

Die vernünftige Beweisführung bildet jedoch nicht das Ziel des Buches. Craig schliesst sein Buch mit den Worten: „Meine Hoffnung ist, dass das Material in diesem Buch dazu beiträgt, dass Sie ein effektiverer Verkünder des Evangeliums an eine verlorene und sterbende Welt werden“ (S. 309). Seiner Leidenschaft gehört also das letzte Wort. Die angemessene Haltung des Christen beschreibt er so: „So wie es Fechter gelernt haben, im Wettkampf alle Angriffe zu parieren sowie selbst in die Offensive zu gehen, müssen auch wir immer „on guard“ (dt. sie bereit, dich zu verteidigen) sein“ (S. 12).

Wer soll dieses Buch lesen? Meine Antwort lautet pauschal: Es wäre schade, hier eine Einschränkung vorzunehmen. Das Buch ist für Skeptiker wie auch für Christen gleicherweise geeignet. Ich habe einen Sohn, der schon mit acht Jahren genau diese Fragen stellte, auf welche dieses Buch Antworten formuliert. Craig ist sich bewusst, dass Argumente allein keinen Glauben bewirken. Doch er nimmt den Leser, wo er auch immer stehen mag, auf die Reise mit. Er tut dies mit der Zuversicht, dass der souveräne Gott den Verstand und die Leidenschaft eines jeden Menschen erleuchten und entfachen kann.

Christlicher Glaube und Geschichte

Kevin DeYoung schreibt über die Geschichtsverbundenheit der christliche Offenbarung (Taking God at His Word, 2014, S. 32):

Selbst wenn man dahingehend argumentiert, dass diese liberale Definition von Mythos nicht das ist, was das Neue Testament im Hinblick auf die „Mythen“ kritisiert, entkommt man der Logik von 2.Petrus 1,16 trotzdem nicht so leicht. Indem er seine Rolle als Augenzeuge bestätigt, verdeutlicht Petrus, wie sehr er sich wünscht, dass jeder weiß, dass die Geschichte von Jesus in die Kategorie historischer, nachweisbarer Fakten gehört und nicht in die Sparte „Eindrücke, innere Erlebnisse oder Geschichten, die erfunden wurden, um etwas Bestimmtes auszudrücken“. Im 2. Petrusbrief geht es zwar hauptsächlich um die verherrlichte Veränderung von Christi Gestalt auf dem Berg, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit meint Petrus ebenfalls den Rest des Evangeliums, welches er weitergegeben hat. Unter den Römern und den Griechen gab es viele mythologischen Geschichten. Ihnen war es egal, ob die Geschichten buchstäblich wahr waren oder nicht, da sich keiner für historische Belege der außerehelichen Zeugung von Herkules interessierte. Es war ein Mythos, eine Fabel, eine Legende, die den Zweck hatte, zu unterhalten und der Welt einen Sinn zu geben. Das Heidentum war auf die Macht der Mythologie gegründet – doch das Christentum, wie auch das Judentum, aus dem es entsprang, sah sich als eine völlig andere Religion. Dies lässt sich nicht deutlich genug betonen: Schon ganz von Anfang an band sich das Christentum sehr stark an die Historie. Die wichtigsten Behauptungen des Christentums sind allesamt historische Behauptungen und auf den Grundlagen der Historie steht oder fällt auch die christliche Religion.

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