Musik

Gaga: »Born This Way« – ein gescheiterter Versuch

Kein Popstar war in den vergangenen Jahren so präsent wie Lady Gaga. Jetzt haben wir alle eine Pause verdient, meint DIE WELT:

»Born This Way« ist nicht die geplante Schwulenhymne geworden, sondern der gescheiterte Versuch, eine klare Aussage zu treffen. Da wird die sexuelle Orientierung unnötigerweise in den Bezug zur Religion gesetzt (»It doesn’t matter if you love him or capital H-I-M«), da finden, um niemanden zu vergessen, alle möglichen sexuellen Orientierungen Erwähnung (»No matter gay, straight or bi, lesbian, transgendered life«) wie auch sämtliche Hautfarbigkeiten (»You’re black, white, beige, chola descent, you’re Lebanese, you’re orient«) genannt werden, um dann zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass alles okay sei, weil Gott keine Fehler mache. Und man denkt: Um wen geht es hier eigentlich?

Mit ihrer Single »Judas« wird die Sache nicht besser. Der Titel und die Veröffentlichung zu Ostern waren eine müde Provokation, die aber noch nicht müde genug war, um unausgeschlafene Christen einen Skandal wittern zu lassen. Dabei sind es nicht religiöse Gefühle, die das Lied beleidigt, sondern ästhetische. Er lässt sich weder schönreden noch -denken.

Hier die Bekenntnisse eines enttäuschten Fans: www.welt.de.

Liturgische Musik im Umbruch

Getreu dem Pauluswort »das Weib schweige in der Gemeinde« gab es in der Katholischen Kirche keine Kirchenmusik mit Frauenstimmen, obgleich natürlich die Soprane besetzt werden mussten. Dafür gab es Kastraten und Knaben.

Hier ein insgesamt sehr informativer Beitrag des DLF über die katholische Kirchenmusik (30 Minuten):

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/12/25/dlf_20101225_0835_fbf92a18.mp3[/podcast]

Sein letztes Album: »American VI: Ain’T No Grave«

41YVaTniSGL._SL160_.jpgGunter Gabriel war dabei, als Johnny Cash sein letztes Album aufnahm. Er schreibt (BamS):

Eine Geschichte, die einiges über meinen Freund Johnny erzählt, vorweg: 2003, zwei Wochen vor seinem Tod, war ich zu Aufnahmen in seinem Studio. Da lag eine Bibel auf dem Tisch. Sie war abgewetzt, hatte unter blätternden Fingern gelitten, sich hochgedient vom Soldaten zum General – und; zum Schluss diesen Platz erkämpft. Als ich sie aufschlug, sah ich ihren Wert: Jede – ich schwöre euch, Leute – jede Seite war komplett von Johnny durchgearbeitet. Seine Anmerkungen mit rotem, grünem und blauem Kugelschreiber übersäten den Text. Jede Farbe war wichtig.

Und genau so wichtig waren ihm die Songs der letzten 30 Minuten Studioaufnahmen. Es sind die besten von ihm, die es je gab. Wer Großes hört, wird still mit sich und der Welt. Ich bin nach den 30 Minuten mit dieser CD ziemlich still gewesen (auch wenn ich mal den Lautsprecher mache), aber Johnnys letzte Songs machen ebenso viel Mut zum Leben wie zum Sterben. Ein Höhepunkt für mich: Im sparsam besetzten »I Corinthians 15:55« rezitiert er Bibelverse und fragt: »Oh Tod, wo ist dein Stachel?« Da wird man eben still und weiß: Ja, Johnny, du konntest sterben und davon singst du bis zuletzt.

Hier gibt es die CD »American VI: Ain’T No Grave«:

Susan Boyle: I Dreamed a Dream

200px-SusanBoyle_2.jpgSusan Boyle bewarb sich beim britischen Pendant zur Castingshow »Das Supertalent« mit einem sehr emotionalen Auftritt und belegte am Ende der Show den zweiten Platz. Sie war nach dem Trubel so erschöpft, dass sie sogar ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste.

Was nicht so bekannt ist: Susan hatte kein einfaches Leben. Sie ist das jüngste von insgesamt neun Kindern und wurde aufgrund ihres Aussehens und einer Lernbehinderung in der Schule gern gehänselt. Unverheiratet war sie bis zu ihrem Erfolg bei »Britain’s Got Talent« arbeitslos.

Gegenüber einer Zeitung erwähnte die Schottin, dass sie an dem Wettbewerb im Gedenken an ihre verstorbene Mutter teilgenommen habe. Diese hatte sie ermutigt, auch einmal einen Auftritt vor einem größeren Publikum als in ihrer Kirchengemeinde zu wagen. Susan berührt mit ihrer Stimme die Herzen vieler Menschen. Nachdem sie zunächst in Großbritannien die Charts erstürmt hat, ist sie inzwischen in den U.S.A. auf Platz 1 gelandet.

Susan glaubt an Jesus Christus und singt auf ihrem Album mehrere christliche Lieder. Die Zeitschrift Christianity Today (CT) schreibt über ihr Album »I Dreamed a Dream« (und übertreibt dabei vielleicht ein wenig):

Not surprisingly, this approach to the album works best when Boyle and her producers have chosen songs that reflect the singer’s faith—and thus the album is also being distributed in the Christian market. Sprinkled throughout the project are a few familiar hymns—»How Great Thou Art,« »Amazing Grace,« and, just in time for Christmas, »Silent Night«—that are fairly riveting thanks to the emotional musical performances and Boyle’s haunting vocals.

Zugegeben: Castingshows sind nicht »mein Ding« und »Musical-Balladen« hauen mich auch nicht vom Hocker. Doch die ›Story‹ von Susan, die mit ihrer Stimme Gott die Ehre geben möchte, ist vielleicht mehr als eine gewöhnliche Aschenputtel-Geschichte. Gott berührt uns Menschen oft durch das Unscheinbare.

Hier geht’s zum Artikel von CT und zum Album »I Dreamed a Dream«.

Bob Dylan: Christmas In The Heart

51+0eNM67xL._SL500_AA280_.jpgWieder einmal hat es Bob Dylan geschafft, Musikindustrie und Fans zu überraschen. Wieso veröffentlicht dieser große Künstler ein Album mit Weihnachtsmusik?

Klaus Winninger schreibt zu »Christmas In The Heart«:

Egal. So herzhaft wie Bob Dylan hier diesen uramerikanischen Santa-Claus- und Christmas-Kitsch greint, müsste man schon ein erklärter Weihnachtshasser oder Berufszyniker sein, um davon völlig ungerührt zu bleiben. Dylan agiert übrigens unter seinem gängigen Pseudonym Jack Frost, das gerade für diese Platte perfekt passt, auch als Produzent. »Here Comes Santa Claus«, »Winter Wonderland«, »I’ll Be Home For Christmas«, »Little Drummer Boy«, »Have Yourself A Merry Little Christmas« oder »Silver Bells« schunkeln frohgemut in flauschigen Arrangements voller Schlittenglöckchen, süßer Frauenchöre und anderer musikalischer Glitzerware um den Baum, das hätte sicher auch Bing Crosby oder Sinatra gut gefallen. Dazu stimmt Santa Bob noch einige uralte Kirchenweihnachtslieder wie »O’ Little Town Of Bethlehem« oder »O’ Come All Ye Faithful« an, poltert samt galoppierendem Akkordeon durch die Tex-Mex-Polka »Must Be Santa« oder – Achtung – feiert mit »Christmas Island« Weihnachten auf Hawaii. All das kommt mit einer unpackbar nostalgischen, wohligen Seligkeit auf uns zu, ohne jede ironische Brechung. Mysteriöse Botschaften, verblasen vom Wind. Bob Dylan meint das mit seiner verwitterten Raspelstimme so wahrhaftig und ernst wie wahrscheinlich auch den Albumtitel und das altväterische Covergemälde. Tauet Himmel den Gerechten.

Hier mehr: www.now-on.at. Auch Andrew Ferguson vom THE WEEKLY STANDARD versucht, das Rätsel »Christmas In The Heart« zu lösen: weeklystandard.com.

Die Bilder vom späten Johnny Cash

51gmNKUO4uL._SL160_Anfang 1994 erhielt der Londoner Fotoigraf Andy Earl den Auftrag, das Cover für Johnny Cashs‘ legendäres »American Recordings«-Album zu fotografieren. In der WELT erzählt er, wie die Bilder entstanden sind:

Das Motiv mit den beiden Hunden war mehr oder weniger ein Zufallsprodukt. Als Cash an diesem verlassenen Bahnhof außerhalb Melbournes auf und ab marschierte, hatte ich das Gefühl, dass es nicht funktioniert. Bis die beiden Hunde des Stationsvorstehers sich urplötzlich rechts und links neben Cash setzten. Dieser Anblick verlieh seiner Gestalt etwas Ikonenhaftes. Das Ganze dauerte lediglich einen Augenblick. Hier kommen alle Elemente zusammen: Johnny Cash in Schwarz, der aussieht wie ein Prediger, das Weizenfeld, die Sturmwolken im Hintergrund.

Hier das Interview: www.welt.de.

Das Buch:

  • Johnny Cash: Fotografien von Andy Earl, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 152 S., ca. 100 Fotos, Hardcover im Riesenformat 31 x 37 cm, 49,90 Euro.

gibt es hier:

Einkaufsmöglichkeit

Sting: »Wenn in einer Winternacht«

51S2slT0VHL._SL160_.jpgDa ich im Dezember vergangenen Jahres an dieser Stelle zwei CD’s mit außergwöhnlicher Weihnachtsmusik empfohlen habe, will ich auch in diesem Jahr auf eine Produktion hinweisen. Stings neue CD »If on a Winter’S Night« ist eine »akustische Meditation über die verschiedenen Aspekte des Winters«.

Beginnend mit traditioneller Musik von den britischen Inseln führen Sting und seinen Gastmusiker den Hörer durch eine Sammlung von Winter-, Weihnachts- und Wiegenliedern aus verschiedenen Jahrhunderten. Die CD enthält außerdem die zwei Eigenkompositionen »The Hounds of Winter« und »Lullaby for an Anxious Child«.

Sing schreibt zur Produktion:

… trotz meines persönlichen Agnostizismus üben die heiligen Symbole der kirchlichen Kunst einen starken Einfluss auf mich aus.

Mit der so verbreiteten kommerziellen Pop-Weihnachtsmusik hat »If on a Winter’S Night« übrigens wenig zu tun.

Die CD gibt es hier. Als mp3-Album kann die Produktion ebenfalls herunter geladen werden: www.amazon.de.

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