Worthaus

Nochmal: Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben?

51To8PG9o9L SX296 BO1 204 203 200Warum man die Bibel mit gutem Wissen und Gewissen anders lesen kann als Siegfried Zimmer, beschreibe ich in dem Artikel „Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben?“. Darin heißt es:

In den vergangenen Jahren bin ich mehrfach Leuten begegnet, die ganz begeistert von Worthaus-Konferenzen zurückgekehrt sind. Einige dieser Besucher erklärten mir unverblümt, dass sie die biblizistischen Predigten in ihren Heimatgemeinden leid sind. So wie Peter, dem es schwer viel, überhaupt noch zuzuhören, wenn ein Bruder auf der Kanzel stand und nur das wiederholte, was jeder Leser sowieso im Bibeltext vorfand. „Bei Siegfried Zimmer habe ich endlich mal was Neues gehört“, schwärmte er. „Der nimmt die Bibel auch sehr ernst. Aber er gräbt tiefer und berücksichtigt die Kultur, in der die Texte entstanden sind. Dieser Mann ist nicht nur ein glänzender Rhetoriker, er legt die Schrift wissenschaftlich und relevant aus“, teilte mir Peter mit einem gewissen Stolz mit. Dann wollte er wissen, was ich von Siegfried Zimmer halte.

Siegfried Zimmer bin ich bis heute persönlich nicht begegnet. Worthaus-Vorträge hatte ich freilich schon gehört. So bestätigte ich, dass Zimmer ein wortgewaltiger Redner ist, der seine Hörer in den Bann zieht und manchmal kräftig gegen andere austeilt. Zu seiner Sicht auf die Heilige Schrift konnte ich auch etwas sagen, denn sein Buch Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben? habe ich gelesen. Also fing ich an, zu berichten, was ich dort entdeckt habe. Einiges davon will ich auf den folgenden Seiten erzählen. Ich weiß, dass ich manchem Leser damit viel abverlange.

Der evangelische Pädagoge und Theologe Prof. Dr. Siegfried Zimmer plädiert für ein Bibelverständnis jenseits von radikaler Kritik und Bibelgläubigkeit. Mit geradezu missionarischem Eifer versucht er seit vielen Jahren, evangelikale Christen vom Nutzen der Bibelwissenschaft zu überzeugen. Was soll auch schlecht sein an der Bibelwissenschaft? Sollen wir nicht alle gründlich und nachvollziehbar die Bibel studieren? Würde Zimmer für eine methodisch sorgfältige und nachprüfbare Schriftauslegung werben, würde er bei vielen – mindestens bei mir – offene Türen einrennen. Doch wenn Zimmer von Bibelwissenschaft spricht, meint er eigentlich Bibelkritik, denn beide Begriffe bezeichnen für ihn „das Gleiche“ (S. 147). Das Wort „Bibelkritik“ meidet er im nichtwissenschaftlichen Gespräch aus strategischen Überlegungen. Er möchte nicht unnötig verunsichern. Gemeint ist mit Bibelwissenschaft jedoch ein kritischer Umgang mit der Bibel in „positiver Absicht“. „Der entscheidende Schritt, um dieses Ziel zu erreichen, heißt: Die Bibel erst einmal aus ihrer Zeit heraus verstehen zu lernen“ (S. 146). Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Bibel traditionskritisch, kirchenkritisch, dogmenkritisch, frömmigkeitskritisch und selbstkritisch gelesen werden (vgl. S. 146). Neuzeitliche Methoden wie die Literarkritik oder die Redaktionskritik sollen helfen, die eigentliche Botschaft der Texte für die Leser von heute verständlich zu machen.

Mehr hier: www.evangelium21.net.

Ausgabe Nr. 25 (1/2020) der Zeitschrift „Glauben und Denken heute“ online

GuDh2020 1Die Ausgabe Nr. 25 (1/2020) der Zeitschrift für Theologie und Gesellschaft Glauben und Denken heute ist erschienen.

Der Rektor des Martin Bucer Seminars, Dr. Frank Hinkelmann, schildert die Pest als große Pandemie des Mittelalters und fragt nach dem, was wir heute daraus lernen können.

Prof. Dr. Thomas Schirrmacher befasst sich mit dem „Menschensohn“-Verständnis von Prof. Dr. Siegfried Zimmer.

Dr. Markus Till hat mit viel zeitlichem Aufwand 11 Vorträge der 9. Worthaus-Tagung nachgehört und fasst in seinem Beitrag „Quo Vadis Worthaus? Quo Vadis evangelikale Bewegung?“ die wesentlichen Inhalte zusammen und ergänzt diese mit kurzen Kommentaren.

Die Entstehung des Neuen Testaments war Gottes größtes Geschenk an seine Kirche nach dem Kommen Jesu und der Ausgießung des Heiligen Geistes. Dr. Franz Graf-Stuhlhofer blickt in das geheimnisvolle Jahrhundert, in dem der neutestamentliche Kanon entstanden ist.

Dr. Christian Bensel fordert in seinem Beitrag mehr Apologetik im pastoralen Dienst.

