Original Play

Vor einigen Monaten wußte kaum jemand, was sich hinter der Spielmethode „Original Play“ verbirgt. Erst nachdem das ARD Magazin Kontraste (ab Minute 5:50) über sexuelle Gewalt an zwei Kitas in Berlin und Hamburg im Zusammenhang mit „Original Play“ berichtete, entwickelte sich eine Debatte über das „pädagogische Konzept“.

Wikipedia beschreibt das Anliegen von „Original Play“ so:

Die Basis des Konzeptes ist, dass Erwachsene „spielerisch“ mit nichtverwandten und -bekannten Jugendlichen und Kindern, aber auch laut Eigenangaben anderen Erwachsenen, in engem Körperkontakt vorzugsweise auf dem Boden agieren. Sprich: Sich herumwälzen, aufeinander reiten, kuscheln oder anderweitig physisch aktiv werden. Die Initiative dazu soll laut Donaldson vom Kind bzw. Gegenüber des Original-Play-Spielleiters ausgehen. Andererseits wird aber auch angegeben, dass die Kinder und Jugendlichen von den Spielleitern auch aktiv aufgefordert werden mitzumachen und dann selbst „entscheiden sollen“, ob sie teilnehmen wollen.

Donaldson unterscheidet „Original Play“ als ursprüngliches Spiel, in dem Erwachsene sich Kindern anpassen, von „cultural play“, das Kindern beigebracht werde, um sie an die Kultur der Erwachsenen anzupassen.

Es soll laut Eigenangabe Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (mit und ohne Beeinträchtigungen) helfen, instinktiv zu spielen, dabei friedlich Freude und Vertrauen zum Ausdruck zu bringen, statt um einen Sieg zu kämpfen, und ihren Körper genauer kennenzulernen. Durch Original Play solle ein psychologischer und physiologischer Prozess in Gang gesetzt werden, der eine Kombination aus kognitivem, emotionalem und sensorisch-motorischem Lernen ermögliche. So erlebe das Individuum eine Zugehörigkeit zur Gruppe ohne Angst und Konkurrenz.

Jeder kann sich gegen eine Gebühr als Spielleiter bewerben. Eine Prüfung auf Straffälligkeit oder anderweitige Auffälligkeiten findet nicht statt.

Für manche Fachleute, etwa für die Therapeutin Michaela Huber oder den Kinderpsychiater Karl-Heinz Brisch, ist „Original Play“ eine Einladung zur Übergriffigkeit an Kindern. Damit werden sie richtig liegen. Fabienne Becker-Stoll, Leiterin des bayerischen Staatsinstituts für Frühpädagogik, hat sehr grundsätzliche Anfragen an die Spielmethode, die auch in Deutschland in mehreren Kindergärten eingeführt wurde. An ihrem SZ-Interview gefällt mir besonders, dass sie über die Kritik an „Original Play“ hinausgeht und die Bedeutung der frühkindlichen Bindung unterstreicht.

Auch in einem Kindergarten gibt es Gruppendynamiken und Spiele, die von den Erziehern unterstützt werden, denen müssen sich Kinder auch erst einmal aktiv entgegensetzen. Aber, für mich als Wissenschaftlerin viel entscheidender: Alle Babys fangen um den achten Monat an zu fremdeln. Das ist ein Schutzmechanismus, den die Natur eingerichtet hat. Ja, Kinder haben Sehnsucht nach Körperkontakt. Aber nur zu vertrauten Personen, bei denen sie sich geborgen fühlen. Es ist vollkommen widersinnig, als fremde Person das aus dem Nichts anzubieten. Wenn Sie einen Fahrradunfall haben, dann freuen Sie sich, wenn Fremde den Notarzt anrufen, aber sie wollen von denen nicht in den Arm genommen werden. Weil es sich falsch anfühlt. Weil es, ja, übergriffig ist.

Mehr: www.sueddeutsche.de.

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2 Kommentare
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Jutta
4 Jahre zuvor

Ich habe das vor einigen Monaten schon mal gelesen, und ich frage mich, wer auf sowas kommt und wieso.
Wie haben eigentlich die Menschen bisher ihre Kinder großbekommen?

Und für mich wieder ein Zeichen für die Verderbtheit der westlichen Welt. Und wie sinnlos Psychologie usw … sind ..
Kein Wunder, dass andere Kulturkreise nichts vom Westen halten und sich abschotten und verwehren.

Chrissen
4 Jahre zuvor

Für mich ist das eine Einladung zur Pädophilie. Ich würde nicht wollen, daß wildfremde Männer und Frauen, Erzieherinnen oder Lehrer an meinem Neffen und meiner Nichte herumkuscheln und rumgrapschen.

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