Familienbild

EKD-Orientierungshilfe zur Familie vorgestellt

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Nikolaus Schneider, hat heute die EKD-Orientierungshilfe zum Thema Familie vorgestellt. Er hat es sich nicht nehmen lassen, den neuen Kurs der Evangelischen Kirche mit Martin Luther zu begründen:

Das „geschichtliche Gewordensein und der Wandel familiärer Leitbilder“ setze die Orientierungshilfe der EKD voraus, so Schneider. Dabei könne sie sich auch auf Martin Luther beziehen, denn bei aller Hochschätzung als „göttlich Werk und Gebot“ erklärte Luther die Ehe zum „weltlich Ding“, das von den Partnern gestaltbar sei und gestaltet werden müsse.“ Schneider: „Aus einem evangelischen Eheverständnis kann heute eine neue Freiheit auch im Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen erwachsen – im Umgang mit Geschiedenen genauso wie mit Einelternfamilie oder auch mit gleichgeschlechtlichen Paaren.“

Was soll man dazu noch sagen? Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden?

Die Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken“ des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland kann hier im PDF-Format heruntergeladen werden: familie_als_verlaessliche_gemeinschaft.pdf.

Familienauflösung

An was werden wir in einigen Jahren denken, wenn wir auf den Namen Nikolaus Schneider stoßen? Mir wird wahrscheinlich einfallen, dass unter seiner Ägide die EKD ethische Entscheidungen getroffen hat, die in eklatanter Weise von den Aussagen der Heiligen Schrift und der kirchlichen Bekenntnisschriften abheben. Also an das „wahrhaft epochale“ Pfarrerdienstgesetz der EKD aus dem Jahr 2010 und an den groben Umschwung, der durch ein Familienpapier angestoßen wird, das morgen der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll (vgl. auch hier).

In der Orientierungshilfe fordert die EKD die Bundesrepublik Deutschland auf, eine neue Familienpolitik einzuleiten, da das „bisherige wohlfahrtsstaatliche Arrangement mit seiner traditionellen Familienverfassung“ eine geschlechterhierarchische Arbeitsteilung voraussetzt. Ebenso sieht sich die Kirche in der Pflicht, nun „Familie neu zu denken“. Die Vielfalt der Lebensformen, in denen heute Partnerschaft gelebt werde, sei in „theologischer Hinsicht“ als gleichwertig anzuerkennen.

Um es klar zu sagen: Die Kirche knüpft damit nicht nur an gesellschaftliche Prozesse an, um modern zu erscheinen, sie selbst fordert und fördert die Auflösung des christlichen Familienbegriffs.

Reinhard Bingener hat in der FAZ darauf aufmerksam gemacht, dass an dem Papier ein erstaunlicher Umgang mit der Bibel erkennbar wird. Bibelstellen, die dem Anliegen der verantwortlichen Autoren widersprechen, werden „im Licht der befreienden Botschaft des Evangeliums“ schlicht neu interpretiert (FAZ vom 18.06.2013, Nr. 138, S. 8). Ich füge hinzu: Die Autoren haben keine Skrupel, dabei die biblischen Texte gegen ihren Wortsinn zur Stützung eigener Interessen zu vergewaltigen. Sie machen sich noch nicht einmal die Mühe, ihre Neuinterpretationen exegetisch zu rechtfertigen.

Matthias Kamann stellt für DIE WELT heraus, dass in dem Familienpapier gar nicht mehr überzeugend versucht werde, auf die Verbindlichkeit der Ehe zu setzen:

Doch wird auf den 160 Seiten, in denen sich die ganze Vielfalt und auch Unsicherheit des neueren protestantischen Ehe- und Familienverständnisses niederschlägt, gar nicht erst versucht, die lebenslange Treue von Ehepaaren und Eltern mit normativer Kraft auszustatten. Unentschieden heißt es: „Die Kirchen unterstützen Familien in ihrem Wunsch nach gelingender Gemeinschaft, sie begleiten sie aber auch im Scheitern und bei Neuaufbrüchen.“ Wer erwarten würde, dass der Glaube – als Anerkennung von Ansprüchen jenseits des irdischen Wandels – auch verbindlichere Maximen setzen könnte, der liest hier von einer „Freiheit mit Umgang mit gesellschaftlichen Veränderungen, die angesichts der Herausforderungen der eigenen Zeit immer wieder neu bedacht und oft erst errungen werden muss.“

Ich hoffe, dass evangelische Christen angesichts solcher desaströsen Entwicklungen nicht einfach still und leise aus der Kirche austreten, sondern im Namen von Bibel, Bekenntnis und dem Herrn der Kirche vernehmbaren Widerstand leisten. Dort, wo Kirchenleiter in offensichtlicher und willentlicher Weise das Wort Gottes durch eigene Rede dämpfen und verdrehen, sind sie zur Umkehr zu rufen. Wer das Gebot, das von Gott kommt, nicht anerkennt, wird auch von Gott nicht erkannt (vgl. 1Kor 14,38, siehe a. Offb 2-3).

Frankreich: „Wir wollen einen Gegen-Mai 1968“

In Frankreich wächst der friedliche Widerstand gegen die staatlich oktroyierte Gleichstellungspolitik. Viele Franzosen, die das Projekt der „Ehe für alle“ ablehnen, sind unter dreißig. Die FAZ schreibt (endlich mal):

Er habe sich bei politischen Debatten immer gelangweilt, aber jetzt wolle er verhindern, dass die Familienstrukturen noch mehr zerstört würden, sagt der Student. Die jungen Linken hätten 2006 im Widerstand gegen den von der damaligen rechtsbürgerlichen Regierung angestrebten Jugendarbeitsvertrag CPE so etwas wie einen politischen Erweckungsmoment erlebt. „Uns geht das jetzt ähnlich im Protest gegen die Ehe für alle“, sagt Frédéric.

„Sie verstehen uns einfach nicht“, sagt Vivien über die linke Staatsführung. Der Student hat sich der konservativ-christlichen Bewegung „Französischer Frühling“ („Printemps Français“) angeschlossen. Er führt einen Blog, wie so viele der „Wächter“ von den Wiesen vor dem Invalidendom.

„Sie sagen uns: Die Ehe für alle nimmt auch kein Recht weg, sie kostet euch nichts, warum seid ihr also auf den Straßen? Sie verstehen nicht, dass wir für etwas anderes kämpfen können als für unser kleines Ego. Wir kämpfen aber gegen diese Zivilisation, die sie uns aufzwingen wollen. Wir sind in einer Gesellschaft groß geworden, in der die Werte verfallen. Wir wollen einen Mai 2013, der ein Gegen-Mai 1968 ist“, schreibt Vivien.

„Viele von uns sind Scheidungskinder. Wir haben selbst erlebt, was es heißt, ohne Vater und Mutter aufzuwachsen“, sagt Carol. „Wir wollen nicht, dass es zur Norm wird, ohne Vater und Mutter groß zu werden.“

Mehr: www.faz.net.

Nietzsche: Mir fehlte der Vater

Als Zeugen für die Auffassung: es ist gut für ein Kind, einen Vater zu haben, zitiere ich zustimmend Friedrich Nietzsche. Der junge Philologe schrieb:

Meine Erziehung ist in ihren Haupttheilen mir selbst überlassen worden. Mein Vater, ein protestantischer Landgeistlicher in Thüringen, starb allzu früh: mir fehlte die strenge und überlegne Leitung eines männlichen Intellekts. Als ich im Knabenalter nach Schulpforta kam, lernte ich nur ein Surrogat der väterlichen Erziehung kennen, die uniformirende Disciplin einer geordneten Schule. Gerade aber dieser fast militärische Zwang, der, weil er auf die Masse wirken soll, das Individuelle kühl und oberflächlich behandelt, führte mich wieder auf mich selbst zurück.

Die erklärungsbedürftige Familienstudie

Hedwig von Beverfoerde hat für die „Initiative Familienschutz“ zur umstrittenen Familienstudie Stellung bezogen. DER SPIEGEL hatte vor einigen Tagen einen Zwischenbericht der vom Familienministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung veröffentlicht und damit eine öffentlichen Diskussion über die Zweckhaftigkeit der finanziellen Familienförderung angestoßen (vgl. dazu auch hier).

Ungenannte „Experten“ arbeiten derzeit im Auftrag des Finanzministeriums sowie des Familienministeriums an einer Studie zur Bewertung der Wirksamkeit familienpolitischer Leistungen. Vor wenigen Tagen hat das Magazin DER SPIEGEL einen „internen Zwischenbericht“ der Studie veröffentlicht. Aus der sicheren Deckung vermeintlicher Wissenschaftlichkeit heraus wird darin die finanzielle Basis der Familien in Deutschland unter Beschuß genommen.

Die Studie basiert allerdings auf Grundlagen, die so grob fehlerhaft sind, daß man sowohl bezüglich des Inhalts als auch des Prozederes ihrer Veröffentlichung von einem interessegeleiteten Propagandamanöver sprechen muß. Das Fazit der „Studie“ überrascht deshalb nicht. Es ist ebenso simpel wie durchsichtig: Gelder, die den Familien direkt zukommen zur eigenverantwortlichen Verwendung, werden im Bericht fast durchgängig als „unwirksam“ beurteilt, während die Subventionierung außerhäuslicher Betreuung positive Bewertung erfährt.

Dazu die Sprecherin der Initiative Familienschutz, Hedwig von Beverfoerde: „Das hat mit seriöser Evaluation nichts mehr zu tun.“

Hier die vollständige Pressemeldung: Pressemitteilung-Studie-Familienförderung.pdf.

Ist der Mann wirklich am Ende?

rosin.jpgFrauen sind auf dem Gipfel der Macht, Männer am Boden, sagt Hanna Rosin in ihrem Buch Das Ende der Männer: Und der Aufstieg der Frauen, das im Januar erscheint (vgl. a. hier). Der Berlin Verlag schreibt zu dem Buch:

In fast allen Bereichen unserer heutigen Lebens- und Arbeitswelt sind Frauen auf dem Vormarsch. In „Das Ende der Männer“ zeigt die Israelitin Hanna Rosin auf, warum Frauen bald an der Spitze der Gesellschaft stehen werden – ein großes Debattenbuch, in Bedeutung und Weitsicht vergleichbar mit den Werken Simone de Beauvoirs oder Naomi Wolfs. Ist die jahrtausendealte Herrschaft des Patriarchats am Ende? Noch nicht, sagt Hanna Rosin, doch die massiven Veränderungen der Berufswelt und des Bildungssystems haben eine Dynamik in Gang gesetzt, die das Verhältnis zwischen den Geschlechtern nachhaltig verändert. So scheinen viele Anforderungen der modernen Dienstleistungsgesellschaft – Flexibilität, soziale Intelligenz, Kommunikationsfähigkeit – eindeutig Frauen in die Hände zu spielen, während Männer oft von den Umwälzungen überfordert sind. Hanna Rosin zeigt – frei von ideologischen Prämissen –, wie sich heute das Leben von Männern und Frauen unterscheidet, wie sehr sich die Art und Weise geändert hat, wie heute gearbeitet, gelernt, zusammengelebt wird. Differenziert und mit vielen konkreten Beispielen gelingt es Rosin, die Chancen und Schattenseiten des »weiblichen Jahrhunderts« in den Blick zu nehmen. Das Ende der Männer ist keine feministische Streitschrift, keine Prophezeiung, sondern eine messerscharfe, weitsichtige Diagnose.

DIE ZEIT hat sich mit Frau Rosin über ihr Buch unterhalten. Das Gespräch ist m.E. nicht sonderlich ergiebig. Allerdings finde ich eine Aussage interessant, die die ZEIT-Redakteurin bei der Gelegenheit platziert hat:

Es gibt jedenfalls eine starke Ideologie, die eine Präsenz der Mutter beim Kind fordert, und die immerwährende Drohung, man könnte eine schlechte Mutter sein, wenn man nicht beim Kind ist.

Ob das Bindungsforscher auch so sehen?

Falls die Präsenz der Mutter bei dem Kind ideologisch aufgeladen ist, spricht nichts dagegen, die Kinder auf natürliche Weise auszulagern. Christoph Schreiber berichtet heute in der FAZ über ein neues „Kinderbetreuungsmodell“, die so genannte „24-Stunden-Kita“ (FAZ vom  11.01.2013, Nr. 9, S. 12). Es läuft gut. So können Eltern beispielsweise in der Kita „nidulus“ ihre Kinder für 183 Euro im Monat unterbringen. Das ist „weniger als ein Sechstel der tatsächlichen Kosten. Den Rest zahlt der Steuerzahler.“ Der Kindergarten, so heißt es in der Selbstbeschreibung, „ist gedacht als Lösungsangebot für Eltern und Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Organisationsformen. Die Einzigartigkeit unseres Hauses liegt in den flexiblen Öffnungszeiten. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag.“ So haben die kleinen Kinder ab dem zweiten Lebensjahr ihr „Nestchen“. Ein Geschäft mit Zukunft:

Trotz aller Bedenken ist die Nachfrage nach 24-Stunden-Plätzen ungebrochen. „Das Konzept ist gerade der Renner auf dem Markt“, sagt die Geschäftsführerin. Zehn bis zwanzig Rund-um-die-Uhr-Kitas gebe es mittlerweile in Deutschland, schätzt sie. Tendenz steigend.

Ich hoffe mal, dass viele Eltern altruistisch auf ihren Instinkt vertrauen.

Töchter einer Revolution

Die aktuelle Geschlechtedebatte dreht sich vor allem darum, wie Frauen möglichst zackig in den Arbeitsmark integriert werden können. Von einem selbstbestimmten, freien Leben ist nicht die Rede. Antonia Baum, die 2011 ihren ersten Roman Vollkommen leblos, allenfalls tot bei Hoffmann und Campe publizierte, deckt auf, dass es nicht um das Wohl der Frau, sondern um ihre Arbeitskraft, geht.

Ich wünschte, mein Mann wäre so reich, dass ich nicht arbeiten müsste und zu Hause bleiben könnte, wo ich, in ganz langsamer Arbeit, Bücher schreiben würde, von denen ich nicht leben kann. Denn wie viel plausibler ist es, sich in die Abhängigkeit desjenigen Mannes zu begeben, den man liebt und dem man bis auf weiteres vertraut, als in die Abhängigkeit eines viel größeren Mannes, eines unendlich hungrigen Monster-Mann-Betriebes zu begeben, der subjektlos und also nicht zur Verantwortung zu ziehen ist und der bereit ist, mich, das heißt meine Arbeitskraft, bis zum letzten bisschen auszusaugen und zu verkaufen und in den zweiwöchigen Erholungsurlaub zu schicken, um mich dann: weiter auszusaugen.

Wie viel leichtsinniger, lebensgefährlicher, ja kopfverdrehter ist es, den eigenen Kopf an eine fremde Firma zu verkaufen, die ihn, über kurz oder lang, zu einem passenden Firmenwürfel deformiert, als einfach zu Hause zu bleiben. Es wäre so schön, würden die feministischen Schwestern und die über ihre Würfel-Förmigkeit erbitterten einem diesen Wunsch nicht zum Vorwurf machen. Zu Hause könnte ich (Akademikerin, gebärfähig, kinderlos) mir auch vorstellen, Kinder zu bekommen, die ich mit viel Liebe zu Akademikern erziehen würde. Denn wie viel leichtsinniger, lebensgefährlicher, ja kopfverdrehter wäre es, würde ich, wie es weithin für richtig gehalten wird, meinen Kopf an eine Firma verkaufen UND ein Kind bekommen? Das arme Kind! Von einer gestressten Würfel-Mutter und dem dazugehörigen Würfel-Vater unausgesetzt wegrationalisiert zu werden, möchte ich ihm nicht zumuten.

Mehr: www.faz.net.

Jede zweite Ehe zerbricht in Deutschland

In Deutschland wird bereits jede zweite Ehe geschieden, sagen die Statistiker. Damit ist die Scheidungsrate höher als je zuvor. Wer heute überhaupt noch heiratet, wird stark von romantischen Motiven zum Altar getrieben und später bitter enttäuscht.

Allerdings:

Die Vorstellung, in der nächsten Ehe werde alles besser, ist übrigens ein Trugschluss. Zwei Drittel aller Geschiedenen fragen sich rückblickend, ob es all das Geld und den Stress wert war, sich zu trennen – das jedenfalls schätzen Paartherapeuten.

Mehr hier: www.welt.de.

Hanna Rosin befeuert die Geschlechterdebatte

410r0nQNg4L._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA300_SH20_OU03_.jpgDie US-Autorin Hanna Rosin befeuert mit ihrem neuen Buch The End of Men die Geschlechterdebatte. Ihre These: Der Mann nervt und ist am Ende, die Frau ist dagegen endlich auf dem Gipfel der Macht.

Can Mayaoglu stellt in ihrer Rezension die entscheidende Frage und schreibt Rosin ein unbeabsichtigtes Verdienst zu:

Damit stehen wir vor einer entscheidenden Frage: Können wir es wirklich als Gewinn betrachten, wenn die vermeintliche Selbstverwirklichung beider Geschlechter einem falschen Erfolg geopfert wird? Und es ist ein falscher Erfolg, wenn einer auf der Strecke bleibt. Bei aller Liebe für mein eigenes Geschlecht: Das kann es doch nicht ernsthaft gewesen sein? Was ist lebenswert an einer Gesellschaft, die bei der Nabelschau bloß das Geschlecht geändert hat, auf das sie schaut? Was bitte schön ist daran emanzipiert? Das wirklich große Verdienst, das Rosin erbringt, ist daher womöglich völlig unbeabsichtigt. Sie erinnert uns daran, dass wir weiter aufmerksam beobachten müssen: Denn so, wie es ist, ist es nach wie vor nicht gut.

Hier: www.spiegel.de.

Lost Generation: Was ist mit den Jungs los?

In gewohnter Qualität spürt Harald Martenstein einem verbreiteten Phänomen nach: Die Jungs sind auffallend antriebsarm:

Eine lost generation. Ich sagte, dass mein Sohn sich eine neue Badehose kaufen möchte. Das Projekt, sich eine Badehose zu kaufen, verfolgt er seit nunmehr acht Wochen. Er hat keine Zeit. Nein, er hat keine Energie. Es ist, als ob jemand den Stecker herausgezogen hätte aus dieser Generation von Jungs. Das wird sich alles auswachsen, sagte ich, das kann ja nicht ewig so weitergehen. Eines Tages wird er sich eine Badehose kaufen. Er wird morgens um neun vor mir stehen, frisch geduscht, und er wird sagen, dass er jetzt zu Karstadt geht und sich die Badehose kauft. Jeden Morgen warte ich darauf. Dann gehe ich ins Büro, er schläft noch, und wenn ich vom Büro heimkomme, ist er gerade aufgestanden, die Cornflakes-Schüssel steht herum, und er macht sich fertig fürs Joggen. Eine Jogginghose hat er ja. Der Kollege sagte: „Es ist überall das Gleiche. Das tröstet dann doch irgendwie.“

Wir haben durchgecheckt, woran es liegen könnte. Ich glaube nicht, dass es an der Erfindung des Computers liegt. Die Mädchen besitzen ebenfalls Computer. Ich glaube auch nicht, dass der Feminismus schuld ist. Gewiss, diese Generation von Jungs wird sich vermutlich extrem schwer damit tun, Spitzenpositionen zu erobern, solche Jobs werden in den nächsten Jahrtausenden hauptsächlich mit Frauen besetzt sein. Aber das kümmert die Jungs nicht, nein, es ist ihnen sogar recht. Unsere Jungs sind begeisterte Feministen. Wenn jemand unseren Jungs die Position eines Bundeskanzlers oder Bankchefs anbieten würde, dann würden unsere Jungs langsam aufstehen, ihre Chipstüte nehmen und in ihr Zimmer schlurfen, um dort in Ruhe Musik zu hören. Waren unsere Erziehungsmethoden zu lasch? Waren wir schlechte Vorbilder? Ist die Schule schuld, zu viel Gruppenarbeit, zu wenig Leistungsdenken, alle Lehrer immer krank?

Die Analyse ist gut. Wer kennt die Gründe?

Mehr: www.zeit.de.

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