Autorenname: Ron

Timothy Keller: Über das Leben als Christ

 

Cover Leben als Christ Tim Keller.3a29dfbb.

Velimir Milenković stellt in einer Rezension ein neues Buch über Tim Keller vor: 

Das Buch ist keine Biographie – Smethurst nimmt nur selten Bezug auf Kellers Leben und Erfahrungen. Es ist vielmehr ein Destillat von Kellers Theologie zu den grundlegenden Themen des Glaubenslebens. Dabei lässt Smethurst Keller häufig selbst zu Wort kommen; der Band ist durchzogen von Zitaten aus Predigten, Büchern, Artikeln und Interviews aus fast fünfzig Jahren. Smethurst arbeitet dabei äußerst gewissenhaft und belegt sämtliche Zitate im umfangreichen Endnoten-Teil.

Die beeindruckende Vielfalt an Themen, zu denen Tim Keller fesselnd gepredigt und wegweisende Bücher veröffentlicht hat, erfordert notwendigerweise eine Auswahl. In seinem Werk konzentriert sich Smethurst auf die grundlegenden Aspekte des alltäglichen christlichen Lebens. Die acht Themen des Buches umfassen die Zentralität von Jesus in der Bibel, Sünde, Gnade, Freundschaft, Arbeit, gerechtes Leben, Gebet und Leid. Smethurst widmet jedem dieser acht Themen ein eigenes Kapitel von durchschnittlich etwa 20 Seiten Länge. Im Vorwort vergleicht er sein Projekt mit einem „Best-of“-Album, das die größten Hits einer Band auf einer einzigen Scheibe zusammenbringt. Und genau so liest sich dieser Band: Wer mit Kellers Predigten vertraut ist, wird beim Lesen sofort die charakteristischen Themen, Argumente, Beispiele und Illustrationen wiedererkennen, die Keller in seinem unverkennbar gesprächsnahen Stil vorgetragen hat.

Matt Smethurst ist weder „Fanboy“ noch Kritiker Kellers, und das ist gut so. Er schafft es mühelos, die geistlichen Schätze aus Kellers Werk herauszustellen, ohne dabei den Menschen Tim Keller zu idealisieren. Smethurst ist wohltuend objektiv und trotzdem voller Dankbarkeit und Wertschätzung Keller gegenüber. 

Mehr: www.evangelium21.net.

Lass uns die Scheidung feiern

Immer mehr Menschen feiern das Ende ihrer Beziehung wie einen Junggesellenabschied oder drehen Trennungsvideos für Tiktok. Keiner muss sich mehr schämen. Scheidungen oder Trennungen werden nicht mehr nur vollzogen, sondern zelebriert.

Mehr: 

Die Scheidung hat in den vergangenen Jahren eine Transformation erlebt, nicht im juristischen, aber gesellschaftlichen Sinne. Sie ist von einem schambehafteten Ereignis zu einem Akt geworden, der an Bedrohlichkeit verloren hat. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen des am Montag erscheinenden SKL Glücksatlas 2025, die der F.A.S. exklusiv vorliegen. In der Befragung kam heraus, dass sich Scheidungen deutlich weniger negativ auf die Lebenszufriedenheit auswirken als in den Jahren zuvor. Andersherum hat sich der positive Effekt einer Ehe auf die Lebenszufriedenheit der Deutschen seit 2011 halbiert … Ist Scheidung also nur noch ein formaler Akt für das Ende einer Lebensphase? Wie der Schulabschluss? Der Auszug von zu Hause?

Mittlerweile hat sich die „juristische Auflösung einer Ehe durch das Familiengericht“, wie Scheidung definiert wird, gar zu einem Grund zu feiern entwickelt. Die „Scheidungsparty“ ist ein Event wie Abiball, Junggesellenabschied, Hochzeit, Babyshower-Party. Buchbar bei Eventagenturen, man kann es ähnlich krachen lassen wie bei einem Junggesellinnenabschied. Geboten wird in „aufregenden Locations“ das „ultimative Feiererlebnis“, inklusive „Welcome Shots“ und „gemeinsamem Zerschneiden des Hochzeitskleids“.

