Autorenname: Ron

Räsänen: „Ich kannte das vorher nur aus der Sowjetunion.“

Die frühere finnische Innenministerin Päivi Räsänen und der lutherische Bischof Juhana Pohjola mussten am 30. Oktober vor dem Obersten Gerichtshof des Landes erneut im gegen sie laufenden Verfahren wegen „Hassrede“ aussagen. Räsänens Anwalt Matti Sankamo rechnet frühestens im Frühjahr 2026 mit einer Entscheidung des Gerichts. IDEA berichtet: 

Zum Hintergrund: Die Staatsanwaltschaft wirft Räsänen „Aufstachelung gegen eine Minderheit“ vor. Konkret geht es um einen Beitrag im Kurznachrichtendienst Twitter (heute X) und bei Facebook aus dem Jahr 2019 mit einem Bibelzitat, in dem sie sich kritisch über die Teilnahme der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands an einer Homosexuellen-Parade geäußert hatte.

Zudem wird ihr die Publikation einer Broschüre im Jahr 2004 vorgeworfen, in der sie praktizierte Homosexualität aus biblischer Sicht als Sünde bezeichnete. Der Bischof ist ebenfalls angeklagt, weil er die Broschüre auf der Internetseite seiner Kirche veröffentlichte.

Bereits zweimal – im März 2022 und im November 2023 – waren Räsänen und Pohjola freigesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft legte jedoch mehrfach Revision ein.

Räsänen äußerte sich im Anschluss auf einer Pressekonferenz der christlichen Menschenrechtsorganisation ADF International. Sie habe in der Vergangenheit darüber nachgedacht, die Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands wegen ihrer sehr progressiven Kirchenleitung zu verlassen.

Sie habe sich jedoch schließlich dagegen entschieden. Es gebe in der Kirche nach wie vor konservative Geistliche und Organisationen, die unabhängig agieren könnten. Sie wolle daher weiterhin in ihrer Kirche für die biblische Lehre eintreten.

Der Prozess liege „in Gottes Hand, unabhängig davon, wie er ausgeht“, so Räsänen. Sie berichtete, dass sie zu Beginn des Verfahrens insgesamt 13 Stunden verhört worden sei. Dabei seien ihr theologische Fragen zur Bibel gestellt worden. Die christdemokratische Politikerin zeigte sich schockiert darüber, dass dies in einem Land mit langer christlicher und rechtsstaatlicher Tradition geschehen könne: „Ich kannte das vorher nur aus Berichten aus der Sowjetunion.“

Mehr: www.idea.de.

Winter- statt Weihnachtsmarkt

Noch vor dem „Holy Shit Shopping“ eröffnet an diesem Freitag die „Winterwelt“ am Potsdamer Platz die neue Saison der Berliner Weihnachtsmärkte. Aber Weihnachtsmarkt möchte man das in Berlin nicht mehr nennen. Während bei Traditionsveranstaltungen Dresdner Striezelmarkt nach wie vor Gottesdienste zur Eröffnung, Krippenspiele und christliche Chormusik auf dem Programm stehen, wird anderswo nicht einmal mehr Weihnachten im Namen erwähnt. Das liegt aber nicht an der Politik oder der wachsenden muslimischen Bevölkerung. 

Marc Felix Serrao kommentiert berechtigt: 

Weihnachten wird nicht verboten. Es verblasst ganz von selbst.

In Deutschland gibt es heute keine einzige Grossstadt mehr mit einer evangelischen Mehrheit und nur noch weniger als eine Handvoll mit einer katholischen Mehrheit. Diejenigen, die sich aus den Kirchen verabschieden, werden nicht verjagt. Sie verabschieden sich einfach. Für die einen ist der massive Kindesmissbrauch und dessen jahrzehntelange Vertuschung ausschlaggebend, für die anderen die plumpe und einseitige Politisierung vieler Kirchenvertreter.

Was entsteht, wenn sich Gotteshäuser leeren und christliche Rituale von immer weniger Menschen praktiziert und verstanden werden, sind Travestien wie die Winterwelt am Potsdamer Platz. Sie haben nichts mehr mit Weihnachten zu tun, und trotzdem können die Veranstalter sie als „perfekten Ort“ vermarkten, „um sich auf die Festtage einzustimmen“.

