Die neue Ordnung der digitalen Technik

Markus Keiser hat sich freundlicherweise die Schweizer Studie Die Zukunft der vernetzten Gesellschaft angeschaut und kurz kommentiert:

Teaser big GDI SWISSCOMEs war Frühling 1990, meine Frau und ich waren auf der Suche nach einem familientauglichen Auto, da wir unser erstes Kind erwarteten. Dem Fahrzeughändler, dem wir gegenüberstanden, ein großer Mann mit dickem Bauch und feinrandiger Brille, hielt einen schwarzen Plastikklotz geheimnisvoll in seiner rechten Hand. Es war eines der ersten Motorola Handys der Natel C Generation (hier ein Bild), riesig in Ausmaßen und schwer in der Hand. „Fr. 6000.- hat es mich gekostet“ vertraute er uns an. Teuerungsbereingt sind das heute um die 8000.- Schweizer Franken.

Dieses Erlebnis von damals erinnert mich immer wieder daran, was diese Geräte einst gekostet haben und wie schnelllebig dieser Markt geworden ist. Das GDI (Gottlieb Duttweiler Institut), benannt nach dem Gründer des heutigen Großverteilers Migros, hat im Auftrag der Swisscom (größter Telekomanbieter der Schweiz) eine Studie über die zukünftige Vernetzung erstellt. Darin werden die Anfänge des Internets besprochen und verschiedene Szenarien für die Zukunft erstellt und durchdacht. Ganz nach dem Moto: Wo geht die Reise hin?
Eines wird nach dem Lesen der Studie klar: Es wird alles noch viel engmaschiger, Mensch und Maschine werden zusammenwachsen und eine interaktive Symbiose bilden und der eine oder andere Science-Fiction Film, den man gesehen hat, scheint Realität zu werden.

Logisch-stringent wird von „neuer Weltordnung“ als Konsequenz dieser neuen Technologien gesprochen, eine Welt, in welcher der Mensch so eng mit Maschinen verbunden ist, dass er ohne sie nicht mehr leben kann. Die Technik wird dem Menschen immer dichter auf den Leib geschnitten, immer kleiner, und legt sich mittlerweile um unsere Handgelenke.
Der nächste Schritt soll die „Digisphäre“ sein, in welcher dem Menschen Chips eingepflanzt werden, um z.B. die Gesundheitsvorsorge zu fördern. „Sie haben die Möglichkeit ihre Krankenkassenbeiträge zu senken, wenn sie es erlauben unseren Gesundheitschip zu tragen, der frühzeitig Alarm schlägt, sobald sich in ihrem Körper ein Gesundheitsrisiko anbahnt“. Wäre das nicht ein verlockendes Angebot um Risiken und Kosten zu senken?

Was tun wir als Christen, um dieser Kontrolle, die in ihrer Konsequenz wirklich total sein, wird zu entkommen? Technologie ist nicht per se schlecht, aber ich bin der Überzeugung, dass wir lernen müssen, nicht einfach alles als gut und gegeben zu akzeptieren. Warum müssen wir „always online“ sein und zwingend einen Smartphone-Datenvertrag haben, damit wir jederzeit mit jedem im Kontakt stehen? Wohin führen diese vermeintlichen Annehmlichkeiten letztlich? Die Gewöhnung an „always online“ ist die Basis für alles, was noch kommen wird!

Als ich vor 24 Jahren das erste Mal diesen „Motorolaknochen“ sah, konnte ich mir nicht vorstellen, wie die technische Entwicklung aussehen wird. Heute sehen wir vielleicht etwas besser, was in den nächsten 24 Jahren kommen mag. Die Verheißungen von damals, nämlich „Freiheit“ und „Flexibilität“, scheinen sich in Zwänge und Beklemmung zu verwandeln.

Markus Keiser

Der gekreuzigte König

Nachfolgend die Kurzversion einer Rezension, die vollständig in Glaube & Denken heute 2/2014 erscheinen wird. Besprochen wird das Buch:

91blY7fUXyLDie Bibel überliefert uns eine Fülle von Begriffen, Bildern und Zugängen zum Versöhnungswerk von Jesus Christus. Gustaf Aulén sprach 1930 in seinem berühmt gewordenen Aufsatz von „drei Haupttypen des christlichen Versöhnungsgedankens“ (Zeitschrift für Systematische Theologie, Jg. 8, 1930, S. 501–538). Der klassische Christus-Victor-Typus betont die Siegestat von Christus über die Mächte des Bösen. Der lateinische Typus der Versöhnungslehre hebt demgegenüber den Gerechtigkeitsausgleich hervor, der Gott gegeben wird. Der subjektive Typus der Versöhnungslehre unterstreicht, dass der völlige Gehorsam von Jesus Christus Vorbildcharakter für seine Jünger hat.

