Gendergerechte Sprache

Baden-Württemberg gendert

Die Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten empfiehlt den Hochschulen in Baden-Württemberg die Nutzung der Gendersprache. Die Nachrichtenagentur idea meldet

Verwendet werden solle dabei wahlweise der Genderstern, ein Doppelpunkt oder ein Unterstrich. Durch die Nutzung dieser Sonderzeichen sollen laut der Empfehlung „beim Schreiben und Lesen alle Geschlechter erfasst und sichtbar gemacht werden. In der gesprochenen Sprache kann dies durch eine Pause im Wort erzielt werden.“ Dabei gehe es vor allem um die Vermeidung des generischen Maskulinums. Das könne man auch durch geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen wie „Beschäftigte“ oder die Substantivierung von Partizipien wie bei dem Wort „Studierende“ erreichen.

Es ist schon erstaunlich, wie Ideologen die Neuformatierung der Sprache vorantreiben. Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) in Baden-Württemberg kritisiert die neuen Leitlinien. Der größte und älteste Studentenverband Deutschlands hat sich schon mehrfach dagegen ausgesprochen, die Genderideologie an den Hochschulen durch Zwang zu etablieren. Der Verband wendet sich gegen die Verpflichtung der Gendersprache in Bildungseinrichtungen, der Verwaltung und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Die Grammatik ist unschuldig

Olav Hackstein lehrt Historische und Indo germanische Sprachwissenschaft an der Ludwig- Maximilians-Universität München und verteidigt die historisch gewachsene Grammatik mit guten Argumenten gegen eine verordnete gendergerechte Sprache (FAZ, 18.10.2021, Nr. 242, S. 6):

Grammatik kann gerade deswegen weder rückständig sein noch diskriminierende Ziele verfolgen, da ihr einziger Da seinszweck darin besteht, eine erfolgreiche und ökonomische Kommunikation zu gewähren. Es gilt, zwischen dem er erbten, über den Spracherwerb erlernten sprachlichen System einerseits und der Sprachverwendung andererseits zu un terscheiden.

Das System, die Grammatik, besitzt a priori keine Intention zu diskriminieren. Die Sprachverwendung hingegen kann durchaus diskriminieren, zum Beispiel durch sprachliche Ausgrenzung oder diskriminierende Herabsetzung bis zu demagogischer und Hasssprache.

Wenn die Grammatik nun nachweislich rein kommunikationsunterstützend und somit unschuldig ist, ergibt sich folgende Frage. Haben staatliche Institutionen wie Ministerien, Behörden, Universitäten oder Stadtverwaltungen die Aufgabe oder das Recht, Grammatik zu verändern? Die Antwort lautet nein.

Mehr: zeitung.faz.net.

Gendern oder gleichwertig?

Beim Gendern werden grammatisches und biologisches Geschlecht in naiver Weise gleichgesetzt, meint die Linguistin Heide Wegener in ihrem fulminanten FAZ-Beitrag „Gendern oder gleichwertig?“ (02.09.2021, Nr. 203, S. 6). Hier zwei Auszüge:

Wer gendert, nimmt eine naive und falsche Gleichsetzung von grammatischem Genus und biologischem Geschlecht vor. Diese Gleichsetzung wird schon durch „Ärzte ohne Grenzen“ widerlegt, bei dem niemand an einen Männerverein denkt. Und die Frage „Wer leidet mehr unter Corona, Schauspieler oder Sänger?“ bezieht sich nicht nur auf Männer. Wir nennen ein freches Kind ein Gör oder eine Göre, einen merkwürdigen Menschen einen Typ oder eine Type, das grammatische Genus dieser Wörter spielt keine Rolle.

Seit Jahrhunderten, vermutlich seit Bestehen der deutschen Sprache, werden die Grundformen auch geschlechtsübergreifend verwendet. So werden sie z. B. im Nibelungenlied gebraucht, in der Szene, „wie Prünhilt in Worms empfangen wurde“. Da reiten die Burgunden den Isländern entgegen, dass Frauen dabei waren, geht aus dem Text hervor: die Frauen Prünhilts werden mehrfach erwähnt, die der Gastgeber sogar mit Zahlenangaben: 86 Frauen und 54 schöne Mädchen begleiten Kriemhilt, die Prünhilt mit den Worten begrüßt: „Ihr sollt in Burgund mir und . . . allen unseren Freunden willkommen sein.“ Es gibt keinen Grund anzunehmen, der Dichter habe mit „Burgunden, Isländer und Freunde“ nur Männer gemeint.

Man kann gespannt sein, wie lange es dauert, bis Gendern auch in Deutschland überwunden ist, bis Frauen und Männer sprachlich gleich behandelt werden. Es könnte noch dauern, weil den Genderformen durch Leitfäden von Unis und Behörden „nachgeholfen“ wird. Ein Verbot würde die Opferfeministen aber nur noch bestärken, es ist auch gar nicht nötig: Genderdeutsch erledigt sich genau wie die oben erwähnten Mittel sexistischer Hervorhebung oder auch das Pronomen frau, das völlig untergegangen ist, von allein. Den Genderern, die jetzt mit geradezu missionarischem Eifer Druck ausüben, wird es nicht leichtfallen zuzugeben, dass sie eine sexistische Sprache entwickelt haben und dass sie anderen in der Entwicklung einer diskriminierungsfreien Sprache hinterherhinken. Schließlich müssen all die Leitfäden umgeschrieben werden.

Christian Rommert: „Gender(-irr?) sinn“

Im Grunde darf man dem Baptistenpastor Christian Rommert dankbar sein, dass er gestern im „Wort zum Sonntag“ bei der ARD erklärt hat, was er unter Evangelium versteht. Kurzfassung: Evangelium = Inklusion. Genau deshalb sei die gendergerechte Sprache ein zutiefst christliches Anliegen. Denn es gehe Jesus darum, niemanden auszugrenzen. Gottes Liebe sei inklusiv. Das sei ein Grund für das hörbare Gendersternchen.

Ich vermute, dass diese Botschaft auf vielen Kanzeln zu hören ist: „Gott hat Dich lieb, so wie Du bist. Er grenzt niemanden aus.“ Das ist jedoch nicht das biblische Evangelium, demgemäß ein Mensch durch den Glauben an Jesus Christus, der stellvertretend für sein Volk starb und auferstand, mit Gott versöhnt wird. Jesus selbst sagt in Johannes 3,36: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ Jesus exkludiert: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen“ (Joh 5,24).

Ich vermute, dieses Evangelium dürfte man im „Wort zum Sonntag“ so gar nicht mehr verkündigen, da es Menschen klein mache und ausgrenze. Wer dazugehören möchte und das sagt, was die Leute (z.B. beim Rundfunk) hören wollen, ist hingegen herzlich willkommen.

Hier gibt es übrigens die Möglichkeit, den einladenden Werbespot für eine gendergerechte Sprache (auch auf der Kanzel) nachzuhören: www.daserste.de.

Mein Abschied von Deutschland

Der Schriftsteller Matthias Politycki hält es in Deutschland nicht mehr aus. Vor allem die Cancel Culture und die geschlechtergerechte Sprache machen ihm so zu schaffen, dass er ins Exil nach Wien geht.

Er schreibt (FAZ, 17.07.2021, Nr. 163, S, 16):

Aufgewachsen in den linksgrünen Bio­topen der siebziger Jahre, in denen alles mit allen ausdiskutiert wurde, habe ich Deutschland noch in den Neunzigern, heimgekehrt von dieser oder jener Reise, immer als eines der liberalsten Länder erlebt, in denen man leben konnte. Seit Nine-Eleven, um es an einem plakativen Datum festzumachen, ist jedoch auch bei uns die Intoleranz auf dem Vormarsch, dies freilich im Zeichen der To­leranz. Was unterm Schlagwort der politischen Korrektheit zügig Terrain ge­wann, hatte auch ich zunächst begrüßt, vielleicht weil ich es für linkes Gedankengut hielt. Was inzwischen, zusammengefaßt unterm Begriff Wokeness, unseren gesellschaftlichen Diskurs do­miniert, ist für mich nichts weniger als Pervertierung linken Denkens. Es ist die Herrschaftsform einer Minderheit, die sich anmaßt, gegen den Willen der Mehrheitsgesellschaft die Welt nach ih­rem Bilde neu zu erschaffen. Und dies mit aller Gründlichkeit, ein siebter Tag ist noch längst nicht abzusehen. Deutsch sein heißt, auch eine (ursprünglich) gute Sache so sehr ins Extrem zu treiben, bis sie ein böses Ende nimmt.

Mehr hinter einer Bezahlschranke: www.faz.net.

Grünes Genderdeutsch

Das Wahlprogramm der Grünen ist radikal durchgegendert und ignoriert Rechtschreibregeln. Auch sonst scheint die neue Leitkultur durch. Alleinerziehende heißen nun Ein-Eltern-Familien, dazu gibt es die Mehr-Eltern-Familien und die Zwei-Mütter-Familien. Im Programm heißt es dazu:

Zwei-Mütter-Familien sollen nicht mehr durch das Stiefkindadoptionsverfahren müssen, darum streben wir an, das Abstammungsrecht zu reformieren, sodass die Co-Mutter analog zu Vätern in Ehen zwischen einem Mann und einer Frau automatisch als zweites rechtliches Elternteil gilt. Das Abstammungsrecht muss zudem die Elternschaft von Menschen mit Geschlechtseintrag „divers“ berücksichtigen. Bei Kinderwunsch sollen alle Paare und alleinstehende Frauen die Möglichkeit einer Kostenerstattung für die künstliche Befruchtung erhalten.

Wer wissen will, wie unsere sprachliche Zukunft aussieht, muss das Programm lesen, meint der Linguist Horst Haider Munske in seinem Beitrag für Die Welt:

Die Grünen meinen es ernst mit dem radikalen Gendern. In dem endgültigen, seit wenigen Tagen „lektorierten“ offiziellen Wahlprogramm bekennen sie Farbe. So und nur so wollen sie in der deutschen Sprache Geschlechtergerechtigkeit einführen. Sie scheren sich nicht um die Bedenken des Rats für deutsche Rechtschreibung. Sie fragen nicht nach Lesbarkeit, nach Vorlesbarkeit, nach Verständlichkeit, nach den Regeln der Grammatik und nach der Tradition einer Sprache.

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Der Gender-G*tt

In der Ausstellung „G*tt w/m/d“ zeichnet das Bibelhaus Erlebnis Museum in Frankfurt/Main ein queeres Gottesbild. Karsten Huhn berichtet für idea:

Diese Ausstellung ist ein von der evangelischen Kirche finanzierter Skandal. Der erste Blick fällt auf das Objekt „Conchita Wurst auf der Mondsichel“. Die Holzskulptur des österreichischen Künstlers Gerhard Goder erinnert an eine katholische Heiligendarstellung. Doch statt Maria oder Jesus Christus abzubilden, hebt es den Sänger und Travestiekünstler Conchita Wurst auf den Sockel.

Mit dieser Skulptur, die einen auch vom Begleitkatalog sowie von der Internetseite anlächelt, ist der Ton der Sonderausstellung „G*tt w/m/d. Geschlechtervielfalt seit biblischen Zeiten“ gesetzt. Travestie trumpft Theologie. Hier geht es auch nicht um „archäologische Erkenntnisse aus dem Heiligen Land“ – wie der Pressetext behauptet –, sondern darum, ein Gender-Weltbild zu propagieren, das mit der Bibel kaum, mit dem Dichten und Trachten der Ausstellungsmacher aber sehr viel zu tun hat.

„Geschlechtervielfalt und die Gender-Frage bestehen schon immer“, behauptet der Museumsdirektor und evangelische Pfarrer Veit Dinkelaker. In der Bibel gebe es keine Eindeutigkeit: „Adam ist androgyn“ (er weist also männliche und weibliche Merkmale auf). Jesu Blick auf die Geschlechter sei revolutionär, und vom Apostel Paulus ist im Brief an die Galater 3,28 zu lesen: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Ethnische, religiöse, soziale und geschlechtliche Unterschiede gelten in der neuen Welt nicht mehr. Dinkelaker: „Ein Programm, das wir noch einlösen müssen.“

Mehr: www.idea.de.

EKD für Millennials

Reinhard Bingener kommentiert in der FAZ die Wahl der 25 Jahre alten Anna-Nicole Heinrich zur Präses der Evangelische Kirche. Treffend skizziert er, dass in einer Kultur der Postmoderne Unvereinbares eben doch zusammenpasst. Wenn sogar die konservative Synodenfraktion theologisch liberal ist, dann hilft auch eine charismatische Frömmigkeit nicht weiter. Fast möchte man zynisch sagen: Hautsache wir sprechen „gendergerecht“.

Kirchenpolitisch betrachtet, ist die Studentin ein widersprüchliches Geschöpf. Sie spricht konsequent mit Gender-Gap, gehört aber zugleich der konservativen Synodenfraktion „Lebendige Kirche“ an. Heinrich bezeichnet sich als theologisch liberal – und lobt im gleichen Satz die charismatische Frömmigkeit der Freikirchen. Die Studentin stammt auch nicht wie der Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm aus einer Theologendynastie, sondern ist das Kind einer kirchenfernen Familie aus Ostdeutschland.

Vielleicht hat die Synode gespürt, dass sie mit dieser wilden Mischung ein Stück Zukunft der Kirche antizipiert. Da die Weitergabe der christlichen Tradition in den Familien kaum noch funktioniert, muss die Kirche offener für Glaubensbiographien wie die von Anna-Nicole Heinrich werden. Die Kirche wird auch die emotionale Intensität ihrer Gottesdienste steigern müssen. Dahinter steckt folgende Logik: Wenn in einer Gesellschaft die außerreligiösen Gründe, religiös zu sein, zunehmend entfallen, muss die Kirche selbst wieder religiöser werden.

Gender-Sprachpolizei dürfen wir nicht hinnehmen

Die meisten Menschen lehnen Gendersprache ab. Trotzdem greift sie nun auch in Behörden um sich. Der Staat sollte uns nicht umerziehen, schreibt der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß in einem Gastbeitrag für Die Welt. Dort sagt er:

Die Befürworter der Gendersprache, allen voran die Grünen, setzen bei immer mehr Wörtern auf Gendersternchen, Doppelpunkte, Unterstriche mitten im Wort und vieles mehr. Aus „Fußgängern“ sollen „Zu-Fuß-Gehende“ werden, aus „Radfahrern“ werden „Radfahrende“. Dies treibt so seltsame Blüten wie „verunfallte Autofahrende“ – ein Widerspruch in sich. Anstatt von „Ärzten“ oder „Ärztinnen und Ärzten“ ist wahlweise von „Ärzt*innen“, „Ärzt_innen“ oder „Ärzt:innen“ zu lesen – Formen, die nicht von der amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung gedeckt sind.

In diesem Milieu entstehen Wortungetüme wie „Passivraucher*innenschutzverordnung“ – ein Fundstück aus dem Koalitionsvertrag von SPD und Grünen in Hamburg. Es gibt mittlerweile selbst Diskussionen darüber, ob man statt „Mutter“ nicht besser „gebärendes Elternteil“ sagen sollte. Vereine wie die „Neuen deutschen Medienmacher*innen“ wollen darüber hinaus Wörter wie „Migrant“ oder „Einheimische“ in der Berichterstattung abschaffen.

Die Grammatik der deutschen Sprache erlaubt uns, Nuancen und Feinheiten genau auszudrücken, wie es sonst nur in wenigen Sprachen der Fall ist. Wenn aber unzählige Substantive durch das Gendern mit substantivierten Partizipien ersetzt werden, werden Unterschiede wie der zwischen einem Kochenden und einem Koch verwischt, was der Genauigkeit der deutschen Sprache abträglich ist – von ästhetischen Gesichtspunkten mal ganz abgesehen.

Mehr: www.welt.de.

Südaustralien: Nicht mehr „Mama“ und „Papa“

Im Süden Australiens setzt sich eine Gesundheitsinitiative für mehr Diversität und Geschlechtergerechtigkeit in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen und Sportvereinen ein. Ihre Ideen sind sehr weitreichend. Die Initiative möchte dafür sorgen, dass keine geschlechtsspezifischen Begriffe wie „Mama“,„Papa“, boyfriend oder girlfriend (Freund, Freundin) benutzt werden. Der Stern meldet: 

Lieber „Elternteil“ als „Mutter“ oder „Vater“ benutzen, lieber „Partner“ als „Freund“ oder „Freundin“. Die Schüler sollen außerdem gefragt werden, mit welchen Pronomen (also „sie“, „er“, „they“) sie angesprochen werden möchten, unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht. Diese Forderungen stoßen in ihrer Direktheit nicht bei allen Beteiligten auf Begeisterung. Allerdings handelt es sich bei der Kampagne für mehr Diversität nicht um strikte Vorgaben, sondern lediglich um Anregungen und Vorschläge. Ob diese zu hundert Prozent umgesetzt werden, liegt weiterhin bei den Schulen und Vereinen.

Da kann man ja nur hoffen, dass sich die Schulen und Vereine diesem totalitären Gehabe nicht unterwerfen. 

Mehr: www.stern.de.

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