August 2018

Gebot oder Gnade?

Wie gehen wir als Gemeinde oder als Christen mit unserem Versagen um? Meine erste Empfehlung lautet: Wir brauchen das Gebot und die Gnade.

Etliche Gemeinden, die mit bewundernswerter Sorgfalt am biblischen Gebot festhalten, verschließen die Augen vor den Nöten und KĂ€mpfen ihrer Mitglieder. Wenn etwa mit Gesten der SelbstverstĂ€ndlichkeit sexuelle Reinheit eingefordert wird, entsteht schnell der Eindruck, unter Christen gĂ€be es so etwas wie Versagen in diesem Bereich nicht. Da das Thema sowieso sehr schambesetzt ist, findet kaum jemand den Mut, die persönlichen Nöte ans Licht zu bringen. Das Brodeln unter der OberflĂ€che wird gar nicht wahrgenommen. Offiziell scheint alles in Ordnung zu sein. So kann sich eine pharisĂ€ische Gesinnung etablieren, ein doppelter Standard. VordergrĂŒndig ist alles geklĂ€rt, aber hinter dem Vorhang sieht das Leben anders aus. Das Sollen wird so stark betont, dass das Sein nur noch verzerrt wahrgenommen wird.

Es gibt aber auch die gegenteilige Reaktion: die einseitige Betonung der Gnade. Der Fixpunkt ist dann nicht mehr das biblische Gebot, sondern die eigene Erfahrung mit allen Höhen und Tiefen. Leider ist es nicht unĂŒblich, dass die Normen den gesellschaftlichen oder gemeindlichen Wirklichkeiten angepasst werden. Die Spannung zwischen Sollen und Sein wird abgebaut, indem die Forderungen des göttlichen Gebots abgeschwĂ€cht werden.

Ich habe hier zwei Beispiele aus dem Bereich Sexualethik (mehr zu dem Thema hier):

Ein kirchlicher Eheberater macht in einem seiner BĂŒcher folgendes Angebot:

„Es erscheint mir unmöglich, alle nichtehelichen Geschlechtsbeziehungen als Unzucht zu bezeichnen, wĂ€hrend hier doch z. B. eine Tiefe der seelisch und geistigen Liebe vorhanden ist, die sehr vielen Ehen fehlt. Ich bin mir sehr wohl bewußt, hier etwas sehr RevolutionĂ€res auszusprechen; indessen glaube ich, daß sehr viele Seelsorger in der Praxis bereits so empfinden und so urteilen. Warum dann nicht unseren Maßstab revidieren?“

Oft wird diese Neujustierung der MaßstĂ€be hinter sehr fromm klingenden Formulierungen versteckt. In einer Gemeinde, die den Evangelikalen nahe steht, wird vom dynamischen Christsein gesprochen. „Beim dynamischen VerstĂ€ndnis des Christseins gibt es durchaus auch eine Grenze. Sie wird aber nur von einem Kriterium bestimmt: Ob mein Leben auf Jesus hin ausgerichtet ist. 
 Nicht ein Verhalten mach[t] Menschen zu Christen, sondern ihr VerhĂ€ltnis zu Jesus Christus. Hier [gilt] das Wort des Kirchenvaters Augustinus: „Liebe, und tu was du willst!“

Versteckt hinter sehr fromm klingenden Formulierungen wird – wie wir hoffentlich merken – einer billigen Gnade das Wort geredet, die nicht den SĂŒnder, wohl aber die SĂŒnde rechtfertigt.

Diese beiden Strategien im Umgang mit unseren Verfehlungen sollten bei uns eine tiefe Traurigkeit hervorrufen. Sie antworten weder auf die Forderungen Gottes, noch auf die Nöte der Menschen. Wir brauchen deshalb eine Kultur, die von dem Gebot und der Gnade geprĂ€gt ist, also eine evangeliumsgemĂ€ĂŸe Kultur.

Wenn wir Gott lieben, dann wollen und können wir die biblische Forderung nach einem heiligen Leben nicht verabschieden. Wir wollen tun, was Gott gefĂ€llt. Wir wissen, dass das, was Gott von uns fordert, ihn ehrt und und uns gut tut. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Jesus Christus haben, „und wandeln in der Finsternis, so lĂŒgen wir und tun nicht die Wahrheit“, heißt es in 1Joh 1,6.

Auf der anderen Seite gehört die Erfahrung des eigenen Versagens leider auch dazu. Wir finden in der Bibel keine Idealisierungen, sondern den Realismus einer gefallenen Schöpfung. Der gleiche Johannes, der den Christen zuruft, dass diejenigen, die Jesus Christus kennen und lieben, auch seine Gebote halten (vgl. 1Joh 2,3), weiß darum, dass wir in SĂŒnde fallen: „Wenn wir sagen, wir haben keine SĂŒnde, so betrĂŒgen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ (1Joh 1,8).

Deshalb brauchen wir eine Gemeindekultur, die vom Gebot und von der Gnade geprĂ€gt ist. Das Gebot zeigt uns unsere Übertretungen und treibt uns zum Kreuz. Die Gnade macht uns Mut, dass wir mit unseren Nöten und SĂŒnden in das Licht treten und Vergebung, Erneuerung und ZurĂŒstung empfangen und den Willen des Vaters immer mehr lieben lernen.

Die MĂŒtter der Pille

Die Zeitschrift EMMA erzĂ€hlt online „die ergreifende Geschichte der beiden Frauen, denen wir die Pille verdanken“. Die Krankenschwester Margaret Sanger (1879-1966) und die Biologin Katharine McCormick (1875-1967) engagierten sich – so das feministische Kampfblatt – unermĂŒdlich fĂŒr das VerhĂŒtungsmittel und damit fĂŒr die Befreiung der Frau.

Die Aktivistin Margaret Sanger wird erwartungsgemĂ€ĂŸ in allerhöchsten Tönen gelobt. Fast kann der Leser den Eindruck bekommen, hier wĂŒrde jemand heiliggesprochen. TatsĂ€chlich fand ein religiös aufgeladener Begriffe wie „das Erweckungserlebnis“ Eingang in den Text. Sanger, eine KĂ€mpferin fĂŒr die Freiheit. Endlich Sex ohne Kinderfluch:

Am 16. Oktober 1916 eröffnet Margaret Sanger gemeinsam mit ihrer Schwester Ethel und einer Bekannten in einer Mietwohnung in Brooklyn ihre Klinik. „MĂŒtter! Könnt ihr euch eine große Familie leisten? Wollt ihr weitere Kinder? Wenn nicht, warum bekommt ihr sie dann?“ steht auf den FlugblĂ€ttern, die die Eröffnung der Klinik auf Englisch, Jiddisch und Italienisch ankĂŒndigen. Am Ende des Tages haben 140 Frauen an der TĂŒr der Wohnung in der Amboy Street 46 geklingelt.

Obwohl ich bereits vor einigen Jahren auf problematische Anschauungen von Margaret Sanger hingewiesen habe, will ich erneut auf einige Ereignisse aus dem leben der Aktivisten aufmerksam machen. Ich beziehe mich dabei auf Punkte, die Coe Carter zusammengetragen hat:

  1. 1916 eröffnete Sanger in New York City die weltweit erste Klinik fĂŒr Geburtenkontrolle.
  2. Auf der First American Birth Control Conference 1921 grĂŒndete Sanger die American Birth Control League (ABCL). 1942 Ă€nderte die ABCL ihren Namen in 1942 Planned Parenthood Federation of America (in Deutschland pro familia).
  3. Sanger war die fĂŒhrende Verfechterin der Eugenikbewegung, insbesondere der negativen Eugenik, die die Reduzierung der sexuellen Reproduktion und Sterilisation von Menschen mit unerwĂŒnschten Eigenschaften oder wirtschaftlichen Bedingungen förderte.
  4. Sanger glaubte, dass der Einsatz von Geburtenkontrolle – wie Jyotsna Sreenivasan erklĂ€rt – nicht nur fĂŒr das Wohl der einzelnen Frau notwendig sei, sondern auch fĂŒr die Wirtschaft als Ganzes. In ihrem Pamphlet „Family Limitation“ von 1931 schrieb Sanger: „Die arbeitende Frau kann direkt handeln, indem sie sich weigert, den Markt mit Kindern zu versorgen, die ausgebeutet werden sollen, indem sie sich weigert, die Erde mit Sklaven zu bevölkern. . . . Gib diese Information an deine Nachbarn und Genossen weiter.“
  5. In Woman and the New Race schloss Sanger ein Kapitel ein, um die Frage zu beantworten: „Wann sollte eine Frau es vermeiden, Kinder zu bekommen?“ Auf ihrer Liste steht die Ermahnung, dass „keine Kinder mehr geboren werden sollten, wenn die Eltern, obwohl sie selbst gesund sind, feststellen, dass ihre Kinder körperliche oder geistige MĂ€ngel haben“ und „es auf jeden Fall keine Kinder geben sollte, wenn entweder Mutter oder Vater an Krankheiten wie Tuberkulose, Gonorrhö, Syphilis, Krebs, Epilepsie, Wahnsinn, Trunkenheit und psychischen Störungen leiden“.
  6. In einer Radiosendung soll Sanger gesagt haben, dass „Idioten, Geisteskranke, Epileptiker, Analphabeten, Arme, Arbeitslose, Kriminelle, Prostituierte und DrogenabhĂ€ngige“ chirurgisch sterilisiert werden sollten.
  7. Sangers Motivationen ĂŒber rassistischen Völkermord werden hĂ€ufig ĂŒbertrieben, missverstanden oder verfĂ€lscht. Jedoch besteht kein Zweifel daran, dass Sanger an die Überlegenheit der weißen Rasse und die Unterlegenheit anderer Rassengruppen glaubte.
  8. 1939 half Sanger durch die Birth Control Federation of America (BCFA), das Negro-Projekt zu initiieren. Anders als viele ihrer Mitarbeiter wollte sie, dass die am Projekt beteiligten Ärzte schwarz sind, um das Vertrauen der afroamerikanischen Gemeinschaft zu gewinnen.
  9. Sanger blieb ihren eugenischen Ansichten bis zu ihrem Tod treu. In einem Interview von 1957 fragte Mike Wallace Sanger, ob sie an die SĂŒnde glaubt. Die grĂ¶ĂŸte SĂŒnde sei es – so Sanger – Kinder mit Erkrankungen usw. zur Welt zu bringen.

