Pädagogik

Die Ideologie frisst unsere Kinder

Vierjährige erklären sich für non-binär, Sechsjährige verdammen Plastikspielzeug: Gerade im liberalen Milieu geraten Kinder unter „ethischen Leistungsdruck“ – und zerbrechen daran. Mirna Funk informiert über eine heranwachsende „Generation der Fragilität“.

Man erkennt eine Gesellschaft daran, wie sie mit ihren Kindern umgeht. In unserer dienen sie längst als Aushängeschilder der eigenen politischen Position. Klimakampf. Anti-Rassismus. Gender-Inklusion. Kinder sind keine Subjekte mehr, sondern Plattformen für die moralische Identitätsarbeit der Eltern. Der Aufkleber auf der Brotdose verrät alles und ersetzt gleichzeitig das Gespräch. Die Botschaft ist eindeutig: Sag das Richtige, sei das Richtige, fühl das Richtige. Denn alle sollen wissen, wo wir stehen.

Dabei ist dieser Zugriff auf das Kind nicht neu. Wer in der DDR aufwuchs, wie ich, erinnert sich an Fahnenappelle, Pioniertücher, den Schwur zur Treue gegenüber der Sache des Sozialismus. In der Vergangenheit wurden Kinder immer wieder ideologisch vereinnahmt. Die „Kinder der Arbeiterbewegung“ etwa lernten schon früh, politische Lieder zu singen und rote Fahnen zu tragen, oft als Symbol klassenbewusster Erziehung. Die Hitlerjugend wiederum war das extremste Beispiel für totalitäre Frühformung. „Jugend soll durch Jugend geführt werden“, hieß es.

Doch tatsächlich wurde die Erziehung von oben gesteuert, mit dem Ziel, das Kind vollständig im Sinne der Ideologie zu prägen. Die Jugend wurde benutzt. Als Werkzeug des Regimes, als Kanonenfutter, als kontrollierte Masse. Das heißt, das Kind war weniger Mensch als Idee. Weniger eigenständiges Wesen als Projektionsfläche. Weniger Subjekt als Beweis: für richtige Erziehung, für die moralische Überlegenheit des Systems, für die Relevanz der eigenen politischen Mission. Dass heute ein Kind mit veganem Schulbrot und T-Shirt mit der Aufschrift „There is no planet B“ in dieser Tradition steht, mag auf den ersten Blick übertrieben wirken, auf den zweiten ist es das nicht. Denn das Muster bleibt gleich. Nur die Inhalte wechseln.

Heute ist es der vermeintlich progressive Habitus, der sich das Kind einverleibt. Der Vierjährige, der „they/them“ genannt werden will, wird zum gefeierten TikTok-Clip; die Sechsjährige, die sich gegen Plastikspielzeug ausspricht, ist das Instagram-Testimonial für „bewusste Elternschaft“. Im liberalen Milieu gilt das Kind dann als besonders reif, als „weise alte Seele“, die schon früh das Richtige fühlt. Dass das Kind vielleicht einfach gefallen will, einfach dazugehören möchte, wird ignoriert. Denn es stört das Narrativ. Und das Narrativ lautet: Unsere Kinder sind genauso toll wie wir.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Strenge als Ausdruck von Liebe

Katharine Birbalsingh gilt als Großbritanniens strengste Direktorin. Ihre Schüler aus dem Problemviertel sind allerdings heute Elite. Wie kann das gelingen. Mit Geradlinigkeit und Disziplin.

Ich zitiere (DIE ZEIT, 03.07.2025, Nr. 28, S. 31):

Die Michaela School ist keine dieser teuren privaten Anstalten mit Kricketplatz, Schwimmhalle oder neogotischen Speisesälen, wie es sie in England häufig gibt. Die rund 700 Schülerinnen und Schüler sind in einem hässlichen sechsstöckigen Zweckbau-Brocken in Wembley untergebracht. Der Bezirk ist einer der ärmsten Stadtteile der britischen Hauptstadt. Weniger als ein Drittel seiner Einwohner sind in Großbritannien geboren. Der asphaltierte und hoch umzäunte Pausenhof ist ein ehemaliger Parkplatz, daneben verläuft eine Bahntrasse.

Was man über die Schule auch noch wissen muss: Sie war in den vergangenen drei Jahren eine der erfolgreichsten Großbritanniens. Laut dem Fortschrittsindex, den die britische Schulaufsichtsbehörde Ofsted ermittelt, erreichen die MichaelaAbsolventen den größten Leistungszuwachs in der Altersgruppe der elf- bis sechzehnjährigen Schülerinnen und Schüler. Zuletzt schafften es 80 Prozent von ihnen an eine britische Elite-Universität.

Wie macht die Schule das? In Birbalsinghs Büro begrüßt Russell Crowe den Besucher mit einer Antwort in drei Worten. Direkt neben dem Schreibtisch der Direktorin steht ein Pappaufsteller des Schauspielers als Gladiator aus dem gleichnamigen Film. Darauf ist ein Schriftzug angebracht: »Hold the line.« Die Stellung halten, damit meint Birbalsingh, dass Lehrkräfte oder Eltern niemals einknicken dürften vor den Kindern. Nie dürften sie in den einfachen Ausweg flüchten oder falsche Nachsicht üben. »Wenn ein Kind dich mit großen Augen anschaut, möchte man ihm natürlich am liebsten seine Wünsche erfüllen. Aber wenn man das andauernd tut, dann werden aus diesen Kindern Erwachsene, die man nicht mehr so nett findet.« Erwachsene, meint sie damit, die glauben, auf alles einen Anspruch zu haben, egal, was sie dazu beitragen. Nach Birbalsinghs Ansicht äußert sich in Strenge vor allem deswegen Liebe, weil sie zu Chancengerechtigkeit führe. »Wir haben hier viele Kinder aus Verhältnissen, in denen es zu Hause keine Bücher gibt, wo beim Essen nicht über Politik gesprochen wird oder man sonntags nicht ins Museum geht. Die Kinder sind also allein auf die Schule angewiesen, um das zu lernen, was sie für ein erfolgreiches Leben brauchen.« Wenn Lehrer ihnen das nicht böten, aus Angst, zu viel von ihnen zu erwarten, dann schadeten sie genau damit am Ende den Kindern.

Es wird weniger gelesen

Im einstigen Land der Dichter und Denker wird immer weniger gelesen. 27 Minuten pro Tag verbringen Personen ab zehn Jahren durchschnittlich mit dem Lesen gedruckter oder digitaler Medien, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag zu den Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung 2022 anlässlich der Frankfurter Buchmesse mitteilte (vgl. hier).

Auf zwei Artikel, die diese Entwicklung indirekt belegen, möchte ich kurz hinweisen. 

David Brucklacher beschreibt in „Teuer erkaufte Ruhe“, dass Kleinkinder immer häufiger ein Smartphone in die Hand gedrückt bekommen. „Wo früher noch Kinderbücher, Kuscheltiere und Kartenspiele zum Einsatz kamen, greifen viele Eltern heute zu einem Trick, den die moderne Technologie ihnen seit ein paar Jahren ermöglicht: zur Smartphone-Hypnose.“ Doch digitalen Medien fördern das Lernen oder Lesen selbst dort nicht, wo Lernsoftware zum Einsatz kommt:

Das Gehirn junger Kinder befindet sich noch in der Entwicklung und kann den Unterschied zwischen der Realität und den konsumierten Medien nicht erfassen. „Es lässt sich aus Versuchen mit Erwachsenen und Jugendlichen sowie auch aus Tierversuchen ableiten, dass das Belohnungszentrum beim Medienkonsum stark angesprochen wird“, erklärt Margarete Bolten. Die akustischen und optischen Reize überfordern das Kind. In seiner Lebensrealität kommen sie in dieser Intensität normalerweise nicht vor.

Hier gibt es auch besonders großes Suchtpotential. Aus der Verhaltensforschung weiß man, dass das menschliche Gehirn besonders starke positive Reize abspeichert und wieder erfahren möchte. „Jüngeres Alter geht mit erhöhten Suchttendenzen gegenüber dem Smartphone-Gebrauch einher“, erläutert Christian Montag. Das liege daran, dass Kinder sich selbst noch nicht regulieren könnten. „Sie können nicht auf dieselben hemmenden und unterdrückenden Mechanismen zugreifen wie Erwachsene“, sagt der Professor. Kinder seien der Versuchung also deutlich stärker ausgesetzt, immer weiter zu schauen, und dadurch anfälliger für Verhaltenssuchten, sagt auch Psychologin Bolten.

Uwe Ebinghaus führt in „Ist der Campus verloren?“ (FAZ, 26.03.25, Nr. 72, S. 11) aus, wie auf dem Geländer der Universitäten die Buchläden verschwinden. Seit der Corona-Pandemie kam es „zu Umsatzeinbrüchen von bis zu 70 Prozent, viele etablierte Geschäfte wie die Uni-Buchhandlung Schaten in Bochum schlossen ihre Türen“. „Die Zeit der Standardwerke und Bücherleselisten sei vorbei“, sagt Philipp Neie, der Geschäftsführer einer Universitätsbuchhandlung in Bonn.  Aus seiner Sicht „haben Buchhandlungen auf dem Campus künftig nur noch eine Überlebenschance, wenn sie sich als ‚Eventlocation‘ mit Café, Lesungen und Musik etablieren könnten“. Peter Stobbe, Leiter des Uni-Buchladens in Bochum, habe „früher zu Beginn des Wintersemesters an Philologiestudenten 500 Reclam-Klassiker verkauft, heute seien es „nur noch 30“.

Hans Peter Richter, der einen auf Jura und Wirtschaftswissenschaften spezialisierten Fachbuchverlag in der Nähe von Kiel führt, bestätigt die stark zurückgegangene Nachfrage. Hätten Buchhandlungen früher in den Wirtschaftswissenschaften drei bis vier Regale mit Fachbüchern vorgehalten, sei es heute noch ein halbes. Vor allem Einführungen verkauften sich nicht mehr, die Onlineangebote der Unis seien einfach zu gut geworden. Komplette Vorlesungen würden seit Corona online gestellt und seien zum Teil bundesweit verfügbar. Lediglich seine stark spezialisierten Buchreihen hielten sich stabil.

Das Fachbuch für Studenten ist offenbar so gut wie tot – man kann das akzeptieren und sich dennoch fragen, was das eigentlich ist, ein Campus ohne Buchhandlung und ohne Studenten, die auch mal ein ganzes Buch lesen. Handelt es sich um die neue Normalität oder nicht doch eher um die beklagenswerte Schwundstufe dessen, was einmal als akademisches Leben galt? 

Disziplin – Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts

Markus Depner hat das Buch Disziplin – Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts gelesen und für E21 vorgestellt. Hier ein Auszug:

Das leicht verständliche Buch gliedert sich in drei Teile. Der erste Teil befasst sich ganz allgemein mit der Disziplin aus einer übergeordneten Perspektive. Die historische Entwicklung dieser Kompetenz wird geschildert, die Werte, die zur Disziplin gehören, werden näher ausgeführt und Disziplin wird als Grundstein für einen erfolgreichen Lebenspfad thematisiert. Dabei war spannend zu sehen, wie es dazu kommen konnte, dass Disziplin in der Gesellschaft einen schlechten Ruf hat und eher in die „Schmuddelecke“ der Erziehung geraten ist.

Der zweite Teil betrachtet Disziplin dann in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel in der Resilienzentwicklung, im Gesundheitswesen oder auch in Bezug auf Effizienz. Insbesondere thematisieren die Autorinnen hier die Bedeutung von Fleiß, Stärke, Mut, der Bereitschaft sich anzustrengen, Willenskraft und den Umgang mit Rückschlägen. Sie stellen den Vorteil und die Notwendigkeit der Disziplin in den verschiedensten Bereichen so überzeugend dar, dass es mich wundern würde, wenn Eltern, Lehrkräfte oder Pädagogen Disziplin nicht als eine der entscheidenden Kompetenzen für Kinder ansehen würden.

Teil drei fokussiert dann verstärkt darauf, wie Disziplin in positiver Weise in unserem Leben integriert werden kann. Die Autorinnen zeigen auf, wie Disziplin erlernt werden und inwiefern die Pädagogik Anregungen aus dem Leistungssport aufnehmen kann, um diese Kompetenz Kindern und Jugendlichen zu vermitteln. In jedem Kapitel sind auch Reflexionsfragen, Praxisbeispiele, Tipps und Einladungen zu einer Schreibaufgabe eingeflochten, sodass man genügend Anregungen dafür findet, das Buch gewinnbringend durchzuarbeiten.

