Technik

Smartphones und die Kids

Studien belegen, dass die exzessive Nutzung von Smartphones Kinder nervös und unglücklich macht – und die Entwicklung ihres Gehirns beeinträchtigen kann. „Zwischen drei und sieben Stunden kleben die Kinder am Handy. Schon jetzt gibt es spezielle Suchtkliniken, in denen Kinder behandelt werden, die bis zu 17 Stunden am digitalen Tropf hängen. Der Erfinder des Like-Daumens, Justin Rosenstock, erklärte schon 2018, dass die sozialen Netzwerke wie Heroin wirkten, die Kids zu Junkies machen.“

Christine Brink schreibt weiter für DIE WELT:

Regel Nummer eins für diese Eltern ist: „keine Bildschirme im Schlafzimmer, niemals“. Denn inzwischen ist das Smartphone für viele Kinder das Letzte, was sie vor dem Einschlafen sehen. Und beim Aufwachen greifen sie als Erstes danach. Oft liegt das Ding sogar unter dem Kopfkissen, und wenn die Kinder nachts aufwachen, schauen sie darauf. Das Symptom heißt FOMO, „Fear Of Missing Out“, die Angst, etwas zu verpassen.

Die Vorsicht der amerikanischen Techies lässt sich längst durch umfassende Studien begründen. Mittlerweile sind die Geräte noch cleverer geworden und die Nutzer immer jünger. Die Eltern sind ahnungslos, die Folgen erschreckend.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Lesen am Bildschirm

Immer höre ich Leute sagen: „Ich lese meine Bibel lieber analog auf Papier gedruckt!“ Dafür kann es gute Gründe geben. Schon im März berichtete Fridtjof Küchemann über Vor- und Nachteile der digitalen Lesegeräte. Jetzt hat er mit der Psychologin Rakete Ackerman vom Israel Institut of Technology über das Lesen am Bildschirm gesprochen.

Unsere Untersuchungen legen nahe, dass die Menschen digitale Geräte mit oberflächlichem Lesen verbinden. Grundsätzlich sehen wir eine Unterlegenheit von Bildschirmen bei Lern- und Problemlöseergebnissen, bei der Selbsteinschätzung der Leistung und der Effektivität im Umgang mit Zeit. Interessanterweise ist das allerdings nicht durchgehend der Fall.

Heißt das nun, dass wir die Tablets lieber beiseitelegen sollen? Nein! Jüngste Untersuchungen deuten an, dass man mit der richtigen Einstellung auch auf digitalen Lesegeräten vertieft studieren kann:

Unsere jüngste Untersuchung zeigt, dass es am Bildschirm ganz besonderer Aufgabenstellungen bedarf, damit Menschen effektive Problemlösung betreiben, während es auf Papier ihre grundsätzliche Vorgehensweise ist. Wenn eine Aufgabe zum Beispiel als das eigentliche Ziel und nicht als Training zur Vorbereitung auf eine andere Aufgabe vorgestellt wird, erreichen die Menschen am Bildschirm und auf Papier gleiche Werte. In einer früheren Studie konnten wir zeigen, dass die Aufgabe, beim Lesen den Inhalt eines Textes mit Stichwörtern zusammenzufassen, die gleiche Wirkung hat. Es gibt also ganz einfache Verfahren, um die Unterlegenheit des Bildschirmlesens auszugleichen. Allerdings stammen unsere Erkenntnisse aus Untersuchungen mit Studienanfängern im Labor. Sie sind also nur ein erster Schritt. Wir müssen die Bedingungen erforschen, wie solche Verbesserungen auch in alltäglichen Lebenssituationen möglich werden.

Ich finde es gut, dass die Untersuchungen zum digitalen Leseverhalten Schwung aufnehmen.

Hier: www.faz.net.

Kinderköpfe brauchen Ruhe

David Gelernter warnt zurecht vor zu viel Technik im Kinderzimmer. Ich füge hinzu: In der Schule können die digitale Welten den Blick auf die wirkliche Welt ebenso versperren. Wohl dem Schüler, dessen Lehrer noch mit Tafel und Kreide umgeben kann.

Mit iSpielzeug spielen ist, als würde man ein Kinderlexikon durchblättern und sich nur die Bilder anschauen, ohne ein einziges Wort zu lesen. Das Lexikon hat jedoch einen entscheidenden Vorteil: Es ist langweilig. Das Kind sucht sich also etwas anderes. Modernes iSpielzeug erlaubt kein Abschweifen der Gedanken. Wenn Dante sein Fegefeuer heute neu schriebe, würden die Protagonisten mit iPhones herumlaufen, sie müssten mit Apps spielen und einander ständig anrufen, bis sie ihre Strafe verbüßt haben; sie werden nicht arbeiten, nicht ruhen, nichts schaffen, an das sie sich mit Freude oder Stolz erinnern.

Hier: www.faz.net.

Bonhoeffer: Von der Bedrohung durch die Organisation

Dietrich Bonhoeffer (Widerstand und Ergebung, 1951, S. 190–191):

Natur wurde früher durch die Seele überwunden, bei uns durch technische Organisation aller Art. Das uns unmittelbar Gegebene ist nicht mehr die Natur, sondern die Organisation. Mit diesem Schutz vor der Bedrohung durch die Natur entsteht aber selbst wieder eine neue Bedrohung des Lebens, nämlich durch die Organisation selbst. Nun fehlt die seelische Kraft! Die Frage ist: Was schützt uns gegen die Bedrohung durch die Organisation? Der Mensch wird wieder auf sich selbst verwiesen. Mit allem ist er fertiggeworden, nur nicht mit sich selbst. Gegen alles kann er sich versichern, nur nicht gegen den Menschen.

Für ein iPad tun sie alles

Die Chinesen sind Feuer und Flamme für Produkte von Apple. In Pekings Kaffeehäusern scheint eine hundertprozentige iPhone-Dichte zu herrschen. Und wer sich kein iPad leisten kann, bietet eben seine Organe zum Kauf an.

Ein bedrückender Artikel von Mark Siemens beschreibt, wie es ist, wenn die Technik den Menschen versklavt:

Die Apple-Produkte spielen in der öffentlichen Selbstdarstellung chinesischer Mittelschichten eine noch auffälligere Rolle als andernorts. In Pekinger Cafés sind praktisch hundert Prozent der Gäste mit iPhone, iPad oder Mac-Computer ausgestattet, die sie gleich nach dem Eintreffen in Betrieb nehmen. Auch Freunde und Familien, die gemeinsam kommen, fühlen sich im Kaffeehaus erst wohl, wenn jeder einzelne angelegentlich auf sein Gerät guckt. Ganz selten schlägt mal einer ein Buch auf, fast nie einer eine Zeitung. Eine ganze Schicht scheint Vergnügen daran zu finden, sich mit den Regeln eines gemeinsamen Spiels zu beschäftigen. Selbst Polizisten, die etwas auf sich halten, hantieren auf der Straße mit großer Selbstverständlichkeit mit ihrem iPad.

Die schicken Geräte stehen so unzweifelhaft an der Pyramidenspitze der gesellschaftlich anerkannten Werte, dass es nicht weiter verwunderte, als eine Achtzehnjährige ihren Körper im Internet demjenigen anbot, der ihr ein iPhone 4 schenken würde. Ein Siebzehnjähriger verkaufte sogar seine Niere, um genug Geld für ein iPad 2 zu haben.

Mehr: www.faz.net.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner