Zitate

Die Kommerzialisierung der Lebenskultur

David F. Wells, Professor für Historische und Systematische Theologie am Gordon-Conwell Theological Seminary, schreibt über die Kommerzialisierung unserer Lebenskultur:

Zur Kultur gehören alle Arten und Weisen, das Leben zu betrachten, alle Denkgewohnheiten, die in einem bestimmten Kontext typisch und zur Norm werden. Kultur ist das, was in einer modernen Gesellschaft mit ihren hochentwickelten Produktionssystemen für Waren und Dienstleistungen in uns mitschwingt, mit ihrer Konzentration auf unsere Städte, durch Technik in ihrer Effizienz gefördert, vernetzt durch nie vorher dagewesene Kanäle der Kommunikation und Information und dominiert von riesigen Bürokratien sowohl der Firmen als auch des Staates. Die Gesellschaft liegt außerhalb von uns, ist aber auch die Welt, die wir geistig und seelisch bewohnen. Wir können nicht anders über das Leben oder über uns selbst nachdenken, als im Kontext dieser Welt um uns herum. Es ist diese Welt, die auf uns eindringt, Forderungen an uns stellt, uns manchmal erschreckt, uns am Leben erhält und uns in Beschlag nimmt. Es ist diese Welt, die uns in Myriaden von Bildern einhüllt, in deren Rahmen wir über das Sein nachdenken, mit denen wir darauf reagieren und durch die wir mit anderen Menschen kommunizieren. Und so viele dieser Bilder, über die wir uns selbst begreifen, sind ihrem Wesen nach kommerziell. Das hat Auswirkungen auf alles, von der Mode über die Politik bis hin zur Religion.

Aus: David F. Wells, Above All Earthly Pow’rs: Christ in a Postmodern World, Grand Rapids, Michigan: Eerdmans, 2005, S. 19.

Welche Alternativen gibt es zum Relativmismus?

jonathan_littell.jpgDer Jude Jonathan Littell stammt aus Litauen, ist Amerikaner, lebt derzeit in Spanien und hat seinen Debütroman auf Französisch verfasst. Das Buch Die Wohlgesinnten über einen kultivierten Nazi-Henker hat ihm den Ruf eingebracht, ein das Böse banalisiernder Immoralist zu sein (siehe auch die FAZ vom 12. Sep. 2006).

In der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ, 3. Nov. 2007, Nr. 256, S. 37) hat Littell über mögliche Alternativen zum ethischen Relativismus gesprochen. Er wurde von Jesús Ruiz Mantille gefragt:

Statt Relativismus wollen wir auch keinen Absolutismus des Schwarz-Weiß-Denkens heraufbeschwören. Wo liegt der Ausweg?

Hier seine Antwort:

Wenn Gott verschwindet, stehen wir vor einem Dilemma. Die Werte müssen sich auf etwas beziehen, sie müssen irgendwo herkommen. In einer Welt ohne Gott ist es schwierig, ein ethisches und moralisches System einzurichten. Die Ideologien haben versucht, ein Ersatz zu sein, aber auch sie scheiterten, und jetzt haben wir gar nichts mehr. Und weder iPod noch Handel und Werbung schaffen ein Wertesystem. Die. Werte, denen wir mit unserem übertriebenen Konsumverhalten folgen, bedeuten gar nichts. Unsere Gesellschaft gleitet auf dem bisschen Erinnerung daher, einmal zu den Guten gehört zu haben. Sie lebt von den Resten.

Hermann Bavinck über das Christentum und den Zeitgeist

bavinckkl.jpgDerzeit arbeite ich an einem Manuskript von Hermann Bavinck (1854–1921), das hoffentlich 2008 (erneut) veröffentlicht werden kann. Der niederländische Theologieprofessor erweist sich bei näherer Betrachtung als ein äußerst vielseitiger Mensch, dessen Leben sich im Spannungsfeld von orthodoxem Christentum und moderner Kultur bewegte.

Hier ein wunderschönes Zitat von Bavinck:

Wenn wir das Christentum als für uns nicht passend verwerfen, erweist es sich in demselben Augenblick für uns als unentbehrlich. Wenn die Welt ruft: »Fort mit Christus«, zeigt er gerade in seinem Tode, dass er allein der Welt das Leben gibt. Zu den Inbegriffen, die der moderne Mensch sich über Welt und Leben bildet, passt das Christentum nicht, es steht ihnen diametral gegenüber. Aber desto besser passt es zu Welt und Leben, wie sie in Wirklichkeit sind. Wer sich los macht von den Idolen des Tages, von der öffentlichen Meinung, von den herrschenden Vorurteilen in Wissenschaft und Schule; wer die Dinge mit freiem Blick anschaut, nüchtern und mit offenem Sinn, wer Welt und Menschen, Natur und Geschichte nimmt, wie sie in sich wirklich sind, dem wird sich stets stärker die Überzeugung aufdrängen, dass das Christentum die einzige Religion ist, deren Welt- und Lebensanschauung auf Welt und Leben passt.

C.E.M. Joad über Religion, Wandel und Glaubwürdigkeit

Eine Religion, die sich in einem ständigen Prozess der Revision befindet, um mit dem sich permanent ändernden Weltbild der Wissenschaft übereinzustimmen, mag einerseits leichter zu glauben sein. Aber es fällt schwer zu glauben, dass sie glaubwürdig wäre.

C.E.M. Joad in The Recovery of Belief, London: Faber and Faber, 1955, S. 22. Der britische Philosoph Cyril Edwin Mitchinson Joad (1891–1953) konvertierte kurz vor seinem Tod vom Agnostizismus zum christlichen Glauben.

Nach oben scrollen
DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner