Thomas Müntzer

Thomas Müntzer: Reformator und Revolutionär

Der Theologe Thomas Müntzer wollte nicht nur die Kirche erneuern, er rief auch zum gesellschaflichen Umsturz auf. Im Mai 1525 wurde er dafür hingerichtet. Kommunisten wie Friedrich Engels verklärten Müntzer daher später als Märtyrer des Proletariats. 

Thomas Kaufmann schreibt über Münzer in seinem Artikel Der Theologe, der zum Revolutionär wurde (FAZ vom 19.05.25, Nr. 115, S. 6): 

Heute ist ein nüchterner Umgang mit der faszinierend-tragischen Gestalt Thomas Müntzers möglich. So schillernd seine Theologie, so spezifisch sein Schicksal war – seine zeitgenössischen Wirkungen als Prediger und Publizist waren eher bescheiden. Dass Müntzer Massen mobilisiert hätte, trifft nicht zu. So interessant sich seine Theologie, insbesondere hinsichtlich ihrer Quellen, für den Kirchenhistoriker ausnimmt, so schwer verständlich und fremd muss sie dem „gemeinen Mann“ des 16. Jahrhunderts geblieben sein. Berühmt wurde Müntzer vor allem dadurch, dass Luther ihn bekämpfte. Luthers Antipathie gegen Müntzer ergab sich aus dessen Schülerschaft. Denn Müntzer radikalisierte und aktualisierte Motive und Aspekte, die in der frühen Theologie Luthers angelegt gewesen waren, die der Wittenberger Reformator aber nach und nach dadurch einhegte, dass er die konsequente normative Orientierung am biblischen Wort forderte, den Verzicht auf physische Gewalt propagierte und die politischen Obrigkeiten zu exklusiven Trägern der Reformprozesse machte.

Der DLF hat einen hörenswerten Beitrag über Thomas Müntzer veröffentlicht: 

Thomas Müntzer und seine radikale Reformation

Thomas Müntzer war anfangs Luthers Bruder im Geiste. Doch dann trennten sich ihre Wege, weil Müntzer sich aus Luthers Sicht der Schwärmerei zuwandte. Tatsächlich kämpfte Münzer gegen zwei Grundfeiler der reformatorischen Theologie an, nämlich gegen das „sola scriptura“ – „allein durch die Schrift“ und das „sola fide“ – „allein aus Glauben“. Zwei Themen, die auch heute von großer Bedeutung sind. (Was würde wohl Luther zur protestantischen Christenheit der Gegenwart sagen?)

Dass wir viel aus dem Streit zwischen Luther und Müntzer lernen können, geht aus dem großartigen DLF-Beitrag über Thomas Müntzer hervor (auch wenn die Sympathien für Müntzer im Beitrag überwiegen):

Teil 1: Reformation ohne Kompromisse

 

Teil 2: Die Gewalt dem „gemeinen Volk“ geben:

 

Thomas Müntzer – Der Satan von Allstedt

Am Sonntag, den 31. Oktober läuft um 20:15 Uhr auf MDR ein Fernsehfilm über Thomas Müntzer. In der Programmvorschau heißt es:

Seine Idee vom »wahren Glauben« in einer »Gemeinschaft von Auserwählten« hielt Thomas Müntzer am Ende nur noch mit Gewalt für realisierbar. In seiner »Fürstenpredigt« vom 13. Juli 1524 beklagte er die »arme zerfallende Christenheit« und forderte die Rückkehr zu einem gottgläubigen Leben. Den Fürsten bot er großzügig an, sich anzuschließen, andernfalls werde sie das Volk entmachten. So machte er sich Feinde auf allen Seiten: bei den Fürsten, die um ihre Macht bangten, beim Klerus, dem er an die Pfründe ging. Sogar viele Reformatoren wandten sich von diesem radikalen und kompromisslosen Geist ab – allen voran Martin Luther, der in schließlich als »Satan von Allstedt« beschimpfte.

Der Film in der Reihe zur »Geschichte Mitteldeutschlands« zeigt, wie aus dem jungen Priester, der nach den Wurzeln der sozialen Not und Ungleichheit suchte, ein zorniger Mann wurde, der sich am Ende gar selbst zum Propheten erklärte. So erzählt die » »Geschichte Mitteldeutschlands«, wie aus dem hoffnungsvollen Aufbruch ein verhängnisvoller Untergang wurde – für tausende Bauern und Handwerker, aber auch für Müntzer selbst.

Hier mehr: www.mdr.de.

VD: Joel

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