Juli 2010

Zweierlei Diaspora

31rmBvqnF8L._SL160_.jpgUnd wieder eine neue Perspektive:

Ein schmales Büchlein mit einer These, die unser Bild des antiken Judentums grundlegend verändert. Denn innerhalb der jüdischen Geschichtsschreibung hatte man bisher weithin angenommen, dass sich in der Antike das religiöse und kulturelle Leben im östlichen wie im westlichen Judentum unter dem Einfluss der Rabbinen des Landes Israel, der Tannaim (1. und 2. Jahrhundert nach Christus) und der Amoraim (etwa 220 bis 360/70), entwickelt habe.

Demgegenüber behaupten der Althistoriker Doron Mendels von der Hebräischen Universität in Jerusalem und der in Tel Aviv lehrende Rechtshistoriker Arye Edrei jetzt, die jüdische Diaspora, also die Welt der Juden, die außerhalb Palästinas lebten, sei in dieser Zeit zweigeteilt gewesen: Es habe zwei Sprachen, Griechisch (und in geringerem Maße auch Lateinisch) im Westen und Hebräisch/Aramäisch im Osten, gegeben und, damit eng verknüpft, auch zwei »Wissenskulturen«, ja »zweierlei Judentum«.

Ich gestehe, ich habe das Buch bisher nicht gelesen (und bin zurückhaltend). Allerdings vermute ich, dass sich die These, das europäische Judentum sei in der ausgehenden Antike eine bunte Ansammlung von Gruppen mit unterschiedlicher Homogenitäts- und Organisationsdichte gewesen, recht gut belegen lässt.

Hier die Rezension von Wolfram Kinzig: www.faz.net. Das Buch:

  • Doron Mendels und Arye Edrei: »Zweierlei Diaspora«: Zur Spaltung der antiken jüdischen Welt, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010. 159 S., 24,90 Euro

gibt es auch:

Was kommt nach der Postmoderne?

Mitten in der Kapitalismuskrise wird von der linken Avantgarde der Kommunismus neu entdeckt. Ihr Star ist der slowenische Philosoph Slavoj Žižek, der Marxismus mit Pop und Psychoanalyse vermischt (siehe auch hier).

Philipp Oehmke hat über Žižek, der derzeit so viele Bücher veröffentlicht, dass er selbst nicht dazu kommt, sie alle zu lesen, ein derart erheiternden Beitrag geschrieben, dass ich sogar bei 35 Grad Celsius mehrmals einem Lachkrampf erlegen bin. Wenn schon das Lesen eines Essay über Slavoj Žižek ein Erlebnis ist, kann man sich leicht vorstellen, was für ein Erlebnis es sein muss, ihn leibhaftig zu treffen.

Hier zwei Kostproben:

Am frühen Nachmittag endlich sitzt Žižek in der ersten Reihe im großen Saal der Volksbühne, er muss jetzt eine Stunde lang schweigen. Er kann vieles, aber das ist eine fast unlösbare Aufgabe. Neben sich hat er eine Plastiktüte von Saturn, in der er alles transportiert, was er braucht in diesen drei Tagen. Der Saal ist voll, die rund tausend Zuhörer sitzen sogar auf den Treppenstufen. Es sind junge Menschen, die meisten unter dreißig, ein Panoptikum linker Subkulturen, manche haben sich als Brecht verkleidet, andere als Sartre, viele sehen aus, als wären sie auf Rucksacktrip durch Südostasien und würden gleich anfangen, mit brennenden Keulen zu jonglieren. Alle haben Simultanübersetzungskopfhörer auf den Ohren, denn die Vorträge sind auf Französisch (Badiou), Italienisch (Negri) oder Englisch mit starkem Akzent (Žižek und der Rest). Nur Žižek hat keinen Kopfhörer auf den Ohren, er braucht keinen, er ist fließend in sechs Sprachen, darunter auch Deutsch.

Dabei sind die meisten Wortbeiträge schon in ihrer Originalsprache kaum zu verstehen. Simultan übersetzt werden sie zu sinnfreier Lyrik. Aber es soll hier nicht um einfache, um konkrete Antworten gehen, die gibt es bei der Linkspartei oder den Gewerkschaften. Genauso wenig soll es um einen Blick zurück in die Geschichte gehen, zurück in das düstere 20. Jahrhundert, zu seinen Katastrophen, die im Namen des Kommunismus geschehen sind, zu seinen Opfern, zu den mehr als 30 Millionen Ermordeten, zu Stalin, zu Pol Pot, den Arbeitslagern, der Überwachung. Nein, es soll hier um Theorie gehen, um eine neue „kommunistische Hypothese“, wie Badiou es nennt, um Universalismus, das Subjekt in der Geschichte, Wahrheitsereignisse, um Hegel und um Psychoanalyse nach Jacques Lacan.

Žižek hat eine Kunstfigur erschaffen, seine Auftritte sind Performances, irgendetwas zwischen Kunst und Comedy. Er sagt, er möchte weg von diesen Stand-up-Comedy-Auftritten, in Berlin will er einen ernsthaften Vortrag halten, vor allem über Georg Wilhelm Friedrich Hegel, von ihm handle auch sein neues Buch, 700 Seiten habe er schon geschrieben. Für 700 Seiten über den vielleicht schwierigsten Denker der Philosophiegeschichte braucht ein normaler Mensch zehn Jahre. Žižek hat es in den vergangenen Monaten im Flugzeug geschrieben.

Nach exakt drei Stunden Žižek-Time passiert Tröstliches. Plötzlich scheint sein Akku leer, die Maschine stoppt. Žižek hat Diabetes, der Blutzucker ist viel zu hoch, nein, viel zu niedrig, die Krankheit scheint im Moment besonders schlimm zu sein. Doch Slavoj Žižek wäre nicht Slavoj Žižek, wenn er das so banal sagen würde. Er sagt lieber: »Wissen Sie, meine Diabetes ist inzwischen ein sich selbst erhaltendes System: völlig unabhängig von äußeren Einflüssen! Sie macht, was sie will. Und jetzt muss ich schlafen.«

Den vollständigen Text gibt es hier: www.spiegel.de.

Huber: Vergötzung des Geldes beenden

Der evangelische Theologe und frühere Bischof Wolfgang Huber hat mit Welt online über Ethik und Moral in der Wirtschaft gesprochen. Huber:

Wir müssen Worte dafür finden. Das eine ist, dass wir die Vergötzung des Geldes beenden müssen, es ist ein Mittel, mehr nicht. Ich habe die Investmentbanker als Tänzer um das Goldene Kalb beschrieben und mir dafür viel Ärger eingeheimst. Aber ich halte daran fest: Diese Krise hat auch eine religiöse Dimension. Luther sagte, woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. Diese Klärung ist dringlicher, als manche Menschen denken. Damit hängt das Zweite zusammen, die hochmütige Vorstellung über die Zukunft: Man kann die Risiken nicht unbegrenzt steigern und immer noch denken, man habe alles im Griff. In Wahrheit verstößt man mit einem solchen Handeln gegen die moralische Verpflichtung, den Kindern und Enkeln dieselben Freiheitsgrade zu hinterlassen, die wir selbst in Anspruch nehmen. Auch staatliche Haushaltspolitik unterliegt einem umfassenden Gebot der Nachhaltigkeit.

Hier das Interview: www.welt.de.

»Expelled« in deutscher Fassung

intelligenz_gr.jpgObwohl ich bereits mehrmals auf die Dokumentation Expelled hingewiesen habe und erst vor wenigen Tagen Johannes über den Film informierte, möchte auch ich darauf hinweisen, dass der Film inzwischen bei Drei Linden in einer synchronisierten Version erhältlich ist.

