September 2010

Baghwan – der Mode-Guru

201009300801.jpgDer deutsche Philosoph Peter Sloterdijk war für mehrere Monate Jünger im Ashram. Auch Peter Lustig, Moderator der Kinderserie »Löwenzahn« und seine zweite Frau Elfie Donnelly, geistige Mutter von »Benjamin Blümchen« und »Bibi Blocksberg«, gehörten zu den Jüngern von Guru Baghwan.

Die Schweizer Filmemacherin Sabine Gisiger hat einen Dokumentarfilm über Baghwan und seinen Ashram produziert, der jetzt in einigen Kinos anläuft. Zum Film heißt es:

Die wilden siebziger Jahre. Die Suche nach einem neuen Bewusstsein, nach Spiritualität und sexueller Befreiung. In England hört der junge Hugh auf einer Audiokassette den spirituellen Lehrer Bhagwan Shree Rajneesh. Er reist auf der Suche nach sich selbst nach Indien. Die junge Inderin Sheela wird von ihrem Vater zum charismatischen Guru gebracht und weiß mit einundzwanzig: Bei diesem Mann zu sein ist alles, was sie will. In seinem Ashram in Poona hält Bhagwan seine Jünger zu Meditation und tantrischer Sexualität an, um sie zu höherem Bewusstsein zu führen. Hugh erlebt den Aufstieg des Gurus als Leibwächter. Sheela wird zur persönlichen Sekretärin und zur mächtigen Chefin von Bhagwans Modellkommune, die in den achtziger Jahren in den Bergen Oregons entsteht: 5000 junge Menschen wollen eine ideale Lebensgemeinschaft bilden, die der Welt als Beispiel dienen soll. Der Guru, in der westlichen Presse der siebziger Jahre als «Sex-Guru» verpönt, macht nun mit seinen Rolls- Royces Schlagzeilen. Der Traum endet in einem Alptraum, für Hugh in einem seelischen Zusammenbruch, für Sheela im Gefängnis. Wann begann es schief zu laufen?

Das Deutschlandradio stellt den Film kurz vor:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2010/09/27/dlf_20100927_0954_e3443da1.mp3[/podcast]

Zukunft der Gewissensfreiheit in Europa

Der Europarat stimmt am 7. Oktober über einen Bericht zur Gewissensfreiheit ab. Der Bericht heißt: »Women’s access to lawful medical care: the problem of unregulated use of conscientious objection«. Viele Christen in Europa sind besorgt, da eine Annahme dieses Berichts für Christen und christlich-orientierte Krankenhäuser ein Problem darstellen könnte.

Die katholische Organisation Europa4Christ hat folgende möglichen Probleme aufgeführt:

  1. Die Gewissensfreiheit soll nur für Individuen gelten. Krankenhäuser müssten alles anbieten, was im jeweiligen Land erlaubt ist, also z.B. Abtreibung, Euthanasie, Beihilfe zum Selbstmord, Verpflanzung embryonaler Stammzellen, Sterilisierung, etc. Das würde für christlich-orientierte Krankenhäuser heißen, dass sie zusperren … oder ihre christliche Orientierung aufgeben müssten.
  2. Für einzelne Ärzte und Krankenpersonal soll die Gewissensfreiheit eingeschränkt werden durch eine Hinweis- und Begleitungspflicht bei der Vornahme des Eingriffs durch andere. Auch das ist für Christen oft moralisch nicht möglich.! Es könnte sein, dass Christen dann nur mehr schwer im medizinischen Dienst arbeiten könnten.
  3. Es soll ein Verzeichnis geschaffen werden, in dem alle, die bestimmte Dinge nicht machen wollen, erfasst werden. Eine schwarze Liste sozusagen, die diese Ärzte und Pfleger an den Pranger stellen könnte.
  4. Der Bericht stellt den »Zugang zu rechtmäßiger medizinischer Versorgung« mit dem Grundrecht auf Gewissensfreiheit gleich. Das ist rechtlich falsch – und schafft zum Beispiel ein indirektes »Recht auf Abtreibung«.

Weitere Informationen und Handlungsempfehlungen sind hier zu finden: www.europe4christ.net.

Nachtrag vom 29.09.2010: IdeaSpektrum-Meldung zum Thema.

Der Kirchenclown-Kongress

Das christliche Medienportal Pro hat heute mitgeteilt, dass vom 22.–24. Oktober in Halle ein Kongress zum Thema »Clownerie und Kirche, Glaube und Humor« stattfinden wird. In der Meldung heißt es:

Clown Leo alias Steffen Schulz ist seit über zehn Jahren hauptberuflicher Kirchenschelm. Bei seiner Tagung soll es um eine Standortbestimmung der Kunstform Kirchenclownerie gehen. Geplant sind Gesprächsrunden, die sich mit möglichen Spannungen zwischen Humor und Kirche auseinandersetzten sowie praxisnahe Kurse. Darüber hinaus spricht die Theologin und Clownin Gisela Matthiae über das Thema ›Wie fröhlich ist die Christenheit‹. Einen humorvollen Rahmen bilden Auftritte verschiedener Kirchenclowns und ein ökumenische Gottesdienst, bei dem die Teilnehmer der Tagung mitwirken können.

Ich habe weder etwas gegen gute Unterhaltung oder gegen deftigen Humor, ganz im Gegenteil: Wir Christen sollten mehr lachen. Dennoch nehme ich die Karnevalisierung der Kirche mit Zurückhaltung wahr. Ist es nicht gerade das Problem, dass die Kirche oft nur noch als eine Institution angesehen wird, die die Menschen bei guter Laune hält und beim Abbau von Schuldgefühlen assistiert? Wird eine unterhaltende Kirche gehört, wenn es um den Ernst des Lebens und den Trost im Sterben geht?

Ich weiß, ein guter Clown kommuniziert tiefsinnige Botschaften. Vielleicht gelingt ja die Vermittlung der Botschaft gerade dann, wenn mit den Erwartungshaltungen der Kirchgänger radikal gebrochen wird. Trotzdem bleibe ich skeptisch. Ich muss, wie kann es anders sein, an das großartige Gleichnis denken, das Sören Kierkegaard einmal erzählte. Ich zitiere es hier in der Weise, wie Joseph Ratzinger es einst überliefert hat (Einführung in das Christentum, DTV, 1977, S. 13–14):

Wer heute über die Sache des christlichen Glaubens vor Menschen zu reden versucht, die nicht durch Beruf oder Konvention im Innern des kirchlichen Redens und Denkens angesiedelt sind, wird sehr bald das Fremde und Befremdliche eines solchen Unterfangens verspüren. Er wird wahrscheinlich bald das Gefühl haben, seine Situation sei nur allzu treffend beschrieben in der bekannten Gleichniserzählung Kierkegaards über den Clown und das brennende Dorf, die Harvey Cox kürzlich in seinem Buch ›Stadt ohne Gott?‹ wieder aufgegriffen hat. Diese Geschichte sagt, daß ein Reisezirkus in Dänemark in Brand geraten war. Der Direktor schickte daraufhin den Clown, der schon zur Vorstellung gerüstet war, in das benachbarte Dorf, um Hilfe zu holen, zumal die Gefahr bestand, daß über die abgeernteten, ausgetrockneten Felder das Feuer auch auf das Dorf übergreifen würde. Der Clown eilte in das Dorf und bat die Bewohner, sie möchten eiligst zu dem brennenden Zirkus kommen und löschen helfen. Aber die Dörfler hielten das Geschrei des Clowns lediglich für einen ausgezeichneten Werbetrick, um sie möglichst zahlreich in die Vorstellung zu locken; sie applaudierten und lachten bis zu Tränen. Dem Clown war mehr zum Weinen als zum Lachen zumute; er versuchte vergebens, die Menschen zu beschwören, ihnen klarzumachen, dies sei keine Verstellung, kein Trick, es sei bitterer Ernst, es brenne wirklich. Sein Flehen steigerte nur das Gelächter, man fand, er spiele seine Rolle ausgezeichnet – bis schließlich in der Tat das Feuer auf das Dorf übergegriffen hatte und jede Hilfe zu spät kam, so daß Dorf und Zirkus gleichermaßen verbrannten.

Cox erzählt diese Geschichte als Beispiel für die Situation des Theologen heute und sieht in dem Clown, der seine Botschaft gar nicht bis zum wirklichen Gehör der Menschen bringen kann, das Bild des Theologen. Er wird in seinen Clownsgewändern aus dem Mittelalter oder aus welcher Vergangenheit auch immer gar nicht ernst genommen. Er kann sagen, was er will, er ist gleichsam etikettiert und eingeordnet durch seine Rolle. Wie er sich auch gebärdet und den Ernstfall darzustellen versucht, man weiß immer im voraus schon, daß er eben – ein Clown ist. Man weiß schon, worüber er redet, und weiß, daß er nur eine Vorstellung gibt, die mit der Wirklichkeit wenig oder nichts zu tun hat. So kann man ihm getrost zuhören, ohne sich über das, was er sagt, ernstlich beunruhigen zu müssen. In diesem Bild ist ohne Zweifel etwas von der bedrängenden Wirklichkeit eingefangen, in der sich Theologie und theologisches Reden heute befinden; etwas von der lastenden Unmöglichkeit, die Schablonen der Denk- und Sprechgewohnheiten zu durchbrechen und die Sache der Theologie als Ernstfall menschlichen Lebens erkennbar zu machen.

Dein Leben ist einmalig

201009280446.jpgDie meisten Menschen gehen durch das Leben ohne ein Anliegen für Gott. Triviale Unterhaltung, Bequemlichkeit und Vergnügen machen ihren Lebensunterhalt aus – und vielleicht versuchen sie noch, Sünde zu vermeiden. Dieses Buch ist eine aufrüttelnde Warnung, sich nicht von einem belanglosen Leben gefangen nehmen zu lassen. Es soll herausfordern, zum Ruhm des Kreuzes Jesu zu leben und zu sterben und dabei nur eine einzige Leidenschaft zu entwickeln: die Ehre Gottes. Wenn Sie glauben, dass Ihr Leben Christus und das Sterben Gewinn ist, dann lesen Sie dieses Buch und lernen Sie, für ihn zu leben.