Von diesen prekÀren Einlassungen lesen wir bei Emma leider nichts. Als im Jahr 2015 bekannt wurde, dass die Planned Parenthood Federation of America Körperteile abgetriebener Kinder zu Forschungszwecken kommerziell vertreibt, schwieg Emma ebenfalls. Zu den gesundheitlichen Risiken der Pille habe ich bei Emma auch keine substanziellen BeitrÀge gefunden.

 

Richtig gendern: Von (un)gerechter Sprache

Heike Schmoll hat kĂŒrzlich fĂŒr die FAZ erklĂ€rt, dass der Duden als dritte orthographische Instanz wĂ€hrend der insgesamt gescheiterten Rechtschreibreform alles unternommen habe, um seine AutoritĂ€t zu verspielen. Der Verlag kompensiere seinen AutoritĂ€tsverlust, indem er krampfhaft nach anderen Alleinstellungsmerkmalen suche.

Was dabei herauskommt ist, sind BroschĂŒren wie Richtig gendern. Daniel Vullriede hat das BĂŒchlein fĂŒr GLAUBEN UND DENKEN HEUTE gelesen. Ich darf die Rezension mit freundlicher Genehmigung hier wiedergeben:

  • Diewald, Gabriele/ Steinhauer, Anja, Richtig gendern: Wie Sie angemessen und verstĂ€ndlich schreiben, Berlin: Verlag Bibliographisches Institut GmbH (Duden), 2017. ISBN: 978-3-411-74357-5, Paperback, 128 Seiten, 12,00 Euro.

Von (un)gerechter Sprache

Buch genderViele Menschen im Saarland werden den Namen Marlies KrĂ€mer nicht mehr so schnell vergessen. Die 80-jĂ€hrige Seniorin geriet Anfang 2018 in die Schlagzeilen, weil sie eine juristische Auseinandersetzung mit der Sparkasse SaarbrĂŒcken fĂŒhrte. Frau KrĂ€mer hatte Klage eingereicht, weil in den Vordrucken ihrer Bank die weibliche Anrede fehlte und sie als selbststĂ€ndige Frau somit praktisch totgeschwiegen wurde. Das Argument bankenrechtlicher Vorgaben oder der Hinweis auf den normalen Sprachgebrauch ĂŒberzeugte die Rentnerin nicht. Sie ging durch alle Instanzen, bis hin zum Bundesgerichtshof.

Sprache ist fĂŒr das menschliche Leben unverzichtbar und meist gebrauchen wir sie wie selbstverstĂ€ndlich. Schwierig wird es natĂŒrlich, wenn Menschen durch Worte abgewertet und ausgegrenzt werden, oder gar Schaden erleiden. Wer will schon eine ‚ungerechte‘ Sprache?

Der Wunsch nach Gerechtigkeit

Die Autorinnen Gabriele Diewald (Professorin fĂŒr Germanistische Linguistik an der Leibniz UniversitĂ€t Hannover) und Anja Steinhauer (Lektorin und promovierte Germanistin) bieten mit dem vorliegenden Duden-BĂŒchlein den ersten umfassenden Ratgeber zum Gendern. Einerseits gehen sie damit auf zahlreiche Anfragen an die Dudenredaktion ein, andererseits spiegelt sich hier eine gewichtige, gesellschaftliche Entwicklung wider. Menschen in Institutionen, Verwaltungen und Firmen sollen nun eine praktische Hilfestellung zum gendergerechten Schreiben erhalten.

In der Einleitung werden zunĂ€chst konzeptionelle Grundlagen erlĂ€utert: Die Bedeutung des Wortes Gendern als die Anwendung geschlechtergerechter Sprache; die gesetzlichen Grundlagen zur Gleichberechtigung; die Funktion menschlicher Sprache und ihr Einsatz als ein Mittel fĂŒr mehr Gendergerechtigkeit in der Gesellschaft.

Die Autorinnen beleuchten v.a. die schriftliche Kommunikation und folgen in ihrem Buch einer pragmatischen Grundhaltung: Weil die Menschen im deutschen Sprachraum aktuell in MĂ€nner und Frauen unterteilt werden, gehen sie vom „Prototyp der Zweigeschlechtlichkeit“ (S. 8) aus. Dennoch möchten sie die Möglichkeit oder die LegitimitĂ€t anderer GeschlechteridentitĂ€ten nicht in Abrede stellen. Ihr Anliegen ist zunĂ€chst deskriptiv: ‚Richtig gendern‘ bedeutet fĂŒr sie, situations- und sachangemessen, verstĂ€ndlich und gemĂ€ĂŸ der eigenen Absichten geschlechtergerecht zu kommunizieren.

Im Kapitel ‚Sprachliche Grundlagen‘ werden vier Ebenen von Worten und Personenbezeichnungen unterschieden: Das grammatische Geschlecht (Genus), das semantische Geschlecht (auf der Bedeutungsebene), das soziale Geschlecht (als kulturelle Kategorie) und das biologische Geschlecht. In einem Unterabschnitt erklĂ€ren die Autorinnen das generische Maskulinum, das sie schließlich als sexistisch, sachlich unzutreffend und irrefĂŒhrend ablehnen. In einem Exkurs beleuchten sie anhand von Gegensatzpaaren eine sprachliche Alternative und sprechen sich u.a. fĂŒr die Verwendung von neutralen Oberbegriffen aus (Person: Frau – Mann; Studierende: Studentin – Student).

Das Kapitel ‚Richtig gendern auf der Wortebene‘ prĂ€sentiert weitere Möglichkeiten gendergerechter Formulierungen: ausfĂŒhrliche Doppelnennungen von weiblichen und mĂ€nnlichen Personen (Kolleginnen und Kollegen), Sparschreibungen wie SchrĂ€gstrich mit Bindestrich, das große Binnen-I, Klammern, der Genderstern oder der Gendergap. Insgesamt sprechen sich die Germanistinnen dafĂŒr aus, Texte gut lesbar zu halten und Ersatzformen bzw. Neutralisierungen zu nutzen, wie z.B. Substantivierungen, Kurzwörter, direkte Anrede, das Passiv und Adjektiv-Formulierungen (Rat des Arztes – Ă€rztlicher Rat).

Im Abschnitt ‚Richtig gendern in Satz und Text‘ beleuchten die Autorinnen sprachtheoretische Grundlagen von SĂ€tzen und Texten. Sie definieren dazu vier Ebenen, die einzeln eine mĂ€ĂŸige, eine hohe oder die höchste Genderrelevanz haben können. Dazu gehören Referenztypen (Klassen, Gruppen und Personen, auf die man Bezug nimmt), syntaktische Funktionen im Satz (VerhĂ€ltnis von Subjekt und PrĂ€dikat), textuelle Funktionen (ErsterwĂ€hnung und Wiederaufnahme von Personen und Gruppen im Text) und der Wortstatus (je direkter der Personenbezug eines Wortes, desto höher seine Genderrelevanz). Zahlreiche Beispiele unterstreichen dabei den Gedankengang der Autorinnen.

Ein eigenes Kapitel machen die ‚Beispielanalysen‘ aus. Hier besprechen und revidieren die Germanistinnen unterschiedliche Texte, die sie als gut oder ungĂŒnstig gegendert ansehen. Im letzten Kapitel liefern sie noch einen knappen, historischen Abriss ĂŒber moderne feministische Strömungen und deren Sprachkritik. Maßgebliche Personen, Buchtitel und Hauptargumente werden kurz genannt, ebenso die AnsĂ€tze und Absichten der heutigen Gender Studies. Ein weiterfĂŒhrendes Literaturverzeichnis und ein Register runden das Duden-BĂŒchlein ab.

Kompetente Antworten, aber noch mehr Fragen

ZunĂ€chst einmal ist den Autorinnen eine kompetente EinfĂŒhrung gelungen – sowohl in die Möglichkeiten und Nuancen der deutschen Sprache, als auch in das grundsĂ€tzliche Anliegen einer nichtdiskriminierenden Sprache. Dabei ging es ihnen nicht um einen kanonischen Leitfaden, sondern um einen Ratgeber und um Impulse zur reflektierten Anwendung des Gelesenen. Ihre Argumente stellen sie nachvollziehbar dar, und trotz des heiklen Themas wird ein polemischer Tonfall fast durchweg vermieden. Beim Lesen kann man den Autorinnen ein persönliches Anliegen fĂŒr die Gleichberechtigung aller Menschen abspĂŒren.

Trotz der Fachkenntnis und einer gewissen Ausgewogenheit wirft das Duden-BĂŒchlein Fragen auf. Bei der LektĂŒre wird ersichtlich, dass auch die Autorinnen nicht ‚neutral‘ sind. Stattdessen vertreten sie ein klares Weltbild und haben konkrete gesellschaftspolitische Absichten, die sich im Sprachgebrauch niederschlagen sollten. Viele ihrer Schlagwörter (z.B. geschlechtergerechte Gesellschaft, systematische Ungleichbehandlung aufgrund des biologischen Geschlechts) sind bereits ideologisch gefĂŒllt, was eine offene Debatte zum Thema nicht unbedingt erleichtert. Auch der historische Abriss am Ende des Buches hat einen klar apologetischen Charakter und verschweigt die markanten Unterschiede bzw. Reibungspunkte zwischen den LGBT-, Queer- und feministischen Communitys.

Ein SchlĂŒsselargument betrifft den Unterschied zwischen dem grammatischen und dem semantischen Geschlecht eines Wortes, der sich höchst unterschiedlich interpretieren lĂ€sst. WĂ€hrend manche im generischen Maskulinum eine grobe Diskriminierung sehen, sprechen sich andere mit derselben Argumentation fĂŒr sein Inklusionspotenzial aus – gerade weil das semantische Geschlecht nicht automatisch das grammatische, soziale oder biologische Geschlecht bezeichnen muss.

So hat auch der Bundesgerichtshof die Klage von Frau KrĂ€mer (siehe oben) am Ende abgewiesen, weil die grammatikalisch ‚mĂ€nnliche‘ Formularsprache weder gegen das Gleichbehandlungsgesetz noch gegen Artikel 3 des Grundgesetzes verstoße, d.h. auf der Bedeutungsebene keine GeringschĂ€tzung des anderen Geschlechtes ausdrĂŒcke. Was ist nun Diskriminierung und wo beginnt sie? Reicht bereits eine ungeschickte Formulierung oder muss eine konkrete Absicht bestehen? Wie weit darf man anderen ihre Sprache vorschreiben?

Symptome fĂŒr ein grĂ¶ĂŸeres Problem

So wichtig diese und Ă€hnliche Fragen fĂŒr das gesellschaftliche Miteinander auch sein mögen, sie wirken letztlich symptomatisch. Bereits vor ĂŒber 50 Jahren wiesen christliche Denker wie Carl F. H. Henry oder Francis Schaeffer auf ein grĂ¶ĂŸeres Problem hin, nĂ€mlich dass unserer westlichen Welt die Verstehens- und Lebensgrundlage abhandengekommen sei.

Trotz alter und neuer Ideologien umgibt uns heute eine immense Ratlosigkeit: Was genau ist die RealitĂ€t? Worauf grĂŒndet sie sich und wie kann man sie erkennen? Was macht den Menschen aus und wie sollte man letztlich leben? So ist es verstĂ€ndlich, wenn Gesellschaften die Frage nach der RealitĂ€t, nach der eigenen IdentitĂ€t und nach der Ethik psychologisieren und individualisieren. Man komponiert sich selbst und muss alle störenden HĂŒrden auf dem Weg dahin ĂŒberwinden.

Christen werden gut daran tun, diese Anfragen ernst zu nehmen und sie auf der Grundlage der Bibel zu beantworten. Sie sollten erklĂ€ren, was Mann und Frau wertvoll macht und zugleich voneinander unterscheidet. Sie sollten Diskriminierung und Missbrauch aufdecken und angehen, ohne jedoch unĂŒberlegt die Methoden oder Denkkategorien einer nichtchristlichen Gesellschaft zu kopieren. Zugleich sollten Christen keine Angst vor Gegenwind haben und geduldig aufzeigen: Unsere Sehnsucht nach einer gerechten Gesellschaft werden auch eine gendergerechte Sprache und Ă€hnliche AnsĂ€tze nicht stillen können. Umso mehr dĂŒrfen Christen Gott mit ihren Worten ehren, bescheiden die Wahrheit sagen und andere Menschen mutig auf Jesus Christus hinweisen. Denn ihn ihm, dem inkarnierten und verherrlichten Gottessohn höchstpersönlich, hat sich uns die wahre, umfassende Gerechtigkeit offenbart.

Die Institutio schon gelesen?

4143JUclSpL SX338 BO1 204 203 200Peter Lillback nennt 10 GrĂŒnde, die dafĂŒr sprechen, dass sich Pastoren mit der Institutio Christianae Religionis auseinandersetzen:

  1. Calvins Gaben.
  2. Calvins Ausbildung.
  3. Der historische Moment, indem Calvin auftrat.
  4. Der Zweck, zu dem die Institutio verfasst wurde.
  5. Die Struktur der Institutio.
  6. Die Quellen, die Calvin fĂŒr die Institutio verwendete.
  7. Die Wirkung und der bleibende Einfluss sowohl der Institutio als auch der Schriften und Dienste Calvins.
  8. Die ausgezeichneten Übersetzungen der Institutio.
  9. Die leicht zugĂ€nglichen Umrisse, Indizes und Kommentare zur UnterstĂŒtzung des Studiums von Calvins opus magnum.
  10. Der Einfluss, den Calvins Theologie in der Institutio auf die Abfassung und Interpretation der reformierten Bekenntnisse hatte.

Hier die Details: credomag.com.

Themelios Vol. 43 (2) 2018

Themelios 43 2 Seite 1Die neue Ausgabe der Zeitschrift Themelios ist online. Folgende BeitrÀge sind dabei:

  • EDITORIAL: When Revival Comes (D. A. Carson)
  • STRANGE TIMES: The Rolling Stones Will Stop (Daniel Strange)
  • Paul and Gender: A Review Article (Thomas R. Schreiner)
  • Songs of the Seer: The Purpose of Revelation’s Hymns (Robert S. Smith)
  • Have Theologians No Sense of Shame? How the Bible Reconciles Objective and Subjective (Shame Jackson Wu)
  • Apocalypse Now: The Neo-Bultmannian Universalism of David Congdon’s The God Who Saves (Michael McClymond)
  • The Kuyperian Impulse of the Benedict Option (James D. Clark)
  • The Rule of Faith and Biblical Interpretation in Evangelical Theological Interpretation of Scripture (Adriani Milli Rodrigues)
  • Book Reviews

D.A. Carson schreibt in seinem Beitrag ĂŒber Erweckung:

Sehen Sie davon ab, rein naturalistische ErklĂ€rungen [fĂŒr Erweckungen] anzubieten. WĂ€hrend einer echten Erweckungsbewegung, und sicherlich auch danach, werden sich viele Menschen fragen, was die UmstĂ€nde waren, die sie herbeigefĂŒhrt haben. Normalerweise ist es einfach genug, eine Liste zu erstellen: ein Gebetskreis von BrĂŒdern und Schwestern, eine Zeit des spirituellen Niedergangs, die manche Menschen wirklich auf Erneuerung, kulturelle Unruhen und UmwĂ€lzungen (in QuĂ©bec war es „die stille Revolution“) und vieles mehr von dem, was man sich wĂŒnscht, herbeisehnen lĂ€sst. Normalerweise ist es völlig vernĂŒnftig, sich solche PhĂ€nomene anzusehen und Gottes Vorsehung in ihnen zu sehen. Dennoch gibt es eine ungesunde Art und Weise, ĂŒber diese PhĂ€nomene zu berichten – eine Art und Weise, die den Eindruck erweckt, dass diese Dinge an sich ausreichen, um eine Erweckung herbeizufĂŒhren, eine Art und Weise, die impliziert, wenn man diese PhĂ€nomene an anderer Stelle wiederholen könnte, könnte man auch dort eine Erweckung herbeifĂŒhren.

Eine kleine Überlegung deutet jedoch darauf hin, dass alle diese begleitenden kulturellen PhĂ€nomene ohne Wiederbelebung stattfinden könnten, dass niemand den Beginn der Erweckung auf der Grundlage solcher PhĂ€nomene vorausgesagt hat. Gott wird nicht gezĂ€hmt werden. Detaillierte Analysen können nur der eigenen Förderung dienen. Die Analysen erwecken den Eindruck, dass wir die Bewegung kontrollieren, obwohl wir das natĂŒrlich nie so krass sagen wĂŒrden. Denken Sie auf jeden Fall ĂŒber die enorm komplexen Verflechtungen von Geschichte und Kultur nach, erkennen Sie auf jeden Fall die Vorsehung Gottes in ihnen, aber lassen Sie viel Raum fĂŒr ein einfaches Bekenntnis: „Das ist das Tun des Herrn, und es ist wunderbar in unseren Augen“.

Die Ausgabe kann hier als PDF heruntergeladen werden: Themelios-43-2.pdf.Die Logos-Ausgabe gibt es hier: www.logos.com.

Kultur des Todes (5):„Ich habe abgetrieben. Ich schĂ€me mich nicht“

Eine Studentin wird schwanger, möchte das Kind nicht bekommen. Sie entscheidet sich fĂŒr eine Abtreibung und erzĂ€hlt nun dem SPIEGEL, wie es ihr damit ergangen ist. Der SPIEGEL gewĂ€hrt dieses Forum natĂŒrlich liebend gern.

Auch spĂŒrte ich den Druck politischer Diskussionen direkt in meinem Privatleben. Der GeburtenrĂŒckgang, der demografische Wandel – wie passte das mit meinem Schwangerschaftsabbruch zusammen? Doch auch hier war meine Antwort klar: Nein, die Zukunft der Republik und Europas wĂŒrde nicht an diesem ungeborenen Kind scheitern. An seiner Nicht-Existenz. An meiner Verweigerung.

Diese Entscheidung gehörte mir allein, genau wie mein Bauch, mein Unterleib und mein Gewissen. Ich allein werde damit bis zum Schluss leben. Ich will mich nicht rechtfertigen, denn ich brauche keine Ausreden. Ich habe mein Urteil gefÀllt. Schlecht geht es meinem Gewissen nicht.

Zuerst dachte ich: Ein klassischer Fall von Verleugnung und Rationalisierung. Aber ein zweiter Blick auf den Text lĂ€sst mich vermuten, dass durch die scheinbar phĂ€nomenologische Besinnung nicht nur moralische Entlastung, sondern eine Änderung der Rechtslage beschleunigt werden soll. Alles ist aus der „Ich“-Perspektive heraus beschrieben. An das Kind denkt die Autoren nicht, ĂŒberhaupt nicht. Sie ist ganz bei sich und bei denen, fĂŒr die sie eine gĂŒnstigere Gesetzeslage herbei ersehnt.

Ein positives RechtsverstĂ€ndnis wird dabei selbstredend vorausgesetzt. Recht ist das „vom Menschen gesetzte Recht“. Etwas anderes gibt es nicht. Nur wer gegen dieses menschliche Recht verstĂ¶ĂŸt, macht sich schuldig. Daher auch die Aussage:

Wer mĂŒhselig die Informationsfetzen zusammensucht, um zu verstehen, in welcher Lage man sich befindet, wird mit solchen Begriffen stĂ€ndig konfrontiert. Sie vermitteln unmissverstĂ€ndlich, dass etwas Nicht-Richtiges passiert. Dass man irgendwo im grauen, schattigen Bereich agiert.

ErwĂŒnscht wird die Freiheit zum Töten jenseits eines schattigen Bereiches. Dabei hĂ€ngt doch Recht und Unrecht in so vielen Dingen gar nicht davon ab, was Menschen darĂŒber denken.

Wie traurig!

Ist jeder Christ ein Theologe?

Wir sind wahrscheinlich damit vertraut, dass es im Raum unserer Gemeinden und Kirchen unterschiedliche Auffassungen ĂŒber den Nutzen der Theologie gibt. Auf der einen Seite des Spektrums haben wir Leute, die ĂŒberhaupt nicht wiedergeboren sind, aber Theologie studieren. Sie treten mit dem Anspruch auf, dass nur ein studierter Theologe das Recht habe, theologische Aussagen zu machen. Auf der anderen Seite des Spektrums gibt es Christen, die die Theologie fĂŒr ein Werk des Teufels halten. Sie treten in der Regel sendungsbewusst auf und sind sich – so jedenfalls meine Erfahrung – sehr sicher, dass die BeschĂ€ftigung mit der Theologie in den allermeisten FĂ€llen den persönlichen Glauben und die Lehre in der Gemeinde beschĂ€dige.

Diese unterschiedlichen Auffassungen ĂŒber den Nutzen der Theologie lassen sich teilweise dadurch erklĂ€ren, dass diese Gruppen unter Theologie jeweils etwas anderes verstehen. Die studierten Theologen haben die akademische Theologie im Kopf, die Gegner der theologischen Arbeit verbinden mit der Theologie eher liberale Strömungen, haben jedoch eine hohe Meinung von der biblischen Lehre.

TatsĂ€chlich ist es allerdings so, dass jeder Christ in einem gewissen Sinn ein Theologe ist. Es geht gar nicht um die Frage, ob jemand theologische Überzeugungen hat, sondern vielmehr darum, was fĂŒr theologische Überzeugungen jemand hat. Entweder ist unsere Theologie gut, das heißt schrifttreu. Oder sie ist schlecht, was bedeutet, dass sie Dinge vernachlĂ€ssigt, die in der Heiligen Schrift offenbart sind, etwas ĂŒberbetont oder ĂŒber Dinge hinausgeht, die in der Schrift stehen (oder unsauber darstellt). Insofern ist in einem gewissen Sinne bereits das Kind in der Sonntagsschule ein „Doktor der Theologe“.

Zugleich mĂŒssen wir allerdings feststellen, dass es unterschiedliche Personenkreise oder „Maße“ fĂŒr die Theologie gibt.

Wir haben (1) eine Theologie fĂŒr alle JĂŒnger, also eine Laientheologie. Ich gebrauche dieses Wort keinesfalls abwertend, sondern gemĂ€ĂŸ dem Anliegen des allgemeinen Priestertums. FĂŒr diejenigen, die glauben, gilt (1Petr 2,9–10):

„Ihr aber seid ein auserwĂ€hltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, das Volk, das er sich zu eigen machte, damit ihr verkĂŒndet die Wohltaten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat. Ihr seid die, die einst kein Volk waren, jetzt aber das Volk Gottes sind, die einst keine Barmherzigkeit erlangten, jetzt aber Barmherzigkeit erlangt haben.“

Ein Christ ist von Gott dazu auserwĂ€hlt, die Wohltaten seines Herrn „auszurufen“, „zu verkĂŒnden“ oder „zu proklamieren“ (griech. áŒÎŸÎ±ÎłÎłÎ­Î»Î»Ï‰). Dieser VerkĂŒndigungsdienst setzt natĂŒrlich voraus, dass die Priester mit dem Evangelium vertraut sind. GlĂ€ubige des Neuen Bundes haben nicht nur Gemeinschaft miteinander und feiern das Herrenmahl, sie halten fest an der „Lehre der Apostel“ (Apg 2,42). Christen waren einst Sklaven der SĂŒnde, sind aber jetzt von ganzem Herzen „gehorsam geworden der Gestalt der Lehre“ oder der „Wahrheit“, die ihnen durch die Apostel ĂŒbergeben wurde (Röm 6,17; 1Petr 1,21).

In diesem Sinne ist jeder Christ Priester und insofern ebenfalls Theologe. Er nimmt das Wort Gottes bereitwillig auf und forscht – wenn möglich tĂ€glich –, ob das, was er glaubt, mit der Schrift ĂŒbereinstimmt (vgl. Apg 17,11). Er verkĂŒndigt das Wort sich selbst, aber auch seinen Kindern, geistlichen Geschwistern oder UnglĂ€ubigen.

Wir haben (2) eine Theologie fĂŒr die Diener der Gemeinden. Obwohl alles Christen zur königlichen Priesterschaft gehören, sind einige von ihnen mit Aufgaben betraut, die eine besondere theologische Kompetenz erfordern. Ich denke hierbei nicht an die Lehrer und Hirten, sondern an Mitarbeiter, deren Aufgaben bereits ein tieferes VerstĂ€ndnis fĂŒr die „göttlichen Dinge“ voraussetzen.

In der Apostelgeschichte wird uns davon berichtet, dass die Apostel nicht mehr genug Zeit fĂŒr das Wort Gottes und das Gebet hatten, da zu viele praktische TĂ€tigkeiten zu verrichten waren (vgl. Apg 6,1–4). Um diesen Umstand zu Ă€ndern, wurden Diakone eingefĂŒhrt, die die Apostel in ihrem geistlichen Dienst entlasten sollten. Obwohl sich die Diakone wohl vor allem um praktische Aufgaben kĂŒmmerten, achtete die Gemeinde in Jerusalem darauf, dass diese MĂ€nner stark im Glauben und vom Heiligen Geist erfĂŒllt waren. Über Stephanus wird uns berichtet, dass er sich in der konfrontativen VerkĂŒndigung bewĂ€hrt hat, seine Gegner  „vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete“ (Apg 6,10).

Es trifft zu, dass von den Diakonen im Unterschied zu den Ältesten keine LehrfĂ€higkeit erwartet wird (s. 1Tim 3,8–13). Dennoch sollen sie das „Geheimnis des Glaubens in einem reinen Gewissen bewahren“ (1Tim 3,9). Den Ausdruck „Geheimnis des Glaubens“ verwendet der Apostel Paulus anderswo zur Bezeichnung des offenbarten Evangeliums (vgl. 1Kor 2,7ff.; Eph 3,3–9; 1Tim 3,16). Gemeint ist also, dass sie das Evangelium verstanden haben, ihm vertrauen und in Übereinstimmung mit ihm leben.

Bei unterschiedlichsten Diensten in den Gemeinden wird mehr erwartet als ein persönlicher Glaube und charakterliche Festigkeit. Ich denke da an Christen, die Gottesdienst leiten, die Kinder schulen oder Hauskreise fĂŒhren. Solche Mitarbeiter sollten grĂŒndlich in der biblischen Lehre geschult sein.

Wir haben (3) eine Theologie fĂŒr Hirten, VerkĂŒndiger und Lehrer der Gemeinden. Wer in der Gemeinde öffentlich unterrichtet, braucht die „FĂ€higkeit zu lehren“ (vgl. 1Tim 3,2). Von ihm darf erwartet werden, dass er „sich an das zuverlĂ€ssige Wort hĂ€lt, wie es der Lehre entspricht, damit er imstande ist, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu ĂŒberfĂŒhren“ (Tit 1,9).

Schließlich haben wir (4) eine Theologie fĂŒr die Lehrer zukĂŒnftiger Lehrer. Wir können das einem Rat entnehmen, den Paulus seinem Mitarbeiter Timotheus weitergibt (2Tim 2,2): „Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, die fĂ€hig sein werden, auch andere zu lehren.“

Ich möchte an dieser Stelle nicht nĂ€her darauf eingehen. Aber sicher ahnen wir, was gemeint ist: Es gibt erfahrene, begabte und hoffentlich bewĂ€hrte Lehrer, die bei der ZurĂŒstung zukĂŒnftiger Lehrer und Prediger helfen.

Es geht hier freilich nicht um unterschiedliche Theologien fĂŒr unterschiedliche Kreise, sondern um unterschiedliche Maße der Gottesgelehrtheit mit der einen Lehre des Christus. Von Lehrern wird ein höheres Maß der Gottesgelehrtheit erwartet als von Diakonen, die beispielsweise fĂŒr die Gemeindefinanzen zustĂ€ndig sind. Obwohl alle Christen in einem Sinne Priester sind, sind nicht alle Lehrer (1Kor 12,29; Eph 4,11).

Noch etwas: Wem Gott viel anvertraut, von dem wird er auch viel erwarten (vgl. Lk 12,48). Einem Menschen, dem viel gegeben wurde, der aber andere zur SĂŒnde verfĂŒhrt, erwartet am Tag des Gerichts eine sehr harte Strafe. Jesus sagt in Mt 18,6: „Wer aber einen dieser Geringen, die an mich glauben, zu Fall bringt, fĂŒr den wĂ€re es gut, wenn ihm ein MĂŒhlstein um den Hals gehĂ€ngt und er in der Tiefe des Meeres versenkt wĂŒrde.“ Hirten, Pastoren und Lehrer haben deshalb eine besonders große Verantwortung. Deshalb warnt Jakobus (Jak 3,1): „Es sollen nicht viele von euch Lehrer werden, meine BrĂŒder! Denn ihr wisst, dass wir als solche ein noch strengeres Urteil empfangen werden“ (vgl. a. 2Kor 11,15). Wer andere Christen durch falsche Lehren verwirrt, „wird das Urteil tragen, wer er auch sei“ (Gal 5,10).

Interview mit Martyn Lloyd-Jones

Kurz nachdem Martyn Lloyd-Jones 1968 vom Predigerdienst der Westminster Chapel zurĂŒcktrat, fĂŒhrte er eine Reihe von Fernsehinterviews. Zwei davon haben ĂŒberlebt. In diesem Interview wird er von dem berĂŒhmten walisischen Schriftsteller Aneirin Talfan Davies befragt.

VD: KV

Die Transgender-Ideologie sorgt fĂŒr neue Probleme

Simon Marcus hat einen interessanten Artikel ĂŒber den Zusammenhang zwischen der Transgender-Ideologie und der Krise der seelischen Gesundheit in Großbritannien verfasst. Dazu hat er aktuelle Studien ausgewertet und kommt zu dem Schluss, dass Fragen der GeschlechtsidentitĂ€t viel zu schnell mit Hormonen und anderen Maßnahmen beantwortet werden. Den tiefer liegenden seelischen Konflikten wird viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.Das hilft den Menschen nicht wirklich weiter, sondern schafft neue Probleme.

Zweifellos hat es in den letzten Jahren einen kulturellen Wandel in der Geschlechterfrage gegeben. Was als Randbemerkung begann, dass es nĂ€mlich nur eine Idee ist, ein Junge oder ein MĂ€dchen zu sein, bewegt sich in den Mainstream; heute will sogar die Regierung den DreijĂ€hrigen helfen, ihre GeschlechtsidentitĂ€t zu erforschen und in Frage zu stellen. Dieser Wandel im Denken wird durch das versierte Marketing von Transgender-WohltĂ€tigkeitsorganisationen unterstĂŒtzt, die emotionale und kraftvolle Geschichten darĂŒber erzĂ€hlen, wie einfach und befriedigend der Übergang zwischen den Geschlechtern sein kann.

Hier der Artikel: blogs.spectator.co.uk.

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