Das freie Wort in der Predigt

Die Bremische Bürgerschaft hat sich vergangenen Mittwoch frenetisch von dem evangelikalen Pastor Olaf Latzel distanziert, der sich in seiner Predigt auf kritische Bemerkungen zu anderen Religionen eingelassen hatte. Die rot-grüne Koalition und die Linke verabschiedeten sogar gemeinsam eine Resolution mit dem Titel „Bremen ist bunt: Gegen Hasspredigten und Diskriminierung von der Kanzel“. In der Entschließung, die von der Fraktion der Linken eingebracht wurde, beanstandet das Bremer Landesparlament Latzels „aufwiegelnde und herabwürdigende Predigt“.

Soll also das Parlament darüber entscheiden, was Pastoren auf der Kanzel verkündigen? Hatten wir die Einschränkung des freien Wortes nicht schon mehrfach in der jüngeren deutschen Geschichte? Muss eine pluralistische Gesellschaft nicht solche Predigten aushalten, auch dann, wenn sie nicht mit allen Aussagen des Predigers einverstanden ist? Nachfolgend gebe ich mit freundlicher Genehmigung einen Kurzkommentar von Ulrich Parzany wieder:

Das freie Wort in der Predigt

Das Landesparlament von Bremen hat mehrheitlich beschlossen, dass es sich davon distanziert, wenn ein Pastor seiner Gemeinde die Gültigkeit des Ersten Gebotes predigt: „Ich bin der HERR, dein Gott; du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2Mose 20,2f). Wer das tut, dem wirft die Bremische Bürgerschaft vor, „unter dem Deckmantel von Predigt und Schriftauslegung Hass gegen Anders- und Nichtgläubige zu verbreiten“. Die Kommunisten haben ja in ihren Systemen den Kirchen immer Vorschriften gemacht. Aber dass ein solcher Antrag auch von SPD und Grünen unterstützt wird, lässt aufhorchen. Sie können sich leider der Unterstützung kirchlicher Amtsträger gewiss sein. „Die Bremische Bürgerschaft begrüßt die Distanzierung der Bremischen Evangelischen Kirche und der Beschäftigten gegen die aufwiegelnde und herabwürdigende Predigt von Pastor Olaf Latzel. Die Äußerungen in der Predigt vom 18. Januar 2015 sind absolut indiskutabel.“ Dass ein Parlament beschließt, was wir diskutieren sollen oder nicht, ist allerdings ziemlich unverschämt. Da mein Bruder Olaf Latzel in seiner Predigt ein paar rotzige Wörter benutzt hat, wird man sich wahrscheinlich auch weiter von ihm vornehm distanzieren. Ich jedenfalls jetzt erst recht nicht. Begreift Ihr denn nicht, dass es hier tatsächlich um das Erste Gebot geht? „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

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14 Kommentare
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Peter
9 Jahre zuvor

Sehr schön! In der Erklärung heißt es:
„Die Bremische Bürgerschaft distanziert sich von allen Versuchen, unter dem Deckmantel von Predigt und Schriftauslegung Hass gegen Anders- und Nichtgläubige zu verbreiten. Religionsausübung und -verkündung dürfen eine Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft, ihrer Konfession oder ihrer sexuellen Orientierung weder motivieren noch legitimieren. “ (http://www.linksfraktion-bremen.de/nc/buergerschaft/antraege/detail/zurueck/antraege-neu/artikel/bremen-ist-bunt-gegen-hasspredigten-und-diskriminierung-von-der-kanzel/)
Das islamische Glaubensbekenntnis heißt: Es gibt keinen Gott außer Allah (oder Gott) und Mohammed ist sein Prophet. Das erfüllt also auch im Sinne der Linken ebenfalls den Tatbestand der Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Bekenntnisses. Mal davon abgesehen, ob in der Shahada Gott und Allah das gleiche ist: Die Aussage, dass Mohammed der Prophet ist, diskriminiert andere Menschen.

Markus
9 Jahre zuvor

Es ist die Bremer Bürgerschaft, die Andersdenkende massiv „diskriminiert“.

flitzeflink
9 Jahre zuvor

Schön zu sehen, dass es noch Leute wie Ulrich Parzany gibt, die sich mutig und klar positionieren, während sich der größte Teil der evangelikalen deutschen Christenheit in Schweigen und Zurückhaltung hüllen. Wir hatten in unserem Land schonmal eine Zeit, in der die Christenheit sich weitgehend dem Diktat der Obrigkeit und des Zeitgeistes gebeugt haben. Hinterher hieß es dann: hätten wir doch nur …

Markus hat ganz recht: Es sind die ach so bunten Zeitgenossen, die hier diskriminierend, intolerant, ignorant und hetzerisch sind und nicht der Bremer Pastor, der trotz aller Glaubens- und Überzeugungsunterschiede zu einem liebevollen Miteinander aufgerufen hat.

Chris
9 Jahre zuvor

Was interessiert es mich als Christ, was gottlose und antichristliche Mächte beschließen, behaupten und propagieren? Mich als Christ interessiert das nicht!

Schandor
9 Jahre zuvor

@Chris

Ich versteh Dich – aber wie sollen wir sonst „Salz&Licht“ sein in dieser Welt? Müssen wir nicht Farbe bekennen, Jesus Christus (und alles, wofür er steht) bekennen? Wenn es uns „nicht interessiert“, zeigen wir damit nicht, dass es uns egal ist, was diese Menschen gegen Gottes Willen und Gesetz beschließen? Und ist es nicht so: Verfolgt werden die Christen in Deutschland genau solange nicht, solange sie ihren Mund halten? Tritt auf als Christ in Deutschland – und Du erfährst sofort, was Christenverfolgung ist. Ganz besonders im links-linken Deutschland, das neben den skandinavischen Ländern eine Art Vorreiter-Rolle in Sachen antichristlicher „Demokratie“ fungiert. Oder meinst Du nicht?

Chris
9 Jahre zuvor

Hallo Schandor! Ich stimme Dir völlig zu, denn ich meine damit, daß es eben deshalb nicht interessieren muß, was links-grüne Gruppen oder Parteien zu christlichen Predigten sagen und was sie davon halten, weil man sonst anfängt, als Christ zu schweigen und sich vielleicht selbst zu zensieren. Es darf uns nicht interessieren, was in diesem Fall zum Beispiel die Bremische Bürgerschaft von unseren Predigten hält, denn das geht die gottlose Bürgerschaft rein gar nichts an. Als ich von dieser Predigt gehört habe, war ich sogar erstaunt, wieviel Ablehnung und Feindseligkeit Pastor Latzel sogar aus seiner eigenen Kirche aushalten mußte, und verwundert darüber, daß links-grüne Gruppen daraus einen „Skandal“ gemacht haben. In meiner Gemeinde werden andauernd solche Predigten gehalten, auch privat haben wir Geschwister diese pro-biblische Haltung. Für mich/uns ist es deshalb unbegreiflich, wie man daraus so einen „Skandal“ machen konnte. Pastor Latzel hat nur das gepredigt, was in der Bibel steht, mehr nicht. Bei uns in der Gemeinde ist das Alltag… Weiterlesen »

Markus
9 Jahre zuvor

@ Ron, stimme vollumfänglich zu. Ich bemerke aber noch, dass „Obrigkeit“ in Röm 13 durch bestimmte Eigenschaften gleichsam definiert ist: Sie ist z.B. nicht wegen guter Werke zu fürchten, sondern wegen böser. Was ist dann mit einer „Obrigkeit“, bei der man sich fürchten muss, wenn man Gottes Wort verkündigt? Es scheint dann eine logische Konsequenz aus dem Text selbst zu sein, dass es sich dann nicht mehr um „Obrigkeit“ in diesem Kontext handelt.

Peter
9 Jahre zuvor

Ich gebe auch allen (irgendwie) recht. Wenn ich Chris‘ Aussage „Was geht mich das an?“ als eine Art „Trotzreaktion“ sehe, meint ihr das gleiche. „Trotzreaktion“ i. S. v. „ich mache trotzdem weiter“.

Peter
9 Jahre zuvor

Hallo Ron!
„Es gehört zu den tiefen Einsichten des Christentums, dass Macht, dort wo sie sich konzentriert, schnell korrumpiert.“ Naja, etwas „blauäugig“ oder 😉
M. E. sieht „das“ Christentum eher die Probleme bei anderen als bei sich selbst. Ich denke da z. B. an das Papsttum & Kurie & Co, aber auch an die Herausbildung der evangelischen (evangelisch-lutherischen) Kirche. Da hat das Christentum nicht ganz so kritisch hingeschaut.

flitzeflink
9 Jahre zuvor

@Peter & Ron: Und deswegen sollten kirchliche und gemeindliche Strukturen eben auch so angelegt sein, dass sie die Macht eines Einzelnen möglichst einschränken. Hier ist die Kirchenordnung/-struktur von Bremen wirklich ein großes Vorbild – und leider ist sie für eine Landeskirche auch einzigartig in Deutschland. In Bremen darf nämlich jede Gemeinde selbst bestimmen, wer in ihr predigt und was gepredigt wird – anderenfalls wäre Pastor Latzel wohl längst suspendiert.

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