Mit der Bekehrung des Herzens begann bei Augustinus auch die Bekehrung des Denkens. Die ersten Schriften sind von den Auseinandersetzungen mit dem Manichäismus geprägt und deutlich platonisch. Nach und nach wächst der Einfluss der biblischen Schriften und es gelingt Augustinus, das Verhältnis von Erfahrung, Vernunft und Glauben auf höchstem Niveau zu durchdenken und zu systematisieren.
Sehr bewegend ist die Schrift Über den Nutzen des Glaubens, die er – entweder 391 o. 392 verfasst –, an seinen ehemaligen Studienkollegen Honoratus schrieb. Augustinus hatte Honoratus während seiner Studienzeit für den Manichäismus gewonnen. Inzwischen Christ, hörte er davon, dass Honoratus öffentlich gegen das Christentum polemisierte. So versuchte er mit dieser Schrift seinen Freund davon zu überzeugen, dass das Christentum die Wahrheit ist. Sein Werk Der Gottesstaat gilt als das Meisterstück der altkirchlichen Apologetik und gehört zu den bedeutendsten Büchern für die abendländische Kultur überhaupt. Gegen Ende seines Lebens verfasste er die Retractationes (426–427), ein Werk, in dem er seine Lehrirrtümer benennt und Teile seiner Schriften korrigiert.
Von großer Bedeutung für die Apologetik ist Augustinus‘ Behandlung der Frage nach der Beziehung von Glaube und Wissen. Das Verhältnis von Glaube und Wissen (oder Glaube und Vernunft) spielt durch die ganze Philosophiegeschichte hindurch eine zentrale Rolle. Die Philosophie gilt als die Vernunftswissenschaft, die Erkenntnis rational zu beschreiben und zu begründen versucht. Dem gegenüber steht die Religion oder die Theologie, die vorrangig einen Glaubensanspruch und keinen Erkenntnisanspruch stellt. Wie können wir die Dialektik von Glaube und Wissen auflösen? Augustins Lösungsvorschlag entwickelte sich zu einem »Meilenstein« der christlichen Theologie und hat den Weg des christlichen Denkens bis in die Gegenwart hinein geformt.
In der Diskussion um das dialektische Verhältnis von Glaube und Wissen haben sich zwei große Traditionen herausgebildet. Die erste große Tradition ist sich darin einig, dass zwischen Glaube und Wissen ein Widerspruch oder zumindest eine problematische Spannung besteht. Der Widerspruch oder die Spannung wurden innerhalb dieser Tradition bis zu Augustin in zwei Richtungen aufgelöst. Gemäß der ersten Lösung steht das Wissen über dem Glauben. Wir können diese Auflösung Rationalismus nennen, da die Vernunft innerhalb dieser Tradition maßgebliches Leitprinzip ist. Der Rationalismus möchte gerade den unsicheren Glauben oder das bloße Meinen (doxa) überwinden und zur Erkenntnis vordringen (episteme). Für Platon ist beispielsweise die Meinung nur einer Vorform des Wissens. Glaube ist vage, Wissen dagegen ist sicher. Demgegenüber behauptet die zweite Lösung, dass der Glaube über dem Wissen steht. Wir können diese Auflösung Fideismus nennen, auch wenn der Fideismus als Bewegung sich erst im Frankreich des 18. und 19. Jh. ausbildete. Für den Fideismus ist der übernatürliche Glaube die einzige Quelle des Glaubens und Ursprung wahren Wissens. Das Christentum steht im Widerspruch zur Philosophie. Zwischen der korrupten menschlichen Vernunft und der Weisheit Gottes wird ein unüberwindbarer Abstand postuliert. Glaube ist nicht vollendete Philosophie, Glaube zertrümmert alle Philosophie. Die Weisheit dieser Welt ist dem wahrhaftig Glaubenden bloße Torheit (vgl. 1Kor 1,18ff). Bis heute gilt Tertullians »credo quia absurdum« (dt. »Ich glaube, weil es unvernünftig ist.«) als unerreichter Leitspruch der fideistischen Denktradition (Von Tertullian selbst ist der Ausspruch nicht überliefert, siehe dazu hier und die Kommentare zu diesem Beitrag).
Beide Lösungen konnten den Kirchenvater Augustinus von Hippo nicht überzeugen. Er suchte nach einem ausgewogenes Verhältnis von Glaube und Wissen (oder Glaube und Vernunft). Anregungen von Clemens von Alexandria und Origenes aufnehmend entwickelte er eine zweite große Tradition, der gemäß Glaube und Wissen aufeinander bezogen bleiben. Der Akt des Glaubens und der Akt des Wissens sind interaktiv miteinander verwoben. Augustinus wertet damit das Meinen bzw. den Glauben gegen Platon auf. Der Glaube durchdringt den gesamten Erkenntnisprozeß. Glaube und Vernunft sind für Augustinus nicht zwei psychologisch streng zu unterscheidende Kapazitäten, sondern sie gehören zusammen. Das heißt in der Konsequenz: Wahre Philosophie ist wahre Theologie, wie auch umgekehrt wahre Theologie wahre Philosophie ist. In einer Predigt hat Augustinus seine Auflösung der dialektischen Beziehungen von Glaube und Wissen auf die Formel »crede, ut intelligas« (dt. »glaube, um erkennen zu können«) gebracht. Diese Formel steht als Leitspruch über der Denktradition, die Raum schafft für eine Vernunftlehre im Rahmen des Glaubens. Die Vernunft regiert nicht den Glauben, sondern die Vernunft wird vom Glauben umschlossen. In seinem Werk Über den Lehrer schreibt Augustinus: »Was ich demnach erkenne, das glaube ich auch; aber nicht alles, was ich glaube, erkenne ich auch. Alles aber, was ich erkenne, weiß ich; nicht jedoch weiß ich alles, was ich glaube.« Gewisse Dinge können demnach nur geglaubt werden, andere können dagegen gewusst werden. Die Denkinhalte, die gewusst werden, werden aber zugleich geglaubt. Es gilt also: Ohne Glaube kein Wissen, ohne Glaube kein Wissenserwerb, ja ohne Glaube kein Existieren (vgl. die Kind-Elternbeziehung). So sinnvoll es also sein kann, zwischen Glaube und Wissen zu unterscheiden, so überflüssig ist die scharfe Trennung der Begriffe. In einem gewissen Sinne sind die Begriffe sogar austauschbar.
Die Lösung von Augustinus lässt sich so darstellen:
Augustinus ist demnach weder Fideist noch Rationalist. Er stellt die Vernunft nicht über den Glauben, will jedoch auch nicht vernunftlos glauben. Der wahre Glaube ist ein vernünftiger Glaube (intellectus fidei). Anders als manche Kirchenväter (z.B. Hieronymus) lehnt Augustinus die weltliche Bildung nicht ab. Er relativiert sie und macht den Glauben zum regulativen Prinzip. Er ordnet die »freien Künste« der heidnischen Gelehrten der Offenbarung Gottes unter.
Nun wird ja allmählich klar, warum ein Augustinus-Motto oben auf dem Theoblog die Besucher begrüßt.
Eine hilfreiche Grafik ist das! Das (c), das hoffentlich nicht ignoriert wird, erinnert mich in diesen Tagen an den unglaublichen Umgang von sogenannten Christen mit den Geboten.
Ich kenne einige Menschen, die unglaubliche Opfer für ihre Doktorarbeit brachten, menschlich, finanziell, gesundheitlich. Oder es dann doch nicht schafften und mit diesem Gescheitertsein leben müssen.
