Religionsfreiheit

Türkei: Katholischer Bischof erstochen

Erzbischof Luigi Padovese, Vorsitzender der Türkischen Bischofskonferenz, ist in seinem Haus erstochen worden. Das meldete die halbamtliche Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag. Kath.net meldet:

Nach dem Mord haben die türkischen Behörden einen Verdächtigen mit der Tatwaffe festgenommen. Es handelt sich um Padoveses Chaffeur Murat A., wie der Gouverneur von Iskenderun, Mehmet Celalettin Lekesiz, am Donnerstagnachmittag mitteilte. Der Fahrer arbeitete den Angaben zufolge seit viereinhalb Jahren für den Bischof und soll in psychologischer Behandlung gewesen sein.

Es sehe so aus, als handele es sich «um eine persönliche Angelegenheit» und nicht um ein religiöses oder politisches Motiv, sagte der Gouverneur. «Wir untersuchen die Tat aber genauestens.» Er habe den Bischof gut gekannt und sei tief betrübt.

Padovese, Vorsitzender der Türkischen Bischofskonferenz und Apostolischer Vikar von Anatolien, war am Donnerstag im Garten seines Hauses in Iskenderun niedergestochen worden und auf dem Weg ins Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen. Der Vatikan verurteilte die Tat in einer ersten Reaktion als schrecklich und unglaublich. In den vergangenen Jahren hatte es wiederholt gewaltsame Übergriffe gegen katholische Geistliche in der Türkei gegeben. Im Februar 2006 sorgte die Ermordung des in Trabzon tätigen römischen Priesters Andrea Santoro für breites Aufsehen.

Hier weiter: www.kath.net.

Iran spricht angeklagte Christinnen frei

Zwei iranische Christinnen, die fast neun Monate wegen ihres Glaubens in Haft waren, sind am 22. Mai von allen Anklagepunkten freigesprochen worden. Sie haben inzwischen das Land mit unbekanntem Ziel verlassen.

Die Nachrichtenagentur idea schreibt:

Der 28-jährigen Maryam Rostampour und der 31-jährigen Marzieh Amirizadeh waren »Abfall vom Islam«, staatsfeindliche Aktivitäten und die Teilnahme an illegalen Versammlungen vorgeworfen worden. Damit sind in der Islamischen Republik christliche Untergrundgemeinden gemeint. Die beiden Frauen saßen im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Haft. Am 18. November 2009 waren sie unter Auflagen freigelassen worden. Im Mai 2009 hatten die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea Rostampour und Amirizadeh als »Gefangene des Monats« benannt und zur Unterstützung für sie aufgerufen. Die beiden Frauen litten unter fieberhaften Infektionen und anderen Erkrankungen. Sie mussten sich eine Gefängniszelle mit 27 weiblichen Gefangenen teilen. Im August waren sie bei einem Verhör gedrängt worden, ihrem Glauben abzuschwören. Sie antworteten: »Wir lieben Jesus. … Wir werden unseren Glauben nicht verleugnen.« Das Hilfswerk Elam (Godalming/Südengland), das sich für Christen im Iran einsetzt, sorgte jetzt dafür, dass sie unmittelbar ins Ausland reisen konnten. Ihr Aufenthaltsort wurde aus Sicherheitsgründen nicht bekannt gegeben. Wie das Hilfswerk weiter mitteilt, bedankten sich die beiden Frauen für die Fürbitte von Christen aus aller Welt. Rostampour erklärte, sie werde zu gegebener Zeit über ihre Erfahrungen in der Haft berichten. Von den 74 Millionen Einwohnern des Iran sind 99 Prozent Muslime. Die Zahl der Muslime, die zum christlichen Glauben übergetreten sind, wird auf bis zu 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen.

Susanne Geske auf CNN Turk ausführlich interviewt

Nach der erneuten Verschiebung des Prozesses um die Ermordung von Necati Aydin, Ugur Yüksel und Tilmann Geske am 18. April 2007 in Malatya geht die Verhandlung am kommenden Freitag weiter – und unter normalen Umständen auch zu Ende. Wie der Informtionsdienst Bonner Querschnitte heute meldet, war der neue Termin nötig geworden, da zwei der Verteidiger der fünf Angeklagten nicht zur Verhandlung am 15. April erschienen waren. Sie begründeten ihr Fernbleiben damit, dass sie noch mehr Zeit bräuchten, um ihre Schlussplädoyers fertigstellen zu können.

Derweil geht der mutmaßliche Rädelsführer weiterhin davon aus, vom »Staat« weiterhin beschützt zu werden und bald nach Urteilsverkündigung wieder frei zu kommen. Er wird in seiner Meinung nicht zuletzt dadurch bestärkt, dass ihm ein hoher Beamter seine Tochter anverlobt hat, wie türkische Medien meldeten. Sollte dies zutreffen, wäre dieses Zeichen der Solidarität tatsächlich ein Hinweis darauf, dass zumindest dieser Beamte davon ausgeht, dass der dann Verurteilte nicht allzu lange im Gefängnis bliebe und die geplante Hochzeit in absehbarer Zeit stattfinden könnte.

Rückblick Prozess 15. April 2010

Erdal Dogan trug das gemeinsame Plädoyer der Nebenklage, ein Team von neun Rechtsanwälten, vor. In der 28-seitigen Schrift, die BQ im Wortlaut vorliegt, ging er unter anderem noch einmal ausführlich auf die – aus Sicht der Nebenklage sicheren – Verbindungen der Angeklagten zu der Geheimorganisation »Ergenekon« ein. Er bezog sich dabei auf ein internes Strategiepapier, den »Kafes-Operations-Plan« ( »Käfig-Plan«), der bei einer Razzia gegen Ergenekon in Istanbul gefunden wurde. In diesem Papier, das auf den März 2009 datiert ist, werden gleich zu Beginn die Morde an dem katholischen Pater Santore (Trabzon, Februar 2006), dem armenischen Publizisten Hrant Dink (Istanbul, Januar 2007) und an den drei Christen im Zirve-Büro in Malatya (April 2007) als »Operationen« bezeichnet. Dieser Begriff sei, so Kenner der Lage in der Türkei, ein ausgesprochen militärischer Begriff, was damit einer Selbstbezichtigung gleichkomme.

Weiter unten entfaltet das Papier den Plan einer neuen »Operation« in vier Phasen (hier zusammenfassend wiedergegeben):

1. Phase: Vorbereitung: Adressen und Namen von Nichtmuslimen feststellen, deren Zeitungen, Schulen, Schüler, »Orte der Anbetung« [gemeint sind Kirchen und Synagogen], Stiftungsräume und Friedhöfe feststellen.

2. Phase: Einschüchterung: Abonnementen von AGOS [armenische Wochenzeitung; Hrant Dink war bis zu seinem Mord deren Chefredakteur] veröffentlichen, Wände der Häuser der Armenier auf Adalar beschmieren [Adalar ist die türkische Bezeichnung für die Prinzeninseln, die zu Istanbul gehören und wo verhältnismäßig viele Christen leben].

3. Phase: Öffentlichkeit schaffen: Abonnenten-Liste in der Presse publizieren, Auftragskommentare sollen über diese Dinge erscheinen, in Diskussionssendungen sollen es darüber Berichterstattung geben verbunden mit dem Vorwurf, dass sich die AKP [gegenwärtige Regierungspartei] nicht kümmere, an die Übergriffe von 1955 und 1942 [massive Übergriffe gegen Juden und Christen] soll erneut erinnert werden, Aktivitäten gegen die AKP im Internet sollen stark zunehmen.

4. Phase: auf den Prinzeninseln bomben: die Leute umbringen, die die Rechte der Minderheiten vertreten; Bomben zünden in der Umgebung der Agos Gazeti [armenische Zeitung]; Polizei beschäftigen mit Paketen, die wie Bomben aussehen; Anschläge auf die Landestege der Fähren auf den Prinzeninseln; Anschläge auf nichtmuslimische Friedhöfe; bekannte nichtmuslimische Künstler und Industrielle entführen; Brandanschläge auf Häuser, Fahrzeuge und Arbeitsstätten von Nichtmuslimen; in Istanbul und Izmir ähnliche Anschläge; an den Anschlagstellen mit einer Art Bekennerschreiben kommunizieren, dass »reaktionäre Gruppen« [Chiffre für AKP-Umfeld] hinter den Anschlägen stünden.

