Simulierte Liebe

Erich Fromm, der sich übrigens mit seinem ehemaligen Kollegen bei der Frankfurter Schule, Herbert Marcuse, zutiefst zerstritten hatte, schrieb einmal über den „Beziehungsbetrieb“ der Moderne/Spätmoderne (Jeffries, Grand Hotel Abrund, 2019, S. 354):

Wir leben in einem Zeitalter von Wegwerf-Lovern, in dem ausgeklügelte sexuelle Lust die Unvorhersehbarkeit der Liebe verdrängt hat, in dem die Suche nach Liebe etwas Ähnliches geworden ist wie Shoppen, und in dem wir von der Liebe verlangen, was wir auch von unseren anderen Einkäufen erwarten – Neuheit, Abwechslung, Verfügbarkeit.

Die Evangelische Kirche in Deutschland ist voll auf diesen Zug der redundanten Beziehungsethik aufgesprungen. Die Lust, das Vergnügen, der Konsum, das sexuelle Abenteuer gehen aus ihrer Sicht völlig in Ordnung. Zwei Beispiele: Das Portal der Kirche feiert einen Pfarrer, der nebenberuflich im Gemeindesaal als Drag-Queen auftritt und die Kundschaft dabei von der Jugendgruppe bewirten lässt. Einfach super! Und Pastor Max besucht den Dominus André, der seit neun Jahren in der Rotlichtszene „Sexarbeit“ leistet und ist – wie vorhersehbar – von seinem engagierten Einsatz begeistert. Es sei sehr wichtig, immer noch vorhandene Vorurteile abzubauen. Alle sexuellen Spielarten, egal ob SM oder Blümchensex, sind für Max völlig legitim. Es sei wichtig, dass wir darüber reden. 

Wie billig, durchschaubar und oberflächlich das alles ist, können uns sogar die linken Soziologen und Philosophen der Frankfurter Schule vor Augen malen. Es ist im Grunde der Versuch, auf dem Markt zu bleiben. Die Kirche will den Anschluss nicht verlieren und dockt an die Wünsche und Begehren der Menschen an.

Aber die Kirche schafft sich dabei ab. Gott hat seinem Volk die Möglichkeit eröffnet, tiefer zu schauen. Der Heilige Geist wurde nicht gesandt, um Sünde zu feiern oder zu propagieren. Der Heilige Geist ist gekommen, damit er die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführt (vgl. Joh 16,8). In einer Kirche, die Gesetz und Evangelium verwirft, zieht sich Gottes Geist zurück und überlässt die Menschen „den Begierden ihrer Herzen“ (vgl. Röm 1,24). 

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30 Kommentare
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Udo
2 Jahre zuvor

Die vermeintliche sexuelle Freiheit erweist sich immer deutlicher als Knechtschaft.
Von einer echten Kirche würde man erwarten, dass sie in ethischen Fragen ein Leuchtturm ist, der einer gerade im sexuellen Bereich orientierungslosen Gesellschaft den Weg zeigt.
Zu Röm 1,24 kann man noch einmal Thomas von Aquin zur Sprache kommen lassen:
“Indirekt dagegen überliefert er die Menschen insofern der Sünde, als er ihnen mit Recht jene Gnade entzieht, durch welche die Menschen von der Sünde bewahrt wurden.“
Insofern ist die Tatsache, dass Sünde mitten in der Kirche akzeptiert wird, dann auch Gottes Gericht. Da hilft nur Buße, denn Jesus Christus befreit auch noch heute aus ihrer Knechtschaft.

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

@Udo: Was soll Ihrer Meinung nach die „echte Kirche“ tun im Hinblick auf Sexualität? Und zudem: Sind Sie von vornherein immunisiert gegen Kritik und das Gericht? Womit? Wodurch? Sind Sie zur Vorwegnahme des Gutseins einer Handlung ermächtigt?