Das Buch:

  • John Piper: Dein Leben ist einmalig – vergeude es nicht, Bielefeld: CLV Verlag, 2004, 224. S.

kann hier heruntergeladen werden: 255963.pdf.

Außerdem gibt es das Buch natürlich auch gedruckt:

Accordance 9

Johannes hat sich in den letzten Wochen intensiv mit der Bibel-Software Accordance beschäftigt und wird wohl bald (siehe hier) einige neue Funktionen der Version 9 vorstellen (Version 9.03 läuft stabil). Außerdem hat Johannes inzwischen weitere Module mit deutschen Texten für Accordance erstellt. Darunter ist auch die Schlachter-Bibelübersetzung von 1951.

Die Module können hier frei herunter geladen werden: www.nachfolgeblog.de.

Einschränkung der Kirchen auf leisen Sohlen?

Thomas Schirrmacher problematisiert die Einschränkung der Religionsfreiheit:

Gemessen an der Lage eines Großteil der Weltchristenheit in Ländern ohne wirkliche Religionsfreiheit ist es vermessen, in den westlichen Demokratien von der Gefahr der Christenverfolgung zu sprechen. Christen in China oder gar Iran können nur den Kopf schütteln, wenn bei uns vorschnell von Verfolgung gesprochen wird, da sie sehen, welche Freiheiten Christen bei uns haben, wie der Rechtsstaat funktioniert und von Christen in Anspruch genommen werden kann und welche Möglichkeiten Christen haben, sich über eigene und andere Medien breites Gehör zu verschaffen.

Das darf aber nicht dazu führen, dass man sich nicht mit drohenden Gefahren für die Religionsfreiheit auch bei uns auseinandersetzt. Dabei muss man nüchtern sehen: Wenn es innerhalb der EU oder überhaupt innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft zu einer Bedrückung von Kirchen und Religionsgemeinschaften kommt, dann sicher nicht auf dem plumpen Weg der Gewalt, sondern auf dem sanften Weg des Gesetzes und auf dem Weg der verzerrten Darstellung in den Medien. Gegen letztere kann man sich dabei durch Aufklärungsarbeit wehren, gegen das Gewaltmonopol des Rechtsstaates ist dagegen nur wenig auszurichten, wenn nicht zuständige höchste Gerichte selbst ungerechte Gesetze eingrenzen.

Hier geht’s weiter: www.thomasschirrmacher.info.

Brief von Kümmel an Bruce

Frederick Fyvie Bruce (1910 – 1990) gehörte zu den herausragenden evangelikalen Neutestamentlern des 20. Jahrhunderts. Rod Decker hat vor einiger Zeit einen Brief veröffentlicht, den W.G. Kümmel am 17. Juni 1975 an Bruce geschrieben hatte, um sich bei ihm für seinen Beitrag zur Kümmel-Festschrift zu bedanken. Die Gesellschaft, von der Kümmel im Schreiben spricht, ist die Society for NT Studies. Die Festschrift trägt folgenden Titel:

  • Grässer, Erich (Ed.): Jesus und Paulus: Festschrift für Werner Georg Kümmel zum 70. Geburstag. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1975

Hier der Brief:

Prof. Dr. W. G. Kümel
355 Marburg/Lahn, 12 . Juni 1975
Von-Harnack-Straße 23

Sehr verehrter Herr Kollege,

Sie werden es mir sicher nicht übelnehmen, dass ich erst heute dazu komme, Ihnen für Ihre freundliche Mitarbeit an der mir zu meinem 70. Geburtstag überreichten Festschrift sehr herzlich zu danken. Aber Sie werden verstehen, dass man nur Schritt für Schritt die vielen Briefe und gar die vielen Aufsätze lesen und beantworten kann, die einen an einem solchen Jubilaum erreichen. Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass auch Sie sich an der Festschrift beteiligt haben, und die Gedanken, die Sie als die eigentliche Meinung des Paulus in dem von Ihnen behandelten Abschnitt des Galaterbriefs herausstellen, halte ich durchwegs für richtig. Dass Paulus letztlich nicht autobiographisch, sondern kerygmatisch-apologetisch schreibt, haben Sie richtig und überzeugend nachgewiesen.

Ich hoffe, Sie haben inzwischen den mir pünktlich überreichten Band auch erhalten und gesehen, dass er viele interessante und wertvolle Arbeiten enthält und auch ein erfreuliches Zeichen der die Grenzen überschreitenden Zusammenarbeit der Neutestamentler ist.

Ich hoffe, Sie im August als Präsident unserer Societas begrüssen zu können, und grüsse Sie bestens

Ihr ergebener

[Werner Kümmel—sig]

Soziologie studieren?

Falls jemand darüber nachdenkt, demnächst Soziologie zu studieren, empfehle ich die Seattle Pacific University (USA). Dort findet die Frau oder der Mann den optimalen Lehrkörper: www.spu.edu.

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