Juni 2012

Wer predigt hier über Mt 22,1-14?

Welcher berühmte Theologe hat wohl folgende Worte zu Mt 22,1-14 gepredigt?

Das muß der Mensch wissen, daß mit allem angethan, womit er sich selbst zu schmücken vermag, er nicht erscheinen kann an dem Mahle des Herrn. Empfangen muß er an der Schwelle erst das festliche Gewand, in welchem allein er würdig erscheinen kann; ausziehen muß er den alten Menschen mit aller seiner Herrlichkeit, mag sie noch so sehr herstammen aus alter Zeit, mag sie noch so sehr das Werk eigner Anstrengung und eigener Kraft sein, ausziehen muß er den alten Menschen, und Christum anziehen. So sagt der Herr: bleibet in mir und ich in euch; denn ohne mich könnt ihr nichts thun.

Ein kleiner Tipp: Es war nicht Hermann Friedrich Kohlbrügge.

Die Vernunft wehrt sich nicht gegen Wunder

Der Philosoph Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter hat an der Universität München eine Habilitationsschrift über Die kausale Struktur der Welt: eine philosophische Untersuchung über Verursachung, Naturgesetze, freie Handlungen, Möglichkeit und Gottes Wirken in der Welt geschrieben. Er ist ein der anglikanischen Kirche zugehöriger Christ und lehrt an der Internationalen Akademie für Philosophie in Santiago de Chile. Das Buch wurde mit dem Karl-Alber-Preis ausgezeichnet und ist beim Verlag Alber erschienen. Eine frühere Fassung ist frei herunterladbar. Es gibt zudem ein Forum zur Diskussion über das Buch.

TheoBlog.de hat mit dem Philosophen über seine Untersuchung gesprochen:

 

Die Vernunft wehrt sich nicht gegen Wunder

Interview mit dem Philosophen Daniel von Wachter  


Theoblog: Herr von Wachter, welche Philosophen oder welche Epoche untersuchen Sie in diesem Buch? 

W: Gar keine. Die Philosophie untersucht genauso wenig Philosophen oder Epochen wie die Physik Physiker oder die Biologie Biologen untersucht. Die Vorstellung, daß der Gegenstand der Philosophie Philosophen und deren Texte seien, hat zwei Quellen: Erstens haben die Positivisten, die behaupteten, daß nur die Naturwissenschaften Erkenntnis schaffen, gemeint, daß die einzige sinnvolle Aufgabe für Philosophen die Untersuchung alter Texte sei. Zweitens gibt es eine gewisse Angst davor, philosophische Fragen zu beantworten. Manchen fehlt einfach die Fähigkeit oder der Mut dazu, vielleicht weil sie ein großes Gewißheitsbedürfnis haben und diese Gewißheit in der Philosophie nicht finden. Es gibt noch eine dritte Quelle, eine hegelianische, aber die ist schwer zu beschreiben. In Deutschland haben sich nach dem Zweiten Weltkrieg die meisten Philosophen darauf beschränkt, Philosophiegeschichtsschreibung zu betreiben, vielleicht weil sie sich möglichst wenig weit aus dem Fenster lehnen wollten. Aber mein Eindruck ist, daß es jetzt mit der Philosophie in Deutschland wieder aufwärts geht.

Theoblog: Was untersucht dann Ihr Buch? Ist das für den Laien von Bedeutung?

W: Die kausale Struktur der Welt ist eines der großen alten Themen der Philosophie. In der angelsächsischen Philosophie gibt es heute eine ausgiebige, sehr komplizierte und abgehobene Diskussion über Verursachung. Aber das Thema ist von großer Bedeutung für eines jeden Menschen Weltbild, und viele haben den Mechanizismus verinnerlicht, das ist die Vorstellung, daß die Welt wie eine Maschine ist: sie besteht von vorn bis hinten aus kausalen Vorgängen. Alles, was geschieht, ist das Ergebnis eines Vorganges. Dadurch entsteht dann das Gefühl, daß Wunder oder Willensfreiheit unmöglich seien oder der Vernunft widersprächen oder von der Naturwissenschaft ausgeschlossen würden. Ich empfehle einen Selbsttest: Stellen Sie sich die Frage: „Gibt es Wunder, wie z.B. die Wiederlebendigwerdung und Auferstehung des gekreuzigten Leibes Jesu?“ und die Frage: „Können wir durch unser freies Handeln Kausalvorgänge in Gang setzen?“. Wenn Sie in sich Warnlampen leuchten oder eine Abneigung spüren, dann haben Sie sich von der mechanistischen Propaganda beeinflussen lassen.

