Mission

Christentum nicht mehr »Religion des weißen Mannes«

Die größte Veränderung in der 2000-jährigen Geschichte der Christenheit hat sich in den vergangenen hundert Jahren ereignet. Ihr Schwerpunkt hat sich in dieser Zeit vom Norden der Erdhalbkugel in den Süden verlagert. Heute befinden sich fast drei Viertel aller Christen in Afrika, Lateinamerika und Asien. Das berichtete der australische Religionsstatistiker Peter Crossing jetzt bei einer Veranstaltung in Indonesien am Freitag. 1910 lebten ungefähr 66 Prozent aller Christen in Europa; ein Jahrhundert später sind es noch 26 Prozent.

Radio Vatikan berichtet (mit Berufung auf idea): www.oecumene.radiovaticana.org.

Schneider: »Christliche Mission heute«

Nikolaus Schneider hat heute bei einem Vortrag in Düsseldorf seine Interpretation des hier schon diskutierten Verhaltenskodex »Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt« offengelegt. Der Vortrag enthält einen bemerkenswerten Schlenker. Zuerst ist ein Bekenntnis zur Schrift als dem tragenden Fundament für das missionarische Gespräch zu hören:

Zuallererst: das Dokument ist über weite Strecken eine Auslegung von Texten aus der Heiligen Schrift. Darin wird deutlich, dass bei allem Disput und Diskurs in hermeneutischen Fragen die Bibel das tragende Fundament für alle unsere christlichen Kirchen und Konfessionen ist, auf dem wir uns in der Sprache des Glaubens begegnen und gemeinsam etwas aussagen können. Gott sei Dank!

Im nächsten Absatz erklärt N. Schneider dann, was nicht im Dokument steht, aber angeblich unausgesprochen vorausgesetzt wird (Hervorhebung von mir):

Gleichzeitig wird aber als selbstverständlich vorausgesetzt: Dieses biblische Zeugnis kann nicht mehr als die verbindliche Grundlage und das verbindende Element für alle Menschen in unserer Gesellschaft angesehen werden. Wir leben in einer multi-religiösen Welt. Besonders wir Christinnen und Christen in Deutschland haben das im Laufe der letzten Jahrzehnte lernen müssen. Es ist in unserem Land nicht mehr selbstverständlich, dass die Mehrheit der Bevölkerung einer christlichen Kirche angehört.

Im Blick auf die Judenmission wird der Verhaltenskodex von N. Schneider sogar unzweideutig ›korrigiert‹ bzw. ›ergänzt‹:

Was das Dokument in diesem Zusammenhang nicht anspricht, ist das spezifisch jüdisch-christliche Verhältnis. Diese Fragestellung war meines Erachtens bei den Verfasserinnen und Verfassern schlicht nicht im Blick und vermutlich würden wir den Text überfordern, wenn wir Fragen zu diesem Thema an ihn herantrügen. Wohl aber wäre das Dokument aus unserer Sicht in dieser Hinsicht fortzuschreiben – gerade von unserer Evangelischen Kirche in Deutschland mit unseren besonderen Erfahrungen und Erkenntnissen aus dem christlich-jüdischen Dialog.

Der Gott, den unser Herr Jesus Christus uns offenbart hat, ist und bleibt nach biblischem Zeugnis der Gott Israels. Wir Christenmenschen geben mit unserer Mission Zeugnis von der Treue Gottes und zu dem Treuehandeln Gottes gehört das Fortbestehen des Bundes Gottes mit seinem Volk Israel. Deshalb gilt: Judenmission ist uns Christenmenschen nicht geboten.

Da freue ich mich über die Kapstadt-Verpflichtung aus dem Jahr 2010 (Teil IIB, Punkt 1), die sehr klar sagt:

Wir bestätigen, dass im Gegensatz dazu, wie Paulus die Heiden beschreibt, das jüdische Volk die Bünde und Verheißungen Gottes zwar kannte, es jedoch noch immer die Versöhnung mit Gott benötigt durch den Messias Jesus Christus. Zwischen Juden und Heiden gibt es weder einen Unterschied bei der Sünde noch bei der Errettung. Nur im und durch das Kreuz können beide zu Gott, dem Vater kommen, durch den einen Geist

Deshalb werden wir weiterhin erklären, dass die ganze Gemeinde die gute Nachricht von Jesus als dem Messias, Herrn und Erretter, mit dem jüdischen Volk teilen muss. Und im Geiste von Römer 14-15 bitten wir die heidnischen Gläubigen, messianische jüdische Gläubige zu akzeptieren, zu ermutigen und für sie zu beten, wenn sie unter ihrem eigenen Volk Zeugnis geben.

Hier eine Mitschrift der Rede des EKD-Ratsvorsitzenden: www.ekd.de.

Das NT in eigener Sprache

Im zentralen Bergland von West-Neuguinea leben die Kimyals. Dieser Stamm wurde in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Evangelium erreicht. Ein faszinierender Videomitschnitt dokumentiert, wie die Kimyals die Schriften des Neuen Testaments in ihrer eigenen Sprache erhalten und zur Ehre Gottes ein großes Fest feiern.

Wir finden hier die Wertschätzung für Gottes Wort, die im Land der Reformation nur noch selten anzutreffen ist.

VD: JT

Verhaltenskodex »Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt«

201107191016.jpg»Mission gehört zutiefst zum Wesen der Kirche.« Mit diesen Worten beginnt das Dokument, das kürzlich in Genf am Sitz des Weltkirchenrates in einer feierlichen Stunde der Öffentlichkeit übergeben wurde. Mehr als fünf Jahre lang hatten Repräsentanten der genannten kirchlichen Organisationen in einer Reihe von größeren und kleineren Konferenzen daran gearbeitet, was es heißt, den christlichen Glauben im 21. Jahrhundert in einer multireligösen Welt zu bezeugen und weiterzugeben. Entstanden ist ein Dokument mit klassischen Grundlagen für das christliche Zeugnis, gefolgt von Prinzipien und Empfehlungen.

Thomas Schirrmacher, Chefunterhändler für die Weltweite Evangelische Allianz, machte deutlich, dass es sich bei dem vorgelegten Dokument keineswegs um ein Kompromisspapier handele (siehe hier). Im Laufe der Jahre habe es aus dem Umfeld verschiedener Seiten immer wieder auch sehr skeptische Stimmen gegeben, die ein inhaltlich substanzielles Dokument zum Thema Religionsfreiheit und Mission nicht für möglich gehalten hätten. Am Ende stünden nun klare Empfehlungen, die einerseits den Auftrag Jesu an seine Kirche deutlich bezeugten, andererseits aber auch die Grenzen einer an der biblischen Botschaft ausgerichteten Mission aufzeigten.

Hier ein Beitrag des DLF zum Verhaltenskodex:

[podcast]http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2011/07/13/dlf_20110713_0936_630bb225.mp3[/podcast]

 

Missionarisch Volkskirche gestalten

Die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland hat vom 16.-18.2.2011 zum Thema »Missionarisch Volkskirche gestalten – Möglichkeiten der mittleren Leitungsebene« getagt.

Interessenten können eine epd-Dokumentation mit den Vorträge für 6,40 Euro beim Evangelischen Pressedienst erwerben: www.epd.de.

Aus Liebe zu Jesus

2009 reisten die Bibelschülerinnen Anita und Rita in den Jemen, um in einem Krankenhaus zu helfen. Dort wurden sie von Extremisten hingerichtet. Als die deutschen Medien vom Mord an den beiden Schülerinnen erfuhren, wurde ein sehr einseitiges Bild der Ereignisse gezeichnet. Zwei junge Frauen seien in der Bibelschule zu todgeweihten Fanatikern ausgebildet worden. Es entstand gelegentlich der Eindruck, sie selbst seien für ihren Tod verantwortlich, nicht ihre Mörder.

