Wolfgang Huber

Auf ein Wort … Gott

Das Gespräch zwischen Michel Friedman und Wolfgang Huber über Gott zeigt, dass die großen Fragen noch da und relevant sind. Es zeigt allerdings auch, wie kraftlos die spätmoderne Theologie ist. 

Es lohnt sich, da mal reinzuhören: www.dw.com.

W. Huber: Du sollst nicht töten – und nicht töten lassen

Es hilft nicht weiter, in der Religion den Ursprung von Gewalt zu sehen. Doch auch ein religiös begründeter Pazifismus kann in die Irre führen. Wolfgang Huber hat für die FAZ einen Gastbeitrag geschrieben, der mich zwar nicht in allen Facetten überzeugt, allerdings angesichts des IS-Terrors vor einem naïven Pazifismus warnt:

Wo Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt werden, mag man über den richtigen Weg zur Hilfe streiten; aber man kann sich nicht heraushalten. Dort, wo eine Terrormiliz religiöse oder ethnische Minderheiten ausrotten will, schließt das Gebot „Du sollst nicht töten“ auch die Folgerung ein: „Du sollst nicht töten lassen“. Wer zu verhindern versucht, dass der „Islamische Staat“ weiterhin Kinder misshandelt, Frauen vergewaltigt, Männern den Kopf abschlägt, gerät in eine Zone, die mit eigener Schuldübernahme verbunden ist; aber er tut es, recht verstanden, um des Tötungsverbots willen.

Hier: www.faz.net.

Huber: Vergötzung des Geldes beenden

Der evangelische Theologe und frühere Bischof Wolfgang Huber hat mit Welt online über Ethik und Moral in der Wirtschaft gesprochen. Huber:

Wir müssen Worte dafür finden. Das eine ist, dass wir die Vergötzung des Geldes beenden müssen, es ist ein Mittel, mehr nicht. Ich habe die Investmentbanker als Tänzer um das Goldene Kalb beschrieben und mir dafür viel Ärger eingeheimst. Aber ich halte daran fest: Diese Krise hat auch eine religiöse Dimension. Luther sagte, woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott. Diese Klärung ist dringlicher, als manche Menschen denken. Damit hängt das Zweite zusammen, die hochmütige Vorstellung über die Zukunft: Man kann die Risiken nicht unbegrenzt steigern und immer noch denken, man habe alles im Griff. In Wahrheit verstößt man mit einem solchen Handeln gegen die moralische Verpflichtung, den Kindern und Enkeln dieselben Freiheitsgrade zu hinterlassen, die wir selbst in Anspruch nehmen. Auch staatliche Haushaltspolitik unterliegt einem umfassenden Gebot der Nachhaltigkeit.

Hier das Interview: www.welt.de.

Kirche der Zukunft

Es ist schon irgendwie lustig (Oder überhaupt nicht lustig?). In einem Artikel des Christlichen Medienmagazins pro las ich gestern, die Kirche der Zukunft müsse sich wieder auf ihr diakonisches und politisches Mandat besinnen. Wir brauchen neben Evangelisation moderne Gottesdienste für moderne Menschen und soziale Projekte. So heißt es:

Zum politischen Engagement gehörten auch Aspekte, die in den letzten Jahrzehnten gerade von christlicher Seite immens vernachlässigt worden seien: die Bewahrung der Schöpfung, Umweltschutz also, und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit.

Mir sind solche Forderungen aus den 80er Jahren vertraut. Ich war damals beim 21. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf angestellt. Präsident des Kirchentages war von 1983-1985 Bischof Huber. Ich habe ihn nicht oft zu Gesicht bekommen. Doch steht er mir als Mahner besonders in Fragen der sozialen Gerechtigkeit noch vor Augen.

Heute stieß ich allerdings in einem Vortrag von Wolfgang Huber auf eine Wahrnehmung, die sich mit der von pro und anderen nicht zu decken scheint. Ausgerechnet Huber sagte 2006 in seinem Vortrag »Das Vermächtnis Dietrich Bonhoeffer und die Wiederkehr der Religion« Folgendes:

Die Kirche, die für viele nur noch als politische Akteurin und sozialethische Mahnerin erkennbar war, wird wieder als Raum für die Begegnung mit dem Heiligen wahrgenommen. Auf die Frage, was die wichtigste Aufgabe der Kirche sei, wurde lange Zeit geantwortet: der diakonische Einsatz für Alte und Kranke sowie das Eintreten für die Schwachen in der Gesellschaft. Auch wenn diese Antwort ihre Bedeutung behält, sagen inzwischen doch viele, die wichtigste Aufgabe der Kirche sei die Eröffnung eines Raums für die Begegnung mit dem Heiligen, die Botschaft von Gottes Zuwendung zu seiner Welt, die Sorge für die Seelen.

Da bin ich ganz mit ihm. Ich gehöre zu diesen vielen. Um es mit Bonhoeffer, der gestern vor 65 Jahren von den Nazis gehängt wurde, zu sagen: »Je ausschließlicher wir Christus als unseren Herren erkennen und bekennen, desto mehr enthüllt sich uns die Weite seines Herrschaftsbereiches.« Für Bonhoeffer begründet und begrenzt das Letzte das Vorletzte.

Fundamentalismus als Geschäftsidee

Als ich 1983 für ungefähr fünf Monate beim 21. Evangelischen Kirchentag in Düsseldorf mitarbeitete, hieß der Präsident des Kirchentags Wolfgang Huber. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, kann ich nur bestätigen, was viele denken und sagen: Bischof Huber hat erkannt, dass sich die Zeiten geändert haben und die Kirche ein »kantiges« Profil braucht, wenn sie nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken möchte.

Nicht allen gefällt, dass Huber einen Kurswechsel eingeleitet hat:

Der Chef der evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, tritt ab. Er war seit 2003 im Amt und leitete einen Kurswechsel mit dem Ziel der »Neuevangelisierung Deutschlands« ein. Das Programm ist streng fromm und konservativ: Missionieren für Jesu Christ und eine Offensive gegen den »Vormarsch des Islam«. Die neue Gangart gegen den Islam wurde mit Huber die Generallinie der gesamten evangelischen Kirche. In vielen wichtigen Institutionen sitzen sogenannte »Islam-Experten«. Huber bezeichnete den konsensorientierten Dialog seiner Vorgänger als »Multireligiöse Schummelei« (SPIEGEL vom 17.12.01), »idealisierende Multi-Kulti-Stimmung« (FOCUS vom 22.11.04) und wandte sich gegen »die Islamisierung Deutschlands«: »Natürlich wünsche ich mir keine Islamisierung unseres Landes.« (Cicero, Juni-Ausgabe 2008). Unter Hubers Regie wurden die Evangelikalen (protestantische Fundamentalisten) in den Schoß der Kirche aufgenommen und ihre Massenspektakel (Pro Christ) unterstützt. Wie in der katholischen Kirche dürfte der konservativ-missionarische Kurs wohl auch in der evangelischen Kirche weitergehen. Im folgenden Artikel wird der Kurs Hubers nachgezeichnet und die evangelikalen Strukturen und ihr Einfluss behandelt.

Es lohnt sich, den ganzen Beitrag von Indymedia aufmerksam zu lesen: linksunten.indymedia.org.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner