Gesundheit

Gesellschaft

Die Kosten der Selbstoptimierung

Longevity – dieser Begriff ist in den letzten Jahren in unserer Gesellschaft immer präsenter geworden. Sicherlich ist er auch Ihnen schon begegnet. Man kann sogar fast von einer Longevity-Bewegung sprechen. Gemeint ist Langlebigkeit einschließlich zweier Aspekte: lange Lebensspanne und hohe Lebensqualität im Alterungsprozess. 

Dazu sind in den letzten Jahren unzählige Produkte, Behandlungen und Angebote auf den Markt gekommen: Anti-Aging-Superfoods, Biohacking, Kältekammern oder hyperbare Sauerstofftherapien. Die Fachärzting Jenifer Blythe hat für die FAZ herausgearbeitet, dass bei dem Trend der Wert von stabilen und liebevollen Beziehungen leider vernachlässigt wird:

Damit wird deutlich, Gesundheit unterliegt nicht bloß der individuellen Verantwortung, sondern ist ein Produkt des sozialen Miteinanders. Die Bedeutung von zwischenmenschlichen Beziehungen für unsere Gesundheit kann deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Auch die prominenteste und umfassendste Langzeitstudie, die „Harvard-Studie über das Leben“ mit einer Laufzeit von mehr als 75 Jahren zeigt, dass die besten Prädiktoren für ein langes und gesundes Leben nicht Reichtum, Selbstoptimierung oder Erfolg sind, sondern stabile, liebevolle Beziehungen. Je mehr wir uns in reale, echte soziale Netzwerke einbinden, desto besser ist unsere körperliche und geistige Gesundheit.

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Ethik, Medizin

Hat der Mpox-Ausbruch etwas mit Sex zu tun?

Bei der Mpox-Epidemie in Afrika tun sich alle schwer mit klaren Aussagen über die Ansteckungswege. Jetzt gipfelt es in einem bizarren Duell zwischen der WHO und der afrikanischen Gesundheitsbehörde CDC über „Atemtröpfchen“. Nike Heinen hat den Verdacht, dass aus politischen Gründen kein Klartext geredet wird:

Warum kommen die Tröpfchen dann so prominent in den Stellungnahmen der beiden um Gesundheit bedachten Institutionen vor? Der Seuchenschutz ist auf Geldgeber und kooperationsbereite Behörden angewiesen. Diese Art von Statements werden wohl in der Hoffnung verfasst, dass Rücksichtnahme auf Tabus den Kooperationswillen der betroffenen Länder befördert. Und so wird kommuniziert, was für „sagbar“ gehalten wird. Tröpfchen in der Atemluft sind so viel unverfänglicher als andere Körperflüssigkeiten.

Und sie sind zu einem Code geworden. Wenn Harris „eher keine Tröpfcheninfektion“ sagt, könnte sie damit meinen, „es gibt einen ganz anderen Infektionsweg“. Wenn die Africa CDC wiederum die „Tröpfcheninfektion“ betont, dann mag das heißen: Haltet Abstand. Was keiner ausspricht: Es ist wahrscheinlich, dass auch diese Neuausgabe der Mpox-Erreger hauptsächlich durch Sex übertragen wird. Und bisher standen vor allem Männer im Risiko, die Sex mit Männern haben, aus [sic!, auch] das muss sich nicht geändert haben.

Auch das RKI meint: „Ausschläge treten häufig am Anus bzw. im Rektum, an den Genitalien oder im Mund auf, was wahrscheinlich zur Übertragung bei sexuellem Kontakt beiträgt … Personen können ihr Risiko senken, wenn sie die Zahl der Sexpartner und/oder Sexpartnerinnen reduzieren. Orte, an denen wenig oder gar keine Kleidung getragen wird und Körperkontakte stattfinden, wie Darkrooms, Saunen oder Sex-Clubs, bergen ebenfalls ein erhöhtes Infektionsrisiko.“

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Gesellschaft, Seelsorge, Wissenschaft

Der ganz normale Wahnsinn

Zu lange getrauert, und schon gilt man als depressiv: Fachleute befürchten, die Diagnosekriterien nach DSM5 könnten aus alltäglichen seelischen Zuständen Krankheiten machen. Wird die Gesellschaft zunehmend pathologisiert, um an ihr durch Verschreibungen zu verdienen?

Andreas Freund schreibt für die FAZ:

Die Schwelle zwischen dem, was psychisch krankhaft, und dem, was gesund ist, werde deutlich nach unten verschoben, sagt Fachmann Maier. Mehr noch: Es werde ein „enger Begriff einer strahlenden Gesundheit“ geschaffen, der im Grunde gesunde Zustände nicht unterstütze: „Trauer ist ein gesunder Anpassungs- und Bewältigungsprozess, er fördert die Resilienz. Diese seelische Widerstandskraft ist gewissermaßen das Immunsystem der Psyche, das ebenso wie das des Körpers trainiert werden will, wenn es dauerhaft in Krisen Stabilität bieten soll. Dass nach dem Verlust eines geliebten Menschen Traurigkeit, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Gewichtsverlust und Konzentrationsschwierigkeiten auftreten, ist normal. Was würde Maier einem guten Freund in dieser Situation raten? „Natürlich ist es wichtig, darüber zu sprechen, mit Freunden und Familie, und so zu versuchen, das Ereignis zu bewältigen. In früheren Gesellschaften war Trauer gut dokumentiert als soziale Übung.“

Noch das DSM3 von 1980 bildete es ab – die genannten Beeinträchtigungen durften erst nach Ablauf von zwölf Monaten „Depression“ genannt werden. Das DSM4 von 1994 räumte dafür schon nur noch zwei Monate ein. Und nun sind es nur noch zwei Wochen.

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Gesellschaft

Der kulturelle Placebo-Effekt von „bio“

Auch die neuesten ernüchternden Fakten zu Bio-Lebensmitteln werden den Glauben an die heilsbringende Wirkung von „bio“ nicht erschüttern. Wir unterliegen längst kulturellen Placebo-Effekten, meint Richard Herzinger. Auch wenn ich die Natur deutlich förderlicher bewerte als er, stimme ich zu, wenn Herzinger von der Quasireligion Gesundheit spricht. Gesundheit ist sicher wichtig, macht aber nicht „heil“.

Den Glauben der Deutschen an die heilsbringende Wirkung der Biokost werden aber wohl auch diese ernüchternden Fakten kaum erschüttern können. Denn „bio“ ist längst zu einem Zauberwort geworden, das für einen neuen, quasireligiösen Kult steht: den um die Gesundheit. Diese nicht nur zu erhalten, sondern immer weiter zu steigern ist die Maxime. So entsteht die ebenso überfrachtete wie fälschliche Vorstellung, Nahrungsmittel hätten uns nicht nur satt und leistungsfähig zu machen, sondern könnten auch unsere Gesundheit optimieren. Und uns so dazu verhelfen, unser Leben zu verlängern.

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Allgemein

Der Gesundheitswahn ist die neue Religion

Viele Menschen verpassen ihr Leben, weil sie nur noch damit beschäftigt sind, gesund zu bleiben. Das zumindest behauptet Manfred Lütz, der WELT Online gesteckt hat:

Die WHO hat einmal definiert, Gesundheit sei völliges körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden. Nach dieser inzwischen revidierten Definition ist tatsächlich niemand gesund. Ich halte es da lieber mit Nietzsche. Der hat einmal gesagt: Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen. Heute herrscht jedoch ein geradezu utopischer Gesundheitsbegriff, der von dauerndem Wohlbefinden ausgeht. Die viel diskutierte Burn-out-Welle hängt damit zusammen, dass viele denken, man muss stets ausgeglichen und bestens gelaunt sein, immer gut schlafen und hochbelastbar sein. Und weil niemand offen über diese Dinge redet, denkt jeder für sich, er sei der Einzige, bei dem das nicht richtig funktioniere. Doch jeder Mensch hat irgendwelche Macken und Defizite, aber krank ist man deshalb noch lange nicht. Im Zweifel ist der Mensch gesund – auch wenn er vielleicht merkwürdig ist, wie Sie und ich. Das permanente Beobachten jedes Wehwehchens fördert nicht gerade die Lust am Leben. Wer sich immer nur um die Rahmenbedingungen des Lebens kümmert, der verpasst das Leben.

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Allgemein

Ich sehe das, was du nicht siehst

300px-Rorschach1.jpgJörg Albrecht hat für die FAZ eine kleine Geschichte des Rorschach-Tests geschrieben.

Nachdem Rorschach den Kleckstest rund zweihundert Psychiatriepatienten vorgelegt hatte, war er überzeugt, ein System gefunden zu haben, mit dem sich das Wesen einer Person geradezu mathematisch beschreiben ließ. Hohe F-Werte verrieten demnach Intelligenz, aber auch Pedanterie. Lagen gar keine B-Deutungen vor, handelte es sich sehr wahrscheinlich um depressiv Verstimmte oder Debile. Hinter vergleichsweise wenigen Fb-Deutungen konnten sich Maniker, Labile oder Neurotische verbergen. Und so fort. Am Ende fällte Rorschach ein Gesamturteil: »Die Versuchsperson ist ein guter praktischer Arbeiter, stereotyp, aber strebsam.« Oder: »Vielseitig begabt, sehr gründlich in allem, was ihn interessiert, aber unstet und leicht zu anderem überspringend.«
… Der Kern des Ichs, dieses unfassbare Gebilde, schien auf einmal dingfest gemacht. Und das auch noch in Prozentsätzen und Zahlen. Rorschachs Schüler gingen alsbald daran, sein Formelwerk zu perfektionieren.

Warum der Test, der über das Leben so vieler Menschen mitentschieden hat, in Deutschland kaum noch angewendet wird, kann man hier erfahren: www.faz.net.

Allgemein

Die Kreissäge im Ohr

Helen Bömelburg und Katharina Kluin haben für den Stern einen lesenswerten Artikel über Ohrengeräusche (Tinnitus) verfasst.

Bei vielen bleibt der Dauerton nur einige Sekunden oder Minuten, manchmal Stunden oder Tage. Doch gut die Hälfte behält das Geräusch. Die Mehrheit der Betroffenen lernt, den Tinnitus mit der Zeit zu überhören oder sich von ihm zumindest nicht allzu sehr aus der Ruhe bringen zu lassen. Von Zeit zu Zeit aber drängt er sich ins Bewusstsein, abends vor dem Schlafen oder sonntags beim Spazieren, und weckt eine tiefe Sehnsucht nach Stille. Eine Sehnsucht, die für mehr als vier Millionen Geplagte zum alles beherrschenden Thema wird. Diesen Patienten gelingt es nicht, den Dauerkrach aus ihrer Wahrnehmung zu verdrängen. Er raubt ihnen den Schlaf, die Konzentration und manchmal sogar den Lebensmut.

Allen Betroffenen gilt mein Mitgefühl!

Hier der vollständige Artikel: www.stern.de.

IT

Alternativen zur Maus II

Rollermous.jpgDa ich am RSI-Syndrom leide, nutze ich seit Jahren anstelle einer Maus (An was denken wohl kleine Kinder, wenn sie das Wort »Maus« hören?) einen Wacom Stift. Obwohl der Stift zur Entlastung der Armmuskulatur (auch der Sehnen) beiträgt, sind die Schmerzen in Arm und Hand nicht vollständig verschwunden.

Seit ungefähr zwei Monaten nutze ich deshalb zusätzlich noch die RollerMouse. Das Konzept der RollerMouse von der Firma ContourDesign ist ganz einfach: Fehlbelastungen, die auf die Dauer vor allem muskuläre Probleme nach sich ziehen, sollen vermieden werden. Sie arbeiten ganz zentral vor dem Körper und können die Cursorbewegungen mit beiden Händen und allen Fingern vollziehen. Das wird dadurch ermöglicht, dass sich vor der Tastatur einen Rollstab befindet, mit dem sie den Cursor steuern können (siehe hier ein kurzes Demo).

Leider ist das Produkt noch sehr teuer. Aber für diejenigen, die täglich vor dem Rechner sitzen und starke Schmerzen empfinden, könnte es eine Option sein. Mein Wohlbefinden hat sich jedenfalls weiter verbessert.

Weitere Informationen gibt es hier: www.ergotrip.de.

Allgemein, Gesellschaft

Lauter neue Perspektiven

Nach einer Neuen Paulusperspektive und einer Neuen Homerperspektive (Raoul Schrott, Homers Heimat, siehe FAZ vom 22. Dezember 2007, Nr. 298) gibt es nun auch eine Neue Olivenölperspektive. Die Pharmakologen Josef Krieglstein und Susanne Klumpp von der Universität Münster plädieren aufgrund eigener Untersuchungen über die Wirkungen des Olivenöls für eine Korrektur der Ansicht, Olivenöl sei gesund.

Wie sagte doch Lyotard: »Man kauft keine Gelehrten, Techniker und Apparate, um die Wahrheit zu erfahren, sondern um die Macht zu erweitern«.

Zu dem Artikel über die schädigende Wirkung des Olivenöls geht es hier: www.welt.de.

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