2011

Schirrmacher: Islamisten bestrafen wachsenden Mut der Christen

In der islamischen Welt werden alteingesessene Christengemeinschaften zum Ziel von Terror. Die Zeitschrift DIE WELT hat mit Thomas Schirrmacher über die Lage der Christen im Orient gesprochen:

Welt Online: Die Christen werden selbstbewusst – und dafür bestraft?

Schirrmacher: Ja, der historische Deal zwischen muslimischer Mehrheit und christlicher Minderheit wird zunehmend aufgekündigt. Er bestand darin, dass die orientalischen Christen nicht laut und schon gar nicht gegenüber dem Ausland über ihre rechtlichen Benachteiligungen klagten. Im Gegenzug ließ man sie als Bürger zweiter Klasse in Ruhe.

Welt Online: Wo sonst beobachten Sie das Ende dieses »Deals«?

Schirrmacher:
Offenkundig im Irak. Nachdem einige irakische Bischöfe begannen, die Weltöffentlichkeit über ihr Leid zu informieren, verschlimmerte sich die Lage der irakischen Christen noch.

Welt Online: Stehen die irakischen Bischöfe denn geschlossen hinter der Strategie öffentlicher Hilferufe?

Schirrmacher: Keineswegs! Viele Bischöfe plädieren dafür, lieber leise diskriminiert zu werden, statt sich laut zu beschweren und dafür ermordet zu werden. Ähnlich riskant leben die Christen in der Türkei: Der Mord an den drei Evangelikalen von Malatya lässt sich ebenfalls als Bestrafungsaktion verstehen. In Malatya war ein Zentrum alteingesessener Türken entstanden, die sich zum christlichen Glauben bekehrt hatten und nun offensiv Gleichberechtigung einforderten. Einige verlangten, in ihrem Ausweis den Eintrag »Muslim« durch »Christ« zu ersetzen, andere wagten, vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu ziehen – gegen ihren Staat. So viel Selbstbewusstsein dulden Radikalislamisten nicht.

Hier: www.welt.de.

Binswanger: Luftbuchungen, Blasen und andere Fiktionen

Hans Christoph Binswanger ist ein Schweizer Wirtschaftswissenschaftler. Berühmt wurde seine Habilitation zur Geldtheorie, die 1969 erschien. Danach lehrte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1994 als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen. Der Doktorvater von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist ein bekannter Wachstumskritiker.

DIE ZEIT hat sich mit Binswanger unterhalten. Die Geldschwemme der Notenbanken führt zu immer neuen Krisen, warnt der Schweizer Ökonom und fordert radikale Reformen.

Der moderne Kapitalismus basiert in immer stärkerem Maße auf dem Prinzip der Geldschöpfung. Durch die Abkehr von jeglicher Goldbindung Ende der siebziger Jahre wurde der Geldvermehrung freier Lauf gelassen. Die Banken können fast unbegrenzt Kredite in die Welt setzen und damit Buchgeld schaffen, also Guthaben auf den Girokonten, über die heute jeder verfügt. Die Geldmenge ist dadurch rapide gewachsen. Gegenwärtig sind nur noch rund fünf Prozent des Geldes Banknoten der Zentralbank, rund 95 Prozent ist Buchgeld der Banken. Das Geld wandert um den Globus und führt zu Spekulation, Rivalität und Krisen

Wir sind wie ein Alkoholkranker. Der bekommt qualvolle Entzugserscheinungen, wenn man ihm den Alkohol entzieht. Würden die Zentralbanken die Zinsen stark erhöhen und die Geldschöpfung plötzlich bremsen, würde es uns ähnlich ergehen. Das System würde kollabieren. Deshalb sieht sich die Zentralbank gezwungen, immer mehr Geld bereitzustellen. Das aber macht das System noch krisenanfälliger. Ein Teufelskreis. Es werden sich weitere Blasen bilden, die irgendwann platzen und großen Schaden anrichten.

Hier das lesenswerte Interview: www.zeit.de.

Wir sind schuld

Muslimische Intellektuelle und Alltagsrassisten sind mitverantwortlich für den Hass auf die christlichen Kopten, sagt der muslimische Journalist Hani Shukrallah aus Kairo. Er hat einen bemerkenswert selbstkritischen Kommentar zur Lage der Kopten in Ägypten verfasst. DIE ZEIT hat eine Übersetzung publiziert:

Jetzt jedoch, zwei Jahrhunderte nach der Geburt des modernen Ägyptens und zu Beginn des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts, scheint das, was bisher undenkbar war, nicht mehr jenseits unserer Vorstellungskraft zu liegen: ein Ägypten ohne Christen. Ich hoffe, dass ich, falls das eintrifft, schon lange diese Erde verlassen haben werde. Doch ob tot oder lebendig, dieses Ägypten wird ein Ägypten sein, das ich nicht wiedererkenne und dem ich nicht angehören will.

Hier: www.zeit.de.

VD: EP

Mirjam Scarborough (1957-2011)

Mirjiam.jpgAls Mitarbeiter des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit (IIRF) trauere ich um die Kollegin Dr. Mirjam Scarborough, die am 4. Januar 2011 im Alter von 53 Jahren an Knochenmarkkrebs verstorben ist.

Mirjam Scarborough war stellvertretende Direktorin des IIRF-Büros in Kapstadt, Südafrika und geschäftsführende Redakteurin des Internationalen Journals für Religionsfreiheit. Sie begann ihre Mitarbeit beim IIRF im August 2007. Sie leistete einen entscheidenden Beitrag zum Aufbau des Kapstädter Zweiges des IIRF und war für den größten Teil der Verwaltung verantwortlich.

Sie brachte in die Redaktionsgruppe die weibliche Perspektive ein. Es war auch ihre Idee, Interviews als eine neue Rubrik einzuführen und sie veröffentlichte eines mit einem herausragenden Verfechter der Religionsfreiheit und ein weiteres mit einer rumänischen Christin, die in der Vergangenheit schwere Verfolgung erlitten hatte. Dr. Scarborough betonte die pastorale Perspektive und eine Sicht der leidenden Kirche von der Basis aus. Sie hatte gehofft, ein Geschichtsforschungsprojekt durchführen zu können, das auf mündlichen Berichten lebender Zeugen von Verfolgung aus Glaubensgründen basiert.

Nun ist sie heimgegangen.

Christenverfolgung ist in Nordkorea am schlimmsten

DIE WELT online hat einen Beitrag über die Christenverfolgung platziert:

Open Doors schätzt, dass weltweit rund 100 Millionen Christen aufgrund ihres Glaubens verfolgt werden. Christen seien damit die größte Gruppe aller aus religiösen Gründen Verfolgten. Der jährlich veröffentlichte Weltverfolgungsindex erscheint seit 1993. Jedes Jahr bewertet eine internationale Arbeitsgruppe von Open Doors die Situation für Christen in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit. Kriterien sind veröffentlichte Berichte zu Übergriffen auf Christen, Informationen durch eigene Befragung vor Ort und Einschätzungen von Experten.

Der Islam ist in acht der ersten zehn Länder des Index die Religion der Mehrheitsbevölkerung. Rund 100 Millionen Christen werden weltweit aufgrund ihres Glaubens verfolgt, schätzt Open Doors. Jedes Jahr bewertet das Werk die Religionsfreiheit für Christen in 50 Ländern anhand eigener Befragungen vor Ort, von Berichten über Übergriffe und Experteneinschätzungen.

»Gerade als Christen in der freien Welt haben wir eine besondere Verantwortung für unsere verfolgten Glaubensgeschwister«, sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland. Es sei nicht hinnehmbar, dass Christen für 25 Jahre und länger in Todeszellen sitzen, in Arbeitslagern gefoltert werden oder auf der Flucht sind, weil sie sich für den Glauben an Christus entschieden haben. Der erste Hilferuf Verfolgter mit der Bitte um Gebet gehe daher an die Christen und Kirchengemeinden in Freiheit.

Hier: www.welt.de.

Warum das Böse nicht banal ist

Hannah Arendt deutete Eichmann realitätsfernen Apparatschik (siehe Über das Böse). Sie hätte es besser wissen können, meint Alan Posener. Der Holocaust-Organisator tötete als Idealist, nicht als bloßer Befehlsempfänger.

Dass der Judenhass Eichmann motiviert haben könnte, leugnete Arendt. Für sie waren die Juden das eher zufällige Opfer einer sich radikalisierenden totalitären Maschinerie; und selbst Adolf Hitler galt ihr als »lediglich eine höchst notwendige Funktion der Bewegung«.

Nun, wir wissen es inzwischen besser; und auch Arendt hätte es wissen können. Hatte doch Eichmann, nachdem er mit Hilfe des Vatikans nach Argentinien geflüchtet war, sich gegenüber seinem SS-Kumpan Willem Sassen gebrüstet: »Hätten wir 10,3 Millionen Juden getötet, dann wäre ich befriedigt und würde sagen, gut, wir haben einen Feind vernichtet. (…) Ich war kein normaler Befehlsempfänger, dann wäre ich ein Trottel gewesen, sondern ich habe mitgedacht, ich war ein Idealist gewesen.«

Sehr richtig und wichtig die Aussage:

Die Verbrecher selbst mögen banale Existenzen sein, das Böse aber liegt in den Ideen, die sich ihrer bemächtigen und die keineswegs banal sind.

Hier der Artikel: www.welt.de.

Die Saat der Worte

Heute ist in der FAZ der Artikel »Schrift steht gegen Gewalt« von Christine Schirrmacher erschienen (5. Januar 2010, Nr. 3, S. 29). Darin heißt es:

Der politische Islam, der Islamismus und Extremismus, hat sich die koranischen Grundlagen für die Nachrangigkeit von Christen und Juden und deren gesellschaftlich-rechtliche Benachteiligungen in den vergangenen vierzig Jahren massiv zunutze gemacht. Der Dschihadismus knüpft an die Koranverse an, die vor dem Unglauben der »Schriftbesitzer« warnen, verknüpft sie mit politischen Ereignissen wie dem Irak-Krieg oder den Folterskandalen von Abu Ghraib und stellt alles Westlich- Christliche als verdorben, verfälscht und zerstörerisch dar, dessen man sich erwehren müsse. Hassprediger in Moscheen und im Internet, in Veröffentlichungen und im Unterricht von Jugendlichen halten Hetzreden gegen die »Ungläubigen«, den Westen, die zionistische Verschwörung und das Christentum, das gekommen sei, den Islam zu zerstören. Das erzeugt in Kombination mit der eigenen desolaten wirtschaftlichen Lage Zorn gegen den Feind da draußen. Natürlich gibt es im Islam oder auch im Koran keine Anweisung, Juden und Christen zu töten und ihre Gotteshäuser in die Luft zu sprengen. Viele Prediger rufen zur Mäßigung und zum Frieden auf. Aber neben den Theologen, die die Anschläge verurteilt haben, gibt es Hassprediger, die in staatlich gelenkten theologischen Ausbildungsstätten und Moscheen etabliert sind und im Internet und Fernsehen etwa Selbstmordattentate in Palästina rundheraus rechtfertigen (wie etwa der wohl derzeit einflussreichste islamische Theologe Yusuf al-Qaradawi) und zum Dschihad aufrufen.

Nachtrag: Der Artikel ist inzwischen online: www.faz.net.

ZDF: Wo Christen verfolgt werden

Ägypten ist nicht das einzige Land, in dem Christen verfolgt werden. Laut dem neuen Verfolgungsindex rangiert es sogar auf den hinteren Plätzen (der Index ist in dem Buch Märtyrer 2010 zu finden). Im Iran, Afghanistan oder im Irak sieht die Lage der Christen viel düsterer aus.

Das heute journal des ZDF hat am 04. Januar 2010 einen sehr guten Beitrag über Christenverfolgung ausgesendet. Hier geht es zum Mittschnitt in der ZDF-Mediathek: www.zdf.de.

Schweizer Bundesrat will Inzest entkriminalisieren

In der Schweiz hat der Bundesrat vorgeschlagen, Inzest zu entkriminalisieren und damit (wieder einmal) eine Debatte entfacht. Die NZZ schreibt:

Es ist ein heisses Eisen, das der Bundesrat angefasst hat. Im Zusammenhang mit der Überprüfung der Strafrahmen schlägt er vor, Inzest künftig straflos zu erklären. Der Tatbestand habe eine marginale Bedeutung, so begründet der Bundesrat seinen Vorschlag und verweist darauf, dass zwischen 1984 und 2007 pro Jahr durchschnittlich lediglich drei bis vier Urteile wegen Inzest gefällt worden seien. Warum dies so ist – ob sexuelle Verhältnisse innerhalb der Familie praktisch nicht vorkommen oder ob allfällige Verbindungen meist im Dunkeln bleiben –, dazu gibt der Bundesrat keine Vermutung ab.

Hier: www.nzz.ch.

Algerien: Bei Missionierung droht Haft

Für unerlaubte Missionierung unter Muslimen durch Nicht-Muslime, sei es direkt oder indirekt, sehen Regelungen in Algerien drastische Strafen vor: Gefängnis bis zu fünf Jahren oder hohe Geldstrafen.

Hier ein interessanter DLF-Bericht über die Benachteiligung von Christen in Algerien:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/01/04/dlf_20110104_0944_9fb5a64e.mp3[/podcast]

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