Udo
2 Jahre zuvor

@Gerhard Engel: Nun, eine echte Kirche ist eben nicht das Echo der Gesellschaft, sondern holt die Maßstäbe ihrer Verkündigung und ihres Handelns aus der biblischen Offenbarung, der Heiligen Schrift. Sie verkündet gemäß Gen 1 und Matth 19, 4f, dass Jahwe-Gott den Menschen nach seinem Bild als Mann und Frau geschaffen hat und dass Sexualität in einer verbindlichen Gemeinschaft zwischen Mann und Frau, der Ehe, ihren einzigen Platz hat. Sie macht ferner deutlich, dass der Begriff „sexuelle Identität“ in die Irre führt, denn die menschliche Identität gründet sich alleine in der Gottesbeziehung. Insofern ruft die echte Kirche auch im Angesicht der sexuellen Orientierungslosigkeit unserer Gesellschaft, die sich in Prostitution, (hardcore) Pornographie – durch das Internet mit epidemischen Ausmaß, abartigen Sexualpraktiken – Stichwort BDSM oder Verherrlichung von geichgeschlechtlichen Sex in besonderem Maße als Abkehr von Gott darstellt, zur Buße auf und verkündet die freimachende Gnade und Befreiung von Sünde durch den Glauben an den stellvertretenden Tod Jesu Christi am Kreuz. Sie ruft… Weiterlesen »

Alin
2 Jahre zuvor

@udo „…denn die menschliche Identität gründet sich alleine in der Gottesbeziehung.“

Wie sieht’s denn aus mit dem Gegenteil: Kaputte/krankhafte Identitäten aufgrund einer sogenannten Gottesbeziehung? Wer weiß denn schon was diese sogenannte Gottesbeziehung eigentlich aussagen soll??? Sie?

Alin
2 Jahre zuvor

Und verweisen Sie bitte nicht auf die Offenbarung. Also ob diese hinsichtlich dieser Frage eindeutig wäre….

Matze
2 Jahre zuvor

Hallo Ron,
wo sind dann die Christen beim Marsch für das Leben?
wo sind die evangelikalen Leiter, die JETZT ihre Stimme erheben zu
Michael Diener und dem Kongress Coming Out?
wo sind die Stimmen, die sich massivst gegen so viele Bücher wehren, die
aus dem christlichen Bereich heraus das Evangelium zusammenstreichen?
wo sind die Leute, die eine klare und deutliche Abgrenzung gegen Worthaus
usw. fordern?

Es ist schon gut zu beschreiben, was alles läuft auf dieser Welt aber es gibt keine
öffentlich für den Normalbürger ersichtliche christliche Gegenreaktion, sorry

Udo
2 Jahre zuvor

@Alin: In der Tat, falsche Gottesbilder führen in die Irre. Jesus Christus ist die Tür zu einer gesunden Gottesbeziehung (siehe das schöne Bildwort von Jesus in Johannes 10,9). Durch sein Opfer am Kreuz wurde die durch unsere Sünde verursachte Trennung von unserem Schöpfer aufgehoben. Wer darauf vertraut, Jesus Christus sein Leben anvertraut, darf dem einzig wahren heiligen und gerechten Gott, Jahwe, von dem die Bibel berichtet, nun seinen Vater nennen und ein „Kind Gottes“ sein.  „Doch allen, die ihn aufnahmen, gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. – Das sind die, die an seinen Namen glauben.“ (Johannes 1, 12). “Seht doch, welche Liebe der Vater uns erwiesen hat: Wir sollen seine Kinder heißen – und wir sind es tatsächlich! Die Menschen dieser Welt verstehen das nicht, weil sie den Vater nicht kennen.“ (1. Johannes 3,1). Johannes 3, 16-21 ist hier auch noch zu nennen, wobei sich das „so“ auf 4. Mose 21, 4-9 bezieht: „Denn so hat Gott der… Weiterlesen »

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

@Udo: „In der Tat, falsche Gottesbilder führen in die Irre.“ — Hmmh, ein zumindest ziemlich unbarmherziger Satz. Geht’s nicht vielleicht ein bisschen evangelischer? Z.B. so: In der Tat führt in der Irre-Sein zu falschen Gottesbildern. Dann bräuchte man sich jedenfalls nicht so viel anstrengen bei dem Versuch, Frömmigkeit zu simulieren.

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

@Udo: Im Gericht Gottes, am Tag des Zorns, kann nur der bestehen, der sich an Jesus Christus festhält Nöö! So liegt der Fall keineswegs. Wer nicht umhin kann, vor Gott zu sagen: „Ich HABE gesündigt“, der bekennt zugleich: „Ich BIN Sünder.“ Er ist von seiner Sünde, die ihn beherrscht, wie gezeichnet, auch wenn allein Gott dies sieht, weil der Sünder so verblendet ist, dass er sich selber nur verzerrt wahrnehmen kann. Doch nun tritt Jesus Christus zwischen den rufenden Gott und den Menschen, der sich in seiner Selbstbeurteilung verfangen hat. Ihn sieht Gott in Christus heimgesucht und gefunden. Der Blick des Menschen war zuvor gebannt durch den Vergleich zwischen dem, was er sein sollte, werden müsste oder werden möchte, und allem, was er geworden ist. Indem Jesus Christus dazwischen tritt, wird er von der Macht der Sünde befreit und von den Innenbildern erlöst, die ihm seine Sünde eingegeben hat. Im Spiegel des väterlichen Herzens Gottes erblickt er Jesus Christus, in… Weiterlesen »

