2016

USA: Anglikaner setzen Mitgliedschaft der Episkopalkirche aus

Die Mitgliedschaft der progressiven Episkopalkirche in den USA wurde für drei Jahre von der Weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft ausgesetzt, weil sie sich für die Unterstützung der gleichgeschlechtlichen Ehe ausgesprochen hat. Der Katholik Dwight Lungenecker, der früher selbst zur Anglikanischen Kirche gehörte, misst diesem Beschluss der Anglikanischen Kirche eine größere Bedeutung zu. Es zeige sich, dass sich die weltweite Christenheit neu orientiere. Sie distanziere sich zunehmend von den liberalen und relativistischen Einflüssen, die vor allem aus Nordamerika und Europa kommen, und höre mehr auf die bibelfesten Stimmen aus der südlichen Christenheit.

Both Catholic and Anglican Christians who wish to adhere to the historic Christian faith will increasingly look South for their leadership. Disenchanted by leaders who they perceive to be ambiguous on moral matters, weak on theology and spineless in defense of the faith, those who wish to stand up for historic Christianity will see their champions as bishops from the developing world. Not only are these bishops in the front line against moral decay, but many of them are also staunch and realistic warriors in the increasingly fraught conflict with militant Islam. This reorientation will mean that the African bishops–both Catholic and Anglican–may well find they have unexpected supporters in prayer and finance from those in the North who will be shifting their commitment and enthusiasm to the South.

Die Kirchen im Süden wachsen. Die Kirchen in Nordamerika und Europa können sich bei der Verwaltung ihres Niedergang scheinbar Zeit lassen. Noch ist genug Geld da. Aber die Folgen, die eintreten, wenn Gott seinen Geist zurückzieht, sind fatal.

Hier die interessanten Beobachtungen von Dwight Lungenecker: www.patheos.com.

David Bowie – der Außerirdische

Als ich vor einigen Tagen erfuhr, dass David Bowie im Kreis seiner engsten Angehörigen im Alter von nur 69 Jahren gestorben ist, überfiel mich große Traurigkeit. Ich habe Bowie nie verehrt und besitze keins seiner 28 Alben. Mein Verhältnis zu Bowie ist eher distanziert, vielleicht, weil einige Freunde, die ich an die Drogen verloren habe, seine Lieder auswendig sangen. Möglicherweise hat mich auch meine Frau beeinflusst. Wenn sie Musik von Bowie hört, sagt sie meist: „Ich kann das nicht hören; Bowie hat eine düstere Ausstrahlung.“

Bowie als Ikone der postmoderne Kunst

Gleichwohl meine ich, dass Bowie ein ungewöhnlich ernsthafter und talentierte Künstler war. Er ist nicht nur eine Ikone postmoderner Kultur, sondern gehört zu denjenigen, die diese Kultur durchdrungen und initiiert haben. Androgynes Auftreten, Verschmelzung von hoher Kunst und Kitsch, Hybridität von Musik und Theater, Stilpluralismus, all das ist bei ihm präsent. Bowie liebte zum Beginn seiner Karriere besonders das Spiel mit disparaten Identitäten. Das „Ich“ schien verflüchtigt. Ich sah einmal ein TV-Interview, da beantwortete Bowie die Aussage eines Journalisten: „Sie ändern ihre Pläne für die Zukunft. Sie werden keine neue Figur entwickeln, sich kein neues Image zulegen; was immer das bedeutet“, mit: „Ich lege mir vielleicht das Image eines Ichs zu. Ich erfinde gerade eine Art Ich.“ Besser ist die Lage vieler Menschen heute kaum zu beschreiben. Image-Design.

Wer die Popkultur verstehen will, ist gut beraten, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Er gehört zu ihren Riesen, vergleichbar mit nur wenigen, vielleicht mit Andy Warhol oder Bob Dylan. „Egal, welche Träume oder Freuden man sich von Pop verspricht: David Bowie hat sie wahrscheinlich erfunden“ schrieb Fabian Wolff kürzlich. Leute wie Madonna, Marilyn Manson oder Lady Gaga sind im Vergleich dazu Fußnoten.

