Gesellschaft

Francis Schaeffer und die Krise des Evangelikalismus (Teil 1)

fs.jpgAls ich vor einiger Zeit im Rahmen einer Apologetikvorlesung den Namen »Francis Schaeffer« erwähnte, löste das bei den Studenten und bei mir sichtbar Ratlosigkeit aus. Eine Vertrautheit mit Schaeffers Thesen durfte ich bei den jungen Leuten in den Zwanzigern nicht erwarten, da seine Bücher auf Deutsch nur noch antiquarisch oder in guten Bibliotheken zu haben sind. Was mich schockierte, war die Tatsache, dass keiner den Namen »Schaeffer« bisher bewusst wahrgenommen hatte. Stundenlang sprachen wir über typische »L’Abri-Fragen« und thematisierten die Spannung zwischen der Kultur der Christen und der Kultur der Welt. Doch die Studenten, die übrigens großes Interesse signalisierten und bei den Autoren der »Emerging Church« recht gut bewandert waren, hatten, von Schaeffer noch nie etwas gehört.

Wer sich heute am Diskurs über gegenwartsnahes und auf Gemeindeferne ausgerichtetes Christsein beteiligt, sollte das Werk von Francis und Edith Schaeffer und ihrer Mitarbeiter kennen. Schaeffer hat die Krise der Gegenwart auf sehr tiefgründige Weise durchschaut und bedeutsame Impulse für ihre Überwindung vermittelt. Die »L’Abri-Fellowships« haben bei der Entwicklung kulturrelevanter Glaubensstile Pionierarbeit geleistet und vorgelebt, dass Christen gesunde reformatorische Lehre mit einer aufrichtigen Liebe für verlorene Menschen verbinden können.

Schaeffer starb 1984 nach langer Krankheit. In seinen letzten Lebensjahren erinnerte er an den klagenden Jeremia. Er war erschöpft und besorgt. Die schleichende Entertainisierung der Evangelikalen Bewegung hielt seiner Meinung nach die Christen davon ab, auf ernste Fragen seriöse Antworten zu geben. Die an den evangelikalen Ausbildungsstätten fortschreitende Relativierung der Schriftautorität hielt er für eine Tragödie mit vorhersehbaren Folgen. Schaeffer sah betroffen, dass die Verkündigung zu oft nicht durch einen heiligen und barmherzigen Lebensstil gedeckt war. Und es quälte ihn, dass so viele Gläubige auf die großen ethischen Herausforderungen mit dem Rückzug in das bequeme Privatleben oder dem Aufbau »seliger Inseln« reagierten. Betend und sorgenvoll rief er der Gemeinde zu, auf die Heilige Schrift zu hören und den Gehorsam in der Lehre durch ein entsprechendes Leben zu dokumentieren.

Ich werde in den nächsten Tage einige Vortragsmitschnitte von Francis Schaeffer verlinken, die etwas von seiner Sorge vermitteln.

Für Interessierte, die sich gern in deutscher Sprache mit dem Leben und Werk von Francis Schaeffer beschäftigen möchten, könnte das Buch:

  • Ron Kubsch (Hg.), Wahrheit und Liebe: Was für von Francis Schaeffer für die Gegenwart lernen können, Bonn: VKW, 2007

ein guter Einstieg sein.

Eine kleine Bibliografie zu Schaeffer kann hier herunter geladen werden: schaeffer_bibliografie.pdf.

Das ist der erste Link auf einen Mitschnitt der Vorlesung »Watershed of the Evangelical World«: www.youtube.com. Ein Outline gibt es hier: E384.pdf.

Erobert Gott Hollywood?

oscar.jpgAnlässlich der bevorstehenden Oscarverleihung am 24. Februar 2008 im Kodak Theater in Los Angeles hat sich Kim Lawto (Religion & Ethics) mit einigen Größen aus dem Filmbusiness über Hollywood, Religion und »das liebe Geld« unterhalten.

Ich empfehle besonders den Videoreport.

18 von 100 Amerikanern meinen, die Sonne kreist um die Erde

200802170937.jpgEine Gallup Umfrage im Jahre 1999 hat ergeben, dass 18 Prozent der Amerikaner glauben, die Sonne kreist um die Erde. Wer jetzt allerdings meint: »Naja, die Amerikaner!«, sollte zur Kenntnis nehmen, dass 1996 bei einer vergleichbaren Umfrage in Deutschland das Ergebnis ähnlich ausgefallen ist. Damals meinten 16 Prozent der Befragten, die Sonne kreist um die Erde. 10 Prozent der Interviewten bekannten, keine Antwort auf die Frage zu haben. (Sollte dieser Trend anhalten, ließe sich das Ende des kopernikanischen Weltbildes berechnen.)

Die Details zur Umfrage sind hier zu finden: gallup.com.

Steht auf, wenn ihr Christen seid!

Ulrich Parzany hat einen analytischen und aufrüttelnden Kommentar zur Christival-Debatte für Idea geschrieben. Hier ein Auszug:

Niemand sollte glauben, dass sich diese Intoleranz nur auf das Gebiet der Homosexualität beschränken wird. Mit der gleichen Logik lässt sich die christliche Verkündigung, dass der Mensch in seiner Gottlosigkeit unter dem Gericht Gottes steht und nur durch Christus gerettet werden kann, als Diskriminierung des selbstbestimmten Menschen, der nicht an Gott glauben will, beurteilen. Schon das Bekenntnis der Christen zu Gott, dem Schöpfer der Welt, kann so gesehen werden. Soll damit etwa unterstellt werden, dass Gott der Schöpfer aller Menschen ist und nicht nur derer, die an ihn glauben?

Die Tonart in der angeblich so toleranten postmodernen Gesellschaft wird rauher. Toleranz gilt offensichtlich nur für die, die das Grunddogma »Alles ist gleich gültig, nichts ist verbindlich wahr für alle« glauben. Wer dem nicht wenigstens stillschweigend zustimmt, ist Fundamentalist und muss als Bedrohung für die Freiheit bekämpft werden. Hallo, ihr liberaleren Christen, fühlt euch nicht zu sicher, wenn ihr euch von den Evangelikalen distanziert! Die Fundamentalismuskeule reicht auch bis zu euch. Prof. Ulrich Beck (Uni München) – ein Beck kommt selten allein –, hat es pünktlich zu Weihnachten in der ZEIT angekündigt: »Das Samenkorn religiös motivierter Gewalt liegt im Universalismus der Gleichheit der Glaubenden begründet, die den Anders- oder Ungläubigen entzieht, was sie dem Glaubenden verheißt: Menschenwürde, Gleichheit in einer Welt von Fremden. Das ist die Sorge, die um sich greift: dass als Kehrseite des Versagens der Säkularisierung, ein neues Zeitalter der Verfinsterung droht. Die Gesundheitsminister warnen: Religion tötet. Religion darf an Jugendliche unter 18 Jahre nicht weitergegeben werden.« (Ulrich Beck, Gott ist gefährlich, DIE ZEIT Nr. 52, 19. 12. 2007).

Muslime in Deutschland

200802081242.jpgKurz vor Jahresende 2007 erschien eine umfangreiche, vom Bundesministerium des Innern herausgegebene Studie mit dem Titel Muslime in Deutschland.

Unter der Leitung der Hamburger Kriminologen Karin Brettfeld und Peter Wetzels erfragte die Studie Einstellungen von Muslimen in Deutschland zu Integration und Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und politisch-religiös motivierter Gewalt. Der Umfang von über 509 Seiten Statistik sowie die Auswertung der Antworten von rund 1.700 Befragten aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft steht für eine relevante Erhebung, die aufgrund des Umfangs der Datenerhebung und ihre wissenschaftlich fundierte Aufbereitung zu Themen Aufschluss gibt, zu denen Kenntnisse seit geraumer Zeit dringend wünschenswert erschienen.