Mich würd‘ interessieren, ob man bei Augustinus schon präsuppositionelle Züge erkennen kann, wo er weder Rationalist ist (wie etwa Norman Geisler) noch Fideist (m. W. Karl Barth, Sören Kierkegaard, Donald Bloesch usw.)…
lg
Schandor
Hallo Schandor,
ich hätte zwei Verständnisfragen: Welche Merkmale definieren einen (christlichen) Rationalisten? Und inwiefern bzw. aus welchen Gründen siehst du Norm Geisler als Rationalist an?
Gruß
Jo
@Johannes G. Hm, ich wähle den einfachen Weg. Kenneth D. Boa hat die bekanntesten Apologeten in seinem umfangreichen Buch zur Apologetik in (mehr oder weniger) vier Bereiche gegliedert: * Rationalisten (darunter als Hauptvertreter: Norman Geisler), * Evidentionalisten (Hauptvertreter: John W. Montgomery) * Präsuppositionalisten (Hauptvertreter: Cornelius Van Til) * Fideisten (Hauptvertreter: Sören Kierkegaard). Es geht um die Argumentation („line of reasoning“). Ich empfehle dieses Buch, denn es ist nicht nur in einem Geist der Sanftmut verfasst, sondern versucht, die Vorteile aller Methoden zu sehen, wie dies ein Francis Schaeffer getan hat. Bitte betrachte mich nicht als Defätisten, wenn ich an dieser Stelle so ad hoc nicht in der Lage bin, hinlänglich anzugeben, inwiefern sich der Rationalismus definieren lässt. Man hat einem Präsuppositionalisten (Gordon Clark) vorgeworfen, er sei Rationalist. Es hat m. W. Jahre gebraucht, diesen Vorwurf auszuräumen. Ein Rationalist geht von der Vernunft als erster und wichtigster Instanz zur Findung von Wahrheit aus. Der Evidentialist verlässt sich auf Fakten oder zumindest… Weiterlesen »
Hallo Schandor, vielen Dank für die kurze Zusammenfassung. Ich finde diese Kategorienbildung schwierig. Geisler selbst z.B. sieht sich sicher nicht als Rationalist im strengen Sinne an. Von daher halte ich es für problematisch ihn als „Hauptvertreter“ zu nennen. Er vertritt die Ansicht, dass alle Wahrheit Offenbarung ist – entweder allgemeiner oder spezifischer Natur. Die Vernunft hingegen ist das von Gott geschaffene Werkzeug, um die Wahrheit in der Natur oder in der Schrift erkennen zu können. Dieser Sichtweise kann ich zustimmen. Ich meine ich kann vom Wort Gottes als erste Instanz nur ausgehen, wenn ich es „verstehe“. Um es zu verstehen, muss ich jedoch zwingend von der Vernunft Gebrauch machen. Ich habe in Geislers Büchern bisher keinen Hinweis darauf gefunden, dass er seinen eigenen Verstand über die Offenbarung Gottes stellt oder die Ansicht vertritt, dass „eigenes Nachdenken“ das Wort Gottes gar ersetzen kann. Ich meine manche Wahrheiten, wie z.B. die prinzipielle Existenz Gottes, sind rationalen Überlegungen durchaus zugänglich (s. z.B. Römer… Weiterlesen »
@Jo Ich stimme Dir zu. Die Einteilung *ist* problematisch, das bestreitet auch Kenneth Boa nicht. Ihm geht es auch eher um eine pragmatische Darstellung der verschiedenen Denkrichtungen. Dass die Vernunft (die ich vom Verstand unterscheide) ein von Gott geschaffenes „Werkzeug“ ist, sehe ich ebenfalls so. Aber, und hier tritt das Problem ein, offenbar kann man sich auf diese Vernunft nicht verlassen, denn wenn man in ihr ein wahrheitserkennendes Werkzeug erblickt, stellt sich sofort die Frage: Weshalb kann es dann kluge Menschen geben, die auf ganz andere Schlussfolgerungen kommen? Die Einteilung ist in erster Linie eine Frage der Epistemologie, denke ich. Wenn ich die Vernunft (und sei es nur in zeitlicher Hinsicht) der Wahrheitserkenntnis vorangehen lasse, bin ich per definitionem Rationalist, und dann ist meinem Verständnis auch Geisler ein Rationalist. Klar brauche ich meine Vernunft, um die Wahrheit zu erkennen, aber die Wahrheit ist wahr, ob ich vernünftig bin oder nicht, oder anders gesagt: Sie ist unabhängig von meiner Erkenntnis. Ob… Weiterlesen »