Theoblog: Aber man kann doch Wunder nicht mit der Vernunft begreifen. Die Vernunft wehrt sich gegen Wunder.

W: Warum? Da wir hier auf einem Theologen-Blog sind, will ich anmerken, daß besonders Theologen das seit ca. 1800 ständig wiederholt haben, und es wird den Studenten auch heute noch eingeredet. Da wird vom „kausalen Nexus“, vom „wissenschaftlichen Weltbild“, von „historischer Methode“  geredet oder es wird einfach emphatisch gesagt, die Vernunft schließe Eingriffe Gottes in das Naturgeschehen aus. Aber nur Gründe, die man versteht, sind vernünftig – und es gibt hier weit und breit keine Gründe. David Hume hat versucht, aus unserer Kenntnis der Naturgesetze abzuleiten, daß es keine Wunder gebe. Obwohl Humes Argument von Anfang an schlagend kritisiert wurde, wurde es immer wieder hochgejubelt. Vor einigen Jahren schrieb der Philosoph John Earman ein Buch dazu mit dem treffenden Titel Hume‘s Abject Failure, was soviel heißt wie Humes jämmerliches Scheitern. Wenn es keinen Gott gibt, dann gibt es natürlich keine Wunder. Aber wenn es Gott gibt, wofür es Beweise gibt, dann ist zu erwarten, daß er manchmal Wunder wirkt. Wieso soll denn das gegen die Vernunft sein? Vernünftigsein heißt richtig denken. Als die Jünger den auferstandenen Jesus gesehen haben, haben sie verstanden, daß Gott ihn auferweckt hat und daß er Gottes Sohn und der Messias ist. Was ist denn daran unvernünftig? Sie haben genau richtig gedacht, als sie das geschlossen haben.

Theoblog: Die Auferstehung übersteigt die Vernunft, denn die Vernunft sagt, daß Tote nicht auferstehen.

W: Nur, wenn Sie „Vernunft“ so definieren. Genau das hat die sog. „Aufklärung“ getan. Diese Autoren haben ständig wiederholt, daß Glaube an Gott, Wunder und die christliche Lehre Aberglaube sei und daß die Vernunft den Determinismus lehre, also die Lehre, daß jedes Ereignis durch einen kausalen Vorgang determiniert sei. Die Aufklärung hat diese Auffassung durch häufige nachdrückliche Wiederholung und nicht durch Argumente verbreitet. Das ist natürlich nicht vernünftig, sondern Propaganda. In Wirklichkeit ist es manchmal ganz vernünftig, etwas für ein Wunder zu halten, und es ist unvernünftig, die Möglichkeit von Wundern auszuschließen. Übrigens hat die Aufklärung die Verbreitung ihres Weltbildes auch dadurch gefördert, daß sie in der Philosophiegeschichtsschreibung andersdenkende Philosophen ignoriert und als aussterbende Spezies dargestellt hat und die ihr Weltbild teilenden Philosophen als die größten und einzig ernstzunehmenden Philosophen dargestellt hat. So entstand der heute übliche Kanon der angeblich größten Philosophen: Descartes, Hobbes, Spinoza, Hume, Kant, Hegel, usw.

Theoblog: Ist das eine der Kernthesen Ihres Buches?

