Tom Holland

Sind Rechte und Pflichten immer nur Verträge?

Der Geschichtsprofessor Yuval Harari hat einmal über die Menschenrechte gesagt: 

Mit den Menschenrechten verhält es sich wie mit dem Himmel und Gott: Sie sind nur eine fiktive Geschichte, die wir erfunden haben und verbreiten. Vielleicht eine sehr schöne Geschichte, das mag sein. Eine attraktive Geschichte, die wir gerne glauben würden. Aber es handelt sich eben doch nur um eine Geschichte, nicht um die Realität. Menschenrechte sind keine biologische Realität. So wie Quallen, Spechte und Strauße keine Rechte haben, hat auch der Homo sapiens keine Rechte. Nehmen Sie einen Menschen, schneiden sie ihn auf und schauen Sie hinein: Sie finden sein Blut, das Herz, die Lunge und die Nieren, aber Sie finden dort keine Rechte. Der einzige Ort, an dem man Rechte findet, ist in den fiktiven Geschichten, die Menschen erfunden und verbreitet haben. Und das Gleiche gilt auch im politischen Bereich. Staaten und Nationen sind – genau wie die Menschenrechte und Gott und der Himmel – auch nur Geschichten. Ein Berg ist eine Realität: Sie können ihn sehen, ihn anfassen und sogar riechen. Israel oder die Vereinigten Staaten sind nur Geschichten. Sehr mächtige Geschichten. Geschichten, die wir vielleicht sehr gerne glauben würden, aber trotzdem nur Geschichten. Die Vereinigten Staaten kann man nicht wirklich sehen – man kann sie nicht anfassen, man kann sie nicht riechen.

Sind also Dinge wie Himmel, Hölle, Nationen und sogar „Menschenrechte“ nur nette Geschichten, die wir uns erzählen, um mit der Welt zurechtzukommen? Derek Rishmawy, der sich mit den Sichtweisen von Jordan Peterson, Tom Holland und Yuval Harari auseinandergesetzt hat, ist da anderer Meinung. 

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Tom Holland: Warum ich meine Meinung über das Christentum geändert habe

Der Historiker Tom Holland war kirchlich sozialisiert, hat sich aber schon früh leise vom christlichen Glauben verabschiedet. Seit Jahren erzählt er allerdings davon, dass er das, was der Glaube an Jesus von Nazareth den westlichen Kulturen gebracht hat, immer mehr zu schätzen lernt. Er zeigt in seinen Büchern und Vorträgen die Geschichte des Westens ausgehend von seinem antiken und christlichen Erbe und begründet, dass „genuin christliche Traditionen und Vorstellungshorizonte auch in unserer modernen Gesellschaft sowie ihren vermeintlich universellen Wertesystemen allgegenwärtig sind – sogar dort, wo sie negiert werden: etwa im Säkularismus, Atheismus oder in den Naturwissenschaften“ (siehe hier).

Vor einigen Monaten hat Tom Holland in Rumänien einen Vortrag gehalten, in dem er in englischer Sprache sehr persönlich und verständlich schildert, warum sich seine Sichtweise auf das Christentum ändert. Der christliche Glaube habe die harten Machstrukturen der antiken Kulturen aufgebrochen und den Blick für die Nöte der Schwächeren geschärft und eine Kultur der Fürsorge hervorgebracht. Holland erklärt auch, dass er Anzeichen dafür sieht, dass der heidnische Traum vom starken Menschen (vgl. Nietzsche oder Hitler) wieder an Attraktivität gewinnt, wo sich der christliche Geist verflüchtigt.

Hier gehts zum Vortrag: www.youtube.com.

Christ­lich-bibli­sche Symbo­lik in den weltanschaulichen Debatten

Peter Gauweiler setzt sich in der FAZ (FAZ, 24.07.2021, Nr. 169, S. 11) mit den symbolischen Reflexen in der heutigen Politik auseinander und findet, dass selbst in einer postchristlichen Gesellschaft die christlich-biblische Symbolik noch in vielen Debatten zu finden ist:

Trotz leerer Kirchen­bän­ke blei­ben auch in der Hoch­mo­der­ne welt­an­schau­li­che Ausein­an­der­set­zun­gen fest in christ­lich-bibli­scher Symbo­lik veran­kert. Auf diese phäno­me­na­le Kontin­genz macht aktu­ell der briti­sche Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­ler Tom Holland in seiner Kultur­ge­schich­te des Chris­ten­tums aufmerk­sam: „Herr­schaft – Die Entste­hung des Westens“. Eines seiner verblüf­fends­ten Beispie­le ist die Kontro­ver­se zwischen John Lennon und Paul McCart­ney, die zur Auflö­sung der Beat­les führte. Lennon hatte sich über die christ­li­che Konno­ta­ti­on von McCart­neys „Let It Be“ aufge­regt, weil es mit der Zeile endete: „when I find myself in times of trou­ble, Mother Mary comes to me“ – „wenn es mir schlecht geht, kommt Mutter Maria zu mir“. Lennon in einem Wutan­fall über das Chris­ten­tum: „Es wird verschwin­den und einge­hen. Ich muss mich nicht auf Argu­men­te einlas­sen; ich weiß, dass ich recht habe und dass ich recht behal­ten werde.“ Im Gegen­zug hatte sich Paul über Johns „goody goody stuff“ amüsiert, den „Gutmenschenkram“.

Tom Holland: Herrschaft

Bei Evangelium21 wurde Tim Keller Rezension des Buches Herrschaft von Tom Holland veröffentlicht. Darin ist zu lesen:

Grundsätzlich gilt, dass sich die Relevanz von Hollands neuem Buch Herrschaft: Die Entstehung des Westens kaum überschätzen lässt. Holland argumentiert gut lesbar und außerordentlich gut dokumentiert, dass die zentralen Werte und Prioritäten der modernen, westlichen, säkularen Kultur tatsächlich dem Christentum entstammen. Und selbst in der heutigen Zeit, in der der Großteil der gebildeten Schichten das Christentum aufgegeben hat und die Religiosität auch in der Bevölkerung stark rückläufig ist, hat das Christentum einen so anhaltenden und durchdringenden Einfluss, dass wir die Kirche nicht für ihr Versagen verurteilen können, ohne uns dabei auf christliche Lehren und Überzeugungen zu berufen.

In einer langen, aber zugänglichen Darstellung entfaltet Holland einen Grundgedanken, der erstmals von Friedrich Nietzsche (1844–1900) formuliert wurde. Nietzsche sah, wie die Gebildeten Europas dem Christentum den Rücken kehrten und sich als wissenschaftliche Freidenker stilisierten, die angeblich ohne Gott lebten. Allerdings, argumentierte Nietzsche, glaubten sie immer noch an Menschenrechte, die Würde eines jeden Menschen, den Wert der Armen und Schwachen und an die Notwendigkeit, sich um sie zu kümmern und für sie einzutreten. Sie glaubten immer noch, dass Liebe ein großer Wert ist und wir unseren Feinden vergeben sollten. Sie glaubten immer noch an moralische Absolute – dass manche Dinge gut und andere Dinge böse sind – und insbesondere daran, dass es falsch ist, die Machtlosen zu unterdrücken.

Hier: www.evangelium21.net.

Tom Holland: Die Entstehung des Westens

41XWEgcy5yLIm April 2020 habe ich auf ein Gespräch verwiesen, welches Nicky Gumbel mit dem Historiker und Schriftsteller Tom Holland über Dominion: The Making of the Western Mind geführt hat (siehe hier). Ich habe gute Nachrichten für all jene, die das Gespräch faszinierend fanden. Der Klett-Verlag ist dabei, eine deutschsprachige Ausgabe des Buches auf den Markt zu besorgen. In der Beschreibung heißt es:

Von Babylon bis zu den Beatles, von Moses bis #MeToo Souverän und fesselnd schildert Tom Holland die historischen Kräfte und Ereignisse, die die westliche Welt und unsere Wertvorstellungen bis in die Gegenwart prägten und revolutionierten. Ein grandios und elegant erzähltes Geschichtspanorama, das zeigt, wie wir wurden, was wir sind. Wie wurde der Westen zu dem, was er heute ist? Welches Erbe schlägt sich in seiner Gedanken- und Vorstellungswelt nieder? Mit unvergleichlicher Erzählkunst schildert Tom Holland die Geschichte des Westens ausgehend von seinem antiken und christlichen Erbe. Dabei zeigt er, dass genuin christliche Traditionen und Vorstellungshorizonte auch in unserer modernen Gesellschaft sowie ihren vermeintlich universellen Wertesystemen allgegenwärtig sind – sogar dort, wo sie negiert werden: etwa im Säkularismus, Atheismus oder in den Naturwissenschaften. Holland schlägt einen großen erzählerischen Bogen von den Perserkriegen, den revolutionären Anfängen des Christentums in der Antike über seine Ausbreitung im europäischen Mittelalter bis hin zu seiner Verwandlung in der Moderne. In packenden Szenen schildert der Autor welthistorische Ereignisse und zeichnet in lebendigen Porträts die zentralen Akteure oder auch die Antagonisten des Christentums (u. a. Jesus, Paulus, Abaelard und die Heilige Elisabeth, Spinoza, Darwin, Nietzsche und die Beatles). Über große zeitliche Distanzen hinweg macht Holland Verknüpfungen und Parallelen aus und zeigt auf diese Weise, wes Geistes Kind die westliche Kultur noch immer ist.

Das Werk wird wohl erst im Frühjahr 2021 lieferbar sein. Aber es ist als Kindle-Buch und als Druckwerk bereits vorbestellbar. Ich wünsche dem Buch eine weite Verbreitung.

VD: WH

Im Gespräch mit Tom Holland

Der Historiker und Schriftsteller Tom Holland hat eine Reihe von vielbeachteten Büchern zur römischen und europäischen Geschichte verfasst, darunter Dominion: The Making of the Western Mind (Little, Brown and Company, 2019) oder Millennium: Die Geburt Europas aus dem Mittelalter (dt. Klett-Cotta, 2009).

Ein Freund hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Tom Holland in einem Gespräch mit Nicky Gumbel seine Sichtweise zur historischen Bedeutung des Leidens und der Kreuzigung Jesu Christi geäußert hat.

Ich muss das Interview empfehlen, da hier ein gewissenhafter und aufrichtiger Historiker, der sich als Teenie bewusst vom christlichen Glauben abwandte, davon spricht, dass das, was da am Kreuz geschah, ihn inzwischen wirklich packt. Möge er Zugang zum Christusglauben finden.

VD: WH

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