November 2008

Francis Schaeffers apologetische Arbeitsweise (Teil 4: Einführung in die Methode)

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Schaeffer hält es für sehr wichtig, gerade prominente Zeitgeistkonzepte mit der biblischen Grundlage zu vergleichen. Er hat oft erleben müssen, dass Menschen christliche Begriffe mit unbiblischen Konzepten verknüpft haben.

Wir müssen mit den Menschen besonders über Wahrheit, Schuld und Geschichte sprechen. Wahrheit wurde von vielen Suchenden mit Wahrhaftigkeit verwechselt (vgl. Sören Kierkegaard u. Rudolf Bultmann). Sündenvergebung ist etwas anderes als eine Befreiung von Schuldgefühlen (vgl. Carl Rogers). Eine Aufspaltung von Geschichte und Heilsgeschichte, wie sie vom theologischen Liberalismus eingeführt und auch von der Neo-Orthodoxie aufrecht erhalten wurde, ist der Bibel selbst unbekannt (vgl. Rudolf Bultmann u. Karl Barth).

Hier ist der vierte Podcast (ca. 34 Minuten, ca. 15 MB): theoblogpodcast005.mp3.

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Freiwillig will ich meinen Sarg nicht besteigen

Der FAZ Afrika-Korrespondent Thomas Scheen geriet im Kriegsgebiet des Ostkongos in die Hände von Maï-Maï-Milizen. Inzwischen wieder frei, berichtet er mit bewegenden Bildern und Worten über die drei Tage in Todesangst.

Ich selbst habe während eines Aufenthalts in Uganda Menschen kennengelernt, die Vergleichbares erlebt haben. Wir können uns nicht vorstellen, was die Bevölkerung dort durchmacht.

Hier der Bericht: www.faz.net.

Francis Schaeffers apologetische Arbeitsweise (Teil 3: Durchbruch & Isolation)

Schaeffer_Nc.jpgAm 2. Februar 1950 erschien ein Artikel von Francis in der Zeitung The Christian Beacon, in dem er bereits thematisiert, was sich später durch die ganze Arbeit ziehen sollte: Heiligkeit und Liebe. Edith Schaeffer sagt dazu in ihrem Buch The Tapestry:

Francis‘ erste Schrift über »Die Ausgewogenheit der gleichzeitigen Darstellung von Gottes Heiligkeit und Liebe« erschien im The Christian Beacon in einem Artikel mit Datum vom 2. Februar 1950. Darin sprach er von der »Gefahr im Inneren und der Gefahr von außen«, erwähnte dabei natürlich auch die »Separatisten«. Die Gefahr von außen ist die, dass wir entmutigt werden und Kompromisse schließen oder uns vom Kampf zurückziehen würden. Die Gefahr von innen, so sagte er, ist genauso groß. Er verbrachte aber mehr Zeit für diesen zweiten Aspekt. Unter anderem sagte er:

»Wir müssen mit David Brainerd sagen und es auch meinen: ›Oh, dass doch meine Seele niemals Gott einen toten, kalten Dienst biete!‹ … Seelen zu gewinnen, sollte Selbstverleugnung und opferbereite Arbeit bedeuten … Die Arbeit, Seelen aufzubauen, sollte das Aushändigen von lehrreichem Material sowie genauso von andächtigen Material bedeuten … Die zweite Gefahr von innen … ist die Gefahr, die Liebe zu verlieren, von der Gott will, dass wir sie füreinander haben … Es liegt eine Gefahr darin, in unserem Zeitalter des unerlässlichen Wettkampfes, immer gewinnen zu wollen, anstatt es richtig zu machen … Unser tägliches Gebet sollte es sein, dass unser liebender Herr seine Arme so über uns halte, dass wir niemals wanken in dem Kampf noch dem Teufel erlauben, uns von innen zu zerstören.«

Nachdem die Arbeit von L’Abri so richtig in Schwung gekommen war, reiste Schaeffer 1965 nach Nordamerika und hielt Vorlesungen in Boston. Dann fuhr er zum Wheaton College und hielt Vorlesungen, die später die Grundlage für sein Buch The God Who is There (dt.: Gott ist keine Illusion) wurden. Damals schätzten ihn die Studenten ungeheuer, die akademische Welt war jedoch zurückhaltender. Am Wheaton College sprach er zum Beispiel über Themen, von denen die meisten Menschen in evangelikalen Kreisen niemals gehört hatten oder über die sie nicht diskutieren durften, wie etwa die Filme von Ingmar Bergman und Fedrico Fellini oder die Schriften von Albert Camus, Jean-Paul Sartre und Martin Heidegger. Damals waren die Studenten dankbar, wenn sie Filme wie Bambi anschauen durften.

Hier ist der dritte Podcast (ca. 35 Minuten, ca. 16 MB): theoblogpodcast004.mp3.

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Francis Schaeffers apologetische Arbeitsweise (Teil 2: Die Krise)

Schaeffer_Nb.jpg1949 zogen die Schaeffers in das Bergdorf Champéry in der Schweiz. Dort geriet Schaeffer 1951 aus mindestens zwei Gründen in eine tiefe geistliche Lebenskrise. Erstens sah er im Leben derer, die für das historische Christentum kämpften, nicht die Kraft des Evangeliums. Die vielen Streitigkeiten zwischen den konservativen Christen, die er selbst mit durchlitten hatte, spielten dabei eine große Rolle. Zweitens erkannte er, dass die Erfahrung des Herrn in seinem eigenen Leben nicht so pulsierend war wie früher. Tatsächlich war er kein fröhlicher Christ, sondern wurde von belasteten Depressionen geplagt.

