Predigtvorbereitung

Beantworte diese Fragen, bevor du predigst

Peter Adam stellt sehr hilfreiche Fragen im Blick auf die Predigtvorbereitung. Hier 6 von insgesamt 14 Herausforderungen:

  1. Habe ich gefunden, was Gott wollte, dass sein Volk weiß, glaubt und tut, als er diese Worte ursprünglich geschrieben und weitergegeben hat?
  2. Habe ich alles gefunden, was Gott in diesen Abschnitt hineingelegt hat: sein Genre und seine literarischen Merkmale; seine Form, Struktur und Inhalt; seine Schlüsselwörter oder Phrasen; seine Bedeutung, seine Emotionen, seine Motivationen und seinen Zweck?
  3. Habe ich die Passage im Zusammenhang mit dem Buch der Bibel, in dem sie zu finden ist, und den pastoralen Zweck dieses Buches verstanden? Habe ich den Text im Licht der ganzen Bibel verstanden, also im Kontext der biblischen Theologie?
  4. Habe ich die Kommentare gut genutzt, die Weisheit anderer Bibelkommentatoren oder Prediger genutzt und so eine gute Exegese modelliert?
  5. Habe ich über den Text und die Predigt nachgedacht und sie auf mich selbst angewendet und mit Reue, Glauben und Gehorsam geantwortet?
  6. Habe ich für die Menschen gebetet, die die Predigt hören werden, für ihr Verständnis, ihre Antwort im Glauben und Gehorsam, ihre Veränderung und ihre Fähigkeit und Absicht, andere mit dem, was sie gelernt haben, zu lehren und zu ermahnen?

Mehr hier: www.thegospelcoalition.org.

Alistair Beggs Predigtvorbereitung

Alistair Begg ist ein Prediger, dem ich gern zuhöre. Das liegt nich nur an seiner rauen Stimme, sondern an der Art und Weise, wie er seine Bibeltexte auslegt. Er spricht mit Klarheit und verliert selten den Kontakt zum Bibeltext.

In diesem kleinen Video erklärt Begg, wie er seine Predigten vorbereitet:

Langham Österreich – Was, wer und wie?

In Österreich hat sich erfreulicherweise eine Gruppe gebildet, die in Zusammenarbeit mit „Langham“ den bibelauslegenden Verkündigungsdienst fördert. Bei Wortzentriert.at ist zu lesen:

Langham Österreich ist Teil einer weltweiten Bewegung, deren Ursprung in England liegt. Diese Bewegung wurde als Reaktion auf den Hunger von Gemeinden nach relevanter Verkündigung von Gottes Wort ins Leben gerufen. Langham hat es sich zum Ziel gesetzt, Menschen für die biblische und alltagsrelevante Verkündigung der Bibel auszurüsten, und vor Ort nachhaltig zu stärken. Der Name „Langham“ stammt von der All Souls Gemeinde am Langham Place in London, wo die Langham-Bewegung unter der Leitung von John Stott gegründet wurde.

“Gemeinden leben, wachsen und blühen auf unter Gottes Wort. Ohne es verkümmern und sterben sie. Da wo Gottes Wort treu gelehrt und angewendet wird wachsen Gemeinden sowohl in Größe als auch in Reife. … Wir können die Wichtigkeit von Verkündigern für die Gesundheit und Reife einer Gemeinde kaum genug unterstreichen.” John StottFlows 1024x246 1

Ein erstes öffentliches Treffen findet bereits im März statt. Hier gibt es weitere Informationen: www.wortzentriert.at.

Im Wort Gottes baden

Tony Merida schreibt in seinem empfehlenswerten Buch Faithful Preaching (Nashville (Tennessee): B&H Publishing, 2009, S. 10–11):

UnknownMein Mentor, Jim Shaddix, oft die Analogie eines Schwimmbades benutzt, um den Wort-gesättigten Charakter der Auslegungspredigt zu erklären. Er sagte, dass Prediger in der Regel die Bibel in einer von drei Weisen verwenden. Eine Weise besteht darin, dass sie das Wort als Sprungbrett benutzen. Bei diesem Verfahren liest der Prediger den Text, kehrt aber nie zu ihm zurück. Eine weitere Weise ist es, wenn der Prediger das Wort als Gartenmöbel benutzt; er kehrt also gelegentlich wieder zum Text zurück. Bibelauslegende Prediger verwenden das Wort hingegen wie ein Schwimmbecken. Sie nehmen die Zuhörer mit auf ein Bad im biblischen Text.

Auf der elementarsten Ebene ist die Auslegungspredigt eine Form der Predigt, bei der die Zuhörer nach der Predigt mit dem Wort Gottes nass geworden sind. Ihre Bibel bleibt offen, während der Prediger fortfährt, die Bedeutung eines bestimmten Textes oder mehrerer Texte zu erklären und anzuwenden.

Freilich gibt es einige Predigten, die nicht einmal in der Nähe des Schwimmbeckens kommen! Sie haben gar keinen Text. An diesem Punkt sollten die Zuhörer an anderer Stelle nach Wasser suchen.

Spurgeon-Konferenz: Rückblick

Mark K. hat freundlicherweise noch zwei Videos zur Spurgeon-Konferenz 2014 in München online gestellt. Im ersten Video erzählen einige Studenten, weshalb sie an der Konferenz teilgenommen haben. Im zweiten Video spricht Mike Clark in englischer Sprache über den Hintergrund der Konferenz und die Beziehungen zu THE PROCLAMATION TRUST in London.

Auch 2015 wird übrigens wieder eine Konferenz stattfinden.

Hier die Videos:

Sieben Tipps für junge Prediger

Pastor Jeramie Rinne hat kürzlich ein paar Tipps für junge Prediger bei der Gospel Coalition (GC) veröffentlicht. Auf Anregung von Andreas Dück hat Helene Peters den Artikel übersetzt. Pastor Rinne und die GC haben nun die Erlaubnis erteilt, den Beitrag hier zu veröffentlichen. Vielen Dank an alle!

 Sieben Tipps für mein jüngeres „Prediger-Ich“

Jeramie Rinne

Ein befreundeter Ältester unterrichtet an einer örtlichen Predigerschule. Hin und wieder lädt er mich ein, seinen Studenten die Sicht eines Pastors über die Gottesdienst-Vorbereitung, Predigt und Gemeindearbeit zu vermitteln. Erst kürzlich fragte mich einer der Studenten während meines Vortrags: „Wenn Sie in der Zeit zurückgehen könnten und sich selbst als jungen Prediger Ratschläge geben könnten, was würden sie ihrem jüngeren Prediger-Ich sagen?“

Ich unterrichte nun schon seit 15 Jahren. Ich weiß nicht, ob das schon genug Zeit ist, um mich zu einem Jedi-Ritter-Prediger zu machen, der weise genug ist, Neulinge zu unterweisen. Aber es scheint lang genug zu sein um mir zu überlegen, welchen Rat ich mir selbst geben würde, könnte ich in der Zeit zurückgehen. Hier sind sieben Empfehlungen für junge Prediger, die ich aus eigener Erfahrung und aus der Beobachtung von jüngeren Kollegen in den letzten anderthalb Jahrzehnten geschlossen habe.

1. Predige das Wort
Dieser erste Ratschlag sollte eigentlich nicht genannt werden müssen, was wahrscheinlich bedeutet, dass wir ihn sehr oft nennen sollten: Predige das Wort. Am Anfang des Gemeindedienstes sollte die Auslegungspredigt stehen. Was bedeutet Auslegungspredigt? Es bedeutet, dass der Sinn des Textes der Sinn der Predigt ist, und dieser soll dann auf die Versammlung angewendet werden.

Während ich die Fragen der Studenten beantwortete, hatte ich das Gefühl, dass viele von Ihnen mit dem Zweifel kämpften: „Werde ich wirklich 10, 15 oder 20 Stunden jede Woche darauf verwenden, mit den gelernten Methoden, die Bedeutung des Textes herauszufinden?“ Ich hoffe sie werden es, und ich hoffe, die Leser dieses Textes auch. Je länger ich Pastor bin, desto mehr beeindruckt es mich, wie ständiges Predigen des Wortes sich auf die breite und tiefe geistliche Gesundheit der Versammlung auswirkt. Lass Woche für Woche regelmäßige Auslegung den Herzschlag und die Atmung sein, welche den lebensspendenden Geist durch den Leib Christi befördert.

2. Vertraue dem Wort
Lass mich hier etwas tiefer gehen. Predige das Wort nicht nur, sondern vertraue dem Wort. Selbst bei ausgeübter Auslegung kann dein Herz sich unbemerkt auf andere Dinge stützen, um die Versammlung zu beeinflussen. Du kannst dich insgeheim auf deinen Humor, dein Alter, deine Gelehrtheit, Herkunft, deinen Stil, auf die Technologie oder auf deine Tätowierungen verlassen, welche wirklich die Leute erreichen sollen. Wenn ich in der Zeit zurückgehen könnte und zu meinem jüngeren Ich reden könnte, würde ich mir selbst sagen, dass ich aufhören soll, zu versuchen witzig zu sein. Ich verwende immer noch Humor in meinen Predigten; dass gehört irgendwie zu meiner Persönlichkeit. Aber mein Humor dient dem Text heute mehr. Gott hat mir gnadenvoll geholfen meine Menschenfurcht und mein tiefes, inneres Verlangen nach Anerkennung zu überwinden. Er hat es mit einem größeren Bewusstsein für die Kraft seines Wortes, Sünder zu retten und Heilige zu stärken, ersetzt.

3. Predige eher kurze Predigten
Manchmal weise ich jüngere Prediger an, kürzere Predigten von höchstens 25-30 Minuten zu bringen. Warum? Weil sie lernen sollen zum Punkt des Textes zu kommen.

Wir haben alle weitausschweifenden Predigern zugehört. Ich war selbst so einer. Diese ausschweifenden Prediger, zerren uns durch die Windungen von einem Gedanken oder Vers zum nächsten, ohne eine klare Struktur oder Richtung. Wenn der Pastor seine bildlichen Wanderungen auf der Bibel basiert, kann die Versammlung wahre Goldschätze darin finden, sofern sie aufmerksam genug sind. Aber die Menschen werden leicht die Aufmerksamkeit verlieren, auch wenn sie höflich weiter so aussehen, als ob sie zuhören würden. Wenn man sich zu Beginn daran hält, sich kürzer zu fassen, diszipliniert man sich gleichzeitig dazu, sich auf die Hauptaussagen zu konzentrieren und sich nicht festzufahren, oder sogar abzudriften. Sobald man die Fähigkeit entwickelt hat, die Botschaft des Textes deutlich zu vermitteln, kann man langsam damit beginnen, etwas mehr Zeit anzuhängen. Ich begann damit 30 Minuten zu predigen, heute tendiere ich eher zu 45 Minuten. Aber über viele Jahre hinweg habe ich mehr rhetorische Fertigkeiten erlernt, um die Versammlung so lange bei der Predigt zu halten.
Hüte dich vor dem Trugschluss, dass längere Predigten treuere Predigten bedeuten. Manchmal sind längere Predigten einfach nur schmerzhafter.

4. Sprich wie eine normale Person
Versteh was deine Professoren sagen, aber rede nicht wie sie. Rede wie die Leute in deiner Gemeinde. Mach deine Predigten nicht undurchsichtig durch den theologischen, biblischen und historischen Jargon, den du in deinen Bibelstunden gelernt hast. Ich befürworte kein verdummtes Predigen; ich dränge auf verständliches Predigen. Definitiv sollen schwergewichtige theologische Wahrheiten gepredigt werden. Aber bitte erkläre diese. Wenn du die Wirksamkeit von Christi juristischer, stellvertretenden Sühne predigst, dann erkläre den Leuten, was jedes dieser wertvollen Worte bedeutet, und tue das mit der einfachen Sprache der alltäglichen Menschen. Für die Seminarteilnehmer: Seht dies als Inkarnation der Homiletik.

5. Arbeite an der Anwendung
Predigten von frisch geschmiedeten Predigern können manchmal sehr viele biblische Kommentare und nur wenige Anwendungen beinhalten. Die Bibelschule lehrt uns, wie man einen Text deutet. Aber wie lernen wir, unsere Mitmenschen und ihre Herzen zu deuten? Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um das zu lernen. Arbeite hart an der Kunst der Anwendung. Während deiner Vorbereitung für die Predigt, denke daran, welche Anwendung der Text in sich selbst birgt. Und genauso wichtig ist, dass du deine Zuhörer kennenlernst. Liebe ist das Geheimnis zu guter Anwendung. Während du dich in deine Herde verliebst und sie so kennenlernst, wie ein Hirte seine Schafe kennenlernt, werden deine Anwendungsinstinkte sich verschärfen. Du wirst nicht nur eine biblische Predigt bringen, oder biblische Anwendungen herausstellen; sondern du wirst deiner Gemeinde predigen und die Bibel auf sie anwenden.

6. Hole dir Rückmeldungen
Nichts wird dein Predigen so verbessern, wie durchdachte Kritik. Es ist ermutigend, wöchentliche Komplimente wie: „Gute Predigt heute“, zu hören, während man nach dem Lobpreis im Foyer steht. Aber du brauchst außerdem achtsame, konstruktive Kritik. Wenn du andere begabte Prediger in deiner Mitarbeitergruppe hast, oder unter den Ältesten deiner Gemeinde oder vielleicht auch verständnisvolle nicht-predigende Gemeindemitglieder, dann frage diese nach regelmäßiger Kritik. Wenn du der einzige Pastor bist, befreunde dich mit anderen örtlichen Pastoren, die sich auch der Auslegungspredigt verschrieben haben und bewertet euch gegenseitig. Meine Pastorengemeinschaft hört sich jeden Monat eine der Predigten eines anderen an und kritisiert diese (konstruktiv). Diese Übung ist sehr hilfreich für uns alle. In meinen Anfängen habe ich mir kein Feedback zu meinen Predigten geholt, wenn ich jetzt die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mich selbst ermutigen, das einzuführen.