Seit der Aufklärung finden vor allem humanisierende Ansätze der Versöhnungslehre Anklang, so dass bevorzugt von der Liebe Gottes und dem Reich Gottes gesprochen und dabei das stellvertretende Sühnopfer heruntergespielt oder gar umgedeutet wird. Oft ist in der Verkündigung zudem eine Dichotomie zwischen der Betonung des Kreuzes einerseits und der Hervorhebung von Gottes Reich andererseits zu finden. Das führt schnell dahin, dass Jesus Christus entweder als Erlöser oder als Herr gepredigt wird. Die einen rufen die verlorenen Sünder zur Umkehr und vergessen, dass Jesus das Leben der begnadigten Sünder umgestalten möchte. Die anderen träumen von einer Transformation der Welt unter dem König Jesus, unterschlagen aber den persönlichen Ruf zur Vergebung und Umkehr, der nur ergehen kann, weil Jesus Christus am Kreuz stellvertretend für uns Sünder gestorben ist.

In seinem Buch The Crucified King zeigt Jeremy Treat, dass die beiden großen biblischen Themen Sühne und Reich Gottes unauflösbar miteinander verbunden sind und jede künstlich herbeigeführte Aufspaltung nicht nur am Schriftbefund vorbeigeht, sondern darüber hinaus zu einer theologischen Schieflage führt.

Die Untersuchung geht auf eine Dissertation zurück, die Treat am Wheaton College unter der Betreuung von Kevin Vanhoozer erfolgreich abgeschlossen hat. Er wollte die Frage klären, wie genau „die biblische und theologische Verbindung zwischen dem Kommen des Reiches Gottes und dem sühnenden Tod des Christus am Kreuz aussieht“ (S. 25). Wenn wir die Geschichte und Logik des Heilshandelns Gottes mit wachen Sinnen interpretieren – so Treat – kann die Antwort letztendlich nur Jesus, der gekreuzigte König, sein (S. 25).

Im ersten Kapitel (S. 53–67) wird das Motiv „Sieg durch Opferleiden“ im Alten Testament beleuchtet. Der Autor findet es beispielsweise im Protoevangelium (Gen 3,15), bei Abraham, im Exodus oder im Leben des Königs David. Das zweite Kapitel bietet eine detaillierte Studie über den leidenden Gottesknecht im Propheten Jesaja (bes. Kapitel 52–54). Die Menschheit hat die Herrschaft Gottes auf Erden nicht angemessen repräsentiert. Deshalb hat Gott einen Menschen aus der Linie Davids verheißen, durch den er in Ewigkeit regieren wird. Dieser messianische König ist Gottes Arm (53,1; 40,10); durch ihn kommt das neue Gottesreich (Jes 1–39), der neue Exodus (S. 40–55) und die neue Schöpfung (S. 56–66). „Das stellvertretende Sühneopfer des Knechts versöhnt Sünder mit Jahwe, initiiert aber auch den neuen Exodus und Jahwes Herrschaft auf der Erde, …“ (S. 85).

Obwohl Treat darauf hinweist, dass für Moltmann „das Kreuz weniger für die Sühnung von Sünden steht, als vielmehr das Kommen Gottes offenbart“ (S. 236), geht unter, dass seine Theologie des Kreuzes, falls man sie noch so nennen möchte, zunehmend in einer „politisch instrumentalisierten Eschatologie untergegangen“ ist (so urteilt: Michael Korthaus, Kreuzestheologie, 2007. S. 294). Die Leiden am Kreuz erlitt Jesus „in Solidarität mit anderen, in Stellvertretung für viele und in Vorwegnahme für die ganze leidende Schöpfung“ (Jürgen Moltmann, Der Weg Jesu Christi, 1989, S. 173). Die Leiden Christi „sind also nicht auf Jesus beschränkt, sondern haben universale Dimension“ (ebd.).