Der Verlag schreibt:

Die herrschende Wissenschaft hat Intelligenz in Forschung und Lehre mit einem strengen Verbot belegt; Zuwiderhandlungen werden verfolgt. In ihrer Überheblichkeit vergaß sie jedoch, dass es in jeder Generation Rebellen gibt, die sich von Verboten nicht besonders beeindrucken lassen. Ben Stein deckt auf, wie erstklassige Wissenschaftler und Hochschullehrer reihenweise lächerlich gemacht und gefeuert werden – weil sie in der Natur vorhandene Spuren von Design entdeckt haben.

In der Konfrontation mit dem Gott-Hasser Richard Dawkins, einem der Architekten des darwinistischen »Wissenschafts-Gulags«, kann Ben Stein zudem zeigen, wie erstaunlich schwach, ja teilweise komisch, Dawkins wissenschaftliche Basis ist. Ben Stein stellt die richtigen Fragen – und das Ergebnis gibt ihm Recht: spannend, unterhaltsam, humorvoll und informativ – aber mehr als ärgerlich für diejenigen, die die Wissenschaft dazu missbrauchen, Gott aus seiner eigenen Schöpfung aussperren zu wollen.

Ich habe den Film auch in der deutschen Fassung gesehen und kann ihn sehr empfehlen. Die Synchronisation wurde professionell umgesetzt und so lässt sich die Dokumentation in der Familie oder in der kirchlichen Arbeit trefflich einsetzen.

Der Film vermittelt Einblick in die Intelligent Design-Forschung und schenkt Kritikern des Darwinismus offene Ohren. Das Herausragende an der Produktion ist aber, dass sie die inzwischen etablierte Diskriminierung evolutionskritischer Wissenschaftler und damit das Verschwinden von Freiheit in der Forschung dokumentiert.

Hier weiterführende Informationen (mit Bestellmöglichkeit) zum Film:

  • Expelled – Intelligenz streng verboten! Wie der Darwinismus die Wissenschaft behindert. Originaltitel: „Expelled – Intelligence Not Allowed“, USA, 2008, Produktion der dt. Fassung: Drei Linden Film 2010, 18,95 Euro

www.intelligenz-streng-verboten.de.

BestCommentaries.com

»Kennst Du einen guten Kommentar zu …?« ist eine Frage, die ich immer wieder zu hören bekomme. Die Zahl der empfehlenswerten Kommentare in deutscher Sprache ist überschaubar (und manchmal sind sie so teuer, dass ich gleich auf eine Bibliothek verweise). Im angelsächsischen Sprachraum werden dagegen so viele Werke und Reihen angeboten, dass der Bibelleser schnell den Überblick verlieren kann.

John Dyer hat www.BestCommentaries.com entwickelt. Die sehr übersichtlich gestaltete Internetseite kann auf der Suche nach guten Angeboten im Kommentardschungel hilfreich sein.

Hier ein Blick auf den tabellarischen Vergleich:

Bildschirmfoto 2010-07-08 um 15.45.20.png

VD: HB

GodBlock

Bildschirmfoto 2010-07-08 um 18.08.14.pngFür alle, die sich durch diesen Blog und andere religiös ausgerichtete Internetseiten belästigt fühlen, gibt es Hoffnung. Einige um unsere Volksgesundheit besorgte Kinder- und Lebensschützer entwickeln gerade den Filter GodBlock. Das Produkt soll bald für MS Windows- und Apple Mac-Rechner zur Verfügung stehen.

Na, dann wird die Welt ja demnächst besser werden.

Imagine there’s no Heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today

Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion too
Imagine all the people
Living life in peace

VD: KH & AW

Bundestag: Plädoyer für Religions- und Glaubensfreiheit

Der Bundestag hat sich heute Vormittag für einen weltweiten Schutz der Religionsfreiheit ausgesprochen. In einer fast zweistündigen Debatte waren sich die Fraktionen in Berlin allerdings uneinig in der Frage, ob der Schutz von Christen im Mittelpunkt der Forderungen stehen sollte. Aus Sicht von SPD, Linksfraktion und dem Bündnis 90/Die Grünen fokussiere der von CDU/CSU und FDP gemeinsam eingebrachten Antrag zu stark auf den Schutz der Christen.

Mehr Informationen und die Anträge zur Debatte gibt es hier: www.bundestag.de.

Wer bin ich, wenn ich online bin

41li7oQqEIL._SL160_.jpgDurch das Internet akzeptieren wir bereitwillig den Verlust von Konzentration und des Fokus bei unseren Denkprozessen, behauptet Nicholas Carr in seinem letzten Buch The Shallows: What the Internet Is Doing to Our Brains. Das Internet verändert aber nicht nur unsere Denkkultur, es verändert auch unser Hirn. Neuesten Studien zufolge, so zeigt der Literaturwissenschaftlicher und IT-Experte, bewirkt bereits eine Onlinestunde am Tag erstaunliche neurologische Prägungen in unserem Gehirn.

Ich glaube, dieses Buch zeigt eindrücklich auf, dass die (Internet-)Kultur die Art und Weise, wie wir uns selbst, die Welt (und Gott) sehen, verändert. Leider sind dies nicht nur Veränderungen zum Guten. Zur deutschsprachigen Ausgabe des Buches, die im Herbst 2010 im Blessing Verlag erscheinen soll, heißt es:

Wer das Internet nach Informationen, sozialen Kontakten oder Unterhaltung durchforstet, verwendet, anders als beim Buch- oder Zeitunglesen, einen Großteil seiner geistigen Energie auf die Beherrschung des Mediums selbst. Und macht sich um die Inhalte, buchstäblich, keinen Kopf. Die Folge: Im Internetzeitalter lesen wir oberflächlicher, lernen wir schlechter, erinnern wir uns schwächer denn je. Von den Anpassungsleistungen unseres Gehirns profitieren nicht wir, sondern die Konzerne, die mit Klickzahlen Kasse machen.

In seinem neuen Buch verbindet Carr, zwanzig Jahre nach Entstehung des World Wide Web, seine medienkritische Bilanz mit einer erhellenden Zeitreise durch Philosophie-, Technologie- und Wissenschaftsgeschichte – von Sokrates’ Skepsis gegenüber der Schrift, dem Menschen als Uhrwerk und Nietzsches Schreibmaschine bis zum User als Gegenstand aktueller Debatten und Studien. Und er vermittelt – jenseits von vagem Kulturpessimismus – anhand greifbarer Untersuchungen und Experimente, wie das Internet unser Denken verändert.

Hier gibt es eine lesenswerte Rezension des Buches und ein Kurzvorstellung des Buches durch den Autor:

Samuel Bak: In Bilder geschrieben

Der Künstler Samuel Bak wurde 1933 in Wilna (Litauen) geboren. Der Jude überlebte das Ghetto und den Holocaust und fand zusammen mit seiner Mutter nach einer abenteuerlichen Flucht zurück ins Leben. Nach Stationen in Israel, Frankreich, Italien und der Schweiz lebt und arbeitet der international renommierte Künstler seit 1993 in der Nähe von Boston in den USA. Seine Bilder wurden seit 1959 in über 100 Einzelausstellungen in Galerien und Museen gezeigt, u.a. in New York, Boston, Tel Aviv, Jerusalem, Zürich und im Dezember 2006 in der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem.

Seine Werke fragen nach Gott (an den er nicht mehr glauben kann) und dem unaussprechlich Bösen, zu dem wir Menschen fähig sind. In den Bildern, schreibt Amoz Oz, »setzt Bak nicht nur der Schoah (hebräisch: ›Untergang‹) und den ermordeten jüdischen Menschen ein Denkmal; vor allem schafft er eine persönliche, einzigartige Welt. Diese Welt ist voller Sehnsucht und Ironie, gesättigt von Albträumen und Verlorenheit, hier und da durchstoßen von einem Schrei theologischer Empörung. Es ist eine Welt des Grauens und der kosmischen Trauer, der zerrissenen Zeit und metaphysischen Angst.«

Bak verarbeitet in seinen Werken die Kriegserfahrungen, aber sie zeigen mehr als die Katastrophe des jüdischen Volkes, verweisen auf das Grauenhafte des menschlich Möglichen. Er selbst sagte: »Von Anfang an war ich überzeugt, dass eine nur auf den Holocaust bezogene Interpretation die Bedeutung meiner Bilder einengen würde. Denn schließlich versuche ich, eine universelle Malaise unserer condition humaine auszudrücken«. Rückblickend schreibt er: »Meine Bilder enthielten keine Antworten, sondern nur Fragen.«

Ja, seine Bilder stellen Fragen. Diese Fragen zuzulassen, kann weh tun.

Hier eine Mappe mit Werken von Samuel Bak. Sie verzaubern, stören und stellen viele Fragen: Final.Bak.WDD.pdf. Ausserdem gibt es bei Vimeo eine englischsprachige Dokumentation aus dem Jahre 2001.

Das bewegende Buch:

  • Samuel Bak: In Worte gemalt: Bildnis einer verlorenen Zeit, Belz Verlag, 2007, 381 S.

aus dem auch die Zitate stammen, gibt es hier:

Missbrauch von links

Der sexuelle Missbrauch scheint, was die mediale Aufarbeitung anbetrifft, ein überwiegend katholisches Phänomen zu sein. Die meisten Missbrauchsfälle gibt es aber in den Patchwork-Familien (siehe auch hier). Und auch die »Linke« hat ihre Missbrauchsgeschichte: Zu den Projekten der 68er gehörte die sexuelle Befreiung der Kinder, der Bruch aller Schamgrenzen wurde bei einem Teil der Bewegung zum Programm. So entstand ein Klima, in dem selbst Pädophilie als fortschrittlich galt.

DER SPIEGEL schreibt in der Ausgabe Nr. 25 vom 21.06.2010:

Zur Wahrheit in der Debatte über den sexuellen Missbrauch gehört, dass die Verwirrung, wo die Grenzen im Umgang mit Kindern liegen, sich nicht auf die katholische Kirche beschränkte. Tatsächlich beginnt gerade in den sogenannten fortschrittlichen Milieus eine Sexualisierung der Kindheit, ein schrittweises Absenken der Tabuschranken, an dessen Ende sogar der Geschlechtsverkehr mit Kindern denkbar ist.

Schon die Vorfälle an der hessischen Odenwaldschule haben gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen Reformanspruch und Enthemmung gab. Auch der Fall des ehemaligen »Konkret«-Verlegers Klaus Rainer Röhl ist ohne den Zeitbezug nicht wirklich zu verstehen. Die »Konkret«-Texte, in denen offen der Sex mit Minderjährigen propagiert wurde, sind mindestens so verstörend wie die von Röhl bestrittenen Anschuldigungen der Töchter Anja und Bettina, von ihrem Vater belästigt worden zu sein.

Es stellt sich die Frage, ob sich der Verleger durch Auflage und Anerkennung seines Magazins ermutigt sah. Wer von seiner Umwelt keine Zurechtweisung, sondern Zustimmung erfährt, hat ein geringeres Unrechtsbewusstsein und damit weniger Grund zur Affektkontrolle.

Auch die Linke hat ihre Missbrauchsgeschichte, und sie ist komplizierter, als es auf den ersten Blick scheint. Fragt man Wortführer von einst, erhält man zögerliche oder ausweichende Antworten. »Im Kern der 68er-Bewegung hat es in der Tat an einer Respektierung der nötigen Grenzen zwischen Kindern und Erwachsenen gemangelt. Inwiefern diese Gefährdung zu Missbrauchsfällen geführt hat, ist offen«, schreibt der Politologe und Bewegungschronist Wolfgang Kraushaar im Rückblick.

Mangelnder Respekt vor den Grenzen ist eine schöne Formulierung. Man kann auch sagen: Die Grenzen wurden ziemlich gewaltsam eingerissen.

Hier der schockierende Artikel von Jan Fleischhauer und Wiebke Hollersen: www.spiegel.de.

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