Der Historiker und Lutherbiograf Heinz Schilling fordert dazu auf, das Fremde an Martin Luther wahrzunehmen und nicht den eigenen Zeitgeist zu feiern. Mit seiner radikalen Hinwendung zu dem Gnade verteilenden Gott vollzöge der Mann aus Wittenberg eine Wende hin zur substanziellen Religiosität.
Die Lutherkultur à la Käsemann ist nichts anderes als aktualistischer Kitsch. Das Gespräch ist sehr empfehlenswert!
Du meinst doch sicherlich "Käßmann" und nicht "Käsemann"??!!
Nix für ungut.
An der Stelle aber auch einmal vielen Dank für die vielen wertvollen
Kommentare, Hinweise und Links auf "theoblog". Habe schon sehr
häufig davon profitiert.
Liebe Grüße,
Thony
@Thony: Ich meine Käßmann und schreibe „Käsemann“.
Grüße aus Berlin, Ron
Käßmann…Käsemann… – hmm, neue Runde im Margot-Bashing?? Bin gespannt… 😉
ROFL
Käsefrau? Milchmann?
Dawöö is‘ jo soa fescha Käfa, nedwoa?
@ernst: Gerade einen Historiker sollten die sehr starken Argumente von Schilling überzeugen!
„Nein, wir haben keine Zeit mehr zu solchen feierlichen Kirchenfesten, in denen wir uns vor uns selbst darstellen, wir wollen nicht mehr so Reformation feiern! Laßt dem toten Luther endlich seine Ruhe und hört das Evangelium, lest seine Bibel, hört das Wort Gottes selbst. Gott wird uns am Jüngsten Tage gewiß nicht fragen: Habt ihr repräsentative Reformationsfeste gefeiert?, sondern: Habt ihr mein Wort gehört und bewahrt? Lassen wir es uns darum sagen: Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe lässest.“
(Dietrich Bonhoeffer, Predigt zum Reformationsfest 1932)
Wunderbar. Käsemann statt Käßmann. Das erinnert mich an Namenskreationen, die während der Grundschulzeit zum Mobben verwendet wurden.
@ Ron: Ganz klar, da stimme ich Dir voll zu.
Das ist andererseits nichts Neues und eine stets interessante Frage, inwieweit Gedenkanlässe instrumentalisiert werden, d.h. in welchem Ausmaß sie mindestens soviel über die Gedenkenden vermitteln als auch über die Person/das Ereignis, dessen gedacht werden soll. Und wer dabei den Ton angibt.
Den archimedischen Punkt gibt es hier nicht: aber das gilt nicht nur für Frau Käßmann, sondern auch für konservative lutherische Professoren – oder auch aktuelle Vertreter einer "reformatorischenTheologie"… oder nicht?
Gibt es also ein ´richtiges´ oder historisch korrektes Luther- Gedenken?
Nein, natürlich nicht!
@ Tim-Christian: Zu beachten ist, an welches Auditorium Bonhoeffer sich hier richtet!
Außerdem sind seine Äußerungen durchaus zeitgebunden und nicht, bei aller Wertschätzung, a priori über jede Kritik erhaben.
(Gibt es eigentlich sowas wie ´Killer-Zitate´?) 😉
@ernst und Tim-Christian
Ich denke, dass Zitat von Bonhoeffer passt hier fast wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Aus der Predigt sollte auch das Zitat "Lies die Bibel, lies Luther" stammen. Wenn ich die Predigt recht in Erinnerung habe, ging es doch Bonhoeffer genau darum, dass Luther selbst zur Sprache kommt und nicht eine mehr oder weniger reflektierte Ansicht über die Ansichten Luthers über die Bibel. In diesem Sinne hat H. Schilling vollkommen recht. M. Käßmann (jetzt habt ich mich schon ganz unsicher gemacht, wie die Dame wirklich heißt!) versucht hier Luther für sich zu vereinnahmen. Bohnhoeffer weist darauf hin, dass uns Luther den Weg zur Bibel gezeigt hat. Das ist ein Hinweis, der für uns heute vielleicht noch wichtiger ist als in den 30er Jahren. Daher finde ich die Bohnhoeffer-Äußerung als gar nicht zeitgebunden, eher sogar als sehr weitsichtig, fast schon prophetisch 🙂
Peter
PS: @ernst: Bei einem anderen Thema bist du noch einen Beleg schuldig:
http://theoblog.de/die-axt-an-die-wurzel/18046/comment-page-1/#comment-17313
Vor ca. 2 Wochen hörte ich Frau Kässmann ein einem öffentlichen Vortrag. Einerseits bezeugte sie in gewissem Maße den Glauben – allerdings verwässert. (Wunder? Es ist nicht schlimm, wenn Sie nicht an Wunder glauben. Dass es nach dem Tod weiter geht, das glaube ich). Sie sagte explizit: "Für mich ist Luther kein Held". Begründung: Weil der einige Dinge falsch gemacht hat, z.B. am Ende seines Lebens gegen die Juden gepredigt hat, oder was er gegen die Türken sagte, war auch "zu hart". Das finde ich sehr schade. Wenn sie nicht den Mut hat, sich zu Luther als Helden zu bekennen, soll sie bitte keine Luther-Botschafterin sein. Aber ihr ist der Beifall vom Zeitgeist lieber als der Beifall von Gott. Man kann Martin Luthers antisemitische Aussagen – die ja ohne Zweifel falsch und extrem überzogen waren – nicht an heutigen Maßstäben messen. Heute ist jeder gegen Antisemitismus – gerade nach den furchtbaren Erfahrungen in Deutschland in den 30er/40er Jahren unter Hitler.… Weiterlesen »
@ peter: nein, ich bin garnichts schuldig; denn soviel Zeit hab ich nicht! @ roderich: Du schreibst (wie häufig) soo viel, dass man selber eine halbe Stunde beschäftigt wäre, wollte man auf alles eingehen… Immerhin, endlich wird hier so langsam das Feuer auf die nette Frau Käse… äh…Käßmann eröffnet! 😀 Und Luther – ein Held? Was soll denn das? Was wäre denn ein Held? Gibt es das noch, genauer gesagt, können wir heute noch unbefangen von Helden reden? Ich glaube, Luther wäre der erste gewesen, der dagegen protestiert hätte: "Wir sind Bettler, das ist wahr", sind seine letzten schriftlich überlieferten Worte gewesen… – "Aber ihr [Käßmann] ist der Beifall vom Zeitgeist lieber als der Beifall von Gott." Aha… so einfach ist da also. Du hörst sie einmal und weißt schon Bescheid! Ansonsten: ein bisschen Geschichtsklitterung, was Du schreibst ist ja nicht ganz unsinnig, aber es sind diese undifferenzierten Vereinfachungen: dass die Türken damals nicht den Frieden, sondern Ausdehnung ihres Machtbereichs… Weiterlesen »
@Ernst,
Hast Du irgend ein schriftliches Zitat von Kaessmann, wo siendas Evangelium predigt?
… Und auch sonst fällt mir auf, dass Du in Deinen Beiträgen nur die Aussagen anderer „bezweifelst“ oder „in Frage stellst“, nach dem Motto „soooo kann man das aber nicht sagen“, ohne dann konkrete Argumente oder Deine Sichtweise zu bringen.
dass die Türken damals nicht den Frieden, sondern Ausdehnung ihres Machtbereichs wollten, stimmt ja, aber dass sie "Europa einnehmen würden und das Christentum auslöschen würden" ist historisch völlig spekulativ und daher nichts als blanker Unsinn! Na ja, spekulativ ist es sowieso, weil es nicht eingetreten ist und man es im Nachhinein nicht beweisen kann. Aber deswegen ist es nicht automatisch Unsinn. Wer sich die Geschichte der Ausbreitung des Islam anschaut, hat gute Gründe, anzunehmen, dass die Muslime Europa sehr verändert hätten. Christliche Kulturpflege hätten sie sicher nicht betrieben. Als besonders bibeltreu ist mir die Frau Käßmann auch noch nicht aufgefallen. Wo hat die Frau denn schon mal richtig "klare Kante" gezeigt? Mindestlohn, Afghanistan und solche Themen zählen nicht, weil das nicht "Evangelium" ist. Das mag gesellschaftlich relevant sein, ist aber eben nicht die frohe Botschaft. Frau Käßmann redet sicher anders vom Glauben als Du oder ich – lass sie doch! Was Gott damit anfängt, ist seine Sache.… Weiterlesen »
@ernst
Du hast aber auch die Zeit gehabt, eine Behauptung aufzustellen – dann solltest du dir auch die Zeit nehmen und diese belegen!
Peter
Zu Margot Käßmann: es geht nicht darum zu hetzen … Frau Käßmann ist ohne Zweifel für viele das, was man wohl eine charismatische, authentische Person nennt … – das Gegenteil eines Langweilers, eines Schauspielers, das Gegenteil zur antrainierten Publikumswirksamkeit … Das täuscht doch aber nicht darüber hinweg, dass es im Vorfeld bereits begründete andere Stimmen gab zu ihrem Spezialauftrag – bspw.: http://www.idea.de/detail/thema-des-tages/artikel/kaessmann-als-botschafterin-eine-fehlbesetzung.html (6. Juli 2011) Außerdem gab es da ja noch dieses: http://www.bekennende-kirche.de/hefte/Bekennende_Kirche_13.pdf (Febr. 2003) Zitat: „Die Leiterin der Hannoverschen Landeskirche, Margot Käßmann, hat das biblische Verständnis der Jungfrauengeburt für überholt erklärt. Gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa) behauptete sie, daß die diesbezügliche alttestamentliche Stelle bei Jesaja (7,14) nur von einer „jungen Frau“ spreche. Die historisch-kritische Bibelauslegung habe gezeigt, daß die Bedeutung von sexueller Unberührtheit erst nachträglich hinzugefügt wurde und auch nur in einem Evangelium zu finden sei. Im traditionellen Verständnis der Jungfrauengeburt liege eine Ursache für die spätere Sexualfeindlichkeit der Kirchen. Man habe Eva und Maria als… Weiterlesen »
mannomann, das geht ja richtig ab hier… Ich habe sehr wohl auch begründend dargestellt, warum ich anderer Meinung bin als ihr. Ihr redet von "klarer Kante", wisst genau was die "Frohe Botschaft" ist, fordert donnernde Worte der Buße (Nochmals: bei solcher Sprache graust es mir). Käßmann rede "fast immer wie auf einer Beerdigung" – soso… (eine ziemlich wolkige Behauptung ist das) Ich finde zwar auch nicht alles so gehaltvoll, was sie sagt, aber sie schafft es offenbar immer wieder, Menschen anzusprechen, dass diese sich ernst genommen fühlen. Das hat auch damit zu tun, dass sie nicht nur den Ton, sondern auch den Zugang zu Themen oder Situationen findet, bei denen viele ratlos sind. Dass ihr das gelingt, ist schon mal eine ganze Menge. Und sie hat viel Verantwortung schon in ihrem Leben getragen. Generell fällt auf, mit wieviel ´Selbstbewusstsein´ eure Standpunkte vertreten werden. Eine Sicht, die auf anderes Wert legt wird in der Regel nicht anerkannt, mein Beitrag wird seziert… Weiterlesen »
@ernst: Zu behaupten, Luther sei ein Vorkämpfer der Frauenordination gewesen, ist so ein Käse, dass es einem Historiker (Theologen haben sich an solche Thesen gewöhnt) sämtliche Zehennägel verbiegen müsste. Es wundert mich, dass Du für solchen Missbrauch noch Worte der Verteidigung findest.
@ Ron: ICh kann mich nicht entsinnen, dass ich das verteidigt hätte, – vielmehr: "Ich finde zwar auch nicht alles so gehaltvoll, was sie sagt…" Aber das ist ja ein Punkt: einzelne Aussagen zu fokussieren und die Kritik daran aufzuhängen, finde ich nicht angemessen. DAss Käßmann selbstverständlich durch ihren akademischen Werdegang geprägt ist, also eine konventionelle universitäre Theologie, kann ja nicht anders sein. Das mag man bedauerlich finden. Wenn dagegen die Geschütze dogmatischer Festlegungen aufgefahren werden, dann steht sie natürlich unweigerlich auf der Verliererseite. Über ihr Christsein sagt das noch nichts aus!Und sie ist denn auch mehr als Bischöfin denn als Theologin in Erinnerung. Was ich nicht verstehe: dass man ihr gegenüber nicht einfach tolerant sein kann! Welchen Standpunkt nahm seinerzeit Gamaliel (Apg.5) ein? Außerdem: eine Luther-Botschafterin ist primär nicht dazu berufen worden, akademische Debatten unter Fachgelehrten zu initiieren, sondern das Anliegen eines Luther-Gedenkens für die breite Öffentlichkeit ikns Bewusstsein zu rufen: dafür ist sie eine sehr gute Besetzung.… Weiterlesen »
@ernst: Tolerant gegenüber Frau Käßmann bin ich und will ich gern sein. Doch gerade das, was sie sagt, muss man kritisieren dürfen!
@ernst Mir ist deine Haltung unbegreiflich. Es geht doch nicht darum ein allumfassendes Personenurteil über Frau Käßmann abzugeben. In der Auseinandersetzung mit ihrem Spezialauftrag geht es um eine eingegrenzte Sache. Hier kann zum eigentlichen Gespräch auch noch mal nachgelesen werden: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/tagfuertag/1914280/ Luther als der sperrige Rebell Kritik an inhaltlichen Vorstellungen zur Feier des Reformationsjubiläums von Heinz Schilling Heinz Schilling im Gespräch mit Monika Konigorski Ein Bischofsamt (und ich lasse jetzt die Geschlechterfrage außen vor) ist ohne Theologie kaum denkbar und Christenleben ebenso wenig. Theologie ist doch keine Bezeichnung für eine Spezialgruppe namens „Akademiker“. Der ist ein guter Bischof, der die ihm Anvertrauten zum „mündigen Christsein“ führt. „Akademische Theologie“ herunter zu transformieren ohne Wahrheitsverlust wäre eine angemessene Erwartungshaltung. Auch Frau Käßmann hat das verstanden, wenn da nicht ihre problematische Theologie wäre … Weil jemand nichts von Theologie versteht, darf doch daraus niemals der Schluss gezogen werden, dass Lügen legitim sind. Hauptsache das Ergebnis (Öffentlichkeitswirksamkeit und „es ist in… Weiterlesen »
@ Ron: Dem stimme ich zu!
@ lutz: Ja, genau, das war (oder sollte sein) ein Gespräch über Luther.
Ansonsten: Ich erwarte auch nicht, dass jeder meinen Standpunkt begreift. (Woran auch immmer das liegt.)
Wenn es darum geht, "„Akademische Theologie“ herunter zu transformieren ohne Wahrheitsverlust", so ist das sicher in der gesamten Kirchengeschichte eine Herausforderung gewesen: das beginnt nicht mit Luther und hört nicht mit Frau Käßmann auf – immerhin hat sie sich aber an exponierter Stelle dieser Herausforderung gestellt…
PS: Im gesamten Gespräch von Schilling mit dem DLF ist von Frau Käßmann nur in einem Satz die Rede… 😉
@Ernst,
hast Du vielleicht noch ein Zitat aus irgend einem Buch oder einer Predigt von Frau Käßmann, wo sie tatsächlich das traditionelle Evangelium predigt? Würde mich nur interessieren. (Deswegen musst Du jetzt keine Bücher kaufen von ihr. Es könnte aber sein, dass Du schon welche von ihr hast, da Du sie ja so verteidigst, und daher sicher gut weisst, was sie geschrieben hat).
@ roderich: http://www.ekd.de/download/s12_04_iv_kaessmann_bibelarbeit.pdf (vom 5.11.2012)
@Ernst, danke. Kannst Du daraus auch zitieren, wo sie das Evangelium predigt?
@roderich: ? ? ?
(da Du lesen & denken kannst, darf ich Dir texterschließende Kompetenz zutrauen. Und Zitate sind Belege, nicht die Sache selbst! Also…Augen auf im Straßenverkehr!)
@ernst @roderich
ach, nichts weiter …
😉
@Ernst,
es ging ja um die Frage, ob Frau Käßmann das Evangelium predigt. (Das setzt voraus, dass wir beide wissen, was das Evangelium ist).
Jetzt nennst Du einen Link (da hättest Du auch gleich einen Buchtitel nennen können) und sagst: "Suche Dir das Zitat doch selber raus". Warum soll ich einen Beleg für Deine These suchen? Und wenn ich es nicht finde, liegt es daran, dass meine Augen nicht auf sind… ts, ts, ts.