Mancher Leser wird sich hin und wieder fragen, was denn Treats „gekreuzigten König“ von N. T. Wrights „göttlichem König“ unterscheidet (vgl. N. T. Wright, How God Became King, 2012). Treat beantwortet die Frage auf S. 247 in einer längeren Fußnote. Nach eigener Aussage geht er (1) methodisch anders vor, da er biblische und systematische Theologie umfassender einarbeitet. Er verneint (2) Wrights Diagnose, demnach die Reformatoren für die Scheidung von Gottesreich und Kreuz verantwortlich sind, und nimmt die Moderne in die Pflicht. Schließlich räumt er (3) dem stellvertretenden Sühneopfer einen größeren Stellenwert als Wright ein. Die durch Jesu Tod mögliche gewordene persönliche Sündenvergebung will er nicht gegen die bedeutsamere politische Rückkehr aus dem Exil ausspielen. Von Wrights Eschatologie grenzt Treat sich nicht ab. Überhaupt werden eschatologische Fragen nur am Rande besprochen, so dass unklar bleibt, wie genau die Vollendung des Reiches Gottes nach Treat zu denken ist.

Das Buch, das neben einer umfangreichen Bibliographie ein Bibelstellenverzeichnis sowie Begriffsregister und Autorenregister enthält, ist aber insgesamt sehr lesenswert. Michael Horton schreibt in seinem Vorwort: „Es ist eine Sache, die Integration von biblischer und systematischer Theologie (unter anderen Dingen) zu verlangen, eine völlig andere, das auch wirklich zu tun“ (S. 18). Treat kombiniert exegetischen Betrachtungen mit biblischer und systematischer Theologie in vorbildlicher Weise. Sein Anliegen, unbiblische Dichotomien zu überwinden, ist nicht nur berechtigt, sondern wird im Einzelnen sorgfältig begründet.

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Sklaverei in 5 Ländern besonders hoch

GlobalslaveryindexDas Acton Institute, das ich sehr schätze, verweist auf den zweiten „Globalen Sklaverei-Atlas 2014“, der von „Walk Free Foundation„ herausgegeben wird.

Einige Daten:

In absoluten Zahlen haben folgende Länder die meisten Sklaven:

  • Indien
  • China
  • Pakistan
  • Usbekistan
  • Russland
  • Nigeria
  • Demokratische Republik Kongo
  • Indonesien
  • Bangladesch
  • Thailand

Die aktuelle Prävalenz ist in folgenden Ländern besonders hoch:

  • Mauretanien
  • Usbekistan
  • Haiti
  • Katar
  • IndienP
  • Pakistan
  • Demokratische Republik Kongo
  • Sudan
  • Syrien
  • Zentralafrika

Hier die Einzelheiten: Global_Slavery_Index_2014_final_lowres.pdf.

Die Intoleranz der Toleranz

Pünktlich zur Woche der Toleranz eine wichtige Mitteilung: Das Buch The Intolerance of Tolerance von Donald A. Carson ist in deutscher Sprache beim 3L-Verlag erschienen. Im Frühjahr hatte Hanniel das Buch hier im TheoBlog besprochen und schrieb:

NewImageDas Buch ist ein händeringendes Plädoyer und „Beknien“ des Lesers: Lass dir die Augen öffnen über die fatale Neudefinition des Toleranzbegriffs. Werde dir bewusst, was dieser Wandel für die Christen bedeutet. Insofern passt das letzte Kapitel mit acht inhaltlichen Denk- und Handlungsempfehlungen überein. Es ist eine Aufgabe des Christen, auf die Fallen des neuen Toleranzverständnisses hinzuweisen. Eine Massnahme ist eben das Schreiben dieser Buchbesprechung. Ich werde mich künftig noch besser auf einzelne Pressemeldungen aus europäischen Zeitungen achten, um entsprechende hiesige Belege zu sammeln. Carson ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass die Aufklärungsarbeit jedoch nicht das prioritäre Ziel des Christen darstellt. Vielmehr geht es darum, mutig hinzustehen und das Evangelium zu verkündigen. Wie soll das geschehen? Durch Debatte und Abwägen von Argumenten, ohne Druck, aber mit viel Entschiedenheit. Wer nämlich wirklich tolerant sein will, der muss selbst über feste Überzeugungen verfügen.

Das Buch gibt es hier: www.amazon.de.

