Zeitgeist

London will ein Anti-Zensur-Gesetz

Wie schlimm es um die Meinungsfreiheit in der westlichen Welt bestellt ist, offenbart ein Vorstoß des britischen Bildungsministers Gavin Williamson. Seiner Auffassung nach ist die freie Rede an den Universitäten inzwischen derart gefährdet, dass er sie unter einen besonderen Schutz stellen möchte und sogar Entschädigungen für Opfer der „Cancel Culture“ vorsieht. 

Die FAZ schreibt: 

Mit seinem Vorstoß reagiert Williamson auf zunehmende Klagen über ein Klima der Einschüchterung im akademischen Bereich. In den vergangenen Jahren mehrten sich Fälle, in denen Veranstalter Redner ausluden, weil sie nicht genehme Meinungen vertreten oder auch nur mit einer bestimmten Politik in Verbindung gebracht wurden. Diese „Cancel Culture“, heißt es in einer Studie der Denkfabrik „Policy Exchange“, sei aber „nur die Spitze des Eisbergs“. Jährlich gebe es nicht mehr als fünfzig solcher Fälle – dahinter würden sich jedoch „viel größere Effekte verbergen“. 

Die Autoren der Studie stellten fest, dass viele Studenten und Wissenschaftler „abweichende Meinungen nicht mehr öffentlich kundtun“. Diese „Selbstzensur“ reflektiere nicht nur die Angst, sich unwohl zu fühlen. Vielmehr sei sie, vor allem unter jungen Akademikern, eine „rationale Reaktion auf einen Arbeitsplatz, bei dem das Äußern solcher Ansichten negative Auswirkungen auf ihre Karrieren hat.“

Linke Studenten und Aktivisten sind mit diesem Vorschlag freilich überhaupt nicht einverstanden. „Es gebe ‚keine Hinweise auf eine Krise der Redefreiheit auf dem Campus‘, sagte Hillary Gyebi-Ababio, Vizepräsidentin der Nationalen Studentenunion.“

Mehr (allerdings nur hinter der Bezahlschranke): www.faz.net.

Ein Wort zu viel

Die Cancel Culture nimmt inzwischen völlig bizarre Formen an. Patrick Bahners berichtet für die FAZ über einen derzeit heiß diskutierten Fall bei der New York Times (USA). Der sehr renommierte Wissenschaftsredakteur Donald McNeil wurde entlassen, weil er auf einer Schülerreise 2019 ein Wort benutzt hat, das auf dem Index der Sprachpolizei steht. Dabei hat er den Begriff definitiv nicht in einem rassistischen Sinn benutzt. Sein Vergehen war es, dass Wort ausgesprochen zu haben.

Die FAZ schreibt:

Demnach wurde er beim Abendessen von einer Schülerin gefragt, ob er meine, dass eine Mitschülerin der Fragenden wegen eines Videos der Schule hätte verwiesen werden sollen, in dem sie als Zwölfjährige das Schimpfwort im Mund geführt habe. Um eine begründete Meinung äußern zu können, erkundigte sich McNeil, wie das Mädchen das Wort gebraucht habe: als Schimpfwort für einen bestimmten Adressaten, als Kunstwort in einem Rap-Song oder als Zitat? Bei der Rückfrage gebrauchte McNeil selbst das Wort, statt auf eine Umschreibung zurückzugreifen wie die Formel „the n-word“, die man nun in den Berichten über den Skandal lesen kann. Das war der Fehler, der McNeil nicht verziehen wird, obwohl er sich in dem Brief an seine Kollegen entschuldigt hat.

Mehr, allerdings hinter der Bezahlschranke: www.faz.net.

Ein paar Fragen an die Duden-Redaktion

Ein Lektor und Verleger stellt der Duden-Redaktion etliche hilfreiche Fragen (Auszug aus einem FAZ-Leserbrief, 01.02.2020, Nr. 26, S. 19):

Die Duden-Redaktion, die das generische Maskulinum abschaffen will, sowie alle Befürworter und Propagandisten des Genderns müssen sich folgende Fragen stellen lassen: Weshalb haben sie sich (eventuell wider besseres Wissen) dem moralischen und politischen Druck der Sprachaktivisten gebeugt? Gibt es in ihrem Kreis niemanden, der die Funktion des generischen Maskulinums als unmarkierte sexusneutrale Sammelform im Sprachsystem erklären kann? Warum unterstützen sie eine Modeideologie, die sich bei näherer Betrachtung als undurchdachter Aktivismus am falschen Objekt entpuppt und in der praktischen Wirkung dem erklärten Anliegen, mehr Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen, zuwiderläuft? Sehen sie nicht, dass beim Gendern eine feministische Agenda über ein gewachsenes und funktionierendes Sprachsystem gestellt wird und dass hier begründeter Ideologieverdacht besteht? Ist ihnen nicht klar, dass es sich beim Gendern um eine akademische Blüte handelt, die mit dem Sprachgebrauch der meisten Menschen nichts zu tun hat? Sehen sie nicht, dass eine Sprachpolitik von oben den natürlichen Sprachwandel manipuliert und verfälscht? Sehen sie nicht die Gefahr, dass das Gendern die Sprachgemeinschaft spaltet in solche, die sich als Avantgarde und als die „Guten“ fühlen, weil sie gendern, und auf den Rest herabschauen, weil sie sich verweigern? Sehen sie darüber hinaus nicht die Gefahr, dass das Gendern zum sozialen Distinktionsmerkmal wird? Registrieren sie nicht, dass trotz jahrelanger Propaganda eine überwiegende Mehrheit der Sprecherinnen und Sprecher des Deutschen das Gendern ablehnt?

Geschlechtswechsel als einfacher Sprechakt

Die Transgender-Bewegung will das körperliche Geschlecht juristisch abschaffen: Über Risiken und Nebenwirkungen wird konsequent geschwiegen. Ich empfehle den FAZ-Artikel „Die Überwindung des Fleisches“ von Thomas Thiel:

Nach den deutschen Gesetzesentwürfen soll ein Kind mit vollendetem vierzehnten Lebensjahr, also noch vor dem Ende der Pubertät und des körperlichen Reifungsprozesses, selbst – ohne ärztliche Beratung und elterliche Einwilligung – über den hormonellen Geschlechtswechsel entscheiden. Dass es in der Lage ist, diese Entscheidung zu überblicken, bevor es die Gefühlswirren der Pubertät überwunden und den körperlichen Reifeprozess abgeschlossen hat, wird von Medizinverbänden bezweifelt, zumal es darüber nicht mehr informiert werden muss.

Ein riskanter, ja gefährlicher Schritt. Denn der hormonelle Geschlechtswechsel führt nach einer britischen Studie fast immer zur späteren Geschlechtsoperation (98 Prozent). Kinder, die keine Hormone einnehmen, geben den Wunsch zum Geschlechtswechsel dagegen nach Langzeitstudien zu neunzig Prozent nach der Pubertät auf. Mit anderen Worten: Pubertätsblocker fördern der Wunsch nach Geschlechtswechsel. Nach einem Urteil des Hohen Londoner Gerichts ist ihr Einsatz ein experimenteller Akt an Kindern, dem sich mit hoher Wahrscheinlichkeit Eingriffe in den kindlichen Körper anschließen wie die Amputation von Brust oder Penis, die den Verlust der Fortpflanzungsfähigkeit und die Verminderung sexuellen Erlebens bis hin zur Anorgasmie zur Folge haben. Warum nehmen Grüne und FDP diese Risiken schweigend in Kauf?

Mehr: zeitung.faz.net

Der Duden schafft sich ab

Sehr schön auf den Punkt gebracht:

Weil sich der Duden nun – nach 140 Jahren – identitären Obsessionen relativ kleiner Gruppen unterwirft, büßt er jede Verbindlichkeit ein – er schafft sich selber ab. Ich gehe jedenfalls weiterhin zum Bäcker – nicht zum Backshop, zur Backenden oder zur Bäcker*in.

Mehr: www.berliner-zeitung.de.

Hängen Sprache und Denkweise kausal zusammen?

Mit geschlechtergerechter Sprache wird einen Sprachgebrauch bezeichnet, der in Bezug auf Personenbezeichnungen die Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus „allen Geschlechtern“ zum Ziel hat. Es geht dabei nicht nur um die sprachliche Sichtbarmachung von Geschlechtern, sondern um die Überwindung von Frauenfeindlichkeit oder etwa Homophobie. Der Umbau der Sprache soll dazu beitragen, die Art und Weise, wie Menschen denken und handeln, zu verändern.

Der in Ungarn aufgewachsene Chemiker Dr. Oldamur Hollóczki zeigt in einem aktuellen FAZ-Beitrag, dass es so einfach aber gar nicht ist. In einigen Sprachen, z.B. im Ungarischen oder im Estnischen, haben Pronomina kein Geschlecht. „Sätze nach dem Muster ‚er/sie liebt ihn/sie‘ und ‚er/sie ist klüger als er/sie‘ werden in diesen Sprachen in allen hier logisch möglichen Geschlechterkombinationen völlig gleich klingen und aussehen.“ Das, was viele Sprachpolizisten in Deutschland erreichen wollen, indem sie das Gender-Sternchen einführen, ist also ansatzweise in Ungarn oder in Estland schon gegeben. Heißt das nun, das es in diesen Ländern weniger Frauenfeindlichkeit gibt?

Vieles spricht dafür, dass es keinen kausalen Zusammenhang von gendersensibler Sprache und gendersensiblem Handeln gibt. Die Beziehung von Sprache und Denken ist verwickelter. Oldamur Hollóczki:

Die Stellung der Frauen in einer Gesellschaft wird seit Beginn der Emanzipationsbewegung anhand vieler Kriterien bewertet. Ich möchte mich auf drei beschränken. Nach dem Bericht der zuständigen europäischen Kommission über die Frauengleichstellung von 2019 schwankt der Bezahlungsunterschied im Erwerbsleben in vielen Ländern der Union ungefähr zwischen zehn und zwanzig Prozent, wobei Belgien, Italien, Luxemburg, Polen, Rumänien und Slowenien im einstelligen Bereich bleiben, während die damals noch zur Union gehörigen Briten wie Estland, Deutschland und die Tschechische Republik Werte über zwanzig Prozent erzielen. Finnland und Ungarn liegen im Durchschnittsbereich.

Was das zweite Kriterium, die Quote von Frauen in Führungspositionen, anbelangt, stehen Ungarn und Estland unterm europäischen Durchschnitt, vergleichbar anderen osteuropäischen Staaten, während Finnland bei den skandinavischen im Spitzenbereich liegt. Schließlich der dritte Punkt, die in Datenbanken registrierte Gewalt gegen Frauen: Eine europaweite Studie der „FRA European Union Agency for Fundamental Rights“ zeigt aufs Neue weit gestreute Werte für die fraglichen Länder. In Ungarn (28 Prozent) und in Estland (22 Prozent) ist der Prozentsatz von Frauen, die körperliche und/oder sexualisierte Gewalt gemeldet haben, niedriger als im europäischen Durchschnitt (33 Prozent), niedriger auch als in Deutschland (35 Prozent) oder in Frankreich (44 Prozent), in Finnland dagegen auffällig höher (47 Prozent). Diese Werte ähneln jedes Mal stark denen der direkten Umgebung.

Hier der lesenswerte Artikel: www.faz.net.

Wer Beiträge der Satire-Seite „Babylon Bee“ teilt, lebt gefährlich

Es gibt Meldungen, die sollten auch Nicht-Christen und politisch Progressive aufschrecken. Einem australischen Arzt, der sehr erfolgreich praktizierte, wurde nach 15 Jahren seine Lizenz auf unbestimmte Zeit entzogen, nachdem ein Gericht zu dem Schluss kam, dass seine Social-Media-Posts „klare konservative Tendenzen“ zeigten. Livesitenews.com meldet:

Im Jahr 2019 leitete das Medical Board of Australia (MBA) eine Untersuchung gegen den evangelikalen Christen Dr. Jereth Kok ein, nachdem es zwei anonyme Beschwerden über Social-Media-Posts erhalten hatte, die er innerhalb der letzten zehn Jahre geteilt hatte. In einem Interview mit Family Voice Australia beschrieb Kok den Moment, in dem er erfuhr, dass eine Untersuchung über sein Verhalten eingeleitet worden war: „An einem Freitagnachmittag im vergangenen Jahr, während ich Patienten beriet, wurde mir plötzlich mitgeteilt, dass ich zum Schutz des ‚öffentlichen Interesses‘ fristlos aus der Praxis entlassen werden würde.“

Die vermeintlich belastenden Daten kommen in Form von Diskussionen, die Kok in Online-Foren geführt hat, Kommentaren auf Facebook „und ‚Memes‘ und Artikeln, die [er] dort [Facebook] geteilt hat; darunter Artikel des amerikanischen politischen Kommentators Matt Walsh und der Satire-Seite Babylon Bee.“

Hier mehr: www.lifesitenews.com.

VD: AW

Sprachverordnung

Die Frankfurter Stadtverwaltung will durch die Verwendung von „geschlechtergerechter Sprache“ Klischees und Stereotype überwinden, so etwa eine binäre Sicht auf das menschliche Geschlecht. Die Handreichung soll sich auch an die Öffentlichkeit richten. Damit schreibt die Behörde vor, wie Menschen zu sprechen und damit auch zu denken haben:

Wie es in der Broschüre heißt, soll eine geschlechtersensible Sprache traditionelle Normen und Rollenbilder in Frage stellen und zur Überwindung von Klischees und Stereotypen beitragen. Frauen und Männer sollten sich gleichermaßen angesprochen fühlen, aber auch diejenigen sollten einbezogen werden, die sich nicht eindeutig einem biologischen oder sozialen Geschlecht zuordnen könnten oder wollten. Zu den „überholten Sprachgewohnheiten“, die geändert werden müssten, zähle das generische Maskulinum. Weil es Frauen und nichtbinäre Personen nur „mitmeine“, aber nicht eindeutig benenne, sei es für „eine der Sorgfalt und Genauigkeit verpflichtete Kommunikation nicht geeignet“.

Einer der Tipps lautet deshalb, sogenannte Doppel-Kurzformen wie „Liebe Mitarbeiter*innen“, „liebe Mitarbeiter:innen“ oder liebe „Mitarbeiter_innen“ zu verwenden. Das Sternchen, der Doppelpunkt und der Unterstrich verwiesen auf die Vielfalt diverser Geschlechtsidentitäten: „Auch intergeschlechtliche, trans* und queere Personen fühlen sich hiervon angesprochen und repräsentiert.“ Beim Sprechen könnten die Zeichen durch ein kurzes Innehalten kenntlich gemacht werden.

Mehr hier: www.faz.net.

Politische Korrektheit und identitäre Weltbilder

Die Migrationsforscherin Sandra Kostner sieht in linker Identitätspolitik eine große Gefahr für die Freiheit. Sie erklärt in einem Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt, wie „Läuterungsentrepreneure“ eine ganze Gesellschaft vor sich hertreiben können.

Als die Idee der politischen Korrektheit entstand, ging es um Begriffe, deren Zweck darin lag, Menschen abzuwerten. Daher war es absolut berechtigt, die Verwendung solcher Begriffe zu problematisieren. […] Kostner: Heute geht es darum, der Gesellschaft ein identitäres Weltbild aufzuzwingen. Ein Weltbild, in dem es keine Individuen, sondern nur noch Träger von Opfer- und Schuldidentitäten gibt. Dieses Weltbild beeinflusst in den USA schon den Unterricht.

Mehr: www.welt.de.

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