Die dunkle Seite des Sterns

Doch da ist noch eine andere, eine traurige, ja erschreckend delphische Seite. Bowie war zeitlebens auf der Suche nach dem Unbedingten. Nach ersten kleineren Erfolgen, in einer Phase, in der ihm – gezeichnet vom Drogenkonsum – die innere Leere schmerzhaft quälte, baute ihm jemand eine verhängnisvolle Brücke zur übernatürlichen Welt. Dass er sich für das Transzendente interessierte, zeigt schon seine Begeisterung für Ufo’s und Außerirdische an. Als ihn aber Jimmy Page, Gitarrist der englischen Rockband Led Zeppelin, mit Aleister Crowley vertraut machte, wurde die Sehnsucht nach dem Übernatürlichen für Jahre ein bestimmendes Motiv seiner Arbeit.

Das Biest

Crowley ist wahrscheinlich die schaurigste Gestalt des 20. Jahrhunderts. Obwohl es hier um Bowie geht, will ich einige Auskünfte über das „Biest 666“ geben. Sie helfen vielleicht, die dunkle Seite besser zu verstehen.

Crowley wuchs in einer Familie auf, die zur Brüderbewegung von Nelson Darby gehörte. Der Vater war christlicher Evangelist, der von seinem Sohn oft zu Bibelstunden und Verkündigungsdiensten begleitet wurde (oder der ihn begleiten musste). Zwei Ereignisse führten eine dramatische Wende herbei. Als Crowley zwölf Jahre alt war, starb sein Vater an Krebs. Schon kurz nach der Beerdigung trat Alister in eine Phase der Auflehnung ein. Ein zweifelhafter Hauslehrer beschleunigte den Absonderungsprozess vom Christentum. Er führte nämlich seinen noch jungen Schüler Aleister in allerlei weltliche Vergnügungen ein. Erste sexuelle Erfahrungen mit Frauen gehörten dazu. Crowley schrieb rückblickend in seinen Memoiren: „Ich … begann, mich wie ein normaler, gesunder Mensch zu verhalten. Die alptraumhafte Welt des Christentums verschwand im Morgenrot … Die Zwangsvorstellung der Sünde fiel von meinen Schultern ins Meer des Vergessens.“

Fortan verschrieb Crowley sein Leben zwei Zielen. Erstens wollte er die bestehenden Religionen, insbesondere das Christentum, vollkommen zerstören. Zweitens sah er die Zeit gekommen, die gnostische Religion des Thelema (dt. Religion des Wollens, Willens, o. Verlangens) einzuführen, an deren Spitze er selbst stand.

Was hat es mit Thelema auf sich? Zwischen dem 8. und 10. April 1904 empfing Crowley nach eigenen Aussagen in Kairo eine Botschaft von dem Gottwesen „Aiwass“ (a. Aiwaz). Dieser „Gott“ diktierte das Liber Legis (dt. Das Buch des Gesetzes), welches die Hauptschrift der neuen Religion sein sollte. Die thelemischen Hauptregeln besagen: „Tue, was du willst, soll das Ganze des Gesetzes sein“ (I, 40), „Liebe ist das Gesetz unter Willen“ (I, 57), „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“ (I, 3). Crowley strebte an, innere und äußere Wirklichkeiten bewusst in Übereinstimmung mit dem eigenen (wahren) Willen zu bringen. Es überrascht nicht, dass der Sexualität in dieser Religion eine herausragende Bedeutung zukommt. Christliche Moralvorstellungen werden geradezu umgekehrt, für die Vereinigung mit der Transzendenz braucht es sexualmagische Rituale. Autoerotik und homosexuelle Akte spielen eine große Rolle. Crowley nannte die magische „Technik“, die dabei helfen sollte, die Vereinigung mit „Gott“ oder dem „höheren Selbst“ herzustellen, Magick.

Jimmy Page verschaffte also Bowie Zugang zu Crowley und der Welt des Okkulten. „Live till your rebirth, and do what you will“ (dt. „Lebe bis zu deiner Wiedergeburt und tue, was du willst“), singt Bowie bereits 1970 in dem Song „After all“. Eine eindeutige Hommage an Alister Crowley. In dem Lied „Quicksand“ aus dem Jahr 1971 ist der Einfluss ebenfalls zu finden. „I’m closer to the Golden Dawn, immersed in Crowley’s uniform of imagery“ (dt. etwa: „Ich bin näher an Golden Dawn, in Crowley‘s Uniform der Bilder eingetaucht“), heißt es da. Der Orden of Golden Dawn (dt. Orden der Goldenen Dämmerung) ist ein Geheimbund, dem auch Aleister Crowley angehörte. „Obwohl ich mir sicher bin, dass es eine satanische Macht (o. Leitung, engl. lead) war, die mich damals in diese Richtung drängte, war es keine Suche nach dem Bösen“, erklärte Bowie 1993 in einem Gespräch mit Tony Person. „Es geschah in der Hoffnung, dass die Zeichen mich irgendwohin führten“, ergänzte er und spann einen Faden zur jüdisch-mystische Geheimlehre Kabbala.

Abkehr vom Okkulten?

Es gibt Gründe, anzunehmen, Bowie sei später vom Okkulten abgerückt. In Interviews distanzierte er sich mehrfach von seinen Ausflügen in die gnostischen Welten. 1992 erregte er großes Aufsehen, als er auf einem Gedenkkonzert für den an AIDS verstorbenen Freddie Mercury vor 72.000 Zuschauern knieend ein „Vaterunser“ betete. Die Tatsache, dass er und seine zweite Frau Iman (die allerdings Muslimin ist) kirchlich heirateten, darf als ein Hinweis darauf verstanden werden.

Überzeugend ist diese Lesart freilich nicht. Eine entschiedene Absage an das Okkulte sieht anders aus. Wir werden bei Bowie immer Doppeldeutigkeiten finden. Wer die finstere Welt kennengelernt hat, weiß, dass Ambiguitäten oft beabsichtigt sind oder aber die innere Zerrissenheit der Akteure widerspiegeln. Man denke an die Dialektik von „finsterer Engel des Lichts“.

Als ich die Videos zu seinem letzten Album Blackstar sah, war die Gedankenverbindung zur Magie des Aleister Crowley sofort wieder da. Nehmen wir mal den ersten Song Blackstar: „Jeder Mann und jede Frau ist ein Stern“, heißt es im Buch des Gesetzes. Die Frau mit dem Schwanz, das angedeutete Ritual, die sexuell konnotierte Kreuzigungsszene und anderes mehr, erinnern heftig an die okkulte Symbolik. Der Smiley in der vierten Einstellung oder der witzelnde Prediger des Schwarzen Sterns unter dem Dachstuhl können die Wucht der okkulten Anspielungen kaum aufzehren. Dass Johan Renck, der Regisseur des Blackstar-Videos, der übrigens auch Episoden von Breaking Bad und Walking Dead gedreht hat, den Einfluss Crowleys herunterspielt, erklärt wenig. Bowie würde ihn kaum in die tieferen Botschaften eingeweiht haben. Wenn Renck – selbst ein Liebhaber Crowleys – meint, der Magier sei im Grunde ein guter Mensch gewesen, weist das eher in die entgegengesetzte Richtung.

Reine Symbolik?

Viele Interpreten des Okkulten gehören heute zur rationalistischen Schule. Magische Symbole, Begriffe und Ideen verweisen demnach nicht auf tatsächlich existierende Wirklichkeiten, sondern sind Agenten innererer Welten und Prozesse. Also alles halb so schlimm!