Der Schweizer Philosoph und Priester Martin Rhonheimer hat sich einmal als katholischen Liberalen bezeichnet und erklärt, dass das etwas ganz und gar anderes sei als ein liberaler Katholik. Ersterer achte die Freiheit anderer, mache aber am eigenen Glauben keine Abstriche. Letzterer trage die Prinzipien der säkularen Welt „unter dem Deckmantel von Demokratisierung und Pluralisierung in einer Weise in die Kirche“, die am Ende deren Dogma und Morallehre auflöse.

So ist es – und nicht nur in der katholischen Kirche. Pseudoweihnachtliche Wintermärkte sind keine Folge einer Islamisierung oder einer Multikulti-Politik, sondern eines liberal gewordenen Christentums. Sie sind ein Teil von dessen Auflösungsprozess.

Mehr: www.nzz.ch.

VD: BS

Michael Onfray: Ich stelle nicht das böse Christentum einem guten Heidentum gegenüber

Der Starphilosoph Michael Onfray möchte vier Bücher über die philosophischen Wurzeln Europas schreiben. Dabei ist ihm wichtig, herauszustellen, wie wichtig die jüdisch-christlichen Wurzeln für den Westen waren.

Zitat:  

Der Grund, warum ich mich jetzt in dieses Abenteuer gestürzt habe, ist tatsächlich, dass ich mich gegen diejenigen wehren will, die die christlichen Wurzeln Frankreichs und des Westens verleugnen und der Meinung sind, Frankreich habe erst mit der Republik begonnen! Ich erinnere daran, dass die Republik erst im Februar 1792 ausgerufen wurde und dass, wenn man diese Art und Weise zu rechnen und zu denken beibehalten will, die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789, die Abschaffung der Privilegien in der Nacht vom 4. August 1789, die Erklärung der Menschenrechte am 27. August 1789, das Föderationsfest am 14. Juli 1791, die Billigung der Verfassung durch König Ludwig XVI. am 13. September 1791, die Gründung der Verfassungsgebenden Versammlung und anschließend der Legislative sowie die Abschaffung der Monarchie am 21. September 1792 nicht zur Geschichte Frankreichs gehören, diese also erst am 22. September 1792 beginnt. Der Westen, zu dem Frankreich ja gehört, hat griechisch-römische Wurzeln, was das Thema dieses Buches ist, sowie jüdisch-christliche, was in den folgenden Bänden dargelegt werden soll.

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.

Timothy Keller: Über das Leben als Christ

 

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Velimir Milenković stellt in einer Rezension ein neues Buch über Tim Keller vor: 

Das Buch ist keine Biographie – Smethurst nimmt nur selten Bezug auf Kellers Leben und Erfahrungen. Es ist vielmehr ein Destillat von Kellers Theologie zu den grundlegenden Themen des Glaubenslebens. Dabei lässt Smethurst Keller häufig selbst zu Wort kommen; der Band ist durchzogen von Zitaten aus Predigten, Büchern, Artikeln und Interviews aus fast fünfzig Jahren. Smethurst arbeitet dabei äußerst gewissenhaft und belegt sämtliche Zitate im umfangreichen Endnoten-Teil.

Die beeindruckende Vielfalt an Themen, zu denen Tim Keller fesselnd gepredigt und wegweisende Bücher veröffentlicht hat, erfordert notwendigerweise eine Auswahl. In seinem Werk konzentriert sich Smethurst auf die grundlegenden Aspekte des alltäglichen christlichen Lebens. Die acht Themen des Buches umfassen die Zentralität von Jesus in der Bibel, Sünde, Gnade, Freundschaft, Arbeit, gerechtes Leben, Gebet und Leid. Smethurst widmet jedem dieser acht Themen ein eigenes Kapitel von durchschnittlich etwa 20 Seiten Länge. Im Vorwort vergleicht er sein Projekt mit einem „Best-of“-Album, das die größten Hits einer Band auf einer einzigen Scheibe zusammenbringt. Und genau so liest sich dieser Band: Wer mit Kellers Predigten vertraut ist, wird beim Lesen sofort die charakteristischen Themen, Argumente, Beispiele und Illustrationen wiedererkennen, die Keller in seinem unverkennbar gesprächsnahen Stil vorgetragen hat.

Matt Smethurst ist weder „Fanboy“ noch Kritiker Kellers, und das ist gut so. Er schafft es mühelos, die geistlichen Schätze aus Kellers Werk herauszustellen, ohne dabei den Menschen Tim Keller zu idealisieren. Smethurst ist wohltuend objektiv und trotzdem voller Dankbarkeit und Wertschätzung Keller gegenüber. 

Mehr: www.evangelium21.net.

Lass uns die Scheidung feiern

Immer mehr Menschen feiern das Ende ihrer Beziehung wie einen Junggesellenabschied oder drehen Trennungsvideos für Tiktok. Keiner muss sich mehr schämen. Scheidungen oder Trennungen werden nicht mehr nur vollzogen, sondern zelebriert.

Mehr: 

Die Scheidung hat in den vergangenen Jahren eine Transformation erlebt, nicht im juristischen, aber gesellschaftlichen Sinne. Sie ist von einem schambehafteten Ereignis zu einem Akt geworden, der an Bedrohlichkeit verloren hat. Das zeigen auch die jüngsten Zahlen des am Montag erscheinenden SKL Glücksatlas 2025, die der F.A.S. exklusiv vorliegen. In der Befragung kam heraus, dass sich Scheidungen deutlich weniger negativ auf die Lebenszufriedenheit auswirken als in den Jahren zuvor. Andersherum hat sich der positive Effekt einer Ehe auf die Lebenszufriedenheit der Deutschen seit 2011 halbiert … Ist Scheidung also nur noch ein formaler Akt für das Ende einer Lebensphase? Wie der Schulabschluss? Der Auszug von zu Hause?

Mittlerweile hat sich die „juristische Auflösung einer Ehe durch das Familiengericht“, wie Scheidung definiert wird, gar zu einem Grund zu feiern entwickelt. Die „Scheidungsparty“ ist ein Event wie Abiball, Junggesellenabschied, Hochzeit, Babyshower-Party. Buchbar bei Eventagenturen, man kann es ähnlich krachen lassen wie bei einem Junggesellinnenabschied. Geboten wird in „aufregenden Locations“ das „ultimative Feiererlebnis“, inklusive „Welcome Shots“ und „gemeinsamem Zerschneiden des Hochzeitskleids“.

Dabei kann man einer Scheidung oder Trennung eigentlich nichts Schönes abgewinnen. Sie ist für viele, mindestens für einen von beiden, mit Schmerz verbunden und markiert das unschöne Ende einer gemeinsamen Zeit, die letztlich nicht so verlaufen ist, wie man sie sich mal vorgestellt hat. Was dann folgt, sind Absprachen, Dispute, das Trennungsjahr, Bürokratie. Das Finale findet in unpersönlichen Zimmern mit Zweckmöbeln statt, in denen ein Richter den Scheidungsbeschluss verkündet, der den Parteien im Anschluss schriftlich zugestellt wird.

Mir fällt dazu eine Aussage aus Jesaja 5,20–21 ein: „Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis als Licht bezeichnen und Licht als Finsternis, die Saures für süß erklären und Süßes für sauer. Wehe denen, die sich selbst für klug und verständig halten!“

Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.faz.net.

TU Berlin: Kritik am Islam unerwünscht

Prof. Dr. Geraldine Rauch, Präsidentin der Technischen Universität Berlin, ist für Woke-Mentalität bekannt. Allerdings fördert sie „mit ihrer vermeintlichen Wachsamkeit ein Klima, in dem sich Antisemiten und Demokratiefeinde wohlfühlen. Das zeigt der jüngste Eklat um eine Veranstaltung an der TU, in der es um die Gewalt von Islamisten ging. Auf Einladung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) stellte die jüdisch-kurdische Frauengruppe Pek Koach am 15. Oktober eine Broschüre mit dem Titel ‚Stimmen gegen Islamismus‘ vor. Darin geht es um die ‚Entrechtung der Frau als islamistisches Kernanliegen‘, die Verfolgung der Assyrer und den ‚langen Arm des türkischen Rechtsextremismus in Deutschland‘. Sollte doch möglich sein, oder? Nicht für Professorin Rauch. Auf diese Weise würden „antimuslimische Ressentiments“ geschürt.

Die NZZ kommentiert:

Das Weltbild, das die Mathematikerin in diesem Schreiben offenbart, ist an Universitäten weit verbreitet. Kritik an religiösen Fanatikern, die explizite Genozidabsichten gegen Juden, Jesiden und andere Minderheiten hegen, ist in diesem scheinbar progressiven Weltbild rechts und rassistisch. Das gilt offensichtlich selbst für die Kritik an türkischen Rechtsextremisten.

Bezeichnend für diese Haltung ist auch die Tatsache, dass an der TU Berlin Gruppen wie Not In Our Name ungestört von der Universitätsleitung agitieren dürfen, selbst wenn sie Aufrufe teilen, in denen das Massaker des 7. Oktober als „Leuchtfeuer der revolutionären Hoffnung“ gefeiert wird. Not In Our Name hat auch gegen die Islamismusveranstaltung der Gruppe Pek Koach mobilgemacht – und damit offensichtlich Gehör gefunden bei Geraldine Rauch.

Rauch selber ist wiederholt mit Bekundungen der Sympathie für islamistische und israelfeindliche Propaganda aufgefallen. Unter anderem likte sie Tweets, die, wie sie später in einer Entschuldigung einräumen musste, „antisemitischen Inhalts oder Ursprungs“ waren. Schon damals gab es Kritik und Rücktrittsforderungen, unter anderem aus dem Akademischen Senat. Nach ihrer jüngsten Intervention sieht sich die Präsidentin erneut von allen Seiten mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Mehr: www.nzz.ch.

Paul Through the Eyes of the Reformers

Bei Bob on Books ist eine Rezension des Buch Paul Through the Eyes of the Reformers von Stephen J. Chester erschienen. Darin heißt es:

Chester argumentiert auch, dass die Reformatoren zwar ein gemeinsames Bekenntnis zur Rechtfertigung durch den Glauben hatten, der auf Christus als Quelle einer fremden Gerechtigkeit blickt, dass sie jedoch unterschiedliche Auffassungen darüber hatten, wie dies von den Gläubigen erlebt wurde. Im dritten Teil des Werks bietet er eine ausführliche Untersuchung von Luther, Melanchthon und Calvin. Sowohl Luther als auch Calvin betonten die Idee unserer Vereinigung mit Christus durch den Glauben. Melanchthon hingegen konzentriert sich mehr auf die Rechtfertigung aufgrund Christi. Darüber hinaus betonte Calvin im Gegensatz zu Luther die Vereinigung mit Christus sowohl in der Rechtfertigung als auch in der Heiligung, ohne die beiden zu verwechseln.

Chester konzentriert sich im abschließenden Teil des Werks darauf, wie die Idee der Vereinigung mit Christus in der heutigen Forschung fruchtbar sein kann. Dieser Vorschlag ist typisch für Chesters Ansatz im gesamten Werk. Anstatt sich den Interpreten zu widersetzen, sucht Chester nach Punkten der Übereinstimmung.

Mehr: bobonbooks.com.

Abraham Kuyper: Gott sind die Seelen der Sünder nicht gleichgültig

Abraham Kuyper schreibt zu Jesaja 57,16: „Denn ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen; sonst würde ihr Geist vor mir verschmachten und der Lebensodem, den ich geschaffen habe.“ (To Be Near unto God, 1918, S. 8–10):

Ein Künstler, der Gemälde in einer Galerie ausstellt und feststellt, dass eines davon fehlt, kann nicht ruhen, bis es aufgespürt und an seinen Platz an der Wand zurückgebracht wurde. In ähnlicher Weise vermisst Gott die Seele, die in die Irre gegangen ist, weil er sie gemacht hat. Die schönen Gleichnisse vom verlorenen Groschen, dem verlorenen Schaf und dem verlorenen Sohn entsprangen im Geiste Christi dem Gedanken, dass Gott die Werke seiner Hände nicht loslassen kann. Deshalb überlässt er die Seelen der Sünder nicht gleichgültig der Verderbnis als Beute. Sie sind sein Werk. Und das macht die Bitterkeit der Sünde aus.

Wenn der oben erwähnte Künstler eines Tages beim Betreten der Galerie feststellen würde, dass ein wütender Eindringling in der Nacht seine Gemälde mutwillig mit einem Messer zerschnitten hätte, würde seine Bitterkeit keine Grenzen kennen, nicht nur, weil diese Gemälde als Kunstschätze zerstört worden wären, sondern auch, weil sie als Werke seiner eigenen Hände zerstört worden wären. Diese Form der Beleidigung ist Gott zugefügt worden. Die Seele, die er gemacht hat, ist innerlich durch die Sünde zerrissen worden und ist fast unkenntlich geworden. Und so oft wir der Sünde nachgeben, wird die Seele noch weiter verdorben. Es ist jedes Mal die Fortsetzung mit erhobener Hand des Werkes der Zerstörung der Seele, die Gott gehört, weil er sie gemacht hat.

Die Zerstörung der eigenen Seele oder der Seele seiner Kinder oder anderer durch Beispiel oder vorsätzliche Versuchung ist immer die Zerstörung eines göttlichen Kunstwerks, einer Schöpfung Gottes, die ihn in seinem eigenen Werk verwundet und die Spuren von ihm selbst darin verdirbt. Es ist, als ob ein Kind vor den Augen seiner Mutter verwundet und getötet wird. Es ist ein Trotz gegen die Liebe des Schöpfers zu seinem Werk. Es ist ein vorsätzliches Ärgern und Betrüben des Schöpfers in seinem empfindlichsten Punkt.

Für denjenigen also, dessen Herz rechtgemacht ist, hat dieses Wort des Herrn: „Die Seelen, die ich gemacht habe“, eine doppelte Bedeutung. Erstens den tröstlichen Gedanken, dass, wenn wir glauben, Gottes Zorn über die Seele, die er gemacht hat, nicht bis zum Ende andauern wird. Und andererseits impliziert es die hilfreiche Warnung, dass wir die Seele nicht durch das Verharren in der Sünde vergiften sollten, sondern dass wir sie pflegen, schonen und vor verderblichen Einflüssen schützen sollten, weil sie Gott gehört, weil er sie gemacht hat.

Was die neue GAFCON-Erklärung für Evangelikale bedeutet

Am 16. Oktober veröffentlichten die Leiter der Global Anglican Future Conference (GAFCON) eine Erklärung, die mit den eindrucksvollen Worten begann: „Die Zukunft ist da.“ Für viele außerhalb der anglikanischen Kirche mag dies wie interne Kirchenpolitik klingen. Die GAFCON hat sich nämlich nun endgült von Canterbury gelöst, nachdem eine liberale Bischöfin gewählt wurde. Aber die Erklärung steht für etwas viel Größeres: eine historische Neuordnung der Anglikanischen Gemeinschaft, die für den globalen Evangelikalismus von tiefgreifender Bedeutung ist.

Die Gospel Coalition liefert einige Hintergründe und bennennt die drei Punkte, die für die Zukunft der Anglikanische Kirche stehen: 

1. Neue Grundlage der Gemeinschaft

Die Erklärung besagt, dass die Anglikanische Gemeinschaft nun auf einer einzigen Grundlage beruhen wird: der Heiligen Schrift, „übersetzt, gelesen, gepredigt, gelehrt und befolgt in ihrem klaren und kanonischen Sinn“. Dies ist eine bewusste Anlehnung an das reformatorische Prinzip der sola Scriptura. Mit anderen Worten: Einheit wird nicht mehr durch Loyalität gegenüber Canterbury oder die Teilnahme an anglikanischen Institutionen definiert, sondern durch die Unterordnung unter die Heilige Schrift als Gottes Wort.

2. Ablehnung gescheiterter Instrumente

Die Erklärung nennt und lehnt die sogenannten „Instrumente der Gemeinschaft“ ab – den Erzbischof von Canterbury, die Lambeth-Konferenz, den Anglikanischen Konsultativrat und die Primatenversammlung. Warum? Weil sie es immer wieder versäumt haben, die biblische Wahrheit zu wahren, insbesondere nach der Lambeth-Resolution I.10 von 1998, in der bekräftigt wurde, dass die christliche Ehe zwischen einem Mann und einer Frau geschlossen wird. Diese „Instrumente” waren einst hilfreich, sind aber inzwischen dem Revisionismus verfallen.

3. Rückkehr zum ursprünglichen Modell

Die Erklärung betont, dass GAFCON die Anglikanische Gemeinschaft nicht verlassen hat. Stattdessen beansprucht sie die ursprüngliche Vision: eine Gemeinschaft autonomer Provinzen, die durch das Evangelium und die Reformationsformeln vereint sind. So verstand die erste Lambeth-Konferenz 1867 den Anglikanismus, und so hielten die Mitgliedsprovinzen zusammen – bevor die sogenannten „Instrumente“ Canterbury zum sine qua non dessen machten, was es bedeutet, anglikanisch zu sein. Nun, so GAFCON, sei das Zentrum der Gemeinschaft nicht eine Person oder ein Amt, sondern das Wort Gottes.

Anstelle der alten „Instrumente” schlägt Gafcon einen Rat der Primas (Erzbischöfe) aus allen Provinzen vor, die die Jerusalem-Erklärung von 2008 bekräftigen, mit einem primus inter pares („Erster unter Gleichen”) als Vorsitzendem. 

Mehr hier: www.thegospelcoalition.org.

Flüchtige Aufmerksamkeit bei Online-Presse

An der LMU in München ist Neil Thurman als Professor für Kommunikationswissenschaft tätig. Er beschäftigt sich mit dem „Computational Journalism“, also mit der Wechselwirkung zwischen Journalismus, Technologie und Daten. Er analysiert global die Auswirkungen der Einstellung von Printausgaben durch Zeitungen und Magazine und hat herausgefunden, dass die Auflage digitaler Publikationen nicht sinken, aber definitv weniger gelesen wird. Außerdem orientieren sich Redaktion zunehmen an den Klicks. Geliefert werden also Themen, die großes Interesse finden. Klar, dass dabei viel unter den Tisch fällt. 

Zwei Zitate:

Die Aufmerksamkeit der Leser ist online viel flüchtiger – ein Klick hier, ein Wisch dort, und schon ist man wieder weg. Gedruckte Zeitungen dagegen verlangen mehr Hingabe: Man bezahlt für sie, hält sie in der Hand, blättert darin, bleibt einfach hängen. Ein typischer Printleser verbringt an Werktagen etwa eine halbe Stunde mit der Zeitung, am Wochenende oft eine ganze.Im Internet sieht das völlig anders aus. Unsere Studie zeigte, dass ein durchschnittlicher Leser der Onlineausgabe des Independent nur rund zehn Sekunden pro Tag mit ihr verbrachte – zehn Sekunden! Und während etwa die Hälfte der Printleser des Independent jeden Tag ihre Zeitung kaufte, besuchte der durchschnittliche Nutzende online dieselbe Nachrichtenseite nur zweimal im Monat.

Online können Redaktionen zudem ganz genau sehen, welche Artikel gelesen werden. Dieses Feedback beeinflusst, was geschrieben wird und wie; häufig entstehen dadurch mehr Human-Interest-Geschichten, Lifestyle-Themen oder visuell reizvolle Formate. Der Independent etwa produziert heute deutlich mehr Videos als früher. Auch die taz wird sich wohl in eine solche Richtung entwickeln – hin zu mehr Visualität, Interaktivität und datenbasiertem Journalismus.

Hier das hochinteressant Interview: www.lmu.de.

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