Hallo Schandor, deine Schiffsmetapher gefällt mir sehr gut und ich kann ihr vollumfänglich zustimmen. Ich sehe die natürliche Theologie z.B. als ein Wegbereiter für das Evangelium. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht und ich kenne einige Menschen, bei denen es ebenso war. Noch ein Wort zu deinem letzten Absatz: Den Vortrag von Geisler habe ich zufälligerweise letzte Woche angehört 😉 Sein entsprechendes Buch „Chosen but Free“ habe ich vor einiger Zeit ebenfalls gelesen. Für diese Publikation hat er einiges an Kritik eingesteckt. James White fühlte sich gar genötigt mit einem ganzen Buch zu antworten 😉 Meine Einschätzung ist, dass Geisler zwar einige gute Argumente vorbringt, jedoch die reformierte Position oftmals nur oberflächlich und teilweise auch falsch charakterisiert. Ein Problem hierbei ist sicherlich auch, dass es „die reformierte Sichtweise“ nicht gibt und Geisler hier nicht selten Strohmänner zusammenbaut. Nichtsdestotrotz haben aus meiner Sicht einige seiner Argumente durchaus Substanz und sollten unabhängig von seinen sonstigen inhaltlichen und stilistischen Fehlern ernst genommen werden.… Weiterlesen »
@Jo Die thomistische Position subsumiert Boa — mit Vorbehalten — unter den Rationalismus, soweit ich mich erinnere. Es ist wieder mal eine Sache der Definition: Wenn sich schon Geisler mutatis mutandis als „Calvinisten“ bezeichnet (ein Schalk 😉 ), wird’s wirklich etwas schwierig. Die arminianische Sichtweise ist zuletzt inkonsistent und für mich keine Option mehr. Der Calvinismus ist für mich die einzig konsistente (wenn auch nicht transparente) Weltanschauung. Die Probleme, auf die Du da anspielst, kann ich mir denken: Könnte es sich um das Komplementärpaar Souveränität(Vorsehung)/Verantwortung handeln? Es ist prinzipiell lösbar, und ich denke schon seit einiger Zeit an eine Art Handlungstheorie (Was ist „Handlung“, wann und wo beginnt sie bzw. endet sie? Heißt „Handeln“ bei Gott kategorisch dasselbe wie beim Menschen usw.). Ja, Richard Swinburne dürfte der Hauptvertreter sein, wenngleich sich bei ihm sicherlich auch evidentialistische Züge finden („reine“ Hauptvertreter dürfte es ohnehin nicht geben 🙂 ) Norman Geisler — so Boa — ist heute einfach die herausragendste Figur, und… Weiterlesen »
@Bettina: 😉
Liebe Grüße, Ron
Liebe Bettina,
auch ich danke für den Kommentar. Ich kann mir es nur so erklären, dass viele gar nicht wissen, was eine Doktorarbeit, ein Urheberrecht und der Schutz geistigen Eigentums ist. Die Regeln hierfür gelten übrigens auch für Christen, wenn sie etwass verfassen!
Leider kenne ich nicht nur junge Menschen, die ihre Doktorarbeit trotz großen Opfern nicht zu Ende bringen konnten, sondern auch jene, die eine Ablehnung erfuhren, obwohl sie korrekt gearbeitet haben. Ich hoffe, einige Doktoranden klären jetzt mal auf, damit alle wissen, um was es hier geht.
@Schandor,
deswegen habe ich bei meiner Wahl „müsste“ geschrieben 😉 Ich kenne zumindest niemanden, den ich völlig ohne Bedenken ausschließlich einer dieser Kategorien zuordnen könnte oder der dies gar selbst tun würde. Daniel von Wachter z.B. liegt meiner Einschätzung nach recht nahe bei Swinburne. Ich bin mir aber nicht sicher, ob er sich selbst als „Rationalisten“ nach der obigen Definition ansehen würde…
Wenn es nicht zu umfangreich wird, würde mich noch interessieren, in welcher Hinsicht die arminianische Sichtweise nach deinem Verständnis inkonsistent ist.
Liebe Grüße
Jo
@Jo
Achso, verstehe. Wahrscheinlich werden sich wegen der fraglichen Konnotationen eher weniger Denker als „Rationalist“ bezeichnen …
Zu den Arminianern:
Doch, was *wird* zu umfangreich, wenigstens für mich. Geht es Dir um den Nachweis der Inkonsistenz oder um den Nachweis, dass die Sichtweise unbiblisch ist? (Und ich sage nicht: meines Erachtens, sondern lasse das bewusst weg).
Die Inkonsistenz lässt sich gegebenenfalls nur anhand einer gegebenen Definition nachweisen, nicht im Allgemeinen, da man da einen Sack mit unvorhersehbar vielen Löchern stopfen müsste.
lg
Schandor
Hallo Ron, Danke für die Reihe über Augustinus. Ich bin schon sehr gespannt! Ganz kurz zu einer Art kleinem Kollateralschaden dieses Teils der Reihe: @ Ron: „Bis heute gilt Tertullians »credo quia absurdum« (dt. »Ich glaube, weil es unvernünftig ist.«) als unerreichter Leitspruch der fideistischen Denktradition.“ Es mag sein, dass Tertullian oftmals dieser Schuh angezogen wird, das geschieht aber zu Unrecht. 1.) Tertullian hat diesen konkreten Ausdruck nie verwendet. Was dem am nächsten kommt ist De carne Christi 5,4. Der Satz heißt (mit etwas Kontext): „crucifixus est dei filius: non pudet, quia pudendum est. et mortuus est dei filius: prorsus credibile est, quia ineptum est. et sepultus resurrexit: certum est, quia impossibile.“ (http://www.tertullian.org/articles/evans_carn/evans_carn_03latin.htm) In Übersetzung (nach H. Kellner, BKV): „Gottes Sohn ist gekreuzigt worden —- ich schäme mich dessen nicht, gerade weil es etwas Beschämendes ist. Gottes Sohn ist gestorben —- das ist erst recht glaubwürdig, weil es eine Thorheit ist; er ist begraben und wieder auferstanden —- das ist… Weiterlesen »
@Schandor,
danke, diese Erklärung reicht mir schon bzw. mit diesen Informationen kann ich deinen Standpunkt einordnen. Ich sehe das Problem beim Arminianismus ebenso primär in der Exegese. Je nach Inhalt der Begrifflichkeiten lässt sich jedoch meiner Einschätzung nach durchaus ein konsistentes System bilden.
Wenn ich meine Probleme mit beiden Systemen plakativ zusammenfassen „müsste“ 😉 würde ich wohl folgendes sagen – Bitte nicht als persönlichen Angriff werten 🙂 – Was dem Arminianer an Theologie fehlt, fehlt dem Calvinisten an Philosophie…
Ich meine nach wie vor, dass es hier keine einfache oder vollständig transparente Lösung gibt. Wobei die thomistische Position eher näher am Calvinismus als am Arminianismus liegt (doch auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze und Auslegungen).
Liebe Grüße
Jo
@AnderasA: Vielen Dank für Deine hilfreichen Anmerkungen!
Wir wissen nicht, ob T. diesen Ausdruck verwendet hat, da in der Tat ein wörtlicher Beleg fehlt. Ich nutze die Phrase durch die Linse der Wirkungsgeschichte (besonders Kierkegaard o. andersherum Deschner: „Ich denke, also bin ich kein Christ“. Ich werde mich damit beschäftigen und das Skript gegebenenfalls überarbeiten.
Liebe Grüße, Ron
@Jo
„Was dem Arminianer an Theologie fehlt, fehlt dem Calvinisten an Philosophie…“
Du siehst mich mehr als nur staunend — mir bleibt glatt der Atem weg!
(sehe ich übrigens nicht als Angriff, wirklich nicht).
Aber diese Aussage habe ich wirklich staunend mehrmals lesen müssen, um zu glauben, was meine Augen da sehen.
Die arminianische Apologetik hat mich jahrelang nicht einmal da überzeugen können, als ich schon glaubte, was sie mir verkaufen wollte. Als ich Bekanntschaft mit der „anderen Seite“ gemacht habe, sind mir quasi die „Schuppen von den Augen gefallen“!
Na, kein Problem; quot capita, tot sententiae …
lg
Schandor
@Schandor,
tja, so unterschiedlich können Argumente beurteilt und aufgefasst werden 😉 Zum besseren Verständnis würde mich noch interessieren, welche Autoren der arminianischen Apologetik du gelesen hast. Sagt dir das Konzept des Molinismus etwas?
Falls du Interesse hast (und es dem Chef des Blogs nicht zu sehr Off Topic wird), kann ich meine Aussage gerne auch noch etwas näher ausführen. Um ein Missverständnis gleich auszuräumen: Mein Problem mit der klassischen reformierten Position besteht nicht aufgrund von irgendwelchen inneren Widersprüchen, sondern in den aus diesem System resultierenden theologischen und philosophischen Implikationen.
Liebe Grüße
Jo
@Jo
Hallo Jo!
Klar sagt mir das was, und ich lehne es ab. Inwiefern sollte es biblisch sein? Das nämlich sehe ich nicht.
Deinen letzten Satz: „Mein Problem mit der klassischen reformierten Position besteht nicht aufgrund von irgendwelchen inneren Widersprüchen, sondern in den aus diesem System resultierenden theologischen und philosophischen Implikationen“ verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
lg
Schandor
ps: Schlagabtausch. Wer argumentativ gewinnt, hat der auch etwas „für“ die Wahrheit gewonnen?
Hallo Schandor, ich bin kein großer Freund von Schlagabtauschen. Dieses Thema halte ich eigentlich auch für zu komplex, um es innerhalb eines Blogs angemessen zu verhandeln. Die Grundannahmen der verschiedenen Richtungen sind einfach zu verschieden und es ist sehr schwer, eine gemeinsame Basis zu finden. Wenn sich das gegenseitige Verständnis verbessert und wir voneinander und miteinander lernen können, ist von meiner Seite aus aber schon viel gewonnen 🙂 In dieser Hinsicht möchte ich daher meine nachfolgenden Ausführungen gerne verstanden wissen. Zum Einstieg möchte ich gerne das Beispiel des Molinismus aufgreifen. Wie ich erwartet habe, lehnst du das Konzept ab – u.a. weil du es für unbiblisch hältst bzw. weil es mit der reformierten Soteriologie kollidiert. Aus thomistischer Sicht kann ich dem Molinismus aufgrund diverser metaphysischer Probleme ebenfalls nicht zustimmen. Ich meine jedoch, dass es nicht ganz so einfach mit biblischen Argumenten ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Zum einen kann man nicht wenige Schriftstellen anführen, die klar bezeugen,… Weiterlesen »
@Jo
Lieber Jo, zunächst danke ich Dir für diesen bereichernden Beitrag. Ich gestehe frei, dass meine Lücken in diesem Bereich zu groß sein dürften, um Paroli bieten zu können.
Ich selbst halte den Molinismus für lächerlich. Dass D. A. Carson und Packer versuchen, Unlogik durch Integration von Paradoxien zu ersetzen, ist mir neu.
Im Anfang war die Logik, und die Logik war bei Gott, und die Logik war Gott.
Ja, ich weiß, das klingt provokativ. Aber von der Logik muss ausgegangen werden können. Wer die Logik aufgibt, mit dem ist nicht mehr sinnvoll zu diskutieren.
Ich bitte um ein wenig Geduld, ich möchte Deinen Beitrag etwas studieren und überdenken, bevor ich schnelle Antworten schieße…
Liebe Grüße!
Schandor
Hallo Johannes G.,
also ich lese auch mit großem Interesse sowohl die Reihe über Augustinus als auch die Kommentare hier.
Ohne mich hier aktiv einmischen zu wollen:
kennst du dieses Buch?:
Hermann Cremer – Die christliche Lehre von den Eigenschaften Gottes, hrsg. von Helmut Burkhardt, Brunnen Verlag
http://www.cbuch.de/product_info.php/info/p3292_Cremer–Die-christliche-Lehre-von-den-Eigenschaften-Gottes.html
Philosophie und philosophische Kategorien spielen hier eine Rolle, Kategorien wie „Freiheit“ ….
Die Ausführungen sind nicht das, was man unter „allgemeinverständlich“ führen würde, aber für wen die Materie nicht ganz neu ist, der wird wohl weniger Probleme im Nachvollziehen bekommen.
Gruß Lutz
@Schandor, ich hatte schon befürchtet, du würdest gleich mit einem doppelt so langen Beitrag antworten und die Sache artet in Stress aus 😉 Ich schätze es sehr, wenn nicht gleich „zurückgeschossen“ wird und man sich stattdessen mit seinem Gegenüber gedanklich auseinandersetzt und zunächst einmal die Position des anderen zu verstehen versucht 🙂 Im übrigen ist es bei mir zur Zeit insgesamt sowieso etwas stressig, da ich als guter Schwabe gerade mit meiner Frau ein „Häusle“ baue und daher sicher auch nicht immer so schnell und ausführlich antworten kann, wie ich das gerne möchte. @Lutz, vielen Dank für den Hinweis. Das Buch kannte ich bisher nicht und ich werde es mir sicher mal anschauen. Der Autor ist mir ebenfalls unbekannt, aber Pannenberg kenne ich zumindest vom Namen her, da William Lane Craig bei ihm seine Dissertation geschrieben hat 😉 In diesem Bereich ist mir bisher eigentlich nur angelsächsische Literatur bekannt (z.B. „The Nature of God: An Inquiry Into Divine Attributes“ von… Weiterlesen »
@Jo Lieber Jo! Zum ersten möchte ich Dir viel Gelingen beim Häuslebauen wünschen (ich weiß, welche Belastung das für alle Lebensbereiche sein kann). Zum zweiten möchte ich den Blog nicht für laaaange und überlange Beiträge missbrauchen (bin schon einmal zu recht dafür von Alexander gerügt worden 😉 ). Ich habe gestern lange über diese Dinge nachgedacht und bin zum Schluss gekommen, dass ich argumentativ nicht mithalten kann (was freilich nichts für die Wahrheit einer Sache bedeutet, denn eine Sichtweise steht und fällt ja nicht mit meinem Mangel, sie hinlänglich gut vertreten zu können 🙂 ) Naja, was soll ich sagen? Also sag ich einfach nur wenig: „Middle Knowledge“? Das ist mir Jesuitenunsinn. Gott hat kein „mittleres Wissen“, sondern absolutes Wissen. Gott ist Gott ist allmächtig ist allwissend ist Gott. Er hat alle Dinge zum Voraus bestimmt, und nicht eines, was gemacht ist, ist in letzter Konsequenz nicht auf ihn zurückzuführen. Und ja, ich glaube, dass auch die Sünde dazuzählt, wenngleich… Weiterlesen »
Lieber Schandor, vielen Dank für die guten Wünsche und deine Rückmeldung. Und ja, wer zu einem Thema besser oder umfangreicher argumentieren kann muss natürlich deswegen nicht automatisch im Recht sein. Das lernt man spätestens dann schmerzlich, wenn man eine Zeit lang verheiratet ist 😉 Mir geht es auch nicht darum irgendeine Position oder Doktrin um jeden Preis zu verteidigen. Ich möchte versuchen mir einen lernenden Charakter zu bewahren und offen für Korrektur bleiben. Jeder, der gute Argumente gegen meine Einwände oder Bedenken vorbringen möchte, ist mir willkommen. Aus deiner Aussage über den Molinismus könnte man versucht sein, ein gewisses „genetisches Vorurteil“ im Sinne von „Von den Jesuiten kann ja sowieso nichts Brauchbares kommen“ herauszulesen 😉 Du konterst das Konzept zudem mit einem Text aus der Schrift. Darauf könnte ich wiederum z.B. mit 1. Samuel 23, 1-13 oder Matthäus 11,23 antworten. Welche Schriftstelle „sticht“ jetzt die andere aus? Ich habe meine Zweifel, dass dieses Thema durch das gegenseitige Ausspielen von Bibelversen… Weiterlesen »
@Johannes G Je komplizierter die Dinge werden, desto näher kommt man der Wahrheit offenbar… Nein, im Ernst: ich glaube Dir ganz einfach nicht. Ich glaube nicht, dass es sich so verhält, wie Du sagst. Willensfreiheit ist und bleibt eine Illusion. Unsere Motive sind unsere Determinanten; der Wille re-agiert hier nur. Wir sind nichts als Automaten, aber solche, denen der Automatismus durch den Denkapparat verborgen bleibt. Es ist, wie Calderon de la Barca sagt — ein „Welttheater“. Freilich kann man philosophiegeschichtlich alle möglichen Konzepte ausgraben und gegeneinander abwägen, aber damit wird man in eintausend Jahren nicht fertig. Und wenn Du das „richtige Wissen“ hättest, was hättest Du dann? Nichts als noetische Ruminationen, tauglich für — gar nichts. Ein Gott, der den Modus Ponens anwenden muss, um das wissen einer kontrafaktualen Konditionale … das Zeitalter der Scholastik ist doch schon vorbei, nicht 🙂 Das Problem verhält sich so: Solange der Mensch versucht, etwas zu verstehen, was ihn transzendiert, solange verrennt er sich… Weiterlesen »
@Johannes G
Ach so ja, ein kleiner Nachtrag muss noch her:
Offenbar gibt es viele, viele, viele verschiedene Meinungen, Deinungen, Seinungen, Irrungen und Wirrungen — alle von echten Christen vertreten.
Scheint so, als sei es Gott nicht allzu wichtig, dass seine Kinder die richtigen Thesen über die philosophisch-theologischen Implikationen systematischer Theoriebildungen zustande bringen, nicht wahr?
Damit will ich nicht den Wert des Denkens schmälern, nein, das sei ferne! Aber Apologetik ist nur Gedankenspielerei für Christen, die sich selbst stets auch gedanklich versichern müssen, dass sie das Richtige glauben. Evangelistisch etwa sind sie völlig wertlos. Leider. Ich habe mich jahrejahrejahrelang mit allen möglichen Philosophien und Theorien beschäftigt. Sport für die Synapsen, sonst nichts. Am Ende wird das stehen, was Aristoteles an den Anfang gesetzt hat — das Staunen. Das wenigstens weiß ich sicher.
Gott jedenfalls dürften unsere Gedankenspielerein ziemlich egal sein, denke ich 😉
Liebe Grüße, und setz einen Ziegel für mich mit rein ins Haus 😉
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