Margot Kässmann

Eine Kirche namens Käßmann

Die deutsche Theologin Margot Käßmann verabschiedet sich in den Ruhestand. Ihre politischen Ansichten und ihr Privatleben kennt das ganze Land. Sonst hat sie nicht viel gesagt.

Marc Felix Serrao hat die Theologin bissig verabschiedet. Natürlich in einer Schweizer Zeitung:

Kässmann hat nicht nur konservative Protestanten irritiert, sondern auch solche, die von politischen Unterweisungen jedweder Couleur genervt sind, zumindest während des Gottesdienstes. Für diese Menschen ist ein Kirchenbesuch mit der Hoffnung auf innere Einkehr verbunden. Der profane Alltag soll vorübergehend ausgeblendet werden, damit eine Berührung oder auch nur Ahnung des Numinosen möglich wird.

Mehr: www.nzz.ch.

Margot Käßmanns romantischer Pazifismus

Mit Liebe müsse man den Brüsseler Terroristen begegnen, meint die evangelische Theologin Margot Käßmann. Liebe heißt hier natürlich nicht, die Mörder für ihre Grausamkeiten bestrafen, sondern ihnen vergeben, ihnen „mit Beten und Liebe zu begegnen“.

Freilich stimmt, dass der Islamismus nicht allein mit Waffen zu bekämpfen ist. Das kann nicht funktionieren und kommt bei den aktuellen Debatten viel zu kurz. Die Weltbilder, die den sinnlosen Mord an Zivilisten rechtfertigen und stimulieren, müssen widerlegt werden. Aufklärung, Religionskritik im guten Sinn, ist deshalb nötig. Diskutierten und rängen wir doch wieder um die Wahrheit (der Religionen)!

Dass allerdings ein Staat den Terrorismus kampflos hinnimmt, ist keine christliche Staatsethik, sondern romantische und gefährliche Schwärmerei. Hannes Stein hat für DIE WELT den Pazifismus der EKD-Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017 unter die Lupe genommen. Ich bin nicht mit allem einverstanden und vermisse die für die christliche Sozialethik so wichtige Unterscheidung zwischen einem geistlichen und politischen Reich. Dennoch sei die Pazifismuskritik empfohlen:

Das moralische Problem des Pazifismus ist Folgendes: Ich kann für mich selber zwar sagen, dass ich unter keinen Umständen Gewalt anwenden werde, dass ich mich lieber töten lasse, als einen anderen Menschen zu töten, dass ich mich gegen Übergriffe niemals zur Wehr setzen will. Aber schon für meinen kleinen Sohn kann ich das nicht mehr sagen.

Hier mehr: www.welt.de.

Margot Käßmann im Gespräch

Andreas Main hat für den DLF mit Margot Käßmann über den Theologen Heinz Zahrnt gesprochen. Das Interview ist in vielerlei Hinsicht interessant und ernüchternd, da man etwas über Zahrnt und viel über Margot Käßmann hinzulernt.

Hier die Antwort auf die Frage, was von Zahrnt über die Auferstehung Jesu zu erfahren ist:

Es ist egal, ob das Grab leer oder voll war. Sondern das Entscheidende ist, dass die ersten Jünger – ich würde auch sagen Jüngerinnen, Zahrnt hätte das nicht gesagt, diese Erfahrung gemacht haben, dass der Tod nicht das letzte Wort hatte in der Geschichte des Jesus von Nazareth. Ob er im Grab lag oder nicht, ist dafür überhaupt nicht entscheidend. Entscheidend ist die Erfahrung, dass der Tod nicht die Macht hat.

Ob da eine historische Leiche ist, ist nicht relevant. Genauso wenig ist es relevant, ob da ein Kind in einer Krippe lag, wie Lukas das erzählt und es wahrscheinlich gar nicht wahr ist. Ich meine, das ist doch auch eine Frage, die er da sehr klar stellt: Hängt denn der Glaube daran, ob eine Leiche im Grab war? Daran hängt doch nichts – an dieser Frage. Der Glaube hängt an etwas ganz anderem.

Das gesamte Gespräch gibt es hier:

Die Feldbusch des Protestantismus

Margot Käßmanns weichgespülter Kuschelglaube manifestiert sich in dem Buch Sehnsucht nach Leben. Denken ist überflüssig – man muss ihr einfach glauben. Jemand hat das Buch für DIE WELT gelesen und bissig rezensiert:

Denn die moralisch Gefallene brauchte nur eine blitzartige Turbo-Auszeit von wenigen Monaten, um als Märtyrerin ihrer selbst vom Olymp der Halbgötter hinabzusteigen und dem geistig dürstenden Volk ihre Glaubensbotschaft zu überbringen: Die Gezeichnete als Gesegnete.

»Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand« – das Zitat von Arno Pötzsch, mit dem sie sich vor Jahresfrist in ihr amerikanisches Sühne-Sabbatical verabschiedete, ist derweil zum Leitmotiv ihrer beachtlichen Bücherproduktion geworden.

Der Satz ist so wunderbar handlich und passt zu jeder Lebenssituation. Irgendwo zwischen Hegel und Nina Ruge (»Alles wird gut«) angesiedelt, hilft er dem Gestrauchelten, wieder aufzustehen. Wären die »Pleite-Griechen« nicht Anhänger der orthodoxen Kirche, müsste man ihnen Käßmann ans Herz legen.

»Sehnsucht nach Leben« heißt ihr jüngstes Werk, das sogleich die Bestsellerlisten eroberte. Nach Veröffentlichungen wie »Was ich Dir mitgeben möchte« und »Meine Füße auf weitem Raum« geht es in der schmalen Fibel wieder einmal um das große Ganze: »Sich sehnen, das ist etwas sehr Emotionales, da geht es um ganz Eigenes, es schwingen Lebensfragen, Hoffnungen mit.«

Hier: www.welt.de.

Die Jungfrau Maria und die halbblinde Bischöfin

Am 19. Dezember 2002 hatte Margot Käßmann, damals Landesbischöfin von Hannover, ein Interview verbreiten lassen, das aufhorchen ließ. Frau Käßmann erklärte, die Vorstellung der Jungfrauengeburt sei überholt. Angeblich habe die historisch-kritische Bibelforschung ergeben, dass es sich ganz einfach um eine junge Frau handelte. Die Vorstellung der Jungfrau sei erst aus der griechischen Gedankenwelt erklärbar und nur in einem Evangelium als Vorstellung belegt. Und die Auffassung von der Jungfräulichkeit Mariens sei eine Ursache der Sexualfeindlichkeit der Kirchen. Denn von da ab stehe Eva für die Verführung der Welt, Maria dagegen für die unbefleckte Empfängnis. Der Sinn der Weihnachtsgeschichte sei vielmehr, an Elend und arme Menschen zu erinnern. Die Geburt Jesu sei ein Geheimnis.

Der inzwischen wieder in die Katholische Kirche zurückgekehrte Neutestamentler Klaus Berger hat damals zu diesen skurrilen Thesen Stellung genommen. Seine Antwort finden Sie hier: berger-jungfrauengeburt.pdf.

Käßmann: Der Tod kann Freund sein

Die neue EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann hat sich in einem Interview mit der Zeitschrift Rheinischer Merkur zur Sterbehilfe und zur gemeinsamen Zukunft der Kirchen positioniert. Aber was für eine Position steckt hinter folgender Äußerung?

Unsere Zeit bildet sich manchmal zu viel darauf ein, dass sie Tabus bricht und beiseiteräumt. Es gibt auch Tabus, die uns an notwendige Grenzziehungen erinnern. Das Wort Euthanasie, der angeblich gute Tod, hat in Deutschland einen bösen Klang, weil mit diesem Begriff die Ermordung behinderter Menschen gerechtfertigt wurde, denen die nationalsozialistischen Machthaber in Wahrheit das Lebensrecht bestritten haben. Doch wenn Menschen, die auf das Sterben zugehen, von ihrer Kirche nur den Satz hören: Du darfst am Ende deines Lebens nicht selbst bestimmen, dann fühlen sie sich alleingelassen.

Hier das Interview: www.merkur.de.

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