Die WELT AM SONNTAG hat diesen verzerrten Eindruck durch einen Verweis auf eine Filmdokumentation korrigiert:

Als die deutsche Öffentlichkeit vom Mord an den beiden Schülerinnen einer westfälischen Bibelschule erfuhr, wurde ein verzerrtes Bild der Ereignisse gezeichnet: Zwei junge Frauen seien in der Bibelschule zu todgeweihten Fanatikern ausgebildet worden, die im Jemen grob fahrlässig missioniert hätten, um daraufhin von muslimischen Extremisten hingerichtet zu werden. Diese Deutung verletzte die Angehörigen der Opfer derart, dass sie für lange Zeit die Öffentlichkeit mieden. Nun aber berichten sie erstmalig in einer Dokumentation des Fernsehsenders Bibel-TV über Schmerz und Trost, aber auch über das Vermächtnis der beiden Ermordeten – womit dem Filmemacher Joachim Auch ein tiefer Einblick in die Lebenswelt zweier Familien gelungen ist, die in frommen Kreisen als Märtyrerfamilien gelten.

Dass die Medien diesem Phänomen damals nicht gerecht wurden, macht der Film fast verständlich. Denn was die Ermordeten bis zum Tod antrieb und ihren Angehörigen seitdem Halt gibt, dürfte vielen Skeptikern und Agnostikern geradezu befremdlich erscheinen: »Liebe zu Jesus«. Diese Worte waren auch die letzten, die Anita in ihren Kalender eintrug, neben den Flugzeiten für die Hin- und Rückreise. Immer wieder hatten Anita, die Kinderkrankenschwester, und Rita, die Verwaltungsfachkraft, ihren Eltern vor der Abreise erzählt, sie müssten einfach den Ärmsten der Armen in aller Welt helfen – erst in Malawi, nun im Jemen. Sie fühlten sich »von Gott so geliebt«, dass sie jetzt »etwas von dieser Liebe abgeben« wollten. Deshalb reisten die Cousinen, Baptistinnen und Töchter volksdeutscher Einwanderer im Frühjahr 2009 nach Jemen. Ein Praktikum an einem christlich geführten Krankenhaus hatte ihnen die westfälische Bibelschule vermittelt – um Erfahrungen für den karitativ-missionarischen Einsatz zu sammeln, nicht aber, so die Schulleitung, um zu missionieren.

Hier mehr: www.welt.de.

VD: EP

Rezensionen zu Büchern über »Mission der Kirche«

Die neue Ausgabe des Online-Journals von 9Marks stellt Bücher zum »Thema Mission der Kirche vor«.

Whatever you might think about our friend’s counsel, the conversation about the church’s mission is difficult, which is why we are devoting this eJournal to reviewing the books on the topic. That way, you don’t have to just hear from us, but from people who have thought about these issues longer and more carefully than we have.

Some of these books we would commend to you wholeheartedly, like VanDrunen’s, Hunter’s, and Keller’s, precisely because they discern the type of distinctions described above. Others we like for one reason or another, but would refrain from giving a full endorsement, as with Wright’s two books or Corbett and Fikkert’s. All of these books are deeply intelligent, Christian, and have something to teach each of us. I do want to call special attention to David VanDrunen’s two books. A number of neo-Calvinists and tranformationalists just might discover that their thinking is more amenable to aspects of the two-kingdoms view than they realize.

Finally, Kevin DeYoung and Greg Gilbert kindly agreed to give us a sneak preview of their book What Is the Mission of the Church? to be released next year by Crossway. Through it all, we hope these reviews and excerpts will help you, pastor, discern which things in your church’s life are weighty and which things are the weightiest.

Hier: www.9marks.org.