Mehr: www.evangelium21.net.

Sexparty bei der ARD

Sich schamlos sexuell auszuprobieren, wie eine neue ARD-Serie für Kinder ab zwölf Jahren propagiert, verhindert nicht nur Selbstannahme und Beziehungsfähigkeit, sondern ist auch rechtlich bedenklich. Dorothea Schmidt stellt uns für DIE TAGESPOST vor, was die ARD mit der Serie „Lust“ vorhat: 

Die Zahlen der Kinder und Jugendlichen, die pornografische Inhalte konsumieren, steigen unaufhörlich. Allen Warnungen zum Trotz kommen immer wieder Angebote um die Ecke, die junge Menschen geradezu ermutigen, sich entsprechenden Inhalten auszusetzen. Neuerdings bietet die ARD in Deutschland die Serie „Lust“ an, in der Kinder ab zwölf Jahren angespornt werden, ihre innere Bremse zu übergehen und sich lustvoll und schamlos sexuell auszuprobieren. Ein Date jagt das andere, dreckige Klamottenberge und nackte Leiber stapeln sich — im Theater auf der Bühne, beim Dreier auf der Couch, bei homosexuellen Spielchen und so weiter. Auch Sexspielzeuge werden präsentiert.

„Die Reduktion auf sexuelle Lust geht an der Wirklichkeit des Menschen vorbei und unterstützt ihn nicht bei seinen eigentlichen Entwicklungsaufgaben“, kommentiert Elisabeth Luge auf Anfrage. Sie ist Vorsitzende von „TeenStar Deutschland e. V.“, einem Verein, der eine dem jeweiligen Alter und Entwicklungsstand der jungen Menschen gemäße, auf der Biologie und dem christlichen Menschenbild basierende Sexualerziehung anbietet. Pornografie zerstöre „den Schutzmechanismus einer für die sensible Phase der Pubertät typischen Körperscham und bewirkt den Verlust der Selbstannahme und Beziehungsfähigkeit“, denn sie zeige wenig „über die Bedeutung der sexuellen Vereinigung“ und fokussiere „einseitig auf den körperlichen Lusteffekt“, erklärt sie.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Vom Nutzen der Disziplin

Die Pädagogin und Psychologin Isabella Gölles erklärt der FAS, warum für sie Disziplin die Schlüsselkompetenz der Zukunft ist – ganz gegen den Zeitgeist. In dem nachfolgenden Auszug sticht heraus, dass es ihrer Meinung nach wichtig ist, dass Kinder sich an Vorgaben halten, die von außen an sie herangetragen werden. Ihr Beispiel ist der Chorgesang, der ja nie nur Ausdruck innerer Gefühligkeit sein kann. 

Zitat: 

Sie kritisieren, dass Erziehung beliebig geworden ist, man den Kindern zu wenig zumutet und ihnen keine klaren Regeln vorgibt. Warum ist das schlecht?

Weil sie dann nicht auf das echte Leben vorbereitet werden. Einen starken Charakter entwickelt man nur, indem man Widerstände selbst überwindet, durch eigenen Antrieb oder durch kleine Hilfen. Und wenn man gar keine Latte gesetzt bekommt, dann nimmt man den Kindern die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Oft herrscht bei Eltern eine Form von Gleichgültigkeit; dabei haben sie eine Verantwortung, die Kinder auf das Leben vorzubereiten.

Und wie geht das?

Es gibt eine Flut an Möglichkeiten, denen wir und unsere Kinder in diesen Zeiten ausgesetzt sind. Das, was uns helfen kann, ist eine gewisse Selbststruktur und Selbstkontrolle. Zum Zweiten geht es auch darum, dass wir, um in der Gruppe friedlich miteinander weiterleben zu können, klare Strukturen und klare Regeln brauchen, die auch teilweise antrainiert werden müssen. Wenn man dieses Sichzurücknehmen in der Gruppe nie erfahren hat, weil immer alles frei war, dann kann man es sich sehr schwer selbst erarbeiten.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wenn ein Kind zum Beispiel im Chor singen möchte, gibt es gewisse Vorgaben: Alle müssen gleich singen. Es gibt natürlich verschiedene Stimmlagen, aber eben auch gewisse Strukturen, an die man sich halten muss. Wenn man eine Leistung bringen will oder auch was Schönes entstehen lassen möchte, muss man aufeinander hören und aufeinander achtgeben. Aber auch sich einordnen – nicht unterordnen – in diese Gruppe. Und man muss Leistung bringen, stetig üben und jede Woche zur Probe gehen.

[#ad]

Kein Mensch lernt digital

Wie problematisch die Digitalisierung des Schulunterrichts ist, wird inzwischen vielerorts erkannt. Nur in Deutschland noch nicht. Allen gut begründeten Warnungen zum Trotz, meint Professsor Werner Thiede: 

International haben Forschungen und Erhebungen die unerwartete Einsicht gefördert, wie problematisch es doch ist, Minderjährige an digitale Geräte heranzuführen – und wie positiv sich Smartphone-Verbote an Schulen aufs soziale Wohlbefinden und die schulischen Leistungen auswirken. So zeichnet sich in Großbritannien ein Ende der Digital-Euphorie ab: Der Bildungsausschuss des House of Commons fordert ein Smartphone-Verbot in Schulen und „klare gesetzliche Regelungen zum Schutz der unter 16-Jährigen“. Auch in Schweden und Dänemark sieht man im Hinblick auf digitale Klassenzimmer ein: „Wir haben zu viel digital gemacht!“ Smartphone-Verbote gibt es jetzt unter anderem in Italien, Holland und einigen US-Staaten; Lettland marschiert neuerdings in dieselbe Richtung. In Frankreich hat dieses Frühjahr eine Studie für die Regierung gefordert, Kinder sollten ihr erstes Smartphone keinesfalls vor dem Teenager-Alter bekommen. Und auch Australien gedenkt aktuell die Nutzung von Online-Netzwerken wie Facebook und TikTok für Kinder und Jugendliche zu untersagen. Aber Deutschland scheint auf dem besten Weg, den neuen Trend zu verpassen.

Mehr: www.die-tagespost.de.

Zu viel Bildschirmzeit bei Kindern schadet

Nachfolgend zwei Zitate von  Martin Korte aus dem Artikel „Viel Bildschirmzeit schadet gerade den Gehirnen von Kindern und Jugendlichen“ (FAZ vom 15.07.24, Nr. 162, S. 18):

Man könnte also aus diesen Studien ableiten, dass die Bildschirmzeit (egal ob Smartphone, Tablet, PC oder Fernseher) für Kinder bis zum 14. Lebensjahr besonders stark reglementiert werden sollte – um jungen Gehirnen die Möglichkeit einzuräumen, in der direkten Interaktion mit Gleichaltrigen, mit Eltern und Freunden genügend Erfahrung sammeln zu können, um Gefühle und Gedanken anderer Menschen möglichst genau zu erkennen. Das Problem sind hier ausdrücklich nicht die sozialen Medien per se. Das Problem ist die fehlende Zeit der direkten Interaktion: Jugendliche können entweder auf Bildschirme schauen oder in die Gesichter anderer Mitmenschen, vor allem Peers, gleichaltrige Freunde, sind hier wichtig. Die Balance zählt und nicht ein Entweder-oder. Vielleicht gilt als Faustregel, dass die Welt umso realer sein sollte, je jünger Gehirne sind. Und vielleicht hilft es Schulen und Familien in der Durchsetzung dieser wichtigen Erziehungsaspekte, wenn es hier Warnhinweise und klar vereinbarte gesellschaftliche Regeln bis hin zu gesetzlichen Reglementierungen gibt.

Bemerkenswert sind auch die Befunde, dass die Spielzeit, die Eltern mit den Kindern verbringen, seit Jahren abnimmt, ganz im gegenläufigen Trend der Nutzung digitaler Medien, wie der „Freizeit Monitor“ der Stiftung für Zukunftsfragen schon vor einigen Jahren zeigte. Und „Spiele spielen“, gerade freies Spielen in der Interaktion mit anderen, schult Kinder und Jugendliche darin, selbst Entscheidungen zu treffen und Aspekte ihres Lebens mit zu gestalten.