Dann zählte Dogan noch einmal minutiös die 35 ganz unterschiedlichen Angriffe auf Christen aus den Jahren 2007 und 2008 auf, um deutlich zu machen, dass die Morde von Malatya nicht völlig isoliert dastünden, sondern eingebettet seien in eine Vielzahl von Übergriffen. Um doch noch etwas über die mutmaßlichen Hintermänner herauszufinden, beantragte Dogan, einen neuen Zeugen zu hören. Da sowieso ein neuer Termin angesetzt werden musste, wurde dem Antrag Dogans vom Gericht stattgegeben.

CNN-Interview mit Susanne Geske

Bild1.JPG.jpegUm den letzten Verhandlungstag herum hat Susanne Geske, die Witwe des ermordeten Tilmann Geske, erneut viele Interviewanfragen von deutschen und türkischen Medien erhalten, so z.B. von CNN-Turk für ein Live-Interview am Freitag Abend (16. April). Dieses dauerte am Ende fast doppelt so lange als geplant. Hier einige Auszüge:

Susanne Geske zeigte sich zunächst »ein Stück enttäuscht«, dass der Prozess, »der nun schon so lange dauert«, nicht wie geplant zu Ende gegangen sei, sondern erneut verschoben wurde. Ihren Alltag betreffe dies aber nicht. »Wir bleiben hier, die Kinder gehen in die Schule. Alles wird so weitergehen, wie bisher. Wir sind sehr gern in Malatya, das war schon vorher so und ist auch heute. Die Menschen kennen uns jetzt, sind sehr freundlich. Die Nachbarn sehr hilfsbereit. Darüber freue ich mich natürlich sehr.«

Auf die Frage nach ihrem Empfinden gegen die Mörder ihres Mannes sagte sie: »Am Tag nach dem Ereignis konnte ich den Mördern vergeben. Das hat sich auch bis heute nicht geändert. Ich empfinde ihnen gegenüber keinen Hass, das kann ich aus tiefstem Herzen bestätigen, Rache oder ähnliches empfinde ich nicht.« Im Zentrum des Prozesses stehe für sie nicht die Verurteilung der fünf Angeklagten, »sondern die Frage nach den Hintermännern … Wer steht dahinter, wer waren die Auftraggeber für diesen grausamen Mord.«

CNN fragte, wie es zu der Idee gekommen sei, die fünf Männer zu besuchen: »Ja, die fünf Mörder im Gefängnis aufzusuchen und ihnen persönlich zu sagen, dass wir ihnen vergeben hätten, war der Gedanke meiner jüngeren Tochter. Sie hatte den schon gleich zu Anfang und sprach vor ein paar Wochen wieder davon. Aber ich denke, dass wir erst einmal das Ende des Prozesses abwarten, etwas Zeit verstreichen lassen sollten.« Hintergrund dieser Idee der 11-jährigen Tochter war, den Mördern des Papas eine Bibel zu schenken, damit sie auch Jesus kennenlernen, dadurch am Ende im Himmel sein und so den Papa um Vergebung bitten könnten.

Ob sie als Familie psychologische Hilfe in Anspruch genommen hätten, war die nächste Frage. »In dieser Hinsicht haben wir alle keinerlei psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Unser Psychologe ist Jesus Christus, mit dem wir ständig im Gebet verbunden sind. Wir lesen in der Bibel und empfangen Trost. Was die Vergebung anbetrifft: So wie Jesus Christus mir meine Schuld vergeben hat, so vergebe ich auch Menschen, die mir gegenüber schuldig geworden sind. Das ist mein Glaube. Normalerweise ist es doch so, dass Menschen in einer solchen Situation Hass und Rache empfinden Aber so ist es nicht, wenn jemand aus dem Glauben heraus lebt und auf Jesus Christus schaut. Die Kraft, vergeben zu können, kommt allein von Gott.«

Gedenkgottesdienste an den Gräbern zum 3. Todestag

Am Sonntag, den 18. April 2010 jährten sich zum dritten Mal die Morde. Aus diesem Anlass gab es an den Gräbern aller drei Märtyrer Gedenkveranstaltungen.

Zunächst trafen sich die Teilnehmer am Grab von Ugur Yüksel, der in einem kleinen Dorf in der Nähe von Elazig (ca. 100 km östlich von Malatya) beerdigt ist. Dafür waren insgesamt etwa 150 Christen zusammengekommen – von Van ganz im Osten der Türkei bis hin nach Istanbul ganz im Westen. Zudem waren etwa ein Dutzend Vertreter der Presse gekommen.

Danach fuhren alle nach Malatya, um Tilmann Geske zu gedenken. Er wurde damals unter schwierigen Umständen auf einem alten armenischen Friedhof beerdigt. Die Stadtverwaltung wollte das damals unbedingt verhindern, nicht zuletzt mit dem Hinweis, dass dort seit Jahren niemand mehr beerdigt worden sei (was nachweislich unzutreffend war). Nur durch die starke Intervention der deutschen Behörden (Botschaft in Ankara, Auswärtiges Amt in Berlin) war damals die Beerdigung in Malatya möglich geworden.

Im Zuge dieser Gedenkveranstaltungen der letzten Jahre kam Susanne Geseke auch in Kontakt mit der (nichtchristlichen) Familie, die auf dem Friedhof wohnt und für die Ordnung von den Behörden eingesetzt ist. Irgendwann kam die Tochter der Familie und fragte nach einem »Evangelium«. Bereits wenige Tage, nachdem sie es bekommen hatte, erklärte sie, dass sie jetzt mit Jesus leben wolle.

Am Sonntagnachmittag kamen dann noch einmal alle zu einem Gebetstreffen zusammen. Im Mittelpunkt stand das Gebet für die Christen in der Türkei, für ihren Dienst in diesem Land und für die Menschen der Türkei, so wie es im Vorfeld von den Verantwortlichen der Allianz der Protestantischen Gemeinden in der Türkei für diesen Tag vorgeschlagen worden war.

Usbekistan: Religionsfreiheit massiv bedroht

In Usbekistan werden unverändert Christen und Moslems wegen Ausübung ihrer Religionsfreiheit eingekerkert. Am 13. April wies das Landgericht für Strafsachen Syrdarya durch den vorsitzenden Richter Myrza Pardayev die Berufung des Baptisten Tohar Haydarov zurück. Er war in erster Instanz wegen Drogendelikten zu 10 Jahren Haft verurteilt wurden. Baptisten, die ihn gut kennen sind vollkommen überzeugt, dass die Anklage gegen ihn auf gefälschten Beweisen beruht und bezeichnen Haydarov als Mann mit reinem Gewissen und ehrlichen Christen.

Drei moslemische Frauen wurden für die Leitung bzw. Teilnahme an nicht registrierten religiösen Versammlungen zu zwischen sechs ein halb und sieben Jahren Arbeitslager verurteilt. Sie wurden wegen Verletzung von Artikel 159 (»Versuche zur Änderung der verfassungsmäßigen Ordnung Usbekistans«) und Artikel 244-1 (»Erstellung oder Verbreitung von Materialien, welche die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedrohen«) des Strafgesetzbuchs angeklagt. Die Angehörigen der Verurteilten wurden unter Einschüchterungen aufgefordert, nicht gegen das Urteil zu berufen. Die Bedingungen in usbekischen Arbeitslagern können besonders hart sein, mit mangelnder Hygiene und gefährlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Körperliche Züchtigung durch die Aufseher ist kein Einzelfall. Überdies herrschen in den Arbeitslagern kriminelle Banden über ihre Mitgefangenen. In Gefängnissen und Arbeitslagern ist jede Religionsausübung, z.B. sichtbares Beten oder der Besitz religiöser Literatur, verboten. Seelsorger haben keinen Zutritt zu den Gefangenen.

