Familienpolitik

Folgen einer Scheidung sind über Generationen wirksam

Das »Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie« schreibt im aktuellen Newsletter:

Jedes Jahr erleben etwa 200.000 Kinder in Deutschland, dass sich ihre Eltern trennen. Als Folge des Zerbrechens von Ehen und Beziehungen wachsen mittlerweile etwa ein Fünftel der Kinder in den alten und ein Drittel der Kinder in den neuen Bundesländern nicht mehr mit beiden leiblichen Eltern zusammenlebend auf (1). Lange bestand Konsens darüber, dass Trennungen der Eltern Kinder schwer belasten und die »Festigkeit der Kernfamilie« für ihr Wohlergehen wesentlich ist. Befürwortern eines neuen Leitbilds der »sozialen Elternschaft« gilt dagegen die »Orientierung der Öffentlichkeit am alten Ideal der Kernfamilie« (Renate Schmidt) als »überholt«. In diesem Sinne betont der 7. Familienbericht der Bundesregierung, dass eine gesunde Entwicklung von Kindern »mit einem breiten Spektrum familialer Lebensformen vereinbar« sei (2). Aus dieser Sicht sollen Trennung und Scheidung »entdramatisiert und als zu bewältigende Erfahrung konzipiert« werden. Früher habe sich die Analyse von Scheidungen zu sehr auf die »negativen Auswirkungen, atypische und sogar pathogene Entwicklungstendenzen der Familie« konzentriert. Heute sehe man dagegen »im Übergang neben Dysfunktion gleichermaßen das Potential für Stimulation und entwicklungsbezogenes Wachstum gegeben«. »Kritische Lebensereignisse« wie die Scheidung böten die Chance, »Beziehungen und die Lebenssituation neu und oftmals für alle Beteiligten befriedigender zu organisieren« (3). Gleichzeitig muss der Expertenbericht jedoch einräumen, dass Scheidungen zu den »am meisten belastenden Lebensereignissen von Kindern« zählen. Insbesondere die anfängliche Phase der Elterntrennung sei »für die große Mehrheit der Kinder recht belastend«, zumal die meisten Kinder »auf die Elterntrennung emotional nicht vorbereitet« seien. Trennungen der Eltern beeinträchtigten »das Selbstwertgefühl der Kinder, soziale und kognitive Kompetenzen sowie die schulischen Leistungen«. Scheidungskinder zeigten »vermehrte Tendenzen zu externalisierenden und internalisierenden Bewältigungsstrategien«, sie werden also häufiger psychisch auffällig (4). Vor allem männliche Scheidungswaisen sind anfälliger für Drogenkonsum, Delinquenz und Gewalt. Zwar verhalten sich in der Adoleszenz auch Kinder aus äußerlich intakten Kernfamilien nicht selten destruktiv und antisozial. Im Vergleich zu diesen ist das »Risiko von Anpassungsproblemen« bei Scheidungskindern im Vergleich jedoch mindestens doppelt so hoch (5).

Hier der vollständige Text: www.i-daf.org.

Es steht nicht gut um den Mann

Männer sind gegenüber den Frauen auf dem Rückzug, darin waren sich die Teilnehmer auf dem Männerkongress in Düsseldorf schnell einig. Die Fakten sprechen gegen die Testosteronwelt: Männer begehen häufiger Selbstmord, Frauen reichen öfter die Scheidung ein und dann ist da noch die Sache mit dem Fußball.

Jan Draeger berichtet für DIE WELT über den bereits erwähnten Männerkongress:

Der Baseler Männerforscher Walter Hollstein provoziert mit seinem Bild vom Abschied des starken Mannes am meisten und angenehmsten. Männer seien im Laufe der Geschichte um viele ihrer Fähigkeiten enteignet worden. In der feministischen Literatur wurden Männer mit Nazis gleichgesetzt, ja ihre Vernichtung ausgerufen.

Negative Bilder des Maskulinen seien in den Medien weit verbreitet, auch habe man sich fast schon daran gewöhnt, auf Kosten der Männer zu lachen. Soll sich der Mann heute statt in der Auseinandersetzung mit der Frau lieber allein auf die Suche nach dem Männlichen begeben? Doch die Abgrenzung, das zeigte eine Diskussion, ist nicht die Sache des modernen Mannes. Er mag es, so scheint es, eher kuschelig, ohne Reibung. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass so viele Frauen da sind. Denn Männer, so gab mancher der anwesenden Therapeuten, zu bedenken, reden offener, wenn sie unter sich sind.

Der muntere Professor Hurrelmann bringt es mit diplomatischen Geschick auf den Punkt: »Der neue Mann kann nur so gut sein wie die die neue Frau.« Ohne Gegensätze anscheinend kein Miteinander. Der verlässliche, ebenbürtige, aber auch so andere Partner muss her.

Hier der vollständige Artikel: www.welt.de.

Nachtrag: Auch DER SPIEGEL berichtet: www.spiegel.de.

Kinder bringen nur noch emotionale Rendite

318XJZHBC3L._SL160_.jpgMeinhard Miegel schreibt in seinem Buch Die deformierte Gesellschaft: Wie die Deutschen ihre Wirklichkeit verdrängen (Berlin-München 2002, S. 21–22):

Nüchtern betrachtet, ist die niedrige Geburtenrate jedoch darauf zurückzuführen, dass Kinder in Wohlstands- und erwerbsarbeitsorientierten, kollektiv rundum abgesicherten und hochgradig individualistischen Gesellschaften oft weniger attraktiv sind als andere Lebensoptionen … Die Investition in Kinder rentiert sich allenfalls noch emotional. Der wirtschaftliche Aufwand, den sie erfordern, wird gegenüber den Eltern nur selten zum Ausgleich gebracht. Ihre Wirtschaftskraft ist fast vollständig vergemeinschaftet … Mitunter mag die Entscheidung zwischen den Optionen konfliktträchtig und schwierig sein. Die Lebenswirklichkeit zeigt jedoch, dass sie nicht mehr mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zugunsten von Kindern fällt. Hierüber sollte es keine Illusionen geben: Die Kinderarmut individualistischer Wohlstandsgesellschaften ist nicht die Folge unbeabsichtigter Fehlentwicklungen, die sich durch zusätzliche Kindergartenplätze oder höhere steuerliche Freibeträge beheben ließen. Vielmehr ist sie Ausdruck des Wesenskerns dieser Gesellschaft.

VD: Den Hinweis auf nachfolgendes Zitat verdanke ich Jürgen Liminski vom Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie.

Wenn ein Kind zum Risikofaktor wird

Karriere trotz Kind? Bei vielen Arbeitgebern verschwinden Mütter automatisch vom Personalschirm. Soweit die Fakten. Es gefällt mir trotzdem nicht, wenn Eltern ihre Kinder als Karrierekiller einstufen. Anstatt ständig darüber nachzudenken, wie frau gleichzeitig Kinder haben und eine große Karriere machen kann, gehören die Bedürfnisse der Kinder ins Zentrum der Diskussion. Die Bindungstheorien und der gesunde Menschenverstand zeigen, dass Kindern nichts mehr hilft als fürsorgliche und verlässliche Eltern, die ihren Kids zeigen, dass sie nicht Last, sondern eine unschätzbare Bereicherung sind. Der eigentliche gesellschaftliche Skandal ist, dass sich heute eine Mutter, die sich als Hausfrau (oft mit wenig Geld) liebevoll um ihre Kinder kümmert und damit einen wertvollen volkswirtschaftlichen Nutzen erwirtschaftet, als Versagerin fühlen muss. Eine Gesellschaft, in der Eltern ihre Kinder als Risikofaktoren für die eigene Karriere einstufen, steckt mächtig gewaltig in der Krise.

Hier der Artikel »Warum Kinder oft Karrierekiller sind«: www.rp-online.de.

Ganz andere Töne schlägt Gerhard Amendt an. Er wirft den Männern vor, sich nur halbherzig gegen die Auswüchse des Feminismus gewehrt zu haben. Im Interview auf WELT ONLINE spricht der Soziologe über die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern und plädiert für ein komplementäres Rollenverständnis:

Da hat leider der Feminismus ganze Arbeit geleistet, weil er alles als eine Frage von Schuld und Friedfertigkeit, von Überlegenheit und Unterlegenheit darstellt, aber nie als komplementäre Verhältnisse. Der Geschlechterdiskurs muss auch aus der Fixierung heraus, dass alle alles können müssen. Gleichheit herrscht, wenn man akzeptieren kann, dass Männer und Frauen unterschiedliche Fähigkeiten haben, und immer eine Differenz bleibt, die etwas mit dem Wesen der Männlichkeit und der Weiblichkeit zu tun hat.

Hier das vollständige Interview: www.welt.de.

»Mama hat Ferien vom Herd«

Diese Werbung für den »Wienerwald« haben wir vor zwei Tagen in einer SPIEGEL-Ausgabe aus dem Jahr 1964 gefunden. Meine Frau hat die Anzeige gerahmt und sucht nun nach einem guten Platz im Wohnraum (vorzugsweise in der Küche). Was sagt uns das über die Familienklischees der Nachkriegszeit? Was sagt es über uns?

Hier der Werbetext:

Am Sonntag bleibt die Küche kalt – da geh’n wir in den Wienerwald! Eine prächtige Idee: Mutti hat einmal in der Woche »Ferien vom Herd«! Sie braucht nicht zu braten, nicht anzurichten und abzuspülen. Denn die ganze Familie geht sonntags in den Wienerwald (– das war Vatis Idee!). Und zum Essen gibt es knusprige Hendl, goldbraune pommes frites und pikante Salate, – dazu ein Glas Wein für die Eltern – Ein wahres Sonntagsessen! In mehr als 70 Städten in fünf Ländern Europas bieten über 140 Brathendlstationen freundliche Gastlichkeit – täglich von 11 Uhr vormittags bis in die späte Nacht.

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Serielle Monogamie statt Ehe?

Die Deutschen heiraten immer später und immer seltener: Während Frauen 1975 im Durchschnitt bereits mit 23 und Männer mit 25 Jahren heirateten, waren im Jahr 2008 erstmalig heiratende Frauen durchschnittlich 30, Männer sogar 33 Jahre alt. Heiraten war in den 70er Jahren noch eine biographische Selbstverständlichkeit, mehr als 90 Prozent der ledigen jungen Erwachsenen entschieden sich für die Ehe als Lebensform. Seitdem hat sich der Anteil der zeitlebens unverheiratet bleibenden Erwachsenen mehr als verdreifacht: Gegenwärtig schließen noch etwa zwei Drittel der Frauen und etwa 60 Prozent der Männer mindestens einmal in ihrem Leben eine Ehe. Parallel zur sinkenden Heiratsneigung ist das Scheidungsrisiko gestiegen – mittlerweile werden etwa 40 Prozent der Ehen wieder getrennt.

Mehr dazu auf der Internetseite des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl und Familie: www.i-daf.org.

Auf dem Weg zu neuen Familienformen

Der Artikel »Homoeltern, Patchwork, wilde Ehe und mehr« hinterlässt bei mir sehr zwiespältige Eindrücke. Lisa Nienhaus votiert, zumindest indirekt, für die normativität Kraft des Faktischen und eine Neudefinition von Ehe und Familie. An der Sachlage ändert das jedoch nichts:

Das Standardmodell hart arbeitender Vater, treusorgende Gattin und eine Schar von Kindern gibt es zwar immer noch. Doch heute ist viel mehr möglich und üblich. Die Familie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so stark gewandelt wie kaum eine andere gesellschaftliche Institution.
Es sind vor allem die besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten für Frauen, die den Wandel herbeiführen. Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen westlichen Welt. Zum einen nimmt der dringende Wunsch zu heiraten ab. »Weil Frauen immer häufiger selbst erwerbstätig sind, ist die Ehe nicht mehr so relevant wie einst«, sagt Forscherin Kreyenfeld. »Ihre Schutzfunktion ist für viele nicht mehr notwendig.« Zum anderen sind es auch die Ehen selbst, die sich verändern – sie halten immer kürzer. Da der Mensch aber trotz allem gerne in der Gruppe lebt, probiert er andere Formen des Zusammenlebens: Mehrgenerationenhäuser, Patchwork-Familien. Das alles ist längst normal.

Hier der vollständige Artikel: www.faz.net.

Das ideologische Familienleitbild der Politik

Für Feministinnen ist die Gleichberechtigung noch lange nicht erreicht. Dennoch haben junge Frauen heute viel mehr Chancen als ihre Mütter – und ganz andere Prioritäten als die Gleichstellung von Mann und Frau. Dorothea Siems zeigt, dass die Wünsche der Frauen nicht mit den Vorstellungen der Gleichstellungspolitiker verwechselt werden dürfen:

Das neue Leitbild der Politik sind die doppelt vollberufstätigen Eltern. Vor allem sie profitieren vom neuen Elterngeld und dem Krippenausbau. Das neue Unterhaltsrecht signalisiert den Frauen ebenfalls, dass sie auch als Mütter beruflich keinesfalls kürzertreten sollten, wollen sie im Fall einer Trennung nicht sozial absteigen. Linke Gleichstellungspolitiker propagieren ohnehin schon seit langem, dass Frauen nur dann gleichberechtigt seien, wenn sie – wie die Männer – einen Vollzeitjob hätten. Dabei haben die meisten Frauen mit Kindern hierzulande ganz andere Wünsche. Eine Allensbach-Umfrage im Auftrag des Bundesfamilienministeriums zeigt, dass flexiblere Arbeitszeiten, viele Teilzeitjobs und Erleichterungen beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit die vordringlichsten Wünsche berufstätiger Eltern sind.

Hier der Artikel: www.welt.de.

Vom ›Segen‹ der neuen Familienpolitik

Frauen in Deutschland bleiben immer häufiger kinderlos. Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, gab am Mittwoch in Berlin bekannt, dass im Jahr 2008 21 Prozent der 40- bis 44-Jährigen keine Kinder zur Welt gebracht haben.

Bei der Entscheidung für oder gegen Kinder spielt den Ergebnissen zufolge der Lebensstandort der Frauen eine entscheidende Rolle. So seien mehr Frauen im Westen des Landes kinderlos als solche, die in Ostdeutschland leben. Im Detail zeige die Umfrage, dass sich vor allem Frauen in den Städten häufiger gegen Kinder entscheiden als Frauen in ländlichen Gebieten, hieß es.

In Westdeutschland werde zudem ein Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Kinderlosigkeit deutlich. Je höher der Bildungsstand, desto häufiger sei eine Frau kinderlos, sagte Egeler. 2008 hatten 28 Prozent der westdeutschen Akademikerinnen im Alter zwischen 40 und 75 Jahren keine Kinder, im Osten lag der Anteil nur bei 11 Prozent.

Hier der zitierte Beitrag der Zeitschrift DIE WELT sowie die Meldung des Statistischen Bundesamtes: www.destatis.de.

Die Ehe hält gesund

Ehepaare bleiben häufiger von Krankheiten verschont und leben länger. Scheidungen oder ein Leben als Single sind hingegen Gift für das Wohlbefinden. Forscherinnen der University of Chicago und der Johns Hopkins University in Baltimore zeigen im Journal of Health and Social Behaviour, dass Trennung oder der Tod des Partners sehr lange nachwirken können und gesundheitliche Nachteile auch durch Wiederheirat nicht ausgeglichen werden. Werner Bartens schreibt über die Untersuchungen:

In zahlreichen Studien ist bereits gezeigt worden, dass die Ehe sowie ein großer Freundeskreis und vielfältige gemeinschaftliche Aktivitäten die Gesundheit fördern und das Leben verlängern. Die beiden Wissenschaftlerinnen analysierten jedoch zusätzlich, wie es sich auf die Gesundheit auswirkte, wenn die Partnerschaft endete und danach einer der beiden wieder heiratete. Demnach waren unter den Geschiedenen und Verwitweten die Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs und andere chronische Leiden um 20 Prozent häufiger als unter Eheleuten. Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder Gehen kamen bei den Getrennten ebenfalls deutlich häufiger vor.

Wer nach einer Scheidung oder dem Tod des Partners wieder heiratete, dem ging es dadurch gesundheitlich auch nicht viel besser. Im Vergleich zur Gruppe derer, die keine Trennung hinter sich hatten, waren unter den Wiederverheirateten 19 Prozent mehr Teilnehmer in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und zwölf Prozent mehr litten unter chronischen Erkrankungen.

Hier der Beitrag aus der Süddeutsche Zeitung: www.sueddeutsche.de.

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