Die Väterverunsicherung

Früher war klar: Der Vater ist das Familienoberhaupt und bringt dem Sohn Disziplin und Leistung bei. Heute gilt es schon als toxisch, wenn Väter ihre Jungs zur Männlichkeit erziehen. Das führt zu einer weitreichenden Verunsicherung im Blick auf das Selbstverständnis der Väter. Susanne Grautmann schreibt dazu in der FAZ:

Die Idealbilder, Vorstellungen und Anforderungen, die die Gesellschaft für moderne Familien und Väter formuliert, will er sich auf keinen Fall zum Maßstab machen. „Wenn ich mich umblicke, sehe ich so viele Familien, die sich so unter Druck setzen, alles perfekt hinzukriegen, dass sie am Ende komplett überfordert sind.“ Diesem Anspruch, alles richtig zu machen, will er genauso wenig gerecht werden wie dem Ideal des modernen Vaters: Erfolgreich im Job soll der sein, dazu ein Top-Vater und Partner, sportlich, gesund – das könne man doch gar nicht alles gleichzeitig erfüllen.

Ahnert weiß, woher die Überforderung kommt, die viele derzeit empfinden: „Das gegenwärtige Vaterbild weist nach wie vor viele Merkmale des alten auf, die der Versorgung und dem sozialen Status der Familie gelten. Zugleich ist es aber mit neuen Ansprüchen angereichert.“ Kurz: Mann soll nicht nur Karriere machen, sondern auch wickeln, vorlesen, Elterngespräche führen und kochen. Und dabei auch noch männlich herüberkommen. Aber was heißt das überhaupt? Alexander Cherdron, der selbst ein Buch über Väter und Söhne veröffentlicht hat, glaubt, dass die Verunsicherung umso tiefer greife, als die Männlichkeit an sich gerade in der Krise stecke. „MeToo“ und andere MachtmissbrauchsSkandale hätten ihre Spuren hinterlassen: „Viele Väter fragen sich, wie männlich sie eigentlich noch sein dürfen oder ob sie selbst auch Anteile toxischer Männlichkeit in sich tragen.“ Sie seien unsicher, wie sie sich verhalten sollen, um ein gutes role model für ihre Söhne abzugeben.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

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3 Kommentare
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DanielV
1 Jahr zuvor

Das ist eine echte Problematik, vor der wir als Gesellschaft, aber auch als Gemeinden und als Einzelne stehen. Da treffen oftmals komplett unterschiedliche Welt- und Menschenbilder aufeinander, auch wenn es augenscheinlich „nur“ um verschiedene Prägungen und Lebensentwürfe gehen mag. Aber am Ende geht ja auch um echte Menschen und ihr Existenz, nicht nur um ideologische Fragen. Aus christlicher Sicht fand ich persönlich die nachfolgende Podcast-Unterhaltung sehr ehrlich und weiterführend, vielleicht ist das ja für jemanden hilfreich: https://whitehorseinn.org/resource-library/shows/where-did-we-go-wrong/ „If God made both man and woman in his image as partners in the good work of filling up and caring for the earth, why does society seem to pit men and women against each other? Both in the church and in broader secular culture, men and women seem to be in competition rather than working in partnership. Could this be the reason why so many people are steeped with anxiety, gender confusion, or addiction? In this episode of White Horse Inn, hosts… Weiterlesen »

Felixpe
1 Jahr zuvor

Alle fühlen sich vom Begriff »toxische Männlichkeit« so getriggert. Menschen interpretieren das immer so, als wäre die Behauptung, dass es toxisch sei, ein Mann oder maskulin (oder beides) zu sein. Das ist aber falsch. An Männlichkeit an sich ist erstman gar nix toxisch sondern das ist erstmal nur ein Wort. Wichtig ist, was wir daraus machen. Der Begriff »Toxische Männlichkeit« ist keine Kritik an Männlichkeit, sondern Kritik an einem Zerrbild von Männlichkeit: Eines, das vorschreibt, wie jeder Mann zu sein hat, ansonsten sei er (angeblich) ein Versager. Alle Männer haben stark zu sein, Ernährer, die Geldverdiener, Herrscher, usw. Die These ist, es ist dieses Zerrbild, das schadet. Und Männer haben nicht mal was davon. Es ist einfach unrealistisch, dass jeder Mann diesem seltsamen Idealbild folgt. Klar gibt es die, die auf das Stereotyp passen und damit ein gutes Leben führen können, aber das sind eben nicht alle. Du kannst keine Gesellschaft aufbauen, bei der alle Männer Soldaten, Gewichtheber, Abteilungsleiter, Topsportler,… Weiterlesen »

Udo
1 Jahr zuvor

“Karriere machen, wickeln, vorlesen, Elterngespräche führen und kochen“
ist für mich keine Überforderung. Da geht noch viel mehr und natürlich kann dabei nicht alles perfekt sein, und es geht nur als gutes Eheteam. Alles aber eine Frage der Zeiteinteilung, Prioritätensetzung und der Fähigkeit, sowohl Einseitigkeit als auch unnütze Aktivitäten zu vermeiden.

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