Juli 2009

Martin Hengel zur Glaubwürdigkeit der Apostelgeschichte

Ich stelle das von Alexander gepostete Zitat von Martin Hengel hier nochmals ein, da es Hengels Hochachtung vor den antiken Quellen exzellent zum Ausdruck bringt.

Martin Hengel schrieb im Jahre 1998:

Wir wissen zu wenig, als daß wir es uns leisten könnten, in hyperkritischer und d.h. zugleich geschichtsfeindlicher Attitüde Quellenaussagen ohne genau ins Detail gehende Prüfung von vornherein zu verwerfen, d.h. wertvolle, da spärliche Quellen vor eingehender Prüfung zu ›zerstören‹. Dies geschieht, wenn man Lukas ohne wirkliche Begründung vorwirft, er habe diese oder jene Fakten frei erfunden. Eine derartige Haltung müßte heute, nach über 200 Jahren ›historisch-kritischer‹ Arbeit am Neuen Testament und den damit verbundenen Sünden, eher als unkritisch-unhistorisch bezeichnet werden. Die eigentliche Gefahr in der (Evangelien- und) Actaauslegung ist nicht mehr eine ängstliche Apologetik, sie führt inzwischen in der wissenschaftlichen Arbeit weithin ein Schattendasein, sondern die hyperkritische Ignoranz und Arroganz, die – oft in Verbindung mit einer enthemmten Phantasie – jedes Verständnis für die lebendige geschichtliche Wirklichkeit verloren hat.

Die Apostelgeschichte halten wir gegen eine verbreitete Anti-Lukas-Scholastik für ein Werk, das bald nach dem 3. Evangelium von Lukas dem Arzt verfaßt wurde, dem Reisebegleiter des Paulus ab der Kollektenreise nach Jerusalem. D.h., sie ist, zumindest zum Teil, als Augenzeugenbericht für die Spätzeit des Apostels, über die wir aus den Briefen nur wenig erfahren, eine Quelle aus erster Hand.

Ein amerikanischer Traum: Michael Jackson wurde Christ

Seit Tagen kursieren Gerüchte im Internet, Michael Jackson sei kurz vor seinem tragischen Tod Christ geworden. Schaut man sich die Quellen dieser Spekulationen an, ist das sehr ernüchternd (z.B. hier):

There was NO actual »sinners prayer« however, but they did talk and pray about Jesus and the anointing of the Holy Spirit. They also told him, »Michael, we consider you as our son«, and he said, »Yes, yes, yes«, and he gave him his latest music on a CD, and he told him, »Andrae‘ I trust you with this«, and gave him CD’s of 2 songs, unpublished, … beautiful music. He still had his Christmas decorations up at home … He first heard it in NY, and loved it, and wanted it on tape. He had the engineer tape the song sang to him by Andrae‘ and Sandra. He definitely had an »encounter« with them, Andrae‘ says, »he did NOT reject Jesus or the prayer when they prayed, and gladly joined in prayer.« He usually doesn’t touch anybody, but he touched them, and held their hands in a circle as they sang and prayed… so Andrae‘ and Sandra explained to him about the »anointing« and about Jesus.

So leicht ist der Wunsch Vater des Gedankens. Ob uns Bibel-TV demnächst in einer eingekauften Doku zeigen wird, wie sehr Michael Jesus Christus geliebt hat? Es ist übrigens gar nicht so lange her, da las ich, Michael sei zum Islam übergetreten.

Martin Hengel (1926–2009)

41Evpr1nrzL._SL160_.jpgDer emeritierte Professor Martin Hengel ist heute Nacht in Tübingen im Alter von 82 Jahren verstorben. Der evangelische Theologe war von 1972 bis 1992 Professor für Neues Testament und Antikes Judentum an der Universität Tübingen. Über viele Jahre leitete er das Institut für antikes Judentum und hellenistische Religionsgeschichte der von ihm gegründeten Philipp-Melanchthon-Stiftung.

Hengel, der an den Forschungen Adolf Schlatters anknüpfte, war einer der bedeutendsten Neutestamentler und größten Paulusforscher im 20. Jahrhundert. In seinem großen Werk Judentum und Hellenismus: Studien zu ihrer Begegnung unter besonderer Berücksichtigung Palästinas bis zur Mitte des 2. Jahrhunderts vor Christus wies Hengel nach, dass das antike griechische Denken bereits zu Lebzeiten Jesu weite Teile des Judentums durchdrungen hatte. Er bestritt somit die nachträgliche Hellenisierung und Verfremdung des jüdisch-christlichen Glaubens, die in den Arbeiten von Adolf von Harnack oder Rudolf Bultmann vorausgesetzt wurde.

Petrus und Paulus sind jetzt gleichberechtigt

Paul Badde hat für DIE WELT mit dem Neutestamentler Klaus Berger über das Paulusgrab gesprochen. Prof. Berger wagt sich, – wie so oft –, sehr weit aus dem Fenster. Aber wo er Recht hat, da hat er Recht:

Es gibt seit rund 200 Jahren einen grundsätzlichen Betrugsverdacht gegen die Überlieferung, der manchmal in eine fast schon absurde Verachtung der Tradition umschlägt, wie eben hier, wo fast 2000 Jahre lang selbstverständlich davon ausgegangen wurde, dass Paulus eben dort begraben lag. Oft wischt man vor allem das weg, was einem gefährlich nahe kommt. Eine merkwürdige Wut gegen die Tradition wird auch oft dadurch genährt, dass geahnt wird, dass sie Verbindlichkeiten für die Menschen enthält. Dass sie Wahrheiten verkündet, die bis ins erste Jahrhundert zurück reichen, die heute keiner mehr akzeptieren mag. Im Fall des Paulusgrabes ist manche Wut gegen diese Entdeckung also auch oft ein weiteres Indiz für die Bedeutung dieser Funde – und für die Bedeutung der Tradition überhaupt.

Hier das Interview: www.welt.de.

Christlicher Fundamentalismus auf dem Vormarsch?

In der Universität Marburg wird am 9. Juli eine Veranstaltung zum Thema »Evangelikalismus« angeboten. Dagegen ist wirklich nichts einzuwenden. Wer allerdings eine sachliche und faire Behandlung des Themas erwartet, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. In der Einladung zur Veranstaltung heißt es:

Evangelikale werben für eine rückwärtsgewandte Sexualmoral, die einer Gleichstellung von Lesben und Schwulen ebenso entgegensteht wie der Gleichstellung von Mann und Frau; sie betreiben eine offensive Mission, die die Spannungen gegenüber anderen Religionen anheizt. Ihr weltweiter Vormarsch drängt in den Ländern des Südens kirchliche Kräfte, die sich gegen die Ausbeutung ihrer Staaten durch den reichen Norden zur Wehr setzen, konsequent zurück. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Entwicklung der Evangelikalen Bewegung in Deutschland (mit besonderem Augenmerk auf die Situation in Marburg), über ihre inhaltliche Orientierung, über politische Vorstöße einzelner Organisationen und über ihre globale Dimension.

Einen Flyer zur Veranstaltung kann hier herunter geladen werden: s1b.directupload.net.

Neue Einleitung in das NT

41pP3UnXYKL._SL160_.jpgIn der englische Sprache ist die Einleitung in das Neue Testament von D.A. Carson und Douglas j. Moo bereits ein Standardwerk. Bald wird das Buch auch auf Deutsch erscheinen.

Wer tiefer in die Welt des NT eindringen will, findet hier eine ideale Einstiegslektüre. Die beiden renommierten Theologen Donald A. Carson und Douglas J. Moo betrachten besonders die historischen Fragen wie Autorschaft, Entstehungszeit, Quellen, Anlass und Empfänger der Schriften des NT ausführlich und nicht unkritisch. Zugleich werden die Fragen aber dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift verpflichtet dargestellt.

Das Werk, dass stolze 69,95 Euro kosten wird, aber dafür auch 1024 Seiten bietet, soll ab Oktober (ich vermute pünktlich zur Buchmesse in Frankfurt) im Buchhandel erhältlich sein.

Einkaufsmöglichkeit

Türkei: Kloster Mor Gabriel unterliegt im Rechtsstreit

Das 1600 Jahre alte christliche Kloster Mor Gabriel ist im Juni vor einem Gericht in der Türkei in einem Rechtsstreit unterlegen. Das Gericht in Midyat hat entschieden, dass eine Enteignung von mehr als 27 Hektar Land durch das Forstamt gerechtfertigt sei. Der Bau einer Mauer des Klosters auf dem Land sei rechtlich verboten. Zurückgewiesen wurden dagegen in weiterem Verfahren Ansprüche des Schatzamtes Midyat auf Ländereien, die das syrisch-orthodoxe Kloster beansprucht.

Mehr hier: www.faz.net.

Was ist eigentlich ein ›Evangelikaler‹?

In den letzten Monaten sind Begriffe wie ›evangelikal‹, ›Evangelikalismus‹ oder ›Evangelikale‹ zu polemischen Kampfbegriffen mutiert. Aber was ist eigentlich der ›Evangelikalismus‹?

Don A. Carson hat versucht, in einem Vortrag eine Antwort zu geben und geht dabei auf verschiedene Interpretationsansätze ein: mp3.sa-media.com.

Die Tonqualität ist leider nicht besonders gut. Weiter Vorträge von D.A. Carson gibt es übrigens hier: pjtibayan.wordpress.com.

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