Er schrieb selbst rückblickend über diese Zeit:

In den Jahren 1951 und 1952 mußte ich eine geistliche Krise in meinem Leben durchstehen. Viele Jahre zuvor war ich vom Agnostiker zum Christen geworden. Danach war ich zehn Jahre lang Pfarrer in Amerika, und dann nahm ich mit meiner Frau Edith zusammen eine Tätigkeit in Europa auf. In dieser Zeit war ich sehr beflissen, für ein auf geschichtlicher Offenbarung beruhendes Christentum und für die Reinheit der sichtbaren Kirche einzutreten. Allmählich aber stieß ich dabei auf ein bestimmtes Problem: das Problem der Wirklichkeit. Es hatte zwei Seiten. Erstens schien mir, daß man unter den Anhängern der rechtgläubigen Position wenig von den praktischen Folgen sehen konnte, die nach Aussage der Bibel den Christen kennzeichnen. Zweitens gewann ich immer mehr den Eindruck, daß meine eigene christliche Wirklichkeit seit den ersten Tagen meines Christseins merklich verblaßt war. Ich erkannte, daß ich aufrichtig sein und noch einmal an den Anfang zurückgehen und meine ganze Position durchdenken mußte.

Hier ist der zweite Podcast (ca. 21 Minuten, ca. 12 MB): theoblogpodcast003.mp3.

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Francis Schaeffers apologetische Arbeitsweise (Teil 1: Die frühen Jahre)

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Schaeffer lehnte die Idee ab, ein apologetisches System oder gar ein ›Meisterargument‹ zu entwickeln. Da jeder Mensch einzigartig ist, muss sich eine gute Apologetik jeweils ganz konkreten Menschen zuwenden und Flexibilität entwickeln. Er schrieb in einem erst spät erschienenen Anhang zum Buch Gott ist keine Illusion: »Ich glaube nicht, dass es eine Apologetik gibt, welche die Bedürfnisse aller Menschen abdeckt«. Und als er während eines Interviews mit Christianity Today gefragt wurde: »Sie wurden schon auf verschiedenste Weise charakterisiert. Wie sehen Sie sich selbst – als Theologe, als Philosoph oder als Kulturhistoriker?«, lautete seine Antwort:

Mein Interesse gilt der Evangelisation. Um im 20. Jahrhundert zu evangelisieren, muss man innerhalb des ganzen Spektrums der Disziplinen operieren und Antworten auf die Fragen haben. Ich glaube, wir verkaufen das Christentum oft zu billig und stellen den Reichtum, den wir in Christus für unsere ganze Kultur und das gesamte intellektuelle Leben haben, nicht heraus. Evangelisation bedeutet also zweierlei: zuerst, ehrliche Antworten auf ehrliche Fragen geben, um so Blockaden zu lösen, damit Menschen bereit werden, auf das Evangelium als eine lebbare Alternative zu hören, und zweitens, Menschen zeigen, was das Christentum für das ganze Spektrum des menschlichen Lebens bedeutet.

Obwohl Schaeffer also vor allem ein Evangelist war und kein großer Theologe sein wollte, lässt sich bei ihm eine – bis zu einem gewissen Grad durchdachte – apologetische Vorgehensweise ablesen. In einer kleinen Serie mit Vorlesungsmitschnitten werde ich diese vorstellen und erläutern.

Hier ist der erste Podcast (ca. 15 Minuten, 7 MB): theoblogpodcast002.mp3.

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Warum mich die neue Ausgabe von Calvins ›Institutio‹ enttäuscht

DSC_0725.JPGGestern öffnete ich erwartungsvoll die neue Ausgabe der Institutio, die vom Neukirchener Verlag anlässlich des Calvinjahres 2009 herausgegeben wurde. Da ich für das Buch stolze 49,90 Euro investierte, verband ich mit dem Öffnen der Verpackung – wie sich schnell herausstellen sollte – viel zu hohe Erwartungen.

Die guten Nachrichten zuerst: Das Papier ist etwas dicker als bei der alten Ausgabe im Frakturasatz, was Markierungen erleichtern sollte. Obwohl die Schriftgröße auch diesmal wieder extrem klein gehalten ist (mein Lineal zeigt 7pt an), ist der in einer lateinischen Serifenschrift gesetzte Text besser lesbar. An den 2-Spalten-Satz gewöhnt man sich recht schnell.

Die schlechten Nachrichten: Ich verstehe nicht, warum die Inhaltsangaben von Otto Weber entfernt wurden. Die Bemerkungen am Rand erleichterten die Orientierung enorm. Zudem gab es im Satzspiegel dadurch außen jeweils einen komfortablen Rand für kleinere Notizen. Da in der Kopfzeile jetzt nur eine kurze Kapitelangabe steht (z.B. II,3,1) verliert der Leser sehr schnell den Überblick. Die Tatsache, dass das Inhaltsverzeichnis auf die Hauptüberschriften reduziert wurde, verbessert die Übersichtlichkeit leider auch nicht.

Die Anmerkungen zur lateinischen Textfassung sind ebenfalls verschwunden. Überhaupt nicht nachvollziehbar ist für mich, warum das Buch kein Bibelstellenregister mehr enthält und das Begriffsregister von 151 auf 2 Seiten geschrumpft ist.

Schade!

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