W: Nur ein Nebenprodukt. Das Buch will vor allem untersuchen, was Verursachung, Naturgesetze und freie Handlungen sind. Um das gründlicher tun zu können, untersuche ich davor, was Möglichkeit ist, denn welche Theorie der Möglichkeit man annimmt, stellt die Weichen für die Beantwortung vieler anderer Fragen. Doch man muß das Buch nicht von vorne bis hinten lesen; auch wenn man nur einzelne Kapitel des Buches liest, sollte man das Wichtigste verstehen können. Mithilfe der Ergebnisse der genannten Untersuchungen analysiert das Buch dann, auf welche Weisen Gott in der Welt wirken könnte, z.B. indem er ein Universum erschafft, es erhält und manchmal in den Gang der Dinge eingreift. Ob es einen Gott gibt, untersucht dieses Buch nicht, das wäre ein anderes Thema.

Theoblog: Laut der elften Ihrer Zwanzig Thesen zur kausalen Struktur der Welt können Handelnde Vorgänge in Gang setzen. Hat die Hirnforschung nicht herausgefunden, daß unsere Handlungen das Ergebnis von Hirnvorgängen sind? 

W: Sie spielen auf das Experiment von Benjamin Libet von 1982 an. Es ist zum Staunen, wie manchmal schlecht begründete Thesen viele überzeugen. Libet selbst hat sein Experiment so dargestellt als ob er den Versuchspersonen gesagt hätte, sie sollen ihre Hand bewegen, wann immer sie wollten. In Wirklichkeit hat er ihnen gesagt, sie sollen warten, bis ein Drang zum Bewegen der Hand aufkommt. Daß ein Drang eine vorangehende Ursache hat, ist mit der Annahme von Willensfreiheit zu vereinbaren. Diese und viele Einwände mehr gegen Libet mache ich gegen Libet in dem Buch und auch in zwei neueren Aufsätzen.

Theoblog: Was ist denn nun am Mechanizismus falsch? 

W: Wegen der Quantenmechanik geben die meisten Autoren heute zu, daß es indeterministische, probabilistische Vorgänge geben kann. Aber weitgehend unangefochten ist die Annahme, daß jedes Ereignis das Ergebnis eines Vorgangs sei. Dem halte ich zweierlei entgegen: Erstens ist jeder Vorgang aufhaltbar. Seit Hobbes hat sich die Vorstellung verbreitet, das alle Ereignisse von vorangegangenen Ereignissen erzwungen werden. Aber das ist nicht nur nicht der Fall, sondern unmöglich. Jeder Vorgang kann gestoppt oder abgelenkt werden, wenn es nur etwas gibt, was stark genug ist, ihn zu stoppen, und dieses auch tut. Zweitens können Lebewesen Vorgänge in Gang setzen. Die Mechanisten wollen uns einreden, daß es offensichtlich sei, daß jedes Ereignis das Ergebnis eines Vorgang sei. Doch haben Sie den Eindruck, daß alles um Sie her, wie ein Uhrwerk oder wie das Rollen der Kugeln auf einem Billardtisch abläuft? Wenn ich den Kolibri vor meinem Fenster oder die auf den Baum springende Katze ansehe, habe einen anderen Eindruck. Mein Buch will im Detail untersuchen, daß dieser Eindruck richtig ist.

Theoblog: Danke für das Gespräch!

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Das Interview kann hier in Form einer PDF-Datei heruntergeladen werden: Wachter.pdf.

Die Kosten der Selbstverwirklichung

Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage durch psychische Erkrankungen hat sich in Deutschland den neuesten Zahlen zufolge seit dem Jahr 2000 nahezu verdoppelt. Einer der wichtigsten Gründe: Druck zur Selbstverwirklichung – beruflich wie privat. Jan Grossarth schreibt für die FAZ:

Für den Anstieg psychischer Erkrankungen werden viele Gründe genannt. Der BPtK-Präsident Rainer Richter nannte als wichtige Gründe für den Anstieg etwa den „Druck zur Selbstverwirklichung“, beruflich wie privat. Vor Jahrzehnten, als die alten gesellschaftlichen Normen noch galten, seien neurotische Verhaltensauffälligkeiten die häufigsten gewesen, die Freiheit eines jeden, Individualität und Identität heute selbst zu finden, führe dagegen öfter zu Erschöpfung. Daher genügten eine gesunde Ernährung und viel Bewegung längst nicht als Vorbeugung.

Mehr: www.faz.net.

VD: JS

Die Gleichberechtigungsfalle

201206130815.jpgIm Mai 2011 wurde Monika Ebeling aus ihrem Amt der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Goslar abberufen, weil sie sich in ihrer Gleichstellungsarbeit auch für Männer engagiert hatte. Im Buch Die Gleichberechtigungsfalle erzählt Monika Ebeling nicht nur die Geschichte ihrer Abberufung. Bruno Köhler hat seine Rezension des Buches freundlicherweise online gestellt. Er schreibt:

Sie hat die Antworten auf ihre Fragen für sich gefunden. Eine wahre, nachhaltige Geschlechterdemokratie kann nur dort entstehen, wo sich Männer und Frauen im geschlechterpolitischen Diskurs auf gleicher Augenhöhe gegenüber stehen, wo die objektive Berücksichtigung der Anliegen beider Geschlechter eine Selbstverständlichkeit ist, wo man sich vom Geschlechterkriegsdenken mit den Stereotypen der ausschließlich männlichen Täter und ausschließlich weiblichen Opfer verabschiedet hat. Monika Ebeling will diese Erkenntnisse mit ihrem eindrucksvollen und bewegenden Buch anhand ihrer eigenen Geschichte aber auch in grundlegenden Erörterungen dem Leser nahebringen. Gerade, weil die Geschlechterpolitik in Deutschland und auch in der EU eben genau das Gegenteil von dieser Vision ist. Monika Ebeling will, dass sich das ändert.

Das Buch ist absolut empfehlenswert. Wer einen tiefen Einblick in die rücksichtslose Realität von Gleichstellungspolitik in der Praxis, fernab vom uns täglich einlullenden Euphemismus der Geschlechterpolitiker/innen, bekommen möchte, oder wer einfach wissen will, wie hegemoniale Gleichstellungspolitik funktioniert, für den ist dieses Buch ein alternativloses Muss. Eines der besten Bücher über das, was schon Katharina Rutschky als den „real existierenden Feminismus“ bezeichnete.

Hier die vollständige Rezension: cuncti.net.

 

 

VD: AH

Hirndoping

Experten gehen davon aus, dass in Deutschland bereits 100.000 Studierende ihrem Leistungsvermögen durch Medikamente und Drogen auf die Sprünge helfen. Welcher Schüler oder Studenten wünscht sich nicht ein Wundermittel, das bei Prüfungen hilft, die Leistungsfähigkeit zu steigern.

Hier ein aufrüttelnder und geglückter Bericht über den Trend zum Hirndoping:

Transformationskongress

Vom 8. bis 9. Juni 2012 veranstalteten der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deutsche Naturschutzring und Einrichtungen der Evangelischen Kirche in Deutschland einen Kongress zu den politischen und wirtschaftlichen Umbrüchen unserer Zeit, den so genannten Transformationskongress.

Wer sich die Mühe macht, die Beiträge der EKD-Vertreter zu lesen, stößt schnell auf Formulierungen, die an die messianisch-marxistischen Agitationen der Diesseits-Eschatologen erinnern. Gerhard Wegner, Leiter des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland, solidarisiert sich mit dem politischen Programm der „große Transformation“: „Es braucht dringend eine Gesamtstrategie. Sie wird nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, eine grundlegende Transformation des die Welt beherrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftsystems zu erreichen, das sich immer noch am besten mit dem Begriff Kapitalismus erfassen lässt.“ „Die Menschen“, so Wegner, „wehren sich gegen die Reduzierung ihres Selbst auf die beliebig handelbare Ware Arbeitskraft.“ Die angestrebte Transformation – und beim Lesen dieser Zielbeschreibung fühlte ich mich dann doch sehr an meinen Marxismus-Unterricht erinnert –, sieht so aus:

Wir brauchen, heißt es im Vortrag „Gesellschaft im Umbruch: Transformation wohin? Kapitalismus 4.0“:

  • die konsequente Aufwertung der Rolle des Staates durch die Stärkung der Demokratie,
  • die Indienstnahme der Finanzmärkte: „Banking has to be boring again!“,
  • die Umstellung der Ökonomie in Richtung ökologischer Nachhaltigkeit,
  • die Schaffung umfassend inklusiver, nachhaltiger und demokratischer Arbeitswelten, um Teilhabe aller zu verwirklichen.

In eine ganz ähnliche Richtung argumentiert auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider. Alles, was er fordert, könnte man ohne Bezug auf den christlichen Glauben (besser) formulieren. Aber da es sich für einen Kirchenvertreter gut macht, den Reichtum der biblischen Bildersprache zu nutzen, wird gleich das Pfingstfest bemüht:

Die Transformations-Aufgabe und dieser Transformationskongress sind sehr wohl auch eine Aufgabe der Kirche. Als Christinnen und Christen sind wir überzeugt: Es gibt immer Alternativen, auch wenn sie oft nur von wenigen gedacht, geträumt, erhofft, erstritten und erarbeitet werden. Wir können uns und wir können unsere Welt verändern. Gottes Geist kann unser Denken und Handeln erneuern. Und wir sind überzeugt, dass dieser Geist des Lebens nicht nur in der Kirche wirkt. Wir wollen mit allen zusammenarbeiten, die unterwegs sind zu sozialer Gerechtigkeit, nachhaltiger Wirtschaft, Bewahrung der Schöpfung und lebendiger Demokratie. Das ist möglich, auch wenn wir aus ganz verschedenen Traditionen und Kulturen kommen und in gewisser Weise verschiedene Sprachen sprechen. Diese Erfahrung haben wir vor kurzem mit dem Pfingstfest gefeiert.

Für so eine Transformation braucht man Jesus Christus nicht.

Gottes Jahrhundert ist angebrochen

GodsCentury.jpegDie amerikanische Politikwissenschaftlerin Monica Toft prophezeit uns eine machtvolle Rückkehr der Religion in die Weltpolitik. DIE ZEIT hat Monica Duffy Toft gefragt:

Ihr neues Buch heißt God’s Century, Sie sagen darin, dass Gottes Jahrhundert angebrochen sei. Ich habe versucht, hier in Harvard, wo Sie unterrichten, einen Beleg dafür zu finden – im Studentengottesdienst in der Memorial Church waren 15 Leute, im Buchladen am Harvard Square steht fast ein ganzes Regal mit Büchern des Atheisten Richard Dawkins, und außerhalb der Theologischen Fakultät steht Gott kaum auf dem Lehrplan. Wo, bitte, erleben Sie hier »Gottes Jahrhundert«?

Die Antwort lautet:

Sie haben recht: Harvard tut sich schwer mit Religion. Ganz Academia ist stark säkularisiert und findet, dass Religion und Rationalität nicht zusammengehen. Viele dieser Wissenschaftler wollen nicht sehen, dass ein Mensch rational denken und trotzdem gläubig sein kann.

Hier das ganze Gespräch: Interview-Toft.pdf.

Elternparanoia

Kinder müssen spielen, toben, Wagnisse eingehen – und sich manchmal blaue Flecken holen. Nur so können sie sich psychisch und körperlich gesund entwickeln. Deshalb sollten Eltern ihre Kinder nicht in Watte packen.

Die Gehirn & Geist-Autorin Verena Ahne schreibt für den SPIEGEL:

Fürchten wir heute in den westlichen Nationen also zu sehr um unseren Nachwuchs? Der britische Soziologe Frank Furedi glaubt, ja – und prägte dafür den Begriff „Elternparanoia“. Das Bild vom Kind, so die These des emeritierten Professors von der University of Kent, habe sich im letzten Jahrhundert stark gewandelt. Kinder wurden früher als robust und belastbar angesehen, Risiko als positiv. Heute gelten sie als zerbrechlich und sollen von Anfang an vor Schäden jeglicher Art, seelischen wie körperlichen, bewahrt werden.

Von den verunsicherten Eltern profitiert ein riesiger Ratgebermarkt, der die Angst aber nur noch weiter anheizt. Hinzu kommt der Einfluss der Medien, die meist ein Zerrbild der Lebensrealität wiedergeben.

