Unter der Leitung der Bildungswissenschaftlerin Veronika Verbeek kritisiert der Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ die von oben gewünschte Ganztagsbetreuung von Kleinkindern. Behauptet wird, dass die unter Dreijährige Schaden nehmen, wenn sie acht Stunden am Tag in der Kita sind?
Diese Kritik hat nun Fachverbände auf den Plan gerufen, die den Leuten hinter „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ unterstellen, Unsicherheit schüren und rechte Strömungen fördern zu wollen. Zitat aus einer Stellungnahme der Alice Salomon Hochschule Berlin:
Fehldarstellungen des Aufrufs begünstigen rechte Strömungen, schüren Unsicherheit bei Eltern und Pädagog_innen
Mehrere wissenschaftliche Fachverbände der frühen Kindheit kritisieren den Aufruf „Kita-Kindeswohl-im-Blick“ eines nicht näher benannten Aktionsbündnisses, vertreten von Veronika Verbeek, scharf. Der Aufruf nutzt verkürzte, irreführende, wissenschaftlich unhaltbare und falsche Darstellungen, die Verunsicherung bei Fachkräften und Eltern schüren. „In der Begleitung von Kitas erleben wir, wie pädagogische Teams auf wissenschaftlicher Basis qualitätsvolle Kita-Praxis gestalten und sich weiterentwickeln – unbelegte Pauschalkritik wie der Aufruf von Frau Verbeek verunsichert Eltern, entwertet die Arbeit der Fachkräfte und behindert eine konstruktive Weiterentwicklung der frühen Bildung“, sagt Anne-Katrin Pietra, 2. Vorsitzende des Bundesnetzwerks Fortbildung und Beratung in der Frühpädagogik e.V.. Durch pauschalisierende Kritik an Krippenbesuchen und der undifferenzierten Forderung nach „mehr Anleitung von Kindern“ in Kindertageseinrichtungen bietet er rechten Strömungen eine Plattform für autoritäre Pädagogik.
Die im Aufruf geäußerten Positionen, die sich auf Verbeeks problematisches Buch „Die neue Kindheitspädagogik“ stützen, stellen einen nicht haltbaren Rückschritt dar und untergraben die seit über zwei Jahrzehnten etablierte wissenschaftliche Expertise und reflektierte Vielfalt in der Pädagogik der frühen Kindheit im deutschsprachigen Raum.
Hannah Lühmann warnt in der WELT vor einer ideologischen verstellten Diskussion. Es gibt sehr wohl starke Gründe dafür, dass Kleinkinder zu Hause betreut werden. Wer Pädagogen, die das Kinderkrippen-Modell für problematisch halten, einfach in die rechte Ecke schiebt, macht es sich viel zu einfach. Zitat:
Natürlich macht das Angst. Wer sich als Frühbetreuung in Anspruch nehmendes Elternteil in die Untiefen der Internetrecherche begibt, bekommt schnell Puls. Denn es sind keineswegs nur auf alternativen Irrwegen herumgeisternde Waldorfmütter und Tradwives, die den modernen Lebensentwurf der Doppelverdienerfamilie infragestellen. Die schmerzhaft relevante Frage, ob es Kindern unter drei Jahren schadet, einen großen Teil ihres Tages in Betreuungseinrichtungen zu verbringen, ist, so scheint es, nicht eindeutig zu beantworten.
Wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigen will, dem sei die Lektüre der sogenannten NICHD-Studie aus den frühen 1990ern angeraten. Auch die Internetseite der jeglicher reaktionärer Bestrebungen unverdächtigen Gesellschaft für frühkindliche Bildung ist hoch aufschlussreich. Bezieht man unvoreingenommen alle Forschung ein, die es zu diesem Thema gibt, erscheint es unausweichlich, anzuerkennen: Die umfangreiche außerfamiliäre Betreuung von unter Dreijährigen ist zumindest ein Unterfangen mit Risiken. In der immer häufiger stattfindenden Variante, bei der Kinder von ihren berufstätigen Eltern um 8 Uhr in die Kita gebracht und erst um 17 wieder Uhr abgeholt werden, scheint sie besonders problematisch.
Mehr (hinter einer Bezahlschranke): www.welt.de.
Die Eltern, die ich kenne, geben ihre Kinder nicht freiwillig zu „Pädagog_innen“ in die Labors der „wissenschaftliche Fachverbände“, damit wissenschaftliche Experimente an ihnen vorgenommen werden können.
Dort ist immer noch die gute alte Tagesmutter angesagt. Ohne Unterstrich und Sternchen.