Archäologie

Nicht-binäres Geschlecht im prähistorischen Europa

Ein Forschungsteam analysiert Geschlechtsdaten aus Gräbern aus einem Zeitraum von fast 4000 Jahren und sie fanden dabei heraus, dass die gesellschaftliche Rolle prähistorischer Individuen mehrheitlich durch ihr biologisches Geschlecht bestimmt wurde. Es habe sich aber gezeigt, dass es schon früher nicht-binäre Geschlechter gegeben habe. Als Leser fragt man sich: Wie denn? Die Antwort: Die Anordnung von Schmuck und Waffen im Grab gibt angeblich Auskunft darüber. Offensichtlich werden gewisse Rollenschablonen zurück projiziert. Bestimmte Gegenstände und ihre Anordnung sollen Auskunft gegen über das unterstellte soziale Geschlecht.

Am Klügsten finde ich diese Kommentierung: 

Dr. Nicola Ialongo vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen fügt hinzu, dass dies nur eine der möglichen Interpretationen sei. »Zum jetzigen Zeitpunkt können wir die tatsächliche Größenordnung noch nicht abschätzen. Das liegt nicht nur an der Fehleranfälligkeit der Methoden, zum Beispiel bei der Untersuchung der Knochen. Wir müssen auch den Bestätigungsfehler berücksichtigen: Wir Menschen neigen dazu, das zu finden, was wir finden wollen.« Zukünftig sollen biomolekulare Analysen, zum Beispiel an der DNA und an Proteinen im Zahnschmelz, zusätzliche Daten liefern.

Hier mehr mit einem Link auf den Aufsatz, der im Cambridge Archaeological Journal erschienen ist: www.archaeologie-online.de.

Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer: Stellungnahme zur Terra-X-Folge von Alexander Schick

1947 werden nahe der archäologischen Stätte Qumran am Toten Meer im Westjordanland zufällig antike Handschriften in Höhlen entdeckt. Es handelt sich um jüdische Schriften, auch Texte aus der Bibel sind darunter – die ältesten biblischen Zeugnisse, die je gefunden wurden. Die Qumran-Schriftrollen gehören zu den wichtigsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. 

Da ZDF hat dazu eine Terra X Folge mit dem Titel „Qumran – die geheimnisvollen Schriftrollen vom Toten Meer“ produziert. Da sich in die Produktion einige Fehler eingeschlichen haben, hat Alexander Schick, Autor des Buches Faszination Qumran, einen Faktencheck veröffentlicht: www.bibelausstellung.de.

Die Ausgrabungen von Lachisch

Alexander Schick hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Prof. David Ussishkin sein Buch über die Geschichte und Ausgrabungen von Lachisch online gestellt hat.  Wer sich für biblische Archäologie und/oder Hiskia interessiert, könnte von dieser Dokumentation profitieren. David Ussishkin schreibt: 

Dieses Buch fasst in klarer und einfacher Sprache die Geschichte von Lachisch, seine archäologischen Funde und die Geschichte der dort durchgeführten archäologischen Ausgrabungen zusammen. Das Buch wurde im Jahr 2014 veröffentlicht. Eine PDF-Datei des vollständigen Buches ist hier beigefügt. Ein gedrucktes Exemplar kann bei der Israel Exploration Society in Jerusalem erworben werden.

Hier: www.academia.edu.

Skelette dürfen von nun an trans* sein

Die Ideologisierung des Sexuellen greift auch auf die Archäologie über. Die Frauenforschung, die sich gegen die patriarchale Deutung archäologischer Funde aufbäumt, hat auch in dieser Disziplin Fuß gefasst, nämlich als sogenannte Geschlechterarchäologie. Diese setzt sich das Ziel, die „transphobe Rhetorik, Vorgehensweise und interpretative Rahmenstruktur“ in der Archäologie zu durchkreuzen. Das bedeutet zum Beispiel konkret, dass Knochenfunde nicht mehr dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden sollen, da man ja nicht wissen könne, wie sich die Menschen selbst identifiziert hätten. Die Aktivisten werfen also den Archäologen vor, patriarchale Kategorien aus ihrer Zeit in die Vergangenheit zu projizieren. Dabei liegt es auf der Hand, dass sie selbst bei der Bewertung der Vergangenheit zeitgeistige Frameworks heranziehen. Die Unterscheidung zwischen männlich und weiblich gab es ja nachweislich schon in der Antike und in der Zeit davor.

Die FAZ beschreibt die Entwicklung in Großbritannien:

Sich auf eine ausgiebige Literatur auf diesem Gebiet berufend, bezeichnete das Black-Trowel-Kollektiv die gegenwärtige Gesellschaftsordnung nach strengen Kriterien von Gender, primären Geschlechtsmerkmalen und Sexualität als relativ neues Phänomen, das als Teil des hegemonialen Kolonialismus entstanden sei und dazu diene, „kapitalistische Normen im Heim sowie in der breiteren Gesellschaft geltend zu machen und aufrechtzuerhalten“. Das Kollektiv fordert unter anderem, dass Archäologen Genderfluidität ins Zentrum ihrer Praxis rücken. Ein archäologisches Verständnis der Vergangenheit sei mit Transphobie und dem sogenannten genderkritischen oder transexklusionistischen Radikalfeminismus nicht vereinbar. Archäologische, historische und ethnographische Darstellungen belegten, dass das menschliche Geschlecht überaus wechselhaft sei und die Menschen sich historisch mit zahlreichen Geschlechtern jenseits der modernen männlichen und weiblichen Zweiheiten wohlgefühlt hätten. Daraus folgert das Kollektiv, Skelette nicht mehr als männlich oder weiblich zu kategorisieren, weil man nicht sicher sein könne, wie die Menschen sich selbst identifiziert hätten.

Mehr: www.faz.net.

Israel: Althebräische Fluchinschrift vom Berg Ebal entdeckt

Heute, am 23. März 2022, gaben die Associates for Biblical Research (ABR) die Entdeckung eines formelhaften Fluchs bekannt, der auf einer kleinen, gefalteten Bleitafel zu lesen ist. Die Fluchtafel kam Dezember 2019 ans Licht, als der Archäologe Dr. Scott Stripling, Direktor des Instituts für archäologische Studien am Bibelseminar in Katy, Texas, sein Team damit beauftragte, den zuvor zurückgelassenen Schutt der Grabung von Professor Adam Zertal auf dem Berg Ebal (1982-1987) sorgfältig durchzusieben.

Am 24. März findet eine Pressekonferenz statt, zu der PD Dr. Peter van der Veen eingeladen hat (weitere Hinweise und dem Link unten).

Die althebräische Inschrift besteht aus 40 Buchstaben und ist einige Jahrhunderte älter als bisher bekannte hebräische Inschriften aus dem alten Israel. Stripling arbeitet mit vier Wissenschaftlern der Prager Akademie der Wissenschaften und zwei Epigraphikern (Experten auf dem Gebiet der Entzifferung antiker Inschriften) zusammen, mit PD Dr. habil. Pieter Gert van der Veen der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz und Prof. Dr. Gershon Galil der Universität Haifa, Israel. Die Wissenschaftler setzten fortschrittliche tomographische Scans ein, um den verborgenen Text zu entschlüsseln. In Zusammenarbeit mit Stripling entzifferten Galil und van der Veen die proto-alphabetische Inschrift, die wie folgt lautet:

Verflucht, verflucht, verflucht – verflucht vom Gott JHW:
Du wirst sterben, verflucht verflucht, du wirst sicher sterben.
Verflucht von JHW – Verflucht, verflucht, verflucht

Weitere Informationen gibt es hier: PRESS%20RELEASE-Deutsch.pdf.

Fragmente aus biblischen Zeiten

Die SZ meldete am Dienstag, wie andere Medien auch, dass in Israel Forscher Münzen, einen Korb und Fragmente einer fast 2000 Jahre alten Schriftrolle gefunden haben. Die Schriftrolle enthält biblische Texte in griechischer Sprache verfasst. Peter Münch meldet aus Tel Aviv (Israel):

In einer Höhle nahe des Toten Meers haben israelische Forscher einen archäologischen Schatz geborgen. Als wichtigste Fundstücke gelten dabei nach Angaben der nationalen Altertumsbehörde die Fragmente einer fast 2000 Jahre alten Schriftrolle mit biblischen Texten auf Griechisch. In der gleichen Gegend waren vor rund 60 Jahren durch Zufall die sogenannten Qumran-Rollen mit den ältesten bekannten Bibeltexten gefunden worden, die zu den wichtigsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts gezählt werden.

Hier ein DLF-Bericht dazu:


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