ERF

Impulse zum Zweifeln

Torsten Hebel sprach kürzlich im Evangeliumsrundfunk (ERF) über seine Abkehr vom christlichen Glauben und die Entdeckung eines neuen Glaubens (vgl. auch hier und hier). Ich finde es in Ordnung, wenn jemand seine Entkehrung kommuniziert und ich nehme ihm ab, dass es ein Verlust von Heimat war und einen Trauerprozess einschloss.

Nicht ganz verstehe ich, warum er für seine Botschaft die große christliche Bühne sucht. Und: Müssen ihm ein christlicher Verlag und ein Missionswerk wie der ERF dafür eine Plattform bieten? Aber nun gut, ich muss nicht alles verstehen.

Eine Sache würde ich allerdings gern wissen. Warum wird Torsten in der Talksendung nicht eine kritische Frage gestellt? Hätte es bei diesen steilen Thesen nicht Gelegenheiten dafür gegeben oder gar Notwendigkeiten geben müssen?

Einige Beispiele: Er rückt die christliche Unterweisung und Evangelisation von Kindern in den Raum des geistlichen Missbrauchs. Er hat sich vom christlichen Glauben gelöst, weil ihm die Antworten des Evangeliums intellektuell unglaubwürdig erscheinen (sein Glaube wurde mit Argumenten ausgehebelt). Wo aber sind die Gründe für seinen neuen Glauben? Gott ist kein Substantiv, sondern ein Verb (ach so). Gott ereignet sich. Einem Kind müssen wir sagen, dass es wertvoll ist, dass es fehlerlos ist, dass es gut ist, wie es ist. Worauf übrigens die Moderatorin sagt: „Auf jeden Fall!“.

Das alles darf man ja behaupten. Aber ist es überzeugend? Nur als Beispiel: Nehmen wir einmal an, es stimmte, dass jeder Mensch vollkommen auf dieser Welt sei. Woher stammen dann die moralischen Übel, mit denen wir uns herum plagen, der Mord, der Diebstahl, der Neid, die Gewalt? Müssten wir nicht minimal eine Versuchbarkeit des Menschen und einen Versucher annehmen? Und auf welcher Grundlage können wir denn sagen, dass jeder Mensch wertvoll ist? Dient uns nicht gerade die jüdisch-christliche Auffassung von der Ebenbildlichkeit des Menschen als stabiler Rechtfertigungsgrund, während derzeit prominente Menschenbilder zwar den Wert und die Würde behaupten, aber in große Begründungsschwierigkeiten kommen?

Als Torsten schließlich erklärt, dass wir aufhören sollten, uns Wahrheiten um die Ohren zu hauen (Warum dann eigentlich das missionarische Auftreten?), gelangen wir zum dramaturgischen Höhepunkt der Sendung. Die Moderatorin wünscht sich nämlich genau das: „Ist es im Leben nicht so, dass wir eigentlich auf dem Weg sind und keiner eigentlich eine richtige Antwort hat. Das ist ja Glauben, es ist nicht Wissen.“ Worauf Torsten Hebel antwortet: „Wenn wir uns darauf einigen können, dass wir alle Suchende sind, und wir sind alle auf diesem Weg … und aufhören, uns irgendwelche Wahrheiten um die Ohren zu hauen und auch noch: Du musst so glauben, wie ich glaube, … schlechter Weg, sondern Demut und Liebe, das sind die zwei Kennzeichen eines Menschen, der glaubt. Wenn wir uns da treffen können, dann haben wir schon …“.

Die Moderatorin ergänzt: „Das wäre großartig!“.

Das sind keine guten Nachrichten!

Hier der Videomitschnitt:

Das Märchen vom fairen Kaffee

Fairtrade ist „in“. Wer Produkte kauft, die „gerecht gehandelt werden“, macht die Welt ein bisschen besser. Nach der „Bio-Welle“ kann die Fairtrade-Branche in Deutschland Umsatzsprünge verzeichnen und wird sich gemäß einer Trendstudie des Zukunftsinstituts Frankfurt ähnlich positiv entwickeln. Die Verbraucher sind bereit, für fair gehandelte und produzierte Waren, tiefer in die Tasche zu greifen. Besonders die Deutschen glauben an diese Idee. In keinem Land der Welt nimmt der Konsum von Fairtrade-Kaffee so rasant zu wie hierzulande.

Die Wochenzeitung DIE ZEIT hinterfragt das jetzt kritisch und spricht sogar vom „Märchen über fairen Kaffee“. Die Zeitschrift schreibt:

Die Idee klingt verlockend. Wer nur ein paar Cent mehr ausgibt, verändert die Welt. Zwar nur ein kleines Stückchen, aber immerhin. Irgendwo auf der Welt geht es einem Arbeiter, der Säcke mit Kaffeebohnen auf einen Lastwagen wuchtet oder Beeren vom Strauch sammelt, besser. Weil er seine Produkte über Fairtrade verkauft. In der Eigenwerbung heißt es: „Bei Produkten mit dem Fairtrade-Siegel haben Sie die Gewissheit, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern und Beschäftigten durch Fairtrade-Preise und -Prämie verbessert werden.“

Besonders die Deutschen glauben dieser Darstellung. In keinem Land der Welt nimmt der Konsum von Fairtrade-Kaffee so rasant zu wie hierzulande. Doch glaubt man einer wachsenden Zahl von Wissenschaftlern, dann sind wir damit vor allem eins: hoffnungslos naiv.

So fanden kürzlich Wissenschaftler der University of London heraus, dass die Löhne in Betrieben in Uganda und Äthiopien ohne Fairtrade-Label zum Teil nicht nur ähnlich hoch, sondern sogar höher und die Arbeitsbedingungen besser waren. „Laut unseren Untersuchungen war Fairtrade kein effektiver Mechanismus, um das Leben der ärmsten Landbevölkerung, der angestellten Arbeiter, zu verbessern“, sagte Studienautor Christopher Cramer dem Guardian.

Der Wirtschaftsjournalist Markus Rohwetter erklärt dem ERF, warum er trotz des Schwindels Fairtrade-Produkte kauft.

Dokumentation über Charles Haddon Spurgeon

Charles Haddon Spurgeon war einer der bekanntesten Prediger des 19. Jahrhunderts. Im ERF-Fernsehen läuft zu Ostern erstmals ein dokumentarischer Spielfilm, der das Leben des Briten nacherzählt. Anlass für die Produktion im vergangenen Jahr war der 175. Geburtstag des Erweckungspredigers. Das Magazin pro schreibt zum Film:

Der 74-minütige Film »Charles Haddon Spurgeon – Der Volksprediger« verbindet nachgespielte Szenen aus dem Leben des Predigers mit einer dokumentarischen Spurensuche an den Orten, wo er gewirkt hat. Der Film ist eine Gemeinschaftsproduktion der britischen »Christian Television Association« (CTA) und des Christian History Institutes (Worcester, USA) sowie von ERF Medien (Wetzlar). Gedreht wurde der dokumentarische Spielfilm in der britischen Stadt Bristol und an Originalschauplätzen in Hamburg, London und nahe Cambridge. Ausgestrahlt wird der Film am Ostersonntag (4. April, 14.30 Uhr) sowie am Ostermontag (5. April, 8.30 und 21.30 Uhr) über den Sender ERF eins.

Mehr Informationen beim NachfolgeBlog und hier: www.pro-medienmagazin.de.

Jesus, ich vergebe dir

Meine Frau liest derzeit den Bestseller Die Hütte. In unserem Haus ergeben sich so immer wieder Gespräche über den Roman und die in ihm vermittelten Vorstellungen über Gott, Offenbarung, Erlösung (vgl. hier) und Heilung.

Kürzlich empfing ich via ePost die Empfehlung für eine Live-Sendung des Evangeliumsrundfunks (ERF) über Gottesbilder. Da in dieser Sendung auch über Die Hütte gesprochen werden sollte, habe ich mir gestern »wirklich. Gottesbilder« angeschaut und wurde überrascht.

Vorab: (1) Gewöhnlich schaue ich mir keine frommen Programme im TV an. Ich kann und will nichts über den ERF allgemein sagen. Ich vermute, dass dieses Missionswerk im Radio und im Fernsehen gute Programme ausstrahlt und das Leben vieler Menschen bereichert. (2) Das besagte Format »wirklich.« wird live ausgestrahlt. In einer live-Sendung laufen die Dinge nicht immer so, wie sie laufen sollten und der Handlungsspielraum des Moderators ist begrenzt. (3) Ein Studiengast ist spontan für jemanden eingesprungen, der wegen Krankheit absagen musste. Unvorbereitet an so einer Sendung teilzunehmen, ist ein Wagnis, das bewundernswerten Mut erfordert.

Trotzdem ist es erlaubt, öffentliche Programme wie diese öffentlich zu kommentieren.

Über die Sendung schreibt der ERF:

Die Vorstellungen von Gott reichen vom alten Mann mit Rauschebart bis zum strengen Despoten mit erhobenem Zeigefinger. Durch die verschiedensten Prägungen haben Menschen Bilder von Gott, die den Glauben verharmlosen, blockieren oder sogar zu einer Qual werden lassen. Wie kann man Gott kennenlernen, so wie er wirklich ist?

Als einfacher Christ und Seelsorger kann ich das bestätigen. Unsere Vorstellungen über Gott sind oft »harte Nüsse«, die zu knacken sind. Noch stärker behaupte ich sogar, dass falsche Bilder von Gott ein Haupthindernis für den wahrhaftigen und lebendigen Gottesdienst sind. Genau aus diesem Grund sagt Gott in 2Mose 20,4: »Du sollst dir kein Gottesbild machen«.