In der Rubrik „Von den Vätern lernen“ drucken wir diesmal eine Predigt über die Buße ab, die der Baptistenpastor Charles Haddon Spurgeon gehalten hat.

Wie gewohnt enthält diese Ausgabe zahlreiche Rezensionen und Buchhinweise.

Hier der Inhalt:

Artikel

  • Editorial: Predige das Wort (Ron Kubsch)
  • Die Pest – die Pandemie des Mittelalters (Frank Hinkelmann)
  • Siegfried Zimmer und der „Menschensohn“ (Thomas Schirrmacher)
  • Quo Vadis Worthaus? Quo Vadis evangelikale Bewegung? (Markus Till)
  • Das geheimnisvolle Jahrhundert in Bezug auf den neutestamentlichen Kanon … (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • Apologetik im pastoralen Dienst (Christian Bensel)
  • Von den Vätern lernen: Buße und Glaube (Charles Haddon Spurgeon)

Rezensionen

  • Johannes Fried: „Kein Tod auf Golgatha“ (Fabian F. Grassl)
  • Joel R. Beeke u. Mark Jones: Systematische Theologie der Puritaner (Ron Kubsch)
  • Gerhard Kardinal Müller: Der Glaube an Gott im säkularen Zeitalter (Ron Kubsch)
  • Don Kistler (Hrsg.): Allein die Schrift … warum eigentlich? (Tanja Bittner)
  • John Lennox u. David Gooding: Was ist der Mensch? (Ron Kubsch)
  • Ludwig Neidhart: Gott und Zeit (Franz Graf-Stuhlhofer)
  • John Nicholas Gray: Seven Types of Atheism (Daniel Vullriede)

Buchhinweise

  • Michael J. Kruger: The Ten Commandments of Progressive Christianity (Tanja Bittner)
  • Tim Dowley: Illustrierter Atlas zur Geschichte des Christentums (Ron Kubsch)
  • Elijah Hixson u. Peter J. Gurry (Hrsg.): Myths and Mistakes in New Testament Textual Criticism (Thomas Kinker)

Ein technischer Hinweis zur Lektüre: Der Acrobat-Reader eignet sich für das digitale Lesen unserer Zeitschrift besonders gut. Falls sich im Text Links auf Internetseiten befinden, können diese aufgerufen werden, indem einfach auf den entsprechenden Link geklickt wird.

Die Zeitschrift kann hier heruntergeladen werden: gudh_1_2020_final.pdf.

Analyse des Worthausvortrags „Die Sache mit der Schlange“ (Teil 1)

Die Jungs von Lutherisches Lärmen haben sich die Mühe gemacht, den Vortrag „Die Sache mit der Schlange“ von Prof. Dr. Zimmer (Worthaus) kritisch zu hören. Herausgekommen ist eine gründliche Analyse der psychologisiernden Interpretationsweise, mit der Siegfried Zimmer übrigens auch in anderen Vorträgen arbeitet.

Ich empfehle, da mal einlässlich reinzuhören: lutherischeslaermen.de.

Worthaus

Worthaus ist unter Evangelikalen in den letzten Jahren recht populär geworden. Gerade neugierige und aufgeweckte junge Leute fühlen sich von den Worthaus-Vorträgen angezogen, verstanden und gut informiert. Es werden viele Themen angesprochen, die in ihren Gemeinden oder Hauskreisen unterbelichtet bleiben. Markus Till hat sich viele Vorträge angehört und schreibt in seiner hilfreichen Analyse: „Die evangelikale Bewegung steht vor einer grundlegenden Entscheidung, wenn sie nicht in den Abwärtsstrudel der liberalen Kirchen mit hineingezogen werden möchte.“

Er schreibt weiter:

Worthaus ist kein einheitlicher Block mit einheitlicher Theologie. Jedoch gibt es eine klare gemeinsame Prägung (weshalb in diesem Artikel meist vereinfachend von Worthaus als Ganzem gesprochen wird). Worthaus bekennt sich klar zur historisch-kritischen universitären Theologie, will aber gleichzeitig bibeltreu sein – sogar wesentlich bibeltreuer als konservative Christen. Durch die Berücksichtigung moderner bibelwissenschaftlicher Erkenntnisse soll ein „unverstellter Blick“ auf die Bibel gewonnen werden. Biblische Textgattungen sollen sauber unterschieden werden und das historisch-kulturelle Umfeld sowie die Entstehungsgeschichte der biblischen Texte berücksichtigt werden, um viel fundierter beleuchten zu können, was die biblischen Texte ursprünglich wirklich sagen wollten (z.B. ob die Geschichten historisch gemeint waren oder nicht). Entsprechend lautet die Vision von Worthaus: „Alles auf Null“. Das will sagen: Wir stellen vorurteilsfrei noch einmal alles in Frage, um zu gut begründeten Überzeugungen zu gelangen. Das klingt auch für viele konservative Zuhörer gut, die ja zuallermeist längst nicht so wissenschaftsfeindlich sind, wie das von Worthaus oft behauptet wird.

Auf dem Blog Aufatmen in Gottes Gegenwart kann der Beitrag auch als PDF-Datei heruntergeladen werden: blog.aigg.de.

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