7. Sei geduldig
Zu guter Letzt, sei geduldig mit dir selbst. Erlaube dir selbst zu wachsen. Auf der Kanzel gibt es keinen Ersatz für die Zeit, seine Stimme zu finden, seine Fähigkeiten zu entwickeln und aus Erfahrungen zu lernen, auf Gottes Wort und Geist zu vertrauen. Wenn du nicht der hauptsächliche Prediger in deiner Gemeinde bist, sorge für eine wöchentliche Zusammenkunft, um zu predigen und zu lehren, wie etwa eine Jugendgruppe, einen Erwachsenenkurs oder einen Abendgottesdienst. Sieh dein Predigen auf lange Sicht. Ertrinke nicht in Verzweiflung, weil du bei der Predigt einmal ein Katzengewölle von dir gegeben hast. Auch wenn das zwei- oder fünfmal passiert. Sei demütig, rüste dich und versuche es wieder. Alle jungen Prediger (und auch die alten) sollten sich 1.Timotheus 4,13.15 an Ihre Wand hängen: „Widme dich bis zu meinem Kommen ganz dem Vorlesen der Heiligen Schrift, dem Ermutigen der Gläubigen und dem Lehren … Mühe dich um das, was dir aufgetragen ist. Dann werden deine Fortschritte allen offenbar sein.“

Hast du den letzten Teil verstanden? Gott ruft uns Prediger dazu auf, unsere Fortschritte unseren Versammlungen zu zeigen, nicht Perfektion. Ich habe das Predigen definitiv noch nicht „gemeistert“, was auch immer diese Perfektion bedeuten mag. Aber mit Gottes Gnade habe ich in den letzten 15 Jahren beim öffentlichen Lesen der Schrift, beim Predigen und beim Lehren, Fortschritte gemacht. Mit seiner Gnade wird es auch dir so ergehen.

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Gospel Coalition.
Übersetzung: Helene Peters, FKGW

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Beitrag als PDF-Datei: 7TippsPrediger.pdf

Wie Piper das Predigen lernte

Ein guter Prediger fällt nicht vom Himmel. Der Schüler John Piper konnte nicht öffentlich sprechen. Als Student war er ein mittelmäßiger Redner. Heute ist er einer der meist gehörten Prediger in Amerika.

In diese Video erklärt er, wie das gekommen ist:

Predigtkultur: Die Andacht zum Herunterladen

Ein Pastor bräuchte mindestens 20 Stunden für die Vorbereitung einer guten Predigt (Bibelstudium, Textübersetzung, Exegese, Anwendung, Ausarbeitung). Die Praxis sieht anders aus. Viele Prediger sind so mit Verwaltungsaufgaben, Kasualien und Seelsorge eingedeckt, dass die Zeit für eine gründliche Aufbereitung der Sonntagspredigt fehlt. Eine Versuchung.

Das Deutschlandradio hat einen kurzes Beitrag über das Für und Wider der Predigtdatenbanken produziert:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/07/27/dlf_20100727_0955_9f6bd68f.mp3[/podcast]

Die Predigt: 10 typische Fehler

Eine Gemeinde lebt von der Verkündigung. Deshalb kurz zwei praktische Hinweise:

John Brand hat eine Liste von 10 typischen Fehlern veröffentlicht, die ich gern übersetzt wiedergebe:

  1. Christus wird nicht gepredigt
  2. Langweiligkeit
  3. Predigen für andere, ohne zu sich selbst zu predigen
  4. Gebetsarmut
  5. Dekontextualisierung (den Text aus seinem biblischen Zusammenhang herausnehmen)
  6. Vernachlässigen der praktischen Anwendung
  7. Mangelhafte Vorbereitung
  8. Das unberechtigte Vergeistigen des Predigttextes
  9. Zu häufiger Gebrauch von Illustrationen
  10. Das Nachahmen von anderen

9Marks hat ein Formular für die Predigtvorbereitung erstellt (siehe hier Anleitung und Beispiel). Ich habe das Formular übersetzt und es kann hier herunter geladen werden: predigtvorbereitung.pdf

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