Was kann im Gericht Gottes bestehen?

In meiner täglichen Bibellese gehe ich derzeit durch den Ersten Korintherbrief. Heute war das dritte Kapitel dran, wo es in den Versen 14–17 heißt:

Hat das Werk, das einer aufgebaut hat, Bestand, so wird er Lohn empfangen. Verbrennt sein Werk, so wird er Schaden erleiden – er selbst aber wird gerettet werden, freilich wie durch Feuer hindurch. Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass Gottes Geist in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören; denn der Tempel Gottes ist heilig – und das seid ihr.

Flankierend lese ich dazu den Kommentar von Eckhard Schnabel (Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament. 4. Auflage. Aufl. Witten; Giessen: SCM R. Brockhaus; Brunnen Verlag, 2018). Nachfolgend zwei Zitate, die einem hoffentlich an „die Nieren gehen“:

Paulus will sagen, dass es nutzlose Gemeindearbeit gibt, deren Wertlosigkeit sich im Endgericht herausstellen wird. Auf die von Paulus im Kontext behandelten Kompromisse der korinthischen Christen mit der säkularen Gesellschaft angewendet bedeutet dies: Die fortbestehende Faszination der Rhetorik, das Bemühen um gesellschaftlichen Status und die Bindung an prominente Persönlichkeiten – das sind alles Dinge, die in dieser Welt eine wichtige Rolle spielen, die aber in der kommenden Welt Gottes ohne Nutzen sind. Wertvoll in der neuen Schöpfung ist nur, was im Gericht Gottes Bestand haben wird, und das ist Gottes Heilshandeln in Jesus Christus samt allen Konsequenzen, die sich daraus für die Gemeinde und für die Mitarbeiter am Bau der Gemeinde ergeben.

Die Drohung in V. 17 bezieht sich auf jene korinthischen Christen, die inadäquat auf den bestehenden Grundmauern weiterbauen, d.h. die durch ihre Fixierung auf säkulare Werte dabei sind, die Gemeinde der Jesusbekenner als Ort der heiligenden Gegenwart des Geistes Gottes zu zerstören. Das mit „verderben“ übersetzte Verb (φθείρω) ist als Gegenbegriff zum „aufbauen“ (ἐποικοδομέω, V. 10.12.14) zu verstehen. Wer die Gemeinde mit den säkularen Werten der urbanen Elite Korinths leiten will und Streit, Konkurrenz und Spaltungen nicht nur toleriert, sondern ganz bewusst in den Vordergrund stellt, der baut nicht auf, sondern ab, der zerstört den von Gott und seinem Geist begonnen Bau. Paulus geht also davon aus, dass die Gemeinde von Gemeindegliedern, d.h. von innen, zerstört werden kann. Die Ankündigung „den wird Gott verderben“ (φθερεῖ τοῦτον ὁ θεός) ist eine ernste Warnung.

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6 Kommentare
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Theophil Isegrim
3 Jahre zuvor

Ich hatte mich mit dem Abschnitt vor ein paar Monaten befaßt. Auch den Kommentar von Schnabel dazu gelesen. Er meinte, dieser beziehe sich nicht auf uns alle, sondern nur auf die Lehrer. In einem anderen Kommentar ständ ähnliches. Das hat mich irritiert. Ich denke, es betrifft jeden von uns. Natürlich haben Lehrer eine höhere Verantwortung. Steht im NT ja auch so an anderer Stelle. Aber letztlich ist doch jeder zu seinem Werk aufgerufen. Gerettet werden wir alle durch Gnade. Aber das eigene Werk bauen – in der Kraft Gottes – ist dann noch eine andere Sache. Fände ich auch ungerecht, wenn die, die sich richtig Mühe geben, wie Paulus, und die, wo der Glaube geradezu ausreicht um gerettet zu werden, aber sonst tut sich da nicht viel am Ende gleich behandelt werden. Hoffentlich bekommt das niemand in den falschen Hals von wegen Leistungsreligion, sich das Himmelreich verdienen oder so. Aber auch Jesus rief uns dazu auf Schätze im Himmel zu… Weiterlesen »

Theophil Isegrim
3 Jahre zuvor

Ich mache mir auch Gedanken zu den sieben Sendschreiben in der Offenbarung. Zwei der sieben Gemeinden werden gelobt. Die anderen werden in unterschiedlicher Art und Weise getadelt. Bei einigen kommt der Tadel einer Gerichtsandrohung gleich. Das hilft mir, wenn ich mir anschaue, was heutzutage einige Bischöfe, Pfarrer (Homoehe, Sterbehilfe, Abtreibung …), etc. so von sich geben oder zu welchen Themen sie sich nicht äußern. Alle sehen sich als Christen. Aber Gott beurteilt sie anders. Und wird da auch entsprechend handeln. Sieht momentan eher nicht so aus. Weil alles den Bach runtergeht. Aber Gott wird darauf reagieren. Wie kann ich damit umgehen? Beim Gleichnis vom Umkraut und dem Weizen, da sollen wir nicht das Unkraut rausreißen. Was heißt das? Keinen Widerstand leisten? Das kann nicht sein! Jesus hat Widerstand geleistet. Paulus auch. Wenn Luther sich nicht aufgemacht hätte und alle die anderen Reformatioren, dann wäre nicht viel passiert. Und Gemeindezucht ist auch biblisch. Wenn es da Auswüchse von bestimmten Personen gibt,… Weiterlesen »