Dabei kann man einer Scheidung oder Trennung eigentlich nichts Schönes abgewinnen. Sie ist für viele, mindestens für einen von beiden, mit Schmerz verbunden und markiert das unschöne Ende einer gemeinsamen Zeit, die letztlich nicht so verlaufen ist, wie man sie sich mal vorgestellt hat. Was dann folgt, sind Absprachen, Dispute, das Trennungsjahr, Bürokratie. Das Finale findet in unpersönlichen Zimmern mit Zweckmöbeln statt, in denen ein Richter den Scheidungsbeschluss verkündet, der den Parteien im Anschluss schriftlich zugestellt wird.

Mir fällt dazu eine Aussage aus Jesaja 5,20–21 ein: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis als Licht bezeichnen und Licht als Finsternis, die Saures für süß erklären und Süßes für sauer. Wehe denen, die sich selbst für klug und verständig halten!“

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

TU Berlin: Kritik am Islam unerwünscht

Prof. Dr. Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität Berlin, ist für Woke-Mentalität bekannt. Allerdings fördert sie „mit ihrer vermeintlichen Wachsamkeit ein Klima, in dem sich Antisemiten und Demokratiefeinde wohlfühlen. Das zeigt der jüngste Eklat um eine Veranstaltung an der TU, in der es um die Gewalt von Islamisten ging. Auf Einladung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) stellte die jüdisch-kurdische Frauengruppe Pek Koach am 15. Oktober eine Broschüre mit dem Titel ‚Stimmen gegen Islamismus‘ vor. Darin geht es um die ‚Entrechtung der Frau als islamistisches Kernanliegen‘, die Verfolgung der Assyrer und den ‚langen Arm des türkischen Rechtsextremismus in Deutschland‘. Sollte doch möglich sein, oder? Nicht für Professorin Rauch. Auf diese Weise würden „antimuslimische Ressentiments“ geschürt.

Die NZZ kommentiert:

Das Weltbild, das die Mathematikerin in diesem Schreiben offenbart, ist an Universitäten weit verbreitet. Kritik an religiösen Fanatikern, die explizite Genozidabsichten gegen Juden, Jesiden und andere Minderheiten hegen, ist in diesem scheinbar progressiven Weltbild rechts und rassistisch. Das gilt offensichtlich selbst für die Kritik an türkischen Rechtsextremisten.

Bezeichnend für diese Haltung ist auch die Tatsache, dass an der TU Berlin Gruppen wie Not In Our Name ungestört von der Universitätsleitung agitieren dürfen, selbst wenn sie Aufrufe teilen, in denen das Massaker des 7. Oktober als „Leuchtfeuer der revolutionären Hoffnung“ gefeiert wird. Not In Our Name hat auch gegen die Islamismusveranstaltung der Gruppe Pek Koach mobilgemacht – und damit offensichtlich Gehör gefunden bei Geraldine Rauch.

Rauch selber ist wiederholt mit Bekundungen der Sympathie für islamistische und israelfeindliche Propaganda aufgefallen. Unter anderem likte sie Tweets, die, wie sie später in einer Entschuldigung einräumen musste, „antisemitischen Inhalts oder Ursprungs“ waren. Schon damals gab es Kritik und Rücktrittsforderungen, unter anderem aus dem Akademischen Senat. Nach ihrer jüngsten Intervention sieht sich die Präsidentin erneut von allen Seiten mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Mehr: www.nzz.ch.

Paul Through the Eyes of the Reformers

Bei Bob on Books ist eine Rezension des Buch Paul Through the Eyes of the Reformers von Stephen J. Chester erschienen. Darin heißt es:

Chester argumentiert auch, dass die Reformatoren zwar ein gemeinsames Bekenntnis zur Rechtfertigung durch den Glauben hatten, der auf Christus als Quelle einer fremden Gerechtigkeit blickt, dass sie jedoch unterschiedliche Auffassungen darüber hatten, wie dies von den Gläubigen erlebt wurde. Im dritten Teil des Werks bietet er eine ausführliche Untersuchung von Luther, Melanchthon und Calvin. Sowohl Luther als auch Calvin betonten die Idee unserer Vereinigung mit Christus durch den Glauben. Melanchthon hingegen konzentriert sich mehr auf die Rechtfertigung aufgrund Christi. Darüber hinaus betonte Calvin im Gegensatz zu Luther die Vereinigung mit Christus sowohl in der Rechtfertigung als auch in der Heiligung, ohne die beiden zu verwechseln.

Chester konzentriert sich im abschließenden Teil des Werks darauf, wie die Idee der Vereinigung mit Christus in der heutigen Forschung fruchtbar sein kann. Dieser Vorschlag ist typisch für Chesters Ansatz im gesamten Werk. Anstatt sich den Interpreten zu widersetzen, sucht Chester nach Punkten der Übereinstimmung.

Mehr: bobonbooks.com.

Abraham Kuyper: Gott sind die Seelen der Sünder nicht gleichgültig

Abraham Kuyper schreibt zu Jesaja 57,16: „Denn ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sonst würde ihr Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe.“ (To Be Near unto God, 1918, S. 8–10):

Ein Künstler, der Gemälde in einer Galerie ausstellt und feststellt, dass eines davon fehlt, kann nicht ruhen, bis es aufgespürt und an seinen Platz an der Wand zurückgebracht wurde. In ähnlicher Weise vermisst Gott die Seele, die in die Irre gegangen ist, weil er sie gemacht hat. Die schönen Gleichnisse vom verlorenen Groschen, dem verlorenen Schaf und dem verlorenen Sohn entsprangen im Geiste Christi dem Gedanken, dass Gott die Werke seiner Hände nicht loslassen kann. Deshalb überlässt er die Seelen der Sünder nicht gleichgültig der Verderbnis als Beute. Sie sind sein Werk. Und das macht die Bitterkeit der Sünde aus.

Wenn der oben erwähnte Künstler eines Tages beim Betreten der Galerie feststellen würde, dass ein wütender Eindringling in der Nacht seine Gemälde mutwillig mit einem Messer zerschnitten hätte, würde seine Bitterkeit keine Grenzen kennen, nicht nur, weil diese Gemälde als Kunstschätze zerstört worden wären, sondern auch, weil sie als Werke seiner eigenen Hände zerstört worden wären. Diese Form der Beleidigung ist Gott zugefügt worden. Die Seele, die er gemacht hat, ist innerlich durch die Sünde zerrissen worden und ist fast unkenntlich geworden. Und so oft wir der Sünde nachgeben, wird die Seele noch weiter verdorben. Es ist jedes Mal die Fortsetzung mit erhobener Hand des Werkes der Zerstörung der Seele, die Gott gehört, weil er sie gemacht hat.

Die Zerstörung der eigenen Seele oder der Seele seiner Kinder oder anderer durch Beispiel oder vorsätzliche Versuchung ist immer die Zerstörung eines göttlichen Kunstwerks, einer Schöpfung Gottes, die ihn in seinem eigenen Werk verwundet und die Spuren von ihm selbst darin verdirbt. Es ist, als ob ein Kind vor den Augen seiner Mutter verwundet und getötet wird. Es ist ein Trotz gegen die Liebe des Schöpfers zu seinem Werk. Es ist ein vorsätzliches Ärgern und Betrüben des Schöpfers in seinem empfindlichsten Punkt.

Für denjenigen also, dessen Herz rechtgemacht ist, hat dieses Wort des Herrn: „Die Seelen, die ich gemacht habe“, eine doppelte Bedeutung. Erstens den tröstlichen Gedanken, dass, wenn wir glauben, Gottes Zorn über die Seele, die er gemacht hat, nicht bis zum Ende andauern wird. Und andererseits impliziert es die hilfreiche Warnung, dass wir die Seele nicht durch das Verharren in der Sünde vergiften sollten, sondern dass wir sie pflegen, schonen und vor verderblichen Einflüssen schützen sollten, weil sie Gott gehört, weil er sie gemacht hat.

Was die neue GAFCON-Erklärung für Evangelikale bedeutet

Am 16. Oktober veröffentlichten die Leiter der Global Anglican Future Conference (GAFCON) eine Erklärung, die mit den eindrucksvollen Worten begann: „Die Zukunft ist da.“ Für viele außerhalb der anglikanischen Kirche mag dies wie interne Kirchenpolitik klingen. Die GAFCON hat sich nämlich nun endgült von Canterbury gelöst, nachdem eine liberale Bischöfin gewählt wurde. Aber die Erklärung steht für etwas viel Größeres: eine historische Neuordnung der Anglikanischen Gemeinschaft, die für den globalen Evangelikalismus von tiefgreifender Bedeutung ist.

Die Gospel Coalition liefert einige Hintergründe und bennennt die drei Punkte, die für die Zukunft der Anglikanische Kirche stehen: 

1. Neue Grundlage der Gemeinschaft

Die Erklärung besagt, dass die Anglikanische Gemeinschaft nun auf einer einzigen Grundlage beruhen wird: der Heiligen Schrift, „übersetzt, gelesen, gepredigt, gelehrt und befolgt in ihrem klaren und kanonischen Sinn“. Dies ist eine bewusste Anlehnung an das reformatorische Prinzip der sola Scriptura. Mit anderen Worten: Einheit wird nicht mehr durch Loyalität gegenüber Canterbury oder die Teilnahme an anglikanischen Institutionen definiert, sondern durch die Unterordnung unter die Heilige Schrift als Gottes Wort.

2. Ablehnung gescheiterter Instrumente

Die Erklärung nennt und lehnt die sogenannten „Instrumente der Gemeinschaft“ ab – den Erzbischof von Canterbury, die Lambeth-Konferenz, den Anglikanischen Konsultativrat und die Primatenversammlung. Warum? Weil sie es immer wieder versäumt haben, die biblische Wahrheit zu wahren, insbesondere nach der Lambeth-Resolution I.10 von 1998, in der bekräftigt wurde, dass die christliche Ehe zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen wird. Diese „Instrumente” waren einst hilfreich, sind aber inzwischen dem Revisionismus verfallen.

3. Rückkehr zum ursprünglichen Modell

Die Erklärung betont, dass GAFCON die Anglikanische Gemeinschaft nicht verlassen hat. Stattdessen beansprucht sie die ursprüngliche Vision: eine Gemeinschaft autonomer Provinzen, die durch das Evangelium und die Reformationsformeln vereint sind. So verstand die erste Lambeth-Konferenz 1867 den Anglikanismus, und so hielten die Mitgliedsprovinzen zusammen – bevor die sogenannten „Instrumente“ Canterbury zum sine qua non dessen machten, was es bedeutet, anglikanisch zu sein. Nun, so GAFCON, sei das Zentrum der Gemeinschaft nicht eine Person oder ein Amt, sondern das Wort Gottes.

Anstelle der alten „Instrumente” schlägt Gafcon einen Rat der Primas (Erzbischöfe) aus allen Provinzen vor, die die Jerusalem-Erklärung von 2008 bekräftigen, mit einem primus inter pares („Erster unter Gleichen”) als Vorsitzendem. 

Mehr hier: www.thegospelcoalition.org.

Flüchtige Aufmerksamkeit bei Online-Presse

An der LMU in München ist Neil Thurman als Professor für Kommunikationswissenschaft tätig. Er beschäftigt sich mit dem „Computational Journalism“, also mit der Wechselwirkung zwischen Journalismus, Technologie und Daten. Er analysiert global die Auswirkungen der Einstellung von Printausgaben durch Zeitungen und Magazine und hat herausgefunden, dass die Auflage digitaler Publikationen nicht sinken, aber definitv weniger gelesen wird. Außerdem orientieren sich Redaktion zunehmen an den Klicks. Geliefert werden also Themen, die großes Interesse finden. Klar, dass dabei viel unter den Tisch fällt. 

Zwei Zitate:

Die Aufmerksamkeit der Leser ist online viel flüchtiger – ein Klick hier, ein Wisch dort, und schon ist man wieder weg. Gedruckte Zeitungen dagegen verlangen mehr Hingabe: Man bezahlt für sie, hält sie in der Hand, blättert darin, bleibt einfach hängen. Ein typischer Printleser verbringt an Werktagen etwa eine halbe Stunde mit der Zeitung, am Wochenende oft eine ganze.Im Internet sieht das völlig anders aus. Unsere Studie zeigte, dass ein durchschnittlicher Leser der Onlineausgabe des Independent nur rund zehn Sekunden pro Tag mit ihr verbrachte – zehn Sekunden! Und während etwa die Hälfte der Printleser des Independent jeden Tag ihre Zeitung kaufte, besuchte der durchschnittliche Nutzende online dieselbe Nachrichtenseite nur zweimal im Monat.

Online können Redaktionen zudem ganz genau sehen, welche Artikel gelesen werden. Dieses Feedback beeinflusst, was geschrieben wird und wie; häufig entstehen dadurch mehr Human-Interest-Geschichten, Lifestyle-Themen oder visuell reizvolle Formate. Der Independent etwa produziert heute deutlich mehr Videos als früher. Auch die taz wird sich wohl in eine solche Richtung entwickeln – hin zu mehr Visualität, Interaktivität und datenbasiertem Journalismus.

Hier das hochinteressant Interview: www.lmu.de.

Wenn empirische Forschung Theologie ersetzt

Henrik Mohn und Michael Pieper berichten in der aktuellen IDEA-Ausgabe von der Fachtagung „Sexualität und Glaube“, auf der die hier schon erwähnte Sexualitätsstudie vorgestellt wurde. 

Ein Auszug:

In der Praxis zeigt sich, wie tief dieser Wandel reicht. Auf der begleitenden Fachtagung „Sexualität und Glaube“ an der CVJM-Hochschule fehlte jeglicher geistliche Rahmen – kein Gebet, keine Andacht, kein Segen. Stattdessen wurde darüber diskutiert, dass die Klitoris ein Gottesbeweis sei, da ihre einzige Funktion die Lust sei – theologisch entgrenzt, biblisch entleert. Das Vaterbild Gottes wurde problematisiert, die biblische Binarität von Mann und Frau relativiert.

Und in einem Workshop erklärte ein SCM-Verlagsvertreter offen, man müsse die Gemeinden dazu bringen, in der „Frage der Homosexualität“ liberaler zu werden. Das ist mehr als nur ein wissenschaftliches Forschungsprojekt. Es ist ein theologisches Programm, das auf eine Uminterpretation zentraler biblischer Wahrheiten abzielt – mitten im evangelikalen Raum. Ehemals bibeltreue Institutionen verlieren ihre Ausrichtung, indem sie die Bibel nicht mehr als objektive Offenbarung verstehen, sondern als subjektiv erfahrbare Stimme unter vielen.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.idea.de.

Gott auf dem Feld

Die FAZ veröffentlichte am 12. Oktober den Artikel „Gott auf dem Feld“ von Daniel Theweleit. Darin wird vor den Gefahren gewarnt, die von Fußballspielern wie Felix Nmecha ausgehen. Sie bekennen nämlich ihren christlichen Glauben mutig in der Öffentlichkeit.

Der Artikel erweckt zwar auf den ersten Blick den Eindruck, sachlich zu sein. Nach dem Motto: Warum fällt es uns so schwer, zu akzeptieren, dass Fußballer ihren Glauben bekennen? Aber tatsächlich ist der Beitrag ein Beleg für den Niedergang des seriösen Journalismus. So wird Felix Nmecha Homophobie unterstellt und indirekt vorgeworfen, durch seinen offenen Umgang mit dem Glauben die AfD stark zu machen. Und na klar: „Ein Merkmal ist für die allermeisten Evangelikalen typisch, … es gibt ein ganz klares binäres Geschlechtermodell.“ Das muss man sich mal vorstellen. Menschen, die meinen, es gibt nur zwei Geschlechter, werden als Problemfall für die Gesellschaft hingestellt. 

Besonders schlimm finde ich folgenden Abschnitt:  

Klar ist, dass Nmecha Kontakt zu wichtigen Leuten hat, die die evangelikale Bewegung aus den USA nach Europa transportieren wollen und dazu die sogenannte Awakening Church gegründet haben. Nach dem Champions-League-Finale 2024, das Nmecha mit dem BVB gegen Real Madrid bestritt, postete der ehemalige Fußballprofi und heutige Aktivist John Bostock auf Instagram ein Bild des Dortmunder Mittelfeldspielers im Stadion, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „I belong to Jesus“ trägt. Weitere Fotos zeigen, dass Bostock von Ben Fitzgerald zu dem Spiel begleitet wurde, der nach eigener Aussage von Gott damit beauftragt wurde, den evangelikalen Glauben mit Hilfe der Awakening Church in Europa größer zu machen. „Es ist schwer vorstellbar, dass Felix Nmecha nichts mit der Spitze der Filiale zu tun hat“, sagt Jobst Paul vor dem Hintergrund dieser Verbindungen. Bostock betreibt den Podcast „Ballers in God“ und bezeichnet den deutschen Nationalspieler in einem Interview mit der englischen „Sun“ als „einen von unseren Ballers in God“. Nmecha selbst wirbt zwar nicht explizit für die Awakening Church, als Testimonial für den Glauben ist er aber schon unterwegs: In einem Youtube-Kanal des gemeinnützigen und überkonfessionellen Vereins „Fußball mit Vision“ sagt er, untermalt von sphärischen Klängen: „Dort ist so viel Frieden, Freude und Wahrheit in Jesus. Ich ermutige die Menschen einfach, einen Schritt zu wagen, denn wenn Sie das einmal erlebt haben, wird Ihr Leben nie wieder dasselbe sein. So bin ich zu Christus gekommen.“

Also: John Bostock hat ein Fußballspiel zwischen dem BVB und Real Madrid besucht und ein Foto von Felix Nmecha auf Instagram gepostet. Ben Fitzgerald von der Bethel Church bzw. Awakening Europe war auch dabei. Deshalb ist es schwer vorstellbar, dass Felix Nmecha nicht zur Spitze der Filiale von Awakening Europe gehört. Dies umso mehr, als er in einem Video des Vereins „Fußball mit Vision“ gesagt hat, dass in Jesus Frieden, Freude und Wahrheit zu finden ist. 

So die Argumentationskette. Da ist so viel falsch. Bethel steht nun gerade nicht für die evangelikale Bewegung. Nur weil ein paar Leute gleichzeitig ein Fußballspiel besucht haben, bedeutet das nicht, dass sie im engen Kontakt stehen. „Fußball mit Vision“ ist sicher kein Produkt der Bethel Church. 

Das erinnert mehr an eine Hexenjagd als an Journalismus. Sehr schade, dass die FAZ so etwas durchgehen lässt.

Schreibt freundliche, aber klare Leserbriefe! 

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

Philosoph Jürgen Habermas warnt vor Verflachung der christlichen Glaubensgehalte

In einem aktuellen Beitrag sagt Jürgen Habermas, dass unklare Theologien die Grundlagen des Glaubens in Frage stellen. Die Kirchen sollten daher weiterhin die Transzendenz betonen. Die FAZ meldet:

Das wäre dann aber nur noch eine Religion in Anführungszeichen, stellt Jürgen Habermas fest, indem er den Begriff der Religion in Anführungszeichen setzt. In einer Festschrift für den Frankfurter Religionsphilosophen Thomas Schmidt („Den Diskurs bestreiten“, Nomos Verlag 2025) nennt Habermas ein Religionsverständnis „paradox“, das seine Glaubensinhalte einklammert, suspendiert, für obsolet erachtet und es statt dessen [sic] bei einer zuversichtlichen Lebensweise bewenden lässt, die sich aus welchen Hoffnungen auch immer speist. Habermas markiert hier einen langjährigen „Dissens“ mit seinem Schüler Schmidt, der selbst dann noch von einer „religiösen Glaubenspraxis“ spreche, wenn es sich um eine „auf die Immanenz zurückgelenkte Glaubenseinstellung“ handele, bei der es „nicht mehr auf die Glückseligkeit einer alles Innerweltliche transzendierenden Erfüllung“ ankomme.

Für Habermas steht hier die „Konsistenz“ des Religionsbegriffs auf dem Spiel, wenn einer „von Jenseitshoffnungen und Erlösungsvorstellungen Abschied nehmenden“ allgemein menschlichen Zuversicht noch der Status christlicher Hoffnung eingeräumt wird. Nach seinem religionsphilosophischen Werk „Auch eine Geschichte der Philosophie“ leistet er sich nun gleichsam aperçuhaft einen Affront gegen den theologisch vorherrschenden funktionalen Religionsbegriff, wie er weitgehend auch die christliche Verkündigung bestimmt, wenn Glaubensinhalte auf ihre anthropologischen Plausibilitäten zurückgeschnitten werden und dabei „inhaltlich merkwürdig unbestimmt“ bleiben.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net. Die Festschrift für Thomas Schmidt, die das Grußwort von Habermas enthält, kann hier heruntergeladen werden: www.nomos-shop.de.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner