Francis Schaeffer schreibt ist seinem Buch Gott ist keine Illusion (Wuppertal: Brockhaus, 1984, S. S. 112–113):
Ein ernst zu nehmender Kommentar zum Dilemma des Menschen findet sich in Albert Camus‘ Die Pest. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges schleppen Ratten diese Seuche nach Oran ein, und bei oberflächlicher Betrachtung könnte man meinen, Camus wolle hier lediglich die Katastrophe schildern, die jeder Stadt zustoßen kann. Aber es geht ihm um tiefere Probleme. Er stellt den Leser vor eine schwere Wahl: Entweder muß er dem Arzt zur Seite stehen und die Pest bekämpfen, wobei er — so sagt Camus — gleichzeitig Gott bekämpft; oder er kann sich auf die Seite des Priesters stellen, die Pest nicht bekämpfen und damit unmenschlich sein. Dies ist die Alternative: Vor diesem Dilemma stand Camus und stehen alle, die — wie er — die christliche Antwort nicht kennen.
Aber auch die moderne Theologie weist keinen Ausweg aus diesem Dilemma. Ihre Anhänger landen immer wieder bei Camus‘ Problem und Baudelaires Aussage. Wenn sie von ihrer Position aus die Welt betrachten wie sie wirklich ist, muß ihnen ihre Vernunft sagen, daß Gott der Teufel ist. Weil sie aber mit dieser Schlußfolgerung nicht leben können, behaupten sie in blindem Glauben, Gott sei gut. Genau das sei — so sagen sie — »das Ärgernis des Kreuzes«: Wider allen äußeren Schein und wider alle Vernunft zu glauben, daß Gott gut ist. Hier müssen wir nachdrücklich widersprechen. Dies ist nicht das »Ärgernis des Kreuzes«! Das wahre Ärgernis besteht darin, daß man das Evangelium noch so klar und treu verkündigen kann und die Welt sich doch an einem bestimmten Punkt davon abwenden wird, weil sie sich gegen Gott auflehnt. Die Menschen lehnen das Evangelium nicht deshalb ab, weil es ihnen sinnlos erscheint, sondern weil sie sich nicht vor dem Gott beugen wollen, der wirklich da ist. Das ist das »Ärgernis des Kreuzes«.
Wider allen äußeren Anschein anzunehmen, daß Gott gut ist wäre wohl in der Tat nicht Ärgernis der Kreuzes, sondern Torheit des Kreuzes, wenn ich das Ganze mal auf das bekannte Pauluswort beziehen darf.
Das Ärgernis des Kreuzes ist vielleicht noch mehr, ncht nur das Nichtbeugenwollen vor Gott, sondern die Tatsache, daß Gott hier war und die Menschen ihn nicht auf Händen trugen, wie es die Frommen von sich annehmen, sondern daß sie Ihn auslieferten, ermordeten bzw im Stich ließen und davon liefen…
Gottes Segen
De Benny