Zur Zukunft der Theologie an den Universitäten

Der Wissenschaftsrat in Deutschland hat ein Papier mit dem Titel »Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen« herausgegeben. Nach Wolfgang Thielmann sagt der Rat damit (siehe hier):

Theologien, die Wissenschaften von Gott, gehören auf den Campus. Nicht nur, weil die christlichen ihren Platz dort durch Konkordate und Staatsverträge gesichert haben, sondern auch, weil Theologien ein Bewusstsein für die Abhängigkeiten wachhalten, denen jeder Mensch und jede Forschung unterworfen ist. Theologien, steht in dem 150-Seiten-Papier, »fördern die kritische Reflexivität der wissenschaftlichen Weltsicht und bieten Deutungsmöglichkeiten menschlicher Existenz«. Daher sieht der Rat die Existenz der Theologie an der Universität als relative Erfolgsgeschichte. Und will sie fortsetzen, mit der Autorität seiner Stimme.

Ein Hintergrund des Plädoyers für die Religion an der Universität ist der breiter werdende Bildungsmarkt. Thielmann schreibt:

Ein Hintergrund des Plädoyers für die Religion an der Universität ist der breiter werdende Bildungsmarkt. 2008 hat der Wissenschaftsrat im Zuge des Bologna-Prozesses die Freie Theologische Akademie in Gießen akkreditiert, eine Hochschule mit evangelikaler Prägung, die Gründung einer US-amerikanischen Mission. Im Jahr zuvor hatte das Theologische Seminar der deutschen Baptisten in Wustermark westlich von Berlin die Anerkennung als erste theologische Fachhochschule erhalten. Weitere Seminare vor allem aus den Freikirchen und von evangelikalen Trägern wollen folgen. Die Akkreditierungen scheinen sich mit dem Ziel des Papiers zu reiben. »Aber da muss unterschieden werden«, sagt Strohschneider: In einem Strukturpapier wie dem jetzt vorgelegten plädiert der Wissenschaftsrat dafür, »dass die Theologie nicht in der Alleinverantwortung von Kirchen und Religionsgemeinschaften stattfinden sollte, sondern im Kontext der Universität. In einem Akkreditierungsverfahren ist eine konkrete, an Kriterien gebundene Entscheidung zu treffen. Auch in einem solchen Verfahren wird aber ein Mindestmaß an akademischer Freiheit in der Einrichtung vorausgesetzt und dessen Vorliegen überprüft.« Quantitativ, sagt er, seien solche freien Hochschulen ein kleines Problem, »systematisch aber sehr interessant, weil man in diesem Bereich beobachten kann, dass es auch bei den christlichen Frömmigkeitsformen durchaus Fundamentalisierungstendenzen gibt, ganz so wie im Judentum und im Islam auch.«

Die »Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen« kann hier herunter geladen werden: 9678-10.pdf.

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14 Jahre zuvor

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