Eine 12 Seiten zählende Zusammenfassung der Studie kann hier herunter geladen werden: BMIMuslimeinD.pdf. Die gesamte Studie mit 509 Seiten gibt es auf dem Server des Ministeriums (ca. 6.2 MB): Muslime in Deutschland.pdf.

The Big Clash

Es gibt mutige Menschen. Wafa Sultan, eine syrisch-amerikanische Psychologin, gehört zu diesen bewundernswerten Persönlichkeiten, die ihre privaten Bequemlichkeiten zurückstellen, um den Probleme dieser Welt offen ins Auge zu schauen. Sehen Sie selbst, was diese Säkularistin im Jahre 2006 in einer Sendung des arabischen Sender Al Jereeza über Huntingtons These vom »Kampf der Kulturen« gesagt hat: www.memri.org. Frau Sultan steht inzwischen unter Polizeischutz.

Lauter neue Perspektiven

Nach einer Neuen Paulusperspektive und einer Neuen Homerperspektive (Raoul Schrott, Homers Heimat, siehe FAZ vom 22. Dezember 2007, Nr. 298) gibt es nun auch eine Neue Olivenölperspektive. Die Pharmakologen Josef Krieglstein und Susanne Klumpp von der Universität Münster plädieren aufgrund eigener Untersuchungen über die Wirkungen des Olivenöls für eine Korrektur der Ansicht, Olivenöl sei gesund.

Wie sagte doch Lyotard: »Man kauft keine Gelehrten, Techniker und Apparate, um die Wahrheit zu erfahren, sondern um die Macht zu erweitern«.

Zu dem Artikel über die schädigende Wirkung des Olivenöls geht es hier: www.welt.de.

Die Abwertung des Männlichen

Meine Frau spricht angesichts so mancher Wortgefechte schon gern Mal von einer Feminisierung des theologischen Diskurses in der evangelikalen Welt und ich jammere ab und an (politisch inkorrekt) über eine Dämonisierung der Männlichkeit in Politik, Gesellschaft und Kirche. Nach einem Wochenende Judith Butler-Lektüre hat mich heute Gerhard Amendt mit seinem spitzen Kommentar über die inzwischen institutionalisierte Väterbeschimpfung vor eine Subdepression bewahrt. Danke!

Hier geht es zum Artikel über den Geschlechterkampf: www.welt.de.

Pure Vernunft darf niemals siegen

Wohl keine deutschen Musiker verstehen den Geist der Postmoderne besser einzufangen und zu predigen, als die der Hamburger Band Tocotronic. Geradezu nietzeanisch düster sind die Songbotschaften auf der Platte Pure Vernunft darf niemals siegen.

Hier Auszüge aus dem Titelsong:

Pure Vernunft darf niemals siegen
Wir brauchen dringend neue Lügen
Die uns durchs Universum leiten
Und uns das Fest der Welt bereiten
Die das Delirium erzwingen
Und uns in schönsten Schlummer singen
Die uns vor stumpfer Wahrheit warnen
Und tiefer Qualen sich erbarmen

Pure Vernunft darf niemals siegen
Wir brauchen dringend neue Lügen
Die uns den Schatz des Wahnsinns zeigen
Und sich danach vor uns verbeugen
Und die zu Königen uns krönen
Nur um uns heimlich zu verhöhnen
Und die uns in die Ohren zischen
Und über unsere Augen wischen

Pure Vernunft darf niemals siegen
Wir brauchen dringend neue Lügen
Die unsere Schönheit uns erhalten
Uns aber tief im Inneren spalten
Viel mehr noch, die uns fragmentieren
Und danach zärtlich uns berühren
Und uns hinein ins Dunkel führen
Die sich unserem Willen fügen
Und uns wie weiche Zäune biegen
Pure Vernunft darf niemals siegen

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