Also war ich darauf vorbereitet, dass die Gäste von »wirklich. Gottesbilder« einen willkürlichen Despoten, der Freude daran hat, uns Menschen Angst zu machen, hinterfragen und einen liebenden Gott in den Mittelpunkt des Gesprächs stellen würden. Dass das Gefühl hervorgehoben, der Gott des Alten Testmanents problematisiert und der griechische Dualismus von Kopf und Herz vorausgesetzt wurde, all das hat mich nicht überrascht. Ja, wir Christen dürfen Fehler machen und leben ganz von der Gnade Gottes. Ja, es gibt nicht auf jede Frage eine Antwort. Sogar die Ausführungen über das »herrliche Buch« Die Hütte (O-Ton) ließen mich kalt.

Wach wurde ich, als ein Studiogast darauf verwies, dass auch wir Menschen gelegentlich Gott vergeben müssen. »Moment mal! Geht es nicht um falsche Gottesbilder?«, dachte ich. »Setzt ein Gott, dem wir vergeben müssen, nicht ein verwirrtes und verwirrendes Gottesbild voraus?« »Ist hier nicht ein Punkt erreicht, wo etwas gesagt werden muss?«

Es passierte nichts. So will ich hier, zugegebenermaßen spontan und ungefiltert, kurz etwas dazu sagen.

Vergebung richtet sich auf Sünde und Schuld (vgl. den dritten Artikel des Apostolischen Glaubensbekenntnisses sowie die fünfte Bitte des Vaterunsers). Sie ist immer Bewegung in eine Richtung: Derjenige, an dem jemand schuldig geworden ist, vergibt dem, der Unrecht tat.

Da wir als Menschen untereinander schuldig werden, brauchen wir den gegenseitigen Zuspruch der Vergebung. Weil es unsere Hauptsünde ist, dass wir unser Verhältnis zu Gott verfehlen und ihm nicht die Ehre geben, die ihm gebührt (vgl. Röm 1,21), sind wir auf Gottes Vergebung angewiesen (vgl. Eph 1,7 u. Kol 1,14).

Vergebung, die Gott uns zuspricht, hat nichts mit einem Übersehen unserer Sünde zu tun. Gott kann uns vergeben, weil Jesus Christus die Lasten unserer Gottlosigkeit und unserer Vergehen am Kreuz getragen hat. Da er für uns zum Fluch geworden ist, kann Gott uns von unserer Sünde freisprechen (vgl. Gal 3,13).

Deshalb dürfen wir mit Luther beten: »Wir bitten in diesem Gebet, dass der Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsere Sünden und um ihretwillen solche Bitten nicht versagen; denn wir sind nichts von dem wert, was wir bitten, haben’s auch nicht verdient; sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben, weil wir täglich viel sündigen und nichts als Strafe verdienen. So wollen wir wiederum auch herzlich vergeben und gerne wohl tun denen, die sich an uns versündigen« (Kleiner Katechismus, Die fünfte Bitte zum Vaterunser).

Sollte es stimmen, dass wir lernen müssen, Gott zu vergeben, setzt dies voraus, dass Gott Fehler macht und ungerecht ist. Nicht nur das. Vorausgesetzt wird auch, dass Gott an uns schuldig wird und uns gegenüber Rechenschaft abzulegen hat. Kurz: Wir treten Gott gegenüber als Richter auf. Unser HERR sitzt auf der Anklagebank.

Wird hier ein Gottesbild vermittelt, das dem Gesamtzeugnis der Heiligen Schrift entspricht? Natürlich ist die Bibel voller Geschichten, die zeigen, dass wir Menschen Gott oft nicht verstehen. Die Klagepsalmen signalisieren, dass wir mit Gott ringen (dürfen). Ich befürchte allerdings, dass die Empfehlung, Gott zu vergeben, der Selbstoffenbarung Gottes nicht gerecht wird. Auch wenn es manchmal scheint, als sei Gott ungerecht, ist er es nicht. Gott ist »Licht, und Finsternis ist keine in ihm« (1Joh 1,5). »Geht es bei Gott etwa ungerecht zu?« (Röm 9,14). »Gewiss nicht! Denn Gott ist nicht ungerecht« (Hebr 6,10). Gerade weil Gott gerecht ist und uns Menschen in Jesus Christus entgegenkommt (und damit im Fall unserer Sündhaftigkeit Gnade vor Recht gilt), dürfen wir ihm vertrauen.

Es stimmt, unser Gottesbild ist nie fertig. Unsere Vorstellungen von Gott müssen sich immer wieder an dem bewähren, was Gott von sich selbst in seinem Sohn und seinem Wort bezeugt. Aber mit dieser Selbstoffenbarung Gottes haben wir behutsam und sorgfältig umzugehen. Stellen wir das, was Gott sagt, nicht auf den Kopf!

So sehe ich das. Jeder kann sich selbst überzeugen, ob ich »wirklich. Gottesbilder« oder das Zeugnis der Heiligen Schrift falsch wahrnehme.

Hier die Adresse für den Mittschnitt: www.erf.de.

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