Mehr: www.spiegel.de.

Calvin-Studienausgabe in 10 Teilbänden

Es gibt gute Nachrichten für Freunde und Feinde des Calvinismus: Die Calvin-Studienausgabe erscheint in wenigen Wochen als Gesamtausgabe in 10 Teilbänden.

Wer bis Ende Dezember 2012 bestellt, erhält die Werke für 129,00 Euro, ab 2013 kostet die Gesamtausgabe dann 149,00 Euro.

Hier die Teilbände:

Bd. 1.1: Reformatorische Anfänge 1533-1541
Bd. 1.2: Reformatorische Anfänge 1533-1541
Bd. 2: Gestalt und Ordnung der Kirche
Bd. 3: Reformatorische Kontroversen
Bd. 4: Reformatorische Klärungen
Bd. 5.1: Der Brief an die Römer
Bd. 5.2: Der Brief an die Römer
Bd. 6: Der Psalmen-Kommentar
Bd. 7: Predigten über Dtn und den 1Tim (1555-1556)
Bd. 8: Ökumenische Korrespondenz

Obwohl sich wahrscheinlich einige der Leute ärgern, die die Bände bisher einzeln erworben haben, halte ich die Entscheidung des Verlags, nun eine Gesamtausgabe auf den Markt zu bringen, für lobenswert. Die Edition, an der Eberhard Busch, Matthias Freudenberg, Alasdair Heron, Christian Link, Peter Opitz, Ernst Saxer und Hans Scholl mitgewirkt haben, kann ich sehr empfehlen.

 

 

Mouw: Golgatha verstehen

Einerseits freut es mich, dass Richard Mouw, Präsident des Fuller Theological Seminary (USA), in seinem Beitrag für Christianity Today moderat die Bedeutung des stellvertretenden Sühneopfers von Jesus Christus hervorhebt:

While our sinful condition can contain elements of ignorance and victimhood, those factors cannot fully account for our guilty state before God. Adam and Eve were not merely clueless or victims. The older theological term for their posture was “ethical rebellion”: disobedience, initiated by the deliberate turning of their wills against the designs of the Creator. And, to cite another formulation: “In Adam’s Fall we sinned all.” If we are held captive to principalities and powers, it is because of choices for which God holds us responsible. Only Christ’s atoning work can deliver us from the consequences of those choices. And that deliverance required taking upon himself the burden of our sin and guilt.

But what of the charge that the intra-Trinitarian transaction—Jesus “satisfying” the Father on our behalf—glorifies violent abuse? Of course, the Cross is indeed a display of violence toward Jesus, and no atonement theory can avoid that fact. The Christus Victor perspective explains that the violence inflicted upon Jesus was caused by the demonic principalities and powers, and that God allowed this in order to demonstrate that the powers were unable to destroy the Son. The “moral influence” theory, on the other hand, emphasizes the ways in which Jesus suffered violence at human hands—with the redemptive significance of that suffering showing forth in the way that Jesus selflessly forgave his enemies. Thus, while the divine satisfaction theory may be unique in seeing Jesus as directly experiencing the wrath of the Father, all of the views see Jesus as taking suffering upon himself in order to fulfill a divinely ordained redemptive mission.

But those of us who want to retain the notion of the Savior experiencing the divine wrath against sin have to be very careful in how we depict the punishment inflicted on the cross. Here, the late John Stott speaks wisely. In his great work The Cross of Christ, he warns us against adopting any picture of the Atonement where God the Father is seen as “a pitiless ogre whose wrath has to be assuaged.” The Father and the Son were united together “in the same holy love which made atonement necessary.” While the words satisfaction and substitution must never “in any circumstances be given up,” Stott argues, we must also be clear that “[t]he biblical gospel of atonement is of God satisfying himself by substituting himself for us.”

Andererseits frage ich mich, wie er an seinem Seminar Tony Jones beschäftigen kann, der sich unter anderem in seinem Buch A Better Atonement sehr dezidiert sowohl gegen die Ursünde als auch das stellvertretende Sühneopfer ausgesprochen hat. Anything goes?!

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