N.T. Wright: Rechtfertigung

Anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Theologische Fakultät der Universität Fribourg (Schweiz) hat N.T. Wright am vergangenen Wochenende zur Rechtfertigungslehre gesprochen (nebenbei: Judith Butler erhält die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Fribourg). Nichts Neues. Wright hat im Wesentlichen bestätigt, was er in den letzten Jahren zur Rechtfertigungslehre veröffentlicht hat. Da die Reformatoren in falschen, scholastischen Kategorien dachten, brauchen wir für eine angemessene Interpretation der Rechtfertigung eine neue Rahmenstruktur. Wright meint, den passenden Rahmen durch den Rückgriff auf das rabbinische Judentum liefern zu können. Nun wissen wir: „Richtig verstanden, ist Rechtfertigung die Lehre, die besagt, dass wir zusammengehören. Die Lehre, die auf unserer Zusammengehörigkeit insistiert, wurde benutzt, um uns auseinanderzudividieren“ (S. 8–9).

I hope it is clear from all this that the categories often employed to discuss ‘justification’ are slanted and inadequate. They are slanted, because they introduce the notion that ‘justification’ is all about humans somehow obtaining ‘righteousness’, whether by their own moral efforts (as in popular Pelagianism), or by the moral ‘merits’ of Jesus being ‘reckoned’ to them (as in much protestant, particularly Reformed, thinking), or by the quality of moral goodness being infused into them (as in much Catholic thinking). All these see ‘justification’ as the ‘making right’ or ‘putting right’ of humans, within a framework where humans have as it were been set a test, a moral challenge to fulfil. This belongs with what I take to be a mediaeval idea, though fully formulated in the seventeenth century Reformed circles, of a basic ‘covenant of works’ to which humans must somehow conform (or to which Jesus will conform on their behalf) by somehow acquiring ‘righteousness’. This in turn goes with that same basic framework, that the whole narrative is focused on whether humans go to heaven or to hell. My proposal is that for Paul at least things are very different. The aim of the whole narrative is to restore humans to their vocation of ‘glory’, that is, the dignity and rule over creation, for which they were created in the divine image, so that through them God’s glory and knowledge will fill the whole creation. To that end, justification declares that they are covenant members, forgiven and in the right with God.

The categories normally used, as a result, are inadequate. They deal only with the rescue of humans from the deadly condemnation which comes upon sin. That is of course vital, but for Paul it belongs within the larger picture of the divine covenantal plan for creation as a whole. This is what I mean when I say that though Paul seems to have meant by ‘justification’ something rather different from what Luther and the other reformers supposed, what he meant in fact is even more explosive. The reformers were trying to give biblical answers to the mediaeval questions. Paul’s doctrine challenges the questions themselves, and encourages us to reformulate the whole picture. As Barth pointed out, the Reformers never really sorted out their eschatology. When we replace their implicit heaven- and-hell framework with the biblical notion of heaven and earth coming together in new creation, significant changes happen in soteriology, including justification.

Hier der ganze Vortrag in englischer Sprache: Fribourg_Justification_November_2014.pdf.

Genderwahn an deutschen Universitäten

Michael Ginsburg kommentiert für DIE WELT den Gender-Irrsinn, der von öffentlich finanzierten Experten an den Universitäten verzapft wird. Es ist zum Auswandern!

Fehlt etwa das Binnen-I, wie bei StudentInnen oder BürgerInnen, kann die Note bis zu zehn Prozentpunkte schlechter ausfallen. Dabei sind diese Unis genau genommen nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand der Genderforschung. Denn Bezeichnungen, wie StudentInnen und BürgerInnen diskriminieren wiederum die Trans-, und Intersexuellen. So argumentiert zumindest Profx Lann Hornscheidt, die/der früher einmal Antje Hornscheidt hieß. Besser wäre es da, wenn sie Studierx oder Bürgx schreiben würden, empfiehlt er/sie.

Auch um Fragen, wie geforscht werden sollte und wer überhaupt forschen darf, wird ein erbitterter Kampf geführt. Männer würden im Namen von „wahrem Wissen“ und „Erkenntnisfortschritt“ eigentlich einen Kampf um mehr Kontrolle und Macht führen, schreibt etwa Genderprofessorin Elisabeth List.

Solche Argumente basieren wohl auf der sogenannten feministischen Standpunkttheorie, einer in der Genderforschung hoch anerkannten Wissenschaftsmethodik. Die Theorie besagt, dass weiße, heterosexuelle Männer grundsätzlich keine objektive Forschung betreiben würden, weil sie durch ihre privilegierte Position voreingenommen sind und daran arbeiten würden ihre Hegemonie gegen alle Deklassierten aufrechtzuerhalten.

Frauen, Trans-, Homo-, Bi-, Intersexuelle, die im besten Fall nicht weiß sind und eine Behinderung haben, würden eine wesentlich objektivere Sicht auf die Welt haben und seien deshalb als Forscher viel besser geeignet.

Mehr: www.welt.de.

Erweckung

Don Carson und Tim Keller sprechen in diesem Video über das Thema „(reformierte) Erweckung“ und lassen dabei eigene „Erweckungserfahrungen“ einfließen. Interessant!

Wie kommt man in den Himmel?

Kardinal Schönborn beantwortet die Frage, wie ein Mensch in den Himmel kommt. Der Kardinal ist ja ein kluger Mann, aber er antwortet buchstäblich „evangeliumsfrei“. Ach, vertrauten wir doch Jesus Christus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben. Glaubst du das?“ (Joh 12,25–26).

VD: US

Hin zur Schrift?

Bernhard Rothen schreibt in Die Klarheit der Schrift (Bd. 2, 1990, S. 96) zu Karl Barths Hinterlassenschaft:

Eine der m. E. schwerwiegendsten Fragen, die man an das Werk Barths richten muß, ist die, ob das rein äußerlich gesehen noch evangelisch ist: eine menschliche Lehre, die von den Mitarbeitern des spezifisch theologischen Dienstes am Wort so viel Zeit für ihr besonderes Denken fordert? Es hätte der Betonung der Begrenztheit des Lebens entsprochen, auch die eigene Lehre auf einem begrenzten Raum und möglichst leicht zugänglich zu entfalten. So breit und fordernd wie er sie nun vorträgt, hat Barth seine Lehre in den praktischen Konsequenzen mystifiziert, gegen Angriffe immunisiert und gleichzeitig längerfristig auch verflachenden Deutungen preisgegeben.

Im Vergleich dazu Luther: Er weist überdeutlich von seinen Büchern weg zum Studium der Schrift allein, und er verlangt zur Kritik seiner Lehre nicht ein Verständnis seiner Gedankengänge, sondern eine bessere biblische Textkenntnis, als er sie hat. Am besten, sagt er, würde man seine Bücher alle vergraben wegen des schlechten Beispiels, das ihre Vielzahl gibt. „Denn ich wohl sehe, was für Nutzen es in der Kirche geschafft hat, wenn man hat außer und neben der heiligen Schrift angefangen viele Bücher und große Bibliotheken zu sammeln“, sagt er mit polemischer Ironie in der Vorrede zu seinen deutschen Schriften. „Summa, wer im Text der Bibel wohl gefaßt ist, der ist ein Doktor.“ Damit ist bei Luther überdeutlich herausgestellt, daß der Gegenstand, auf den sich in der alltäglichen theologischen Arbeit das entscheidende Bemühen richten muß, der für alle gleichermaßen gegebene, die Gemeinschaft der Kirche stiftende und erhaltende Bibeltext ist.

Sucht nach dem Smartphone

Menschen nutzen ihr Smartphone im Schnitt drei Stunden am Tag, und die meisten fühlen sich schlecht dabei. Ein Bonner Forscherteam hat sich gefragt, wo die Abhängigkeit anfängt – und Lösungen gesucht. DIE WELT schreibt:

Sie lieben ihr Handy? Sie können sich den Alltag ohne Handy nur noch schwer vorstellen? Aber irgendwie nervt es Sie auch? Mails, WhatsApp und Facebook stehlen Ihnen Zeit? Drei Stunden pro Tag verbringen Sie wahrscheinlich mit ihrem Mobiltelefon. Das ist das bisherige Ergebnis einer groß angelegten Studie des Informatikers Alexander Markowetz von der Universität Bonn. Zusammen mit dem Psychologen Christian Montag hat er den Handygebrauch Tausender Menschen untersucht. Die beiden wollten erforschen, wie viel Zeit die Menschen tatsächlich mit Handy oder Smartphone verbringen. Und sie wollten herausfinden, wie viel normal ist. Wann die Handynutzung problematisch wird und wo die Abhängigkeit anfängt.

„Ich habe selbst ein völlig unverantwortliches Handyverhalten, und vielen Kollegen geht es ähnlich. Und das wollten wir im großen Stil untersuchen“, sagt der 38 Jahre alte Markowetz. Er entwickelt ein kleines Programm, eine App, die er Menthal nennt. Wer Menthal auf sein Handy lädt, lässt zu, dass alles gezählt wird: Wie viel Zeit er im Internet surft. Wie oft er eine SMS schreibt. Wie lange er bei Facebook verbringt. Die wichtigsten Daten werden dann anonymisiert an einen Server übermittelt, wo die Wissenschaftler sie auswerten.

Hier: www.welt.de.

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