Die Väterverunsicherung

Früher war klar: Der Vater ist das Familienoberhaupt und bringt dem Sohn Disziplin und Leistung bei. Heute gilt es schon als toxisch, wenn Väter ihre Jungs zur Männlichkeit erziehen. Das führt zu einer weitreichenden Verunsicherung im Blick auf das Selbstverständnis der Väter. Susanne Grautmann schreibt dazu in der FAZ:

Die Idealbilder, Vorstellungen und Anforderungen, die die Gesellschaft für moderne Familien und Väter formuliert, will er sich auf keinen Fall zum Maßstab machen. „Wenn ich mich umblicke, sehe ich so viele Familien, die sich so unter Druck setzen, alles perfekt hinzukriegen, dass sie am Ende komplett überfordert sind.“ Diesem Anspruch, alles richtig zu machen, will er genauso wenig gerecht werden wie dem Ideal des modernen Vaters: Erfolgreich im Job soll der sein, dazu ein Top-Vater und Partner, sportlich, gesund – das könne man doch gar nicht alles gleichzeitig erfüllen.

Ahnert weiß, woher die Überforderung kommt, die viele derzeit empfinden: „Das gegenwärtige Vaterbild weist nach wie vor viele Merkmale des alten auf, die der Versorgung und dem sozialen Status der Familie gelten. Zugleich ist es aber mit neuen Ansprüchen angereichert.“ Kurz: Mann soll nicht nur Karriere machen, sondern auch wickeln, vorlesen, Elterngespräche führen und kochen. Und dabei auch noch männlich herüberkommen. Aber was heißt das überhaupt? Alexander Cherdron, der selbst ein Buch über Väter und Söhne veröffentlicht hat, glaubt, dass die Verunsicherung umso tiefer greife, als die Männlichkeit an sich gerade in der Krise stecke. „MeToo“ und andere MachtmissbrauchsSkandale hätten ihre Spuren hinterlassen: „Viele Väter fragen sich, wie männlich sie eigentlich noch sein dürfen oder ob sie selbst auch Anteile toxischer Männlichkeit in sich tragen.“ Sie seien unsicher, wie sie sich verhalten sollen, um ein gutes role model für ihre Söhne abzugeben.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Digitale Verwahrlosung der Kinder

Die Sache scheint klar: Zu hoher und zu früher Medienkonsum haben eine verheerende Wirkung auf unsere Kinder – körperlich und geistig. Doch Warnungen verhallen fast immer ungehört. Während der COVID19-Pandemie hat sich die Mediensucht sogar verdoppelt.

Die Berliner Journalistin Monika Wesseling plädiert für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut: 

Jede neue Studie, die sich mit der Wirkung von Medienkonsum beschäftigt, bringt weitere gravierende Resultate ans Licht. Nur scheint es niemanden groß zu beeinflussen oder zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Schichtenunabhängig sehe ich das Hauptproblem in der Bequemlichkeit der Eltern, Kindern das Digitale vorzuenthalten. Parallel wird auf allen Kanälen suggeriert, dass es total in Ordnung ist. Es gibt Rubriken in Erziehungszeitschriften, die Apps für Kinder empfehlen. Es wird nicht problematisiert, dass Kinder so früh an die Nutzung von Geräten herangeführt werden.

Streamingdienst-Abonnenten sind mit einem unerschöpflichen Fundus an Kinderfilmen konfrontiert. Der Algorithmus empfiehlt ständig neuen Stoff. In Podcasts werden mit größter Selbstverständlichkeit Apps für Kleinkinder empfohlen. Natürlich entsteht so der Eindruck, dass das alles schon passt und es gut ist, wenn man mitmacht.

Ich plädiere für ein maximales Hinauszögern der digitalen Bilderflut, auch bei der Erziehung meines eigenen Kindes, und weiß gleichzeitig, dass ich es nicht ewig abschirmen kann. Ich lebe nicht bei den Amish, und ich kann uns nicht in eine prädigitale Ära katapultieren. Meine Tochter wird mit anderen Kindern aufwachsen. Eins davon darf täglich angeblich so viel schauen, wie es möchte, und spaziert mit immer neuen Merchandise-Klimbim zur Terrassentür herein.

Mehr (hinter eine Bezahlschranke): www.welt.de.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner