Selbstfürsorge ist keine Sabbatruhe

Noch ein starkes Zitat aus Brad Edwards’ Buch The Reason for Church (Zondervan, 2025, S. 21–22):

Wie die Kirche im Allgemeinen betrachtet auch der spirituelle Pragmatismus den wöchentlichen Gottesdienst nur als ein Werkzeug in unserem Werkzeugkasten, um unsere spirituellen Bedürfnisse zu befriedigen. Sicher, wir könnten in die Kirche gehen, es sei denn, wir sind zu müde und müssen ausschlafen, oder unsere Kinder haben ein Fußballspiel, oder wir hatten eine lange Woche und brauchen einfach etwas Zeit für uns selbst. Nach einer langen Woche der Selbstverwirklichung fühlt sich der Gang zur Kirche eher wie Arbeit an, nicht wie Erholung. Wir könnten sogar Jesu Lehre zitieren, dass „der Sabbat für den Menschen gemacht ist und nicht der Mensch für den Sabbat“ (Markus 2,27), um zu rechtfertigen, dass wir uns mit einem Wochenende in den Bergen spirituell erholen wollen. Als Zugezogener in Colorado kann ich diese Versuchung gut nachvollziehen, glauben Sie mir. Aber Selbstfürsorge ist keine Sabbatruhe. Jesus lädt uns zu mehr als nur zur Ruhe von der Arbeit ein; der Sabbat ist auch eine Ruhe „für den Herrn, deinen Gott“ (2. Mose 20,10, Hervorhebung hinzugefügt). Der Sabbat ist Ruhe in und durch Gottes Anbetung unter Gottes Volk. Der wöchentliche Sabbat (Ruhe durch Anbetung) wird wie ein Fernglas Gott in unserem Leben vergrößern und unseren Blick mit seiner Herrlichkeit erfüllen. Umgekehrt betrachtet der spirituelle Pragmatismus die Anbetung durch ein Fernglas rückwärts: Er minimiert Gott, indem er unser Wohl statt seiner Herrlichkeit zum Maßstab für unsere wöchentliche Anbetung macht. Eine selbstverwirklichende Anbetung wird sich überhaupt nicht erholsam anfühlen, und ein Sabbat ohne Anbetung ist nur Erholung und Entspannung. Beides ist nicht das lebensspendende Geschenk, das Gott mit dem Sabbat beabsichtigt.

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4 Kommentare
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Chris
14 Stunden zuvor

Wie ich dieses Überfromme verabscheue.

Und nur weil man die ganze Woche nicht auf Knien verbringt, hat das noch lange nichts mit diesem ständigen Gerede über „Selbstverwirklichung“, „Selbstsucht“, „ich, ich, ich“ zu tun.

Seid doch einfach menschlich. Es ist nicht schlimm, ganz offen auch mal zu sagen, dass man am Sonntag auch lieber ausschläft (und das dann auch tut), anstatt in den Gottesdienst zu gehen. Wer sagt denn, dass derjenige nicht vielleicht unter der Woche in Gedanken näher bei Gott war als der Superfromme, dem der Sonntag gesetzlich-verkrampft so wichtig ist …

Diese ständige negative Art bei vielen Christen ist wirklich erschreckend.

Kommentator
8 Stunden zuvor

Bei näherer Betrachtung fällt schnell auf, das die Sonntagsroutinen nicht mit Frömmigkeit korrelieren, sondern vorrangig mit dem, was Menschen aus ihrer Kindheit kennen.

Da wird jeden Sonntag in der Gemeinde das gleiche*) wiederholt, weil es so ein schönes heimeliges Gefühl macht, was die Teilnehmer das letzte mal hatten, als sie fünf Jahre alt im Kindergottesdienst waren.

Bis es das Gefühl nicht mehr macht – zum Beispiel aufgrund von schlechten Erfahrungen. Dann endet die Routine. Völlig übersehen wird dabei, dass säkular aufgewachsene Menschen an diese Gewohnheiten überhaupt nie anknüpfen können. Die waren nämlich mit fünf nicht in einem Kindergottesdienst. Genau die, die man damit ja eigentlich erreichen will.

Stephan
6 Stunden zuvor

Gottesdienst an einem zentralen Ort mit der ganzen Gemeinde ist ein Prinzip, das schon im AT vorkommt, und im NT geht es weiter, gerade in der Apg. Gründe gibt es mehrere: Gott hat es so angeordnet Gottesdienst dient der Ehre Gottes Gottesdienst dient der Wortverkündigung (war schon bei Nehemia so) Wenigstens einmal die Woche will ich die Menschen kennenlernen, von denen (viele / die meisten / whatever) mit mir die Ewigkeit verbringen werden Auch die unsichtbare Welt schaut genau hin, was die Gemeinde macht – und dazu zähle ich auch den Gegenspieler Gottes. Der bekommt von mir nicht den Triumph, dass mich das Federkissen davon abhält, Gott die Ehre zu geben. Mein Wecker klingelt um 7:00 Uhr am Sonntag – das sind schon mal 2 Stunden mehr Schlaf als unter der Woche. Dann geht es zu Gottesdienst 1, danach zu Gottesdienst 2. Ggf. war am Vorabend schon eine lutherische Messe. Mindestens einmal die Woche ist lutherische Vesper um 18 Uhr,… Weiterlesen »

Kommentator
5 Stunden zuvor

Wo alles fehlt, was einen „Gottesdienst“ ausmacht, dort bleiben die Schäfchen eben fern.

Allen voran fehlt es an vielen Orten zunächst mal an einem Hirten, also einem Mann (mit nur einer Frau) und mit einer Berufung. In der einschlägigen evangelischen Szene nennt sich ja jeder inzwischen Dahergelaufene selbst „Pastor“ – und so manche auch „Pastorin“ (oder „Pröbstin“ oder „Bischöfin“…)

Wenn dann die Herde aus ihrer „Kirche“ austritt und nicht in ihrem „Gottesdienst“ erscheinen will, folgt die Strategie des Guilt-Trippings. Jetzt überlegen wir mal gemeinsam, wie viel davon es bei den Brüdern gab, die sich freiwillig (!) unter Verfolgung vor 1900 Jahren versammelt hatten.

Sich gegenseitig in Büchern die Sonntagspflicht zu predigen, führt da nicht ans Ziel.

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