Die usbekischen Behörden haben auch wieder begonnen, Angehörige religiöser Minderheiten zu kurzen Gefängnisstrafen zu verurteilen. Einschüchterungsmaßnahmen dieser Art trafen unter anderem die zwei Protestanten Azamat Rajapov und Abdusattor Kurbonov, die zu je 15 Tagen Freiheitsentzug verurteilt wurden. In Almalyk, in der Nähe der Hauptstadt Taschkent, versendet der Polizeichef immer wieder Briefe mit Androhung eines Strafverfahrens an Gläubige verschiedener Religionen. Überdies erreichen Forum 18 Meldungen, dass festgenommenen Frauen (in seltenen Fällen auch Männern) von männlichen Beamten offen oder durch Andeutungen mit sexuellen Übergriffen gedroht wird. Die Opfer wagen es so gut wie nie, derartige Erfahrungen öffentlich bekannt zu geben.

Im März hat der Menschenrechtsausschuss der Vereinten Nationen seine Besorgnis über die Einschränkung der Religionsfreiheit, insbesondere für nicht registrierte Gemeinschaften, zum Ausdruck gebracht. Besonders besorgt ist man über die Anklagen vor Strafgerichten und die Verhängung von Gefängnisstrafen aus religiösen Gründen, sowie über die Kriminalisierung der Verbreitung von Glaubensüberzeugungen. Der Ausschuss empfiehlt dem Mitgliedsstaat Usbekistan, seine Gesetze, insbesondere Artikel 216-2 des Strafgesetzes, so zu ändern, dass diese den Anforderungen des internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte entsprechen.

Quelle: Forum 18 News Service, Oslo

Ägyptens bekanntester Konvertit vor Gericht

Ägyptens mit Abstand bekanntester Konvertit zum Christentum, der Journalist Mohamed Hegazy, stand am heutigen Dienstag vor Gericht. Hegazy hatte am 2. August 2007 als erster Ägypter die Änderung der Religionszugehörigkeit in seinem Personalausweis von »Muslim« in »Christ« beantragt. Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) berichtet, war die heutige Verhandlung einzig zu dem Zweck angesetzt worden, das Urteil in diesem Fall zu verkünden. Das große internationale Medieninteresse bewog den vorsitzenden Richter aber, das Verfahren »zu stoppen«. Die Verhandlung verfolgten mehr Journalisten, als übrige Teilnehmer anwesend waren, so die IGFM.

Hegazy hatte sich bereits mit 16 Jahren dem Christentum zugewandt. Wegen seines »Abfalls vom Islam« wurde er von der ägyptischen Staatssicherheit verhaftet und gefoltert. Mitglieder seiner eigenen Familie wollten ihn umbringen. Der Journalist Hegazy ahnte daher, was ihm bevorstehen würde, als er versuchte, sein Recht auf freie Wahl der Religion legal wahrzunehmen. Obwohl es in Ägypten Schätzungen zufolge mehrere Tausend Konvertiten gibt, hatte zuvor noch niemand diesen Schritt in die Öffentlichkeit gewagt. Nach Angaben der IGFM sind zahlreiche ägyptische Konvertiten von der Staatssicherheit verhaftet, misshandelt und gefoltert worden – darunter auch Frauen.

Für IGFM Vorstandssprecher Martin Lessenthin hat der Prozess um den Konvertiten Hegazy eine herausragende Bedeutung: »Hegazys Versuch, einen Präzedenzfall zu schaffen, kann nicht hoch genug bewertet werden. Entweder führt er dazu, dass die Anwendung vom Islam in Ägypten endlich legal wird, oder er zeigt, dass die Regierung Mubarak das Recht auf religiöse Selbstbestimmung missachtet.«

Der Religionseintrag in den Personalpapieren hat für ägyptische Staatsbürger sehr weitreichende zivilrechtliche Konsequenzen. Z.B. führt der Religionseintrag »Muslim« dazu, dass ein Mann seine Frau ohne Angabe von Gründen und ohne Unterhaltspflicht verstoßen kann. Nur drei Religionen sind vom ägyptischen Staat anerkannt, alle andere Religionen und Religionslosigkeit sind – zumindest bisher – de facto verboten. Während der Übertritt zum Islam problemlos möglich ist, verweigern die Behörden den Wechsel von Muslimen zu einer anderen Religion.

Wie aus Evangelikalen Kriegstreiber wurden

Was ist ein Bright? Ein Bright ist eine Person, die ein naturalistisches Weltbild vertritt. »Das Weltbild eines Bright ist frei von übernatürlichen und mystischen Elementen. Die Ethik und Handlungen eines Bright basieren auf einem naturalistischen Weltbild.« (Quelle).

Die Brights sind nicht zimperlich. In dem Artikel »Mit der Jugend in den evangelikalen Gottesstaat« berichten sie kritisch über die Missionsstrategie der Organisation Jugend mit einer Mission (JMEM) und warnen scharf vor den Evangelikalen:

Liebe Eltern, schützen Sie Ihre Kinder vor dieser unerträglichen Indoktrination, wenn Sie nicht wollen, dass jemand versucht aus Ihrem Kind einen Gotteskämpfer zu machen. Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche gestalten evangelikale Freikirchen bewusst äußerst verlockend und zudem extrem günstig. Da die meisten unter dem Deckmantel der Evangelischen Allianz agieren, sollte Ihnen klar sein, dass nicht alles evangelisch ist, was sich so nennt. Allein die Bezeichnung Freikirche sollte immer Anlass sein genau zu prüfen. Schauen Sie sich die Webseiten der Kirchen gut an, falls vorhanden oder besuchen Sie einen Vortrag oder Gottesdienst der Einrichtung. Die wörtliche Auslegung der Bibel kann dabei nicht verborgen bleiben.

Liebe Lehrer, thematisieren Sie bitte die Problematik im Schulunterricht, damit die Kinder nicht naiv ins offene Messer laufen.

Die Evangelikalen sind aus Sicht der Brights nicht nur dumm, sondern gefährlich. Eine offene Gesellschaft kann sie eigentlich nicht ertragen. »Wir können uns alle nicht mehr leisten dieses Phänomen stillschweigend zu ignorieren oder gar zu tolerieren. Das müsste mittlerweile jedem klar sein.«

Ende März stellten die Brights einen neuen Beitrag mit dem viel versprechenden Titel: »Evangelikale Mission ohne Grenzen« ins Netz. Es handelt sich dabei nicht um einen eigenen Beitrag, sondern um den Artikel »Der falsche Flüchtling« aus der Tageszeitung (TAZ).

Der spannende Artikel, geschrieben von der Journalistin Simone von Schlindwein, befasst sich mit falsch begründeten Asylanträgen. Konkret geht es um den 24-jährigen Innocent Irankunda aus Ruanda. Er bat in Deutschland um Asyl, wurde jedoch abgeschoben, da nach Überzeugung der Behörden die Voraussetzungen für die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft nicht vorliegen. Jetzt sitzt Innocent in in Kigali im Gefängnis. Er wurde dort wegen Urkundenfälschung und Gebrauchs gefälschter Dokumente zu vier Jahren Haft verurteilt. Die Einzelheiten können im TAZ-Artikel nachgelesen werden. Noch detaillierter und den deutschen und ruandischen Behörden gegenüber kritischer schildert die Rechtsanwältin Florentine Heiber die Vorgänge.

In dem TAZ-Artikel »Der falsche Flüchtling« wird nun der Leiter einer evangelikalen Missionsgesellschaft als derjenige ausgemacht, der die Einschleusung von Ruandern nach Deutschland professionell organisiert hat und sich das üppig bezahlen ließ.

Irankundas Visum sei echt gewesen, bestätigt die deutsche Botschaft in Kigali. Allerdings seien die Dokumente im Anhang nicht einwandfrei. Die ruandische Organisation, in deren Auftrag Irankunda die Karlsruher Messe besuchen sollte und die den Visumantrag in seinem Namen einreichte, ist der Botschaft gut bekannt. »Evangelikale Missionare ohne Grenzen« heißt sie. Ihre »Trauma- und Stress Rehabilitierungs-Mission«, in der Irankunda beschäftigt sei, ist nichts Ungewöhnliches in einem Land, in dem so viele Überlebende des Völkermordes psychologische Hilfe benötigen. Doch warum schickt diese Organisation fünf Ruander, darunter Irankunda, auf eine Maschinenmesse – junge Menschen, die dann alle Asylanträge stellen?

»Evangelikale Missionare ohne Grenzen«. Das Stichwort ist gefallen. Es löst eine Kettenreaktion aus. Bei den Brights wird aus »Evangelikale Missionare ohne Grenzen« die Schlagzeile »Evangelikale Mission ohne Grenzen«. In einem Kommentar bei der TAZ heißt es dann sogar:

Wundert mich nicht, daß die Evangelikalen da ihre schmutzigen Finger drin haben, immer haben sie zusammen mit anderen christlichen Konfessionen schon den Völkermord an den animistischen Tutsis unterstützt und als heiligen Krieg gegen den Atheismus verklärt. Da wundert es nicht, wenn sie 
versuchen Opfer ihrer Indoktrination als Helfer und Unterstützung für den Versuch sich in den säkularisierten Ländern einzunisten in die erste 
Welt holen.

Da haben wir‘s: Die Evangelikalen sind schuld an dem Völkermord an den Tutsis.

Die Wahrheit ist einfacher. Hinter der Organisation »Evangelikale Missionare ohne Grenzen« steckt die in Ruanda registrierte Organisation »Ministère d’Evangélisation Sans Frontières« (MIESF). MIESF gibt ihren französischen Namen auf der eigenen Internetseite mit »Evangelistic Ministries without Borders« wieder. Die korrekte Übersetzung auf Deutsch heißt: »Dienst für Evangelisation ohne Grenzen« oder »Dienst für Mission ohne Grenzen«.

Alles, was für eine Verbindung zu den Evangelikalen spricht, ist also ein Übersetzungsfehler. Selbst dann, wenn MIESF darüber hinaus Verbindungen zur Evangelikalen Bewegung pflegte, erlaubte dies nicht den verallgemeinernden Schluss auf eine insgesamt kriegsfördernde und korrupte Bewegung. Viele Kriminelle geben sich fromm und christlich, weil sie auf diese Weise die Naivität der Menschen abschöpfen. (Fast täglich wird mir im Namen Gottes per email das Angebot unterbreitet, »armen Afrikanern« lukrativ bei der Verwaltung eines millionenschweren Erbes zu helfen.)

Ich habe nichts gegen Andersdenkende und bin froh, dass es kritische Journalisten oder die Brigths gibt. Der Dialog kann den Horizont erweitern, das Prüfen eigener Anschauung erzwingen und die Erkenntnis von Wirklichkeit fördern. Wir sollten aber sportlich miteinander diskutieren und dem anderen nicht gleich die Existenz- oder Denkberechtigung absprechen. Christen sind keine Feinde der offenen Gesellschaft!

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Der Beitrag kann hier als PDF mit Quellen herunter geladen werden: Kriegstreiber.pdf .

Staatsanwaltschaft fordert im Malatya-Mord-Prozess drei Mal lebenslänglich

Am 24. Prozesstag forderte die Staatsanwaltschaft im Prozess um die Ermordung von Necati Aydin, Ugur Yüksel und Tilmann Geske drei Mal lebenslange Haft ohne Bewährung für jeden der fünf Angeklagten. Dies meldet der Informationsdienst Bonner Querschnitte am 9. April 2010 (siehe ausserdem hier).

Die drei Opfer, zwei türkische und ein deutscher Christ, waren am 18. April 2007 brutal von fünf jungen Männern in Malatya, einer südosttürkischen Stadt, ermordet worden. Wie der christliche Informationsdienst Compass Direct weiter mitteilt, würden sowohl die Richter als auch die Staatsanwälte sehr darauf drängen, den jetzt fast drei Jahre währenden Prozess zu Ende zu bringen.

Der Staatsanwalt, der das Ergenekon-Verfahren in Istanbul führt, habe einen Polizei-Bericht an das Gericht in Malatya geschickt, in dem die fünf Angeklagten mit einer größeren Operation des »tiefen Staates« in Verbindung gebracht werden. Seit Oktober 2008 wird gegen Dutzende Mitglieder von Ergenekon der Prozess geführt. Die Istanbuler Generalstaatsanwaltschaft stuft diese Organisation als terroristische Vereinigung ein. Ihr wird vorgeworfen, für viele politische Attentate verantwortlich zu sein, vor allem aber einen Putsch gegen die Regierung von Ministerpräsident Erdogan geplant zu haben. Unter den Angeklagten sind pensionierte hohe Militärs, Professoren, Journalisten, Rechtsanwälte und Politiker.

Der Richter in Malatya lehnte allerdings eine weitere Untersuchung möglicher Verbindungen zwischen den fünf Angeklagten und Ergenekon ab, obwohl es nach Ansicht der Vertreter der Nebenklage viele Indizien dafür gäbe. So seien die Morde von Malatya Teil einer Serie von Anschlägen gegen die christliche Minderheit, die alle auf das Konto dieser Vereinigung gingen. Dies gelte nicht nur für die Morde an dem katholischen Priester Andreas Santoro (Februar 2006, Trabzon) und dem armenischen Publizisten Hrant Dink (Januar 2007, Istanbul), sondern auch für die Entführung eines syrisch-orthodoxen Priesters, eine schwere Messerattacke gegen einen Priester in Izmir, schwere Bedrohungen gegen einen protestantischen Pastor in Samsun – alles Vorfälle der letzten Jahre. Sollte der Istanbuler Staatsanwalt bis zum Ende des Malatya-Prozesses keinen Plan vorgelegt haben, um diesen Hinweisen im Istanbuler Ergenekon-Verfahren nachzugehen, würden sich die Nebenkläger vorbehalten, den Prozess vor das oberste Berufungsgericht zu bringen, so Erdal Dogan, ein Vertreter der Nebenklage.

Susanne Geske, eine der Witwen, findet es »schade, dass nur die fünf verurteilt werden und die Hintermänner auf freiem Fuß bleiben.« Sie befürchtet, dass sich letztere einfach neue Leute suchen könnten, um Ähnliches zu verüben. Die Nebenklage und die Verteidiger werden am 15. April, dem nächsten Prozesstag, ihre Plädoyers halten, sodass Einschätzungen türkischer Quellen zufolge möglicherweise schon am 16. April das Urteil verkündet werden könnte.

Die kleine protestantische Gemeinde in Malatya hat in den letzten drei Jahren eine schwere Zeit gehabt. Einige Mitarbeiter haben die Stadt verlassen, manche einheimischen Gläubige trauten sich nicht mehr, in die Gemeinde zu kommen. Familie Geske ist wie damals angekündigt in der Stadt geblieben. Im Laufe der Zeit sind aber auch neue Mitarbeiter dazugekommen. Und im letzten Jahr sind auch einige Einheimische zum Glauben gekommen und gehen jetzt gemeinsam mit der Gemeinde den Weg mit Jesus. An Karfreitag gab es gerade einen »Jesu-Kreuzigung-Gedächtnis-Gottesdienst«. Und am Ostersonntag haben die Christen wieder vor Ort zum Gottesdienst eingeladen, und Gäste aus anderen Gemeinden kamen hinzu, um die Gemeinde zu ermutigen.

Aus Anlass des dritten Jahrestages der Morde von Malatya am 18. April hat die Allianz der Protestantischen Gemeinden in der Türkei zu einem »Weltweiten Gebetstag für die Türkei« aufgerufen. Da der 18. April dieses Jahr auf einen Sonntag fällt, werden Gemeinden überall auf der Welt ermutigt, einige Minuten der Gebetszeit in ihren Gottesdiensten dazu zu verwenden, gemeinsam mit Millionen von Christen die Türkei und ihre Kirche vor den Thron Gottes zu bringen, so Pastor Zekai Tanyar (Izmir), derzeit Vorsitzender der Vereinigung Protestantischer Kirchen in einem eMail.

Als Hilfe dafür gibt es ein kurzes, 4-minütiges Video sowie einen Gebetsbrief (beides in verschiedenen Sprachen, darunter auch in deutscher Übersetzung) unter: www.prayforturkey.com.

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