Kicken für Christus

Freikirchliche Kurzzeitmissionare wurden bereits im Vorfeld der WM nach Südafrika geschickt, berichtete gestern der evangelische Pfarrer Thorsten Leißer im Deutschlandradio Kultur. Sie sollen dort Jugendliche über den Fußball auch mit dem Glauben in Berührung bringen. Noch ist das kein Fall fürs Gericht. Aber die Redakteure des öffentlich-rechtlichen Senders befürchten schon mal Schlimmes:

Leißer: Ja, also die Kirchen, die jetzt so stark wachsen, haben sehr einfache Botschaften, sehr einfache Mittel auch, um biblische Inhalte dem einfachen Volk, das zum Teil auch gar nicht lesen und schreiben kann, beizubringen und zu vermitteln. Da wird viel mit Symbolen gearbeitet, mit einfachen Gesten, die man im Alltag mitnehmen kann und sich dort bewähren kann. Und all das hat eine starke Relevanz für eine Gesellschaft, in der, sage ich mal, auch ein anderes Weltbild noch vorherrschender ist als vielleicht hier im aufgeklärten Europa.

von Billerbeck: Nun hat ja die FIFA religiöse Gesten in und um die Stadien der Weltmeisterschaft herum verboten. Wie versuchen denn nun die Evangelikalen, dieses Verbot zu umgehen?

Leißer: Ja, also im Vorfeld der WM gab es da auch schon zum Teil auch sehr konzertierte Einsätze und Vorbereitungen, dass man gesagt hat Kurzzeitmissionare. Man schickt sie nach Südafrika, um dort sowohl auch soziale Arbeit zu unterhalten und Jugendliche mit dem Fußball und über den Fußball auch mit dem Glauben in Berührung zu bringen. Zum anderen wird man versuchen, die Aufmerksamkeit des Fußballs generell zu nutzen, um für die Sache Jesu nach den Meinungen verschiedener Kirchen zu werben.

von Billerbeck: Der Einfluss der Freikirchen der Evangelikalen, der wächst ja, Sie haben es erwähnt, besonders in Südamerika, aber auch in Afrika. Sie waren in Brasilien, wie haben Sie das selbst erlebt?

Das Wohlstandsevangelium, das in Lateinamerika weit verbreitet ist, darf man kritisieren. Der aufmerksame Hörer achte jedoch auf den allgemein kritischen Unterton und die unterschwellige Kritik an Missionsarbeit unter Sportlern (»Sportler ruft Sportler« wird ausdrücklich genannt). Ist doch klar: Evangelikale sind intolerant und separatistisch.

Bemerkenswert der Schlusssatz von Frau von Billerbeck: »Heute Abend spielt Brasilien gegen Nordkorea, 20:30 Uhr – wir werden sehen, ob man da irgendwas Evangelikales beobachten kann.«

Ich behaupte jetzt einfach mal: Intolerant ist, dass die FIFA gläubigen Fußballspielern verbietet, ihren Glauben dezent zu bekennen.

Hier der Mitschnitt: Kicken für Christus.

Nooke: Mission ist Menschenrecht

Der frühere Menschenrechts- und jetzige Afrikabeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), hat auf dem Ökumenischen Kirchentag in München religiöse Mission als ein Menschenrecht bezeichnet. »Der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 zufolge beinhaltet die Religionsfreiheit auch das Recht, über seinen Glauben zu reden und ihn zu lehren. Religion ist keine Privatangelegenheit, wie manche meinen«, sagte er am Samstag bei einem Podiumsgespräch zum Thema Mission.

Nachrichtenagentur Zenit berichtet:

Anlass der Veranstaltung war die Mediendebatte im Sommer 2009 um entführte Deutsche im Jemen, die mutmaßlich auch von evangelikalen Missionsgedanken zu ihrer Arbeit in dem Land inspiriert wurden. Evangelikale Medien hatten die Entführten als Märtyrer in der Nachfolge Christi gepriesen, das ZDF-Magazin »Frontal 21« hatte ihre Motivation jedoch in engen Zusammenhang mit der Motivation islamistischer Selbstmordattentäter gestellt. Der Beauftragte der Bundesregierung sagte dazu heute in München: »Wir dürfen nicht irgendwelchen Moderatoren, die nichts von Religion verstehen, das Feld überlassen. Es ist eine völlige Verkehrung der Realität, wenn die Entführer und Mörder plötzlich dastehen, als seien sie im Recht.«

Hier mehr: www.zenit.org.

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