Theophil Isegrim
3 Jahre zuvor

Und wenn ich schonmal bei dem Thema bin. Wie kommen wir bibeltreuen Christen besser zusammen? Es kann so schnell passieren, da wird man uneins. Ich beispielsweise finde die vielen reformierten Vertreter richtig gut. Aber es soll mir bitteschön keiner mit der Prädestination ankommen. Das ist für mich Mummpitz. Ich will über so etwas gar nicht diskutieren. Da kommt eh nur Streit bei raus. Und ständig wird sich gestritten und gespalten. Nun, es gibt natürlich handfeste Gründe, wo so etwas angebracht wäre. Wenn die Jungfrauengeburt verneint wird, Jesus Leben und Tod am Kreuz, später seine Auferstehung. Daß Jesu Tod am Kreuz nicht ausreicht, ich muß auch noch was dazutun, um gerettet zu werden. Das sind wirklich Dinge, die über Leben oder Tod, die über die Ewigkeit entscheiden. Aber Vorherbestimmung, kommt die Entrückung vor der großen Drangsal oder danach und all diese Themen, die sind nun wirklich nicht so arg wichtig. Ja, wie kommen wir zusammen? Um gemeinsam gegen diese zu bestehen,… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Meine Meinung ist: 1. Der 1. Korintherbrief ist eine nachdrückliche Aufforderung zu einem heiligen Lebensstil. Im Beitrag: Anmerkungen zum 1. Korintherbrief in der Ausgabe 2020 von Dr. Thomas L. Constable steht unter „MESSAGE“ („BOTSCHAFT“) https://www.planobiblechapel.org/tcon/notes/html/nt/1corinthians/1corinthians.htm#head5 1. am Anfang (auf der Seite 8 von 349 in der Seitenanzeige): https://planobiblechapel.org/tcon/notes/pdf/1corinthians.pdf Ein Leitspruch in 1. Korinther 1,2 deutet das Thema dieses großen Briefes an. https://www.youtube.com/watch?time_continue=520&v=Uvm-tpKxLzU&feature=emb_title Dieser Leitspruch lautet „die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist“. In diesem Leitspruch sind zwei Entitäten im Blickfeld, und das sind die beiden Entitäten, mit denen sich der ganze Brief befasst. Sie sind die Kirche Gottes und die Stadt Korinth. Die Kirche Gottes ist eine Gemeinschaft von Menschen, die das Leben Gottes teilen, unter dem leitenden Willen Gottes stehen und am Werk Gottes mitarbeiten. Die Stadt Korinth war dem Leben Gottes gegenüber unwissend, von Eigenwillen geleitet und den Absichten Gottes feindlich gesinnt. Diese beiden Entitäten stehen in lebhaftem Kontrast zueinander und erklären den Konflikt, den wir in diesem… Weiterlesen »

Markus Jesgarz
3 Jahre zuvor

Dies ist ein Kommentar zu der Aussage: https://theoblog.de/was-kann-im-gericht-gottes-bestehen/35511/#comment-87331 Der 1. Korintherbrief ist eine nachdrückliche Aufforderung zu einem heiligen Lebensstil. Meine Meinung ist: 1. In 1. Korinther 3,5-17 appelliert der Apostel Paulus an die Gläubigen dem Herrn treu zu dienen. Im Beitrag: Anmerkungen zum 1. Korintherbrief in der Ausgabe 2020 von Dr. Thomas L. Constable steht unter „5. The role of God’s servants 3:5-17“ („5. Die Rolle der Knechte Gottes 3,5-17“) https://www.planobiblechapel.org/tcon/notes/html/nt/1corinthians/1corinthians.htm#head19 und unter „Builders of God’s temple 3:10-15“ („Die Erbauer des Tempels Gottes 3,10-15“) am Ende (ab der Seite 63 von 349 in der Seitenanzeige): https://planobiblechapel.org/tcon/notes/pdf/1corinthians.pdf Wenn Ihnen der Gedanke, Gott für eine Belohnung zu dienen, Unbehagen bereitet, darf ich Ihnen vorschlagen, die Bergpredigt (Mt 5-7) noch einmal zu lesen? Dort appellierte Jesus wiederholt an seine Zuhörer, seiner Lehre zu folgen, mit der Aussicht, dafür einen ewigen Lohn zu erhalten. Die Schrift appelliert auf vielen Ebenen an uns, dem Herrn zu dienen. Sicherlich sollte die Liebe zu ihm unsere Hauptmotivation… Weiterlesen »

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