Das Debatten-Magazin THE EUROPEAN hat mit Norbert Bolz über die fehlende Streitkultur an Universitäten, mittelmäßige Lehre, den Bologna-Prozess und den Habermas-Schredder, durch den Philosophie an der Uni zu Püree wird, gesprochen. Die Lektüre ist ein Genuss.
Einige Fragmente:
Es gab noch nie so viel geistige Unfreiheit nach dem 2.Weltkrieg wie heute. Das spüren die jungen Leute, die Karriere machen müssen, um zu überleben. Die Stromlinienförmigkeit wird durch Selbstzensur sehr, sehr früh erzeugt. Es ist ja schon in der Schule so, dass die intelligenten Kinder in Fächern wie Politik, Philosophie oder Gemeinschaftskunde spüren, was der Lehrer gerne hören möchte. Es ist ja nicht so, dass man offen diskutieren könnte.
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Das ist ja das Grundproblem der Bildungspolitik, dass sie jetzt gemacht wird. Früher wurde sie nicht gemacht. Man hat sich nicht für Unis und Schulen interessiert. Das war „Gedöns“, und das war ein Segen. Also, Helmut Kohl hat sich nie für Universitäten interessiert, und damals war die Welt noch in Ordnung. Während heute Leute, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, denken Sie an Frau Schavan, eine einzige Katastrophe, sich da einmischen. Die hat dann aber sinngemäß gesagt: „Ihr seid die ewig Gestrigen, wir aber gehen mit Bologna in die Zukunft“. Die Leute, die von der Sache keine Ahnung haben, dürfen aufgrund ihrer Macht alles steuern. Das ist das Problem, nämlich die Politisierung aller möglichen Bildungsprozesse. Das hat es so früher auch nicht gegeben. Die Re-Education, damals nach dem zweiten Weltkrieg, war insofern noch harmlos, weil man sie mit großer Distanz betrachtet hat. Jetzt aber wird es von der Kita bis zur Uni durchgezogen. Kriterien werden vorgegeben. Politiker haben ganz andere Schwerpunkte und von der Sache hier keine Ahnung. Das ist auch ein neues Problem.
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