Medienkritik

Jeff Jarvis: »Journalisten dachten, sie seien wie Hohepriester«

Der Journalistikprofessor Jarvis gilt als einer der wichtigsten Experten für die aktuellen Veränderungen in der Medienwelt. Im Interview mit FOCUS ONLINE skizziert er die Zukunft der Nachrichtenbranche (und unterschätzt dabei m.M. nach den Stellenwert der Inhalte):

Ich denke, wir waren es der Öffentlichkeit schon immer schuldig, alles Wissen, was für unsere Arbeit wichtig ist, mit der allgemeinen Öffentlichkeit zu teilen. Journalisten dachten allzu oft, sie wären wie Hohepriester und stünden über allem und jedem. Sie kanzelten sich also gegenüber ihrem Publikum ab. Dabei bestehen auch für Journalisten etliche Vorteile, Privates öffentlich zu machen, weil man nicht mit anderen Menschen in Kontakt kommen kann, solange man sich nicht selber öffnet. Und wenn wir als Gemeinwesen auf das Nachrichtengeschäft schauen, auf das Wissen unserer Gesellschaft, dann ist man selbst nur ein Teil dieser Gemeinschaft. Wenn man dann als Journalist versucht, sich selbst abzusetzen und denkt »Ich bin besser als das hier, ich kann es mir im Elfenbeinturm gut gehen lassen«, funktioniert dieses Gemeinschaftsprinzip nicht mehr. Wir müssen uns wie ein Teil dieser Gesellschaft benehmen. Und falls man dies nicht tut, dann werden wir zu Fremden. Wissen Sie, dass in den USA zwei Drittel der Amerikaner den Medien nicht vertrauen? Das zeigt, dass wir bislang etwas falsch machen.

Hier das Interview: www.focus.de.

Brit Hume: Christen sind nicht willkommen

Dass sich Brit Hume von Fox News unbeliebt gemacht hat, als er Tiger Woods vorschlug, Christ zu werden, hat sich sogar in Deutschland herumgesprochen (wie dieser Artikel der Süddeutschen Zeitung belegt).

In einem Interview mit CT wurde Hume nun gefragt, ob der christliche Glaube in den säkularen Medien willkommen sei. Seine knappe Antwort:

Nein, das Christentums wird von vielen Leuten in den Medien verachtet.

Hier das vollständige Interview: www.christianitytoday.com.

Gefährliche Fundamentalisten? Evangelikale in Deutschland

Gestern hat SWR2 Kontext eine Sendung über Evangelikale ausgestrahlt. Zur Sendung heißt es:

Sie sind gegen Homosexuelle und Sex vor der Ehe. Sie kämpfen gegen Dämonen und gegen Darwins Evolutionslehre. Sie nehmen die Bibel wörtlich und den Missionsauftrag bitter ernst. Und sie haben enormen Zulauf. Rund eine Million Menschen haben sich nach eigenen Angaben den so genannten Evangelikalen angeschlossen. Fundamentalistische Christen in Deutschland sind eine ernsthafte Konkurrenz für die Landeskirchen geworden. Und auch eine Gefahr für die tolerante Demokratie? Fragen an die Autorin des Buches »Mission Gottesreich«, Oda Lambrecht.

Leider wieder ein Beitrag, der den fairen Dialog auf Augenhöhe scheut und bekannte Schablonen rezitiert. Der Podcast kann hier herunter geladen werden: swr2-kontext-20100107-1905.6444m.mp3.

Taufe für Tiger Woods

Für evangelikale Christen gibt es in den USA eine eigene Medienindustrie. Sie soll vor dem Kontakt mit Pornographie, Homosexualität und Evolutionslehre schützen. Aber nicht vor der Krise.

Hier geht es zum Artikel »Taufe für Tiger Woods«, den Roman Deininger für die Süddeutsche Zeitung geschrieben hat: www.sueddeutsche.de.

Twitter- und Facebook-Theologie

Geistliche nutzen den Internet-Kurznachrichtendienst Twitter (Gezwitscher) vor allem dazu, sich über Sport auszutauschen. Dagegen seien Fürbitte oder Gebete um Gottes Hilfe in einer schwierigen Situation kaum zu finden, meldet die Nachrichtenagentur idea mit Verweis auf einen Beitrag, den Scot McKnight für das Online-Magazin Out of Ur geschrieben hat. McKnight sagt dort:

Pastors tweet quotes from their reading, and inform us of what they are reading. Sunday tweets tend to be gratitude tweets. We also regularly discover who is meeting with whom (and the »whom« is always a notch above the »who«), or where someone is traveling. We hear about accomplishments but almost never any failures or disappointments, making the Twitter world largely a happy face community.

Meiner Erfahrung mit Twitter und Facebook entspricht das nicht. Ich entdecke bei meinen Twitter-Partnern häufig Verweise auf geistliche Texte und Anliegen. Zudem fände ich es furchtbar, wenn so öffentliche Medienkanäle wie Twitter oder Facebook für den regelmäßigen Austausch von Gebetsanliegen, Sündenbekenntnissen oder Leidensgeschichten genutzt werden würden. Erstens klärt man solche Dinge nicht über Kurzbotschaften und zweitens ist hier die Achtung der Privatsphäre, wie sonst auch, geboten!

Nicht jedes Medium ist eben für jede Sache geeignet. Noch immer liebe ich Alan Jocobs Leitspruch:

Right now, and for the foreseeable future, the blogosphere is the friend of Information but the enemy of thought.

Clay Shirky: Können wir den Journalismus retten?

In einem Interview mit GRITtv analysiert der US-Professor Clay Shirky, Autor von Here Comes Everybody und herausragender Kenner der Internetszene, Twitter und andere soziale Netzwerke. Er spricht ebenfalls über die Zukunft traditioneller Medien und das Urheberrecht.

Hier:

Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen gegen ZDF ein

Wie am 9. November bekannt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Mainz ihre Ermittlungen gegen das ZDF wegen eines kritischen Beitrags über evangelikale Missionsarbeit eingestellt (siehe:  Der »Frontal 21«-Beitrag »Sterben für Jesus«). Zur Begründung hieß es, es sei nicht Aufgabe der Staatsanwaltschaft, den Wahrheitsgehalt einer Sendung zu prüfen. Es gebe keine Anzeichen für eine strafrechtliche Relevanz.

Mehr hier: www.idea.de.

Fundamentalismus des Beleidigtseins

Vier Jahre nach dem dänischen Karikaturenstreit zieht der verantwortliche Redakteur der Zeitung Jyllands-Posten, Flemming Rose, eine Bilanz. Ein neuer »Fundamentalismus der Beleidigung« bereitet ihm Sorgen:

Ich mache mir Sorgen – nicht so sehr darüber, dass ein islamischer oder politischer oder anderer religiöser Fundamentalismus seine Ziele gewaltsam erreichen könnte. Nein, mir macht ein neuer Fundamentalismus der guten Absicht Sorge. Nennen wir ihn den Fundamentalismus der Beleidigung.

Er ist ein globales Phänomen und breitet sich jeden Tag weiter aus, von Indien nach Indiana, von Bagdad nach Berlin. Er wird im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen befördert, er wird in Europa von einflussreichen politischen Kräften unterstützt, um wichtige weltanschauliche Konflikte in einer multikulturellen Gesellschaft zu verhindern.

Die Ironie eines Fundamentalismus der Beleidigung ist, dass er die positive Seite einer multikulturellen Gesellschaft betonen will, die Vielfalt schafft, dabei aber im Namen dieser Vielfalt bereit ist, die Vielfalt der Meinungen zu opfern.

Ich finde die Formulierung »Fundamentalismus der Beleidigung« missverständlich, da sie auch so verstanden werden kann, als gehe es um eine neue Lust am Beleidigen. Gemeint ist aber etwas anderes: »Wenn du meine Tabus akzeptierst, dann akzeptiere ich auch deine. Sage nichts, was mich beleidigen könnte. Respektierst du meine Tabus nicht, dann werde ich als Beleidigter dafür sorgen, dass du meine Tabus zu achten lernst.« Ein Teufelskreis, der schnell in die Gewalt führen kann. Was Flemming Rose also meint, ist wahrscheinlich ein »Fundamentalismus des Beleidigtseins«. Und Fundamentalismus scheint hier nichts anderes zu bedeuten als »Grundhaltung«.

Hier die Bilanz: www.welt.de.

ZDF-Fernsehrat kritisierte Teile des Beitrags »Sterben für Jesus«

Die Westfälischen Nachrichten melden unter Berufung auf die Nachrichtenagentur dpa:

Der ZDF-Fernsehrat kritisierte am Freitag Teile des Beitrags »Sterben für Jesus – Missionieren als Abenteuer«, der Anfang August im Magazin «Frontal 21» gezeigt worden war. Die Abmoderation sei «misslungen», sagte der Vorsitzende Ruprecht Polenz. Es habe der Eindruck entstehen können, dass christliche Märtyrer gleichgesetzt würden mit islamistischen Selbstmordattentätern. Bei der Produktion des Beitrags sei nicht die Kirchenredaktion miteinbezogen worden. Dies wäre jedoch für Folge-Beiträge zum Thema Missionare wünschenswert, sagte Polenz. Gegen den Beitrag hatte es mehrere Programmbeschwerden gegeben.

Hier die vollständige Meldung: www.westfaelische-nachrichten.de. Siehe dazu auch den Beitrag des Medienmagazins pro: »ZDF-Fernsehrat kritisiert „Frontal 21“-Beitrag über Mission« und die Mitteilung der Nachrichtenagenur idea: www.idea.de.

JMEM weist »Panorama«-Vorwürfe zurück

Als verzerrend und nicht der Wirklichkeit entsprechend hat das Missionswerk »Jugend mit einer Mission« die im ARD Magazin »Panorama« am 8. Oktober erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. In dem Beitrag »Sterben für Gott?« wurde das Missionswerk als »fundamentalistische« Organisation dargestellt, die junge Christen ermuntere, unter Todesgefahr zu missionieren (siehe hier).

In einer Presseerklärung von JMEM heißt es dazu:

Im Rahmen des ARD-Magazins »Panorama« wurde am 8. Oktober 2009 ein Beitrag mit dem Titel »Christliche Missionare: Sterben für Gott?« gesendet, der sich u.a. mit dem Missionswerk Jugend mit einer Mission (JMEM) befasste. Die Leitung von JMEM Deutschland stellt dazu fest: In dem genannten Panorama-Beitrag wurde durch Auslassungen und Umdeutungen der Eindruck erweckt, dass JMEM eine gewaltbereite Organisation sei, die ihre Mitarbeiter und Kursteilnehmer in verantwortungsloser Weise unzumutbaren Risiken aussetzt. Durch viele Beispiele ließe sich nachweisen, dass das Gegenteil der Fall ist und dass die Werte, an denen sich JMEM ausrichtet, selbstverständlich auf der Grundlage des Evangeliums von der Liebe Gottes in Jesus Christus beruhen.

Die vollständige Presseerklärung gibt es hier: www.idea.de.

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