Nein mein Freund! Das ist eine satanische List. Natürlich gibt es viel Spinnerei und Hokuspokus. Aber die bösen Mächte sind wahrhaft da. Der Satan ist der Feind Gottes und der Menschen (vgl. Hiob 1,6–12; 2,1–7; Mt 13,24–30; Lk 10,19), ein kluger Verführer (vgl. Mt 4,3; 1Thess 3,5), der als Engel des Lichts Unheil schafft (2Kor 11,14–15). Er zieht umher „wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1Petr 5,8). Jesus Christus spricht in klaren Worten zu seinen Hörern: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt tun, was er begehrt. Jener war ein Mörder von Anfang an und stand nicht in der Wahrheit, denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er lügt, redet er aus dem Eigenen, denn ein Lügner ist er und der Vater der Lüge. Weil ich aber die Wahrheit sage, glaubt ihr mir nicht (Joh 8,44–45).

Dieser Jesus, und nur dieser Jesus, hat am Kreuz von Golgatha durch seinen Tod den Teufel entmachtet, „um alle zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ein Leben lang in Knechtschaft gehalten waren“ (Hebr 4,14–15). Wer zu diesem Jesus kommt und bekennt, kann wirklich Vergebung der Sünden und Befreiung vom Bösen empfangen.

Entweder / Oder

Vor vielen Jahren suchte eine Zauberin meinen Rat. Sie verfügte, so jedenfalls ihre Selbstauskunft, über allerlei Fähigkeiten und Kräfte. Geschäftsleute kamen zur ihr, wenn sie nach Mitteln suchten, die Konkurrenz zu schwächen. Ihre Flüche zeigten Wirkung. Sie verdiente gut. Zugleich war sie getrieben von Todesängsten. Sie konnte kaum noch schlafen, wurde die Geister, die sie rief, nicht mehr los. Als ich sie fragte, was sie von mir wolle, kam die Antwort prompt. Sie suchte Befreiung von ihrer Angst, wollte wieder schlafen, so wie früher. Als ich ihr erklärte, dass Jesus Christus ihr helfen könne, dass dieser Jesus aber auch ihr Herr sein möchte, also Glauben an ihn Abkehr von den nichtigen Göttern einschließt (vgl 1Thess 1,9), zog sie sich enttäuscht zurück.

Rechtfertigung der Sünde ist bei Jesus nicht zu haben, wohl aber Rechtfertigung des Sünders.

Menschen, die von den okkulten Welten fasziniert sind, mögen über den biblischen Realismus lächeln. Menschen, die die finstere Welt kennen und die von ihr geschaffene Versklavung spüren, wollen oft Jesus nicht vertrauen, weil sie Angst haben, etwas zu verlieren. Aber was hast du noch zu verlieren?

Auf wen oder was David Bowie in seinem Todeskampf vertraut hat, weiß ich nicht. Die letzten Worte, die seine Frau vor seinem Tod getwittert hat, lauten: „Der Kampf ist real, aber Gott ist es auch.“ Wieder: Das kann alles und nichts bedeuten. Crowley hielt sich selbst für Gott. Alles eine Frage der Semantik. Die letzte E-Mail an seinen langjährigen Freund und Produzenten Brian Eno, wenige Tage vor seinem Tod verschickt, war mit dem Begriff „Dawn“ signiert (dt. Dämmerung). Sein Tod stimmt mich immer noch traurig.

Wenn du aber, mein Freund, dich auf die finstere Welt eingelassen hast und du spürst, wie die Mächte an dir nagen, ist es nicht zu spät. Höre auf Jesus. Vertraue auf Jesus. Gehorche Jesus. Er hat am Kreuz Teufel, Tod und Dämonen besiegt. Er ist HERR, er kann dich retten. Er hilft dir gern! Höre genau hin, was die Bibel sagt:

Matthäusevangelium 11,27–30:

„Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“

1. Johannesbrief 5,1–5:

„Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?“

Der HERR sei mit dir.

J.I. Packer verliert Sehkraft und beendet Dienst

J.I. Packer wird demnächst 90 Jahre alt. Eine Augenkrankheit hindert ihn daran, zu lesen und zu schreiben. Er wird sich deshalb aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückziehen.

Unglücklich ist er aber nicht. Er erfreut sich an der Gemeinschaft mit Gott und er freut sich, dass diese Gemeinschaft bald noch intensiver werden wird.

In einem Interview, dass er vor einigen Tagen gegeben hat, sprach er noch einmal über die bedeutsame Stellung der Puritaner in der der Kirchengeschichte:

Going back to the centrality of the church, I suppose the Puritans are instrumental in bringing back our attention to the church.

The Puritans were churchly to their finger tips. They were intensely individuals. They made as much of Christian individuality as any community of believer have ever done, I think. But they were churchly. It was all for the building up the church as the body of Christ and as the goal of all of God’s purposes of grace. I still think we need to learn—learn it for the first time, perhaps.

The great thing, which the Puritans saw as central, is communion with God, which they understood as communion with the Father, the Son, and the Holy Spirit. They weren’t marked by the imbalance that you so often see even among Puritans supporters in these days—I mean people focusing on Christ to the exclusion of the Spirit, or on the Spirit to the exclusion of Christ. The Puritans, I think, were wonderfully balanced. Their published work expresses it and is very maturing. There is the same relation to the goal of godliness as proper coaching and physical training is to producing a player for role that he is called to play.

Hier das vollständige Interview: www.thegospelcoalition.org.

 

Das Wort der Wahrheit gerade schneiden

Klaus Stemmler schreibt in der Zeitschrift PERSPEKTIVE (01/2016, S. 29) über die Auslegung der Bibel:

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Es gibt aber auch sehr ernste Warnungen für dein Verhältnis zu Gottes Wort, die du beachten musst. Denn auch alles Gute, also auch Gottes Wort, kann missbräuchlich benutzt werden. In seinem letzten Brief, einer Art Letzter Wille, schreibt Paulus an seinen engsten Mitarbeiter Timotheus: „Strebe danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneidet!“ (2. Timotheus 2,15 ELB).

„Das Wort der Wahrheit in gerader Richtung schneiden“, was heißt das? Es geht hier nicht um den richtigen Umgang mit Cutter und Schere, sondern um ein korrektes und genaues Verstehen und Lehren von Gottes Wort. Der hier benutzte Begriff bedeutet wörtlich soviel wie, einen geraden Weg durch schwieriges Gelände anzulegen. Die Heilige Schrift ist tatsächlich in mancher Hinsicht ein schwieriges Gelände. Im Zusammenhang dieser Textstelle (2. Timotheus 2,14-18) geht es darum, nicht übertrieben und streitsüchtig auf einzelnen Wörtern „herumzureiten“. Einige einflussreiche Leute lehrten frommen Unsinn, sprich leeres Geschwätz. Sie konnten wichtige heilsgeschichtliche Ereignisse wie die Auferstehung der Toten zeitlich nicht richtig einordnen und zerstörten so den Glauben mancher Christen.

Auch wenn es in diesem Textabschnitt um biblische Lehre und Verkündigung geht, lässt sich hieraus dennoch ein allgemeingültiger Ratschlag für jeden Nachfolger Jesu ableiten. „Die Summe deines Wortes ist Wahrheit, und jedes Urteil deiner Gerechtigkeit währt ewig“ (Psalm 119,160 ELB). Vermeide Einseitigkeit und Überbetonung einzelner Themen. Beschäftige dich nicht nur mit deinen Lieblingsstellen und theologischen Steckenpferden. Das ganze Wort Gottes ist Wahrheit. Die ganze Heilige Schrift bewahrt dich in der Einheit mit Gott. Dabei ist nicht entscheidend, ob du die Bibel immer von vorne bis hinten, oder abwechselnd ein Buch im Alten und eins im Neuen Testament liest, oder ob du einem der verschiedenen Bibellesepläne folgst. Wichtig ist, dass die ganze Heilige Schrift dich dein Leben lang mit ihrer Wahrheit begleitet. So kannst du selbst dazu beitragen, dass deine Beziehung und Einheit mit Gott dein Leben lang wahrhaftig und lebendig bleiben.

In der oben genannten Ausgabe gibt es mehrere interessante Artikel. Beispiele: Ralf Kaemper hat einen Beitrag zu „Was ist Wahrheit?“ geschrieben, Günter Dürr nennt in „Zur Wahrheit erziehen“ Leitlinien christlicher Pädagogik und Benjamin Lange erörtert in „Von Wahrheit, Wirklichkeit und Richtigkeit!“ die postmoderne Wahrheitsskepsis: „Das Problem des sündigen Menschen ist vielmehr, dass er die Wahrheit gar nicht wissen will, weil sie gerade zur Aufgabe der eigenen Autonomie zwingt …“ (S. 34).

In dem Artikel „Zur Wahrheit zurückführen – aber wie?“ liefere ich einige Handreichungen für den Umgang mit Freunden, die der Wahrheit den Rücken gekehrt haben. Und zwar: (1) Lass den Kontakt nicht abreißen; (2) Versuche, die Gründe für die Entkehrung zu verstehen; (3) Bring ehrliche und biblisch fundierte Antworten ins Gespräch und (4) Bete!

Einzelausgaben der Zeitschrift können bei der Christlichen Verlagsgesellschaft Dillenburg (CV) bestellt werden: www.cb-buchshop.de.

Da wir gerade bei der CV sind: Der Verlag hat viel Geld in die Hand genommen, um eine neue Verteilbibel mit der NeÜ zum kleinen Preis herauszugeben. Die NeÜ wurde von Karl-Heinz Vanheiden erarbeitet, ist leicht verständlich und dennoch klar am Grundtext orientiert. Die Bibel mit 1760 Seiten ist schon für 2,90 Euro zu haben. Es lohnt sich also, mal 10 Verteilbibeln zu bestellen und unter die Leute zu bringen!

 

John Stott: Christlicher Glaube ist missionarisch

John Stott, The Canticles and Selected Psalms, (London: Hodder and Stoughton, 1966, S. 54):

Jesus ist das Licht der ‚Welt‘. Deshalb können wir ihn [Jesus] nicht für uns behalten. Wir sollten nicht so dreist sein und meinen, wir könnten Jesus allein für uns in Beschlag nehmen. Der christliche Glaube ist eindeutig und ohne jede Scham ein Missionarischer Glaube.

 

Vom Umgang mit den Mitteldingen

Wie gehen wir mit den Themen um, zu denen es durchaus unter Christen unterschiedliche Auffassungen geben darf? Thomas Jeising hat freundlicherweise den Aufsatz „Worüber die Meinungen geteilt sein können“ von D.A. Carson übersetzt (aus: Themelios 40.3 (2015): S. 383–388). Carson schließt seine Überlegungen zum Umgang mit den adiaphora (dt. Mitteldinge) so ab:

Ein großer Teil dieser Diskussion könnte auch als Test konstruiert werden, was Christen gerade noch erlaubt ist zu tun, oder etwas zynischer formuliert, womit sie noch bei Gott durchkommen können.

Eigentlich ist kein Punkt der Diskussion tatsächlich so gemeint (siehe besonders Punkt 4). Aber das menschliche Herz ist derart verdreht, dass es überraschend wäre, wenn niemand es sich so hindrehte.

Ernsthafte Christen werden jedoch eine Reihe anderer Fragen stellen: Was wird Gott Ehre geben? Was dient meiner Heiligung? Welches Verhalten wird mich dazu befähigen, das Evangelium auf den Leuchter zu stellen? Was bedeutet es, mein Kreuz auf mich zu nehmen und Jesus zu folgen? Was trägt dazu bei, mich für den neuen Himmel und die neue Erde vorzubereiten? Was trägt zu fruchtbarer Evangelisation bei? Was führt zu einem Über­strömen in Liebe, Glaube, Freude und Frieden? Welche Überzeugungen und welches Ver­halten schubst mich zurück zum Kreuz und vorwärts dazu, Gott mit Herz, Seele, Den­ken und Kräften zu lieben und meinen Nächsten wie mich selbst? Und nochmal: Was ehrt Gott?

Nehmen wir an, ein Christ ver­sucht zu entscheiden, ob er einen Film ansehen soll, der nicht nur keine Jugend­freigabe hat, sondern auch noch den gut bezeugten Ruf von spöttischer An­stößigkeit. Es wäre eine gute Übung, anhand der Linien dieses Artikels zu entscheiden, ob es eine nicht bestreitbare Notwendigkeit christlicher Moral darstellt, ihn zu verbannen oder ihn zu den adiaphora zu zählen. Man könnte zum Beispiel anerkennen, dass manche mit einem wirklich „schwachen“ Gewissen den Film nicht anschauen sollten. Andere mit einem „starken“ Gewissen sollten ihn nicht ansehen, weil das Auswirkungen auf das Gewissen der Schwachen hätte. So könnte man mit den verschiedenen Punkten weiter verfahren.

Aber Christen werden sich noch weitere Fragen stellen wollen: Wird das Anschauen des Films einen negativen Effekt auf meinen Wunsch nach Reinheit haben? Wird er meine Phantasie mit Bildern anfüllen, die ich nicht behalten will, aber nicht wieder loswerde? Gäbe es andere Dinge, die ich besser tun sollte? Würde ich Jesus dazu einladen, mich zu begleiten, wenn ich könnte? Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass das Anschauen dieses Films Gott ehren könnte?

Hier der vollständige Aufsatz: bibelbund.de.

Es war einmal der Brief

Voltaire soll manchmal achtzig Briefe am Tag geschrieben haben. Viele Denker und Dichter hinterließen umfangreiche Korrespondenzen, oft eine Fundgrube für das bessere Verständnis ihrer Weltanschauung. Briefe stellen die älteste Form der Telekommunikation dar und waren bis ins 20. Jahrhundert hinein auch die einzige Möglichkeit der ausgiebigen Verständigung zwischen fernen Orten.

Nun stirbt der Brief langsam aus. Leider!

SWR2-Kontext hat sich kürzlich mit dem Thema beschäftigt.

Hier der Mitschnitt:

 

Das Video vom Papst

Eine Videobotschaft von Papst Franziskus, die vor einigen Tagen veröffentlicht wurde, löst selbst unter katholischen Christen Ratlosigkeit und Verwirrung aus. Verschiedene Religionen, der Buddhismus, das Judentum, der Islam und das Christentum, werden in dem Gebetsaufruf nebeneinander gestellt. Viele Menschen dächten und fühlten anders, suchten und fänden Gott auf unterschiedliche Weise. Bei aller religiösen Vielfalt sei jedoch eines klar: „Wir alle sind Kinder Gottes!“, so Papst Franziskus in seiner Botschaft.

Hier das Video:

Der späte Horkheimer und die Familie

Max Horkheimer ist als scharfer Kritiker der Familie in die Geschichte eingegangen. Die Familie erzeuge – so der Sozialphilosoph der Frankfurter Schule – in den Kindern eine autoritative Gesinnung und ist somit Motor für die autoritären Strukturen in der bürgerlichen Gesellschaft.

Nur wenige wissen, dass Horkheimer seine Familienkritik in einer späteren Untersuchung fast umgekehrt hat. Ich zitiere Wolfgang Breiinka aus seinem empfehlenswerten Buch: Die Pädagogik der Neuen Linken (1980, S. 124–125):

In einer späteren Studie (1949) hat Horkheimer sein ursprünglich vorwiegend negatives Urteil über die Familie geradezu umgekehrt und sich zum Anwalt der »Familie im echten Sinn« gemacht, die er als »die verläßlichste und erfolgreichste Gegeninstanz gegen den Rückfall in die Barbarei« bezeichnet. Er schränkt jetzt seine Kritik auf »die Familie in der Krise« ein; er beklagt ihre »Auszehrung« als Folge des »allgemeinen Kulturverfalls«, des Rationalismus und des Individualismus. Gerade weil die Familie weitgehend aufgehört habe, »die ihr eigene Form der Autorität über ihre Mitglieder auszuüben«, fördere sie »einen alles durchdringenden Geist der Anpassung und autoritären Aggressivität«.

Horkheimer nennt als Ursachen dafür den Funktionsverlust der Familie und den Wandel in der Rolle der Mutter. »Die Frauen haben für ihre begrenzte Zulassung zur wirtschaftlichen Welt des Mannes mit der Übernahme der Verhaltensschemata einer durch und durch verdinglichten Gesellschaft gezahlt«. Es mangele ihnen an »ursprünglichem Kontakt mit dem Kind«. »Ihre gesamte Einstellung zum Kind wird rational; selbst die Liebe wird gehandhabt wie ein Bestandteil pädagogischer Hygiene«. Unsere Gesellschaft fördere sogar in jenen Müttern, die nicht berufstätig sind, eine »berufsmäßige«, sachliche Einstellung zum Kind. »Die Mutter hört auf, ein beschwichtigender Mittler zwischen dem Kind und der harten Realität zu sein, sie wird selbst noch deren Sprachrohr«. Dadurch vermittle sie dem Kind nicht mehr das Gefühl der Sicherheit, »das ihm ein gewisses Maß an Unabhängigkeit zu entwickeln ermöglichte«. Weil das Kind heute »nicht mehr die uneingeschränkte Liebe seiner Mutter erfährt, bleibt seine eigene Liebesfähigkeit unentwickelt. Das Kind unterdrückt das Kindliche in sich und verhält sich wie ein berechnender kleiner Erwachsener ohne beständiges, unabhängiges Ich, aber mit einem ungeheuren Maß an Narzißmus. Seine Hartgesottenheit und gleichzeitige Unterwürfigkeit angesichts realer Macht prädisponiert es für die totalitären Formen des Lebens«.

Hier werden also nicht mehr Familie und Autorität schlechthin verketzert, sondern bestimmte Mängel in der Persönlichkeit bestimmter Eltern, die allerdings durch die heute vorherrschenden gesellschaftlichen Lebensumstände mitbedingt sind, als Hauptursachen für die seelische Verwahrlosung von Kindern bezeichnet. Horkheimer betont vor allem den Mangel an Liebe und Zuwendung, an Schutz und »seelischer Obhut« für die Kinder.

Digital-Manifest

Joachim Müller-Jung informiert über einen Versuch, im digitalen Zeitalter die Macht der Rechner und Daten zu begrenzen. Neun Wissenschaftler arbeiten an einem „Digital-Manifest“:

„Das Biohacking des Menschen läuft.“ Markus Hengstschläger, Genetiker und Chef der österreichischen Bioethik-Kommission, sieht seine Zunft an einem historischen Punkt und fürchtet, dass erstmals in der Geschichte unserer Gattung das „endogene Grundgerüst des Menschen zur Disposition steht“. Mit Genome-Editing, so fürchtet er, könnte schon bald ein Weg direkt zur Selbstoptimierung führen, am Ende zum gefährlichen Spiel mit dem Schicksal nachfolgender Generationen. Nun, wenn Genom-Manipulation der Verlust der Natürlichkeit im Inneren darstellt, könnte das, was in der Spektrum-Veröffentlichung behandelt wird, als der Frevel an dem äußeren Grundgerüst des Menschseins, seiner Selbstbestimmung, und damit als Verrat an unseren kulturellen Errungenschaften bezeichnet werden. Es geht, um es auf den Punkt zu bringen, um die fortschreitende Manipulation unseres Verhaltens durch digitale Systeme. Um Fremdsteuerung und Fremdoptimierung.

Neun namhafte und manche durchaus prominente Wissenschaftler, Kultur- wie Naturwissenschaftler, Sozial- und Bildungsforscher, IT-Praktiker und –Theoretiker, haben sich gemeinsam zur Formulierung eines „Digital-Manifestes“ verabredet.

Hier mehr: blogs.faz.net.

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