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

Nun, eine echte Kirche …

@Udo: Bei allem (Teil-)Verständnis für die Zielrichtung Ihrer Gedanken: Sie stehen damit auf der Schwelle zur Überschreitung der Grenze zur Heuchelei.

Keine Form von Sexualität ist an und für sich sündiger als eine andere. Sofern sie in freier Partnerschaft gestaltet werden, sind alle Formen von Sexualität Gottes sehr gute Schöpfung.
Zudem: Die zweifache Weise, auf die Menschen mit Sexualität schuldig werden können, hat mit der Frage, ob eine Kirche „echt“ oder „unecht“ ist, wirklich nicht das Geringste zu tun.

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

: WAS „lässt sich sehr einfach widerlegen“? Mit der Bitte um eine konkrete Antwort.

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

Das Udo im Blick auf das Gericht falsch liegt.

: Das bedeutet aber, dass alles, was hinter meinem Satz „So liegt der Fall keineswegs.“ geschrieben steht, falsch ist. Beide Positionen lassen sich nicht miteinander vereinbaren. Sehe ich das richtig?

Confessor Reformatus
2 Jahre zuvor

@ Matze Na ganz so würde ich das nicht sehen, dass es keine „Gegenreaktion“ auf bestimmte Entwicklungen gibt. Deswegen wurde ja auch das Netzwerk Bibel und Bekenntnis und E21 gegründet. (Die Frage ist nur, wer nimmt es wahr?)

Udo
2 Jahre zuvor

@Matze:
Wahrscheinlich bekannt, aber in diesem Zusammenhang auch erwähnenswert:
https://offen.bar/themen/
https://blog.aigg.de/?p=6370

Udo
2 Jahre zuvor

@Matze:
… und das hatte ich noch vergessen:
https://danieloption.ch/featured/mein-erster-marsch-fuers-laebe/

Udo
2 Jahre zuvor

@Gerhard Engel: Wenn meine „skizzierte Fassung die (Kurz-)Geschichte einer unevangelischen Hinrichtungserzählung“ ist, dann haben Sie einen anderen Glauben als die Apostel, die Kirchenväter, die Reformatoren und viele andere, die die Kirche über Jahrhunderte in Achtung der Heiligen Schrift geprägt haben. Was daran „evangelisch“ sein soll, erschließt sich mir nicht.

Matze
2 Jahre zuvor

@ Udo,
Danke für Deine Antwort, aber das Problem zeigst Du schon selbst auf: die Organisationen gibt es natürlich und die Seiten auch, aber sie erreichen nur wenige Insider oder Leute die besonders theologisch interessiert sind. Nur eben nicht der Mister Normalchrist in Evangelikalien geschweige denn außerhalb.

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

: Es ging um das Gericht. Und nicht um Glaube bzw. um Heiligung. Und überhaupt: Wer, wenn nicht Gott, ist das Subjekt der Hervorbringung von Glaube und Heiligung? Und da können Sie, ich, Udo & Co, noch so fromm an Jesus denken – „echte Kirche“ entsteht daraus nicht, nicht mal im Gericht!

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

„…dann haben Sie einen anderen Glauben als die Apostel, die Kirchenväter, die Reformatoren und viele andere, die die Kirche über Jahrhunderte in Achtung der Heiligen Schrift geprägt haben.“ @Udo: Na, da dürfte wohl auf der Hand liegen, dass Sie bei der Herleitung Ihrer Argumentation persönlich zu verantwortenden Glauben mit einem Glauben an den Glauben (der Apostel, der Kirchenväter, der Reformatoren, etc.) verwechseln bzw. identifizieren. Ich muss – und auch niemand anders muss das – den Glauben der Apostel, der Kirchenväter, der Reformatoren und vieler anderer, die … haben, nicht verantworten. Das ist ein Gesetz, was Sie da aufstellen. Und insofern ist auch das aufs Präziseste ein unevangelischer Satz: Der Anfangssatz Ihrer Erzählung von einem Gott, dem Sie beim Richten über die Schulter sehen, dem Sie die Stange halten, solange bis klar ist, dass am Ende dabei das rauskommt, von dem Sie nicht lassen wollen. Widerlegen Sie mich! Aber kommen Sie mir nicht (wieder) mit der, zurückhaltend formuliert, humorlosen Behauptung Ihres… Weiterlesen »

Udo
2 Jahre zuvor

@Gerhard Engel:
Zu Gesetz und Evangelium lohnt es, den Brief des Paulus an die Römer zu lesen. Auch das Gesetz ist ziemlich evangelisch. Siehe auch Matth. 5,17.

Alex aus Cloppenburg
2 Jahre zuvor

Matze hat recht, dass die Evangelikalen WORTHAUS, Diener & Co nichts entgegenzusetzen haben bzw. nichts anbieten können, was von den Frommen tatsächlich rezipiert wird.
Latzel, Natha, Nestvogel usw. erreichen absolut gesehen schon recht viele Menschen – sind aber insgesamt nicht massenkompatibel – bezogen auf die „evangelikale Masse“.
Andererseits bedient auch WORTHAUS lediglich eine Nische. Das Christentum selbst ist eine Nische mittlerweile – das ist die eigentliche Erkenntnis.

Felixpe
2 Jahre zuvor

Tja, vielleicht laufen der Kirche deshalb die Leute weg, weil sich die Dogmen einfach mit der Lebensrealität beißen. Doch anstatt sich weiter den absurden Dogmen zu unterwerfen, wählen die Menschen dann lieber Freiheit. Leute wollen sich nicht mehr vorschreiben lassen, wie und ob sie zu lieben haben, wie und mit wem und ob überhaupt sie einvernehmlichen Sex haben dürfen, usw.

Und gerade queere Menschen haben einfach die Schnauze voll von den ständigen Moralaposteln.

Matze
2 Jahre zuvor

@Felixpe
Wo sollen denn die ständigen Moralapostel? Es kann doch jeder machen was er will. Er scheint doch eher so zu sein, dass es anscheinend stört, dass es überhaupt noch einige wenige Leute gibt die im Rahmen der freien Meinungsäusserung ganz klar einen moralischen Wertekompass vertreten. Und wenn es Sie stört: Sie brauchen sich ja nicht damit zu beschäftigen. Da Sie es,aber doch tun zeigt dass sich Ihr Gewissen regt. Du das tut es bei vielen. Sonst würden die sich nicht so viele über die wenigen “ Moralapostel“ aufregen

Gerhard Engel
2 Jahre zuvor

„@Gerhard Engel:

Zu Gesetz und Evangelium lohnt es, den Brief des Paulus an die Römer zu lesen. Auch das Gesetz ist ziemlich evangelisch. Siehe auch Matth. 5,17.

@Udo: Vielen Dank für Ihre Lektürevorschläge. Und da wir schon mal bei dem in manchen frommen Kreisen ebenso beliebten wie ergiebigen Spiel ‚Hau-mir-Bibelstellen-um-die-Ohren‘ sind, will ich in nichts nachstehen: Verstehst du auch, was du liest? (Apg 8,30)

Udo
2 Jahre zuvor

@Gerhard Engel: Dieses Spiel kenne ich nicht. Aber in einer echten Kirche ist die Bibel als historische Quelle und Offenbarungsquelle bei der Wahrheits- und Erkenntnisfindung unverzichtbar. Sie haben natürlich Recht, Zitate sollten immer im Zusammenhang gelesen und verstanden werden, was ja nicht nur für Jesus Zitate gilt … Zu Apg. 8,30 (die Apg im Übrigen eine exzellente historische Quelle von einem brillanten Historiker geschrieben): Ja, denn ich hatte einige „Philippusse“, die das gefördert haben. Nicht zu vergessen den Heiligen Geist (siehe Joh 14 und 15), wobei G‘ttes Handeln den menschlichen Verstand übersteigt. Der Naturalist muss sich spätestens bei 8,39 entscheiden, ob er seinem Weltbild weiter vertrauen möchte, wobei man in einer unechten Kirche diesen und viele andere Verse, die den begrenzten menschlichen Verstand sprengen, natürlich nicht wirklich ernst nimmt. Aber das wäre wieder ein neues Thema. Hiermit beende ich die Diskussion (zumal mein Urlaub zu Ende geht), die doch etwas vom eigentlichen Thema abgewichen ist und mit nun 30